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Beatus, Georg: Amphitheatrvm Naturae, Schawplatz Menschlicher Herzlichkeit. Frankfurt, 1614.

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Man samlet aber das Oel also: Im Mertzen schneidet man Schnit oder in den Stauden/ vnnd bindet vnter den Schnitt Baumwollen vmb den Stauden/ darmit kein Tröpfflein verfliesse.

Vnter den Schnitt hängt man ein Silbern Gefeßlein/ darein man den trieffenden Safft auffange. Wann dann der Staude zu tröpffe auffhöret/ so schneidet man die Oberspitzlein ab/ vnd seut sie in Wasser/ biß das Oel herauß kömmet/ das schwim met im Wasser/ ist aber dem vorigen nicht gleich/ weder an werth noch an Farbe.

Es ist aber der Balsam so kräfftig/ daß wann man ein Fleisch darmit bestreichet / dasselbige lange Zeit gesund vnd rein bleibet/ daß es weder faul noch stinckent wird. So man deß getröpfften Oels in die Handt nimpt/ sch[unleserliches Material] es einem durch die Handt hindurch. Die grossen Herren pflantzens auch so in der Statt Alcair wohnen/ in jhren Lustgärten.

Im rothen Meer/ wie dann auch an andern Orten/ wachsen auch Corallen. Es wächset nemblich ein reissiges oder stautiges Kraut im Meer/ das ist im Wasser gantz weich vnnd ästig/ so mans aber mit einem Garn oder Eisen herauß zeugt/ wird es von stund an roth vnd verwandelt sich in einen Stein/ vnnd je röhter es ist/ je köstlicher es ist.

Die Statt Alexandria in Egypten welche Alexander Magnus gebawet hat/ vnd da begraben ligt/ ist vorzeiten ein Mittel gewesen/ dahin auff dem rothen Mer vnnd Nilo die Indianischen Gewürtz vnd Wahren zu vns in Europam sin gebracht vnnd abgeladen worden / aber nach dem man den Weg vmb Africa erfunden/ welches erst durch Valco de Game einen Portugaleser Anno Christi 1497 geschehen ist/ führet mans nun in Africam her nach Liffebon in Portungal. Daher dem Egyptischen Sultan ein sehr grosser Zoll abgangen vnnd entzogen worden/ welches er dann mit sehr grossem Vnwillen geschehen left/ vnnd kans nicht verwehren.

Bey Alexandria lag vorzeiten die Insel Pharos im Mittelländischen Meer/ welche nunmehr durch Keyser Eleopatram an der Statt Alexandriae Boden gehefftet ist.

Es ligt aber Alexandria näher zu vns an dem Fluß Nili/ welcher Caponicum heisset.

Alcair weiter inß Landt hinein. Durch Abbruch der Alexandrischen Schiffart ist auch den Venedigern vnnd Siciliern ein grosser Verlust entstanden/ weil der fertige Weg durchs Atlandische Meer nunmehr von Portugalesern/ von Holländern vnd Engelländern gefahren wird.

Man samlet aber das Oel also: Im Mertzen schneidet man Schnit oder in den Stauden/ vnnd bindet vnter den Schnitt Baumwollen vmb den Stauden/ darmit kein Tröpfflein verfliesse.

Vnter den Schnitt hängt man ein Silbern Gefeßlein/ darein man den trieffenden Safft auffange. Wann dann der Staude zu tröpffë auffhöret/ so schneidet man die Oberspitzlein ab/ vnd seut sie in Wasser/ biß das Oel herauß kömmet/ das schwim met im Wasser/ ist aber dem vorigen nicht gleich/ weder an werth noch an Farbe.

Es ist aber der Balsam so kräfftig/ daß wann man ein Fleisch darmit bestreichet / dasselbige lange Zeit gesund vnd rein bleibet/ daß es weder faul noch stinckent wird. So man deß getröpfften Oels in die Handt nimpt/ sch[unleserliches Material] es einem durch die Handt hindurch. Die grossen Herren pflantzens auch so in der Statt Alcair wohnen/ in jhren Lustgärten.

Im rothen Meer/ wie dann auch an andern Orten/ wachsen auch Corallen. Es wächset nemblich ein reissiges oder stautiges Kraut im Meer/ das ist im Wasser gantz weich vnnd ästig/ so mans aber mit einem Garn oder Eisen herauß zeugt/ wird es von stund an roth vnd verwandelt sich in einen Stein/ vnnd je röhter es ist/ je köstlicher es ist.

Die Statt Alexandria in Egypten welche Alexander Magnus gebawet hat/ vnd da begraben ligt/ ist vorzeiten ein Mittel gewesen/ dahin auff dem rothen Mer vnnd Nilo die Indianischen Gewürtz vnd Wahren zu vns in Europam sin gebracht vnnd abgeladen worden / aber nach dem man den Weg vmb Africa erfunden/ welches erst durch Valco de Game einen Portugaleser Anno Christi 1497 geschehen ist/ führet mans nun in Africam her nach Liffebon in Portungal. Daher dem Egyptischen Sultan ein sehr grosser Zoll abgangen vnnd entzogen worden/ welches er dann mit sehr grossem Vnwillen geschehen left/ vnnd kans nicht verwehren.

Bey Alexandria lag vorzeiten die Insel Pharos im Mittelländischen Meer/ welche nunmehr durch Keyser Eleopatram an der Statt Alexandriae Boden gehefftet ist.

Es ligt aber Alexandria näher zu vns an dem Fluß Nili/ welcher Caponicum heisset.

Alcair weiter inß Landt hinein. Durch Abbruch der Alexandrischen Schiffart ist auch den Venedigern vnnd Siciliern ein grosser Verlust entstanden/ weil der fertige Weg durchs Atlandische Meer nunmehr von Portugalesern/ von Holländern vnd Engelländern gefahren wird.

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[297/0317] Man samlet aber das Oel also: Im Mertzen schneidet man Schnit oder in den Stauden/ vnnd bindet vnter den Schnitt Baumwollen vmb den Stauden/ darmit kein Tröpfflein verfliesse. Vnter den Schnitt hängt man ein Silbern Gefeßlein/ darein man den trieffenden Safft auffange. Wann dann der Staude zu tröpffë auffhöret/ so schneidet man die Oberspitzlein ab/ vnd seut sie in Wasser/ biß das Oel herauß kömmet/ das schwim met im Wasser/ ist aber dem vorigen nicht gleich/ weder an werth noch an Farbe. Es ist aber der Balsam so kräfftig/ daß wann man ein Fleisch darmit bestreichet / dasselbige lange Zeit gesund vnd rein bleibet/ daß es weder faul noch stinckent wird. So man deß getröpfften Oels in die Handt nimpt/ sch_ es einem durch die Handt hindurch. Die grossen Herren pflantzens auch so in der Statt Alcair wohnen/ in jhren Lustgärten. Im rothen Meer/ wie dann auch an andern Orten/ wachsen auch Corallen. Es wächset nemblich ein reissiges oder stautiges Kraut im Meer/ das ist im Wasser gantz weich vnnd ästig/ so mans aber mit einem Garn oder Eisen herauß zeugt/ wird es von stund an roth vnd verwandelt sich in einen Stein/ vnnd je röhter es ist/ je köstlicher es ist. Die Statt Alexandria in Egypten welche Alexander Magnus gebawet hat/ vnd da begraben ligt/ ist vorzeiten ein Mittel gewesen/ dahin auff dem rothen Mer vnnd Nilo die Indianischen Gewürtz vnd Wahren zu vns in Europam sin gebracht vnnd abgeladen worden / aber nach dem man den Weg vmb Africa erfunden/ welches erst durch Valco de Game einen Portugaleser Anno Christi 1497 geschehen ist/ führet mans nun in Africam her nach Liffebon in Portungal. Daher dem Egyptischen Sultan ein sehr grosser Zoll abgangen vnnd entzogen worden/ welches er dann mit sehr grossem Vnwillen geschehen left/ vnnd kans nicht verwehren. Bey Alexandria lag vorzeiten die Insel Pharos im Mittelländischen Meer/ welche nunmehr durch Keyser Eleopatram an der Statt Alexandriae Boden gehefftet ist. Es ligt aber Alexandria näher zu vns an dem Fluß Nili/ welcher Caponicum heisset. Alcair weiter inß Landt hinein. Durch Abbruch der Alexandrischen Schiffart ist auch den Venedigern vnnd Siciliern ein grosser Verlust entstanden/ weil der fertige Weg durchs Atlandische Meer nunmehr von Portugalesern/ von Holländern vnd Engelländern gefahren wird.

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Zitationshilfe: Beatus, Georg: Amphitheatrvm Naturae, Schawplatz Menschlicher Herzlichkeit. Frankfurt, 1614, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beatus_amphitheatrum_1614/317>, abgerufen am 24.11.2024.