Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beatus, Georg: Amphitheatrvm Naturae, Schawplatz Menschlicher Herzlichkeit. Frankfurt, 1614.

Bild:
<< vorherige Seite

sen sich hauffenweis finden lassen/ so man jrer bedarff/ sie halten kein werck statt/ sondern kommen einem jeden ins hauß/ schneiden jm das haar ab vmb ein gering gelt / säuberen einem auch die nägel an händen vnd füssen/ auch fegen sie einem die ohren vnd zän/ vnd reiben die beine vnd den leib/ sie nöthigen sich so sehr einem zu dienen/ daß man sie schwerlich kan von dem hauß abweisen/ In summa man kan jhrer vmb ein gering schlecht gelt sehr wol geniessen/ vnd sie bekommen noch wol offimahls von den Portugalesern schläge darzu/ dargegen sie sich im geringesten nit wehren/ sondern ziehen die schultern ein vnd haben patientz.

Heydnische Medici. In Goa sind auch viel Heydnische Medici, welche sich grauitetisch halten mit jren Hüten für die Sonne/ gleich wie die Portugaleser thun/ welches sonsten die andere Heyden nicht im brauch haben/ als nur was Legation anlangt/ vnd etliche sürtreffliche Kauffleut: Es curirn vnnd visitirn diese Heydnische Medici nit allein die andere Heyden/ sonder auff die Portugesen selbsten/ ja auch den Viceroy vnd den Ertzbischoffen/ es verlassen sich auch alle Münch vnnd Pfaffen mehr auff dise Medicos, vnd vertrawen jnen besser/ als jren eigenen Portugesen/ daher sie dann groß gelt gewinnen vnd sehr geachtet vnd geehret werden. Die Bawren/ vnd welche sich auff dem Lande in der Insel Coa vnd in den vmbliegenden orthen nehren/ sind meisteniheiln getauffte Christen/ jedoch ist ein geringer vnterscheid Getauffte bleiben auff der Heyden weiß. zwischen jhnen vnd andern Heyden / dieweil sie von jhrer heydnischen weiß vnd Aberglauben schwerlich können ablassen / welches man jnen dann zum theil zugibt vnd etlicher massen gestattet von wegen der andern Heyden/ nemblich damit man sie heribey locke/ vnnd dann auch dieweil man sie anders schwerlich kan vberreden.

Nutz der Wechsler. Es sitzen auch an allen Ecken der strassen vnd an vielen andern orthen in der Statt Wechseler/ welche sie nennen Xaraffos, so da allesampt Indianische Christen sind: Dieselbige sind vber die massen just in jrer rechnung / vnd abgericht das gelt zu kennen vnd zu vnterscheidne/ ohn diese darff man keine summa geldts empfangen/ dieweil viel falsch Müntz mit vnter laufft also daß es nit müglich ist / dieselbige von der guten müntz zu vnterscheiden es geschehe dann durch Xaraffos/ welche nur mit einem halben Auge dieselbige zu kennen w[i]ssen.

Jedes Hand werck heyrath zusammen. Die Indianische Heyden haben ein gebrauch/ daß niemand seine narung oder Handthierung verenderen darff/ Sondern es muß ein jeder bey der Handthierung verbleiben/ welche seine Eltern getrieben haben/ auch verheyraten sie sich an die Töchter/ welche in dem selbigen Handwerck oder Handthierung gebohren sind/ gleich ob es besondere eigene geschlecht oder nationen weren/ vnd es wird so steiss bey jnen gehalten/ daß sie auch vnter einander vnterscheiden sind/ gleich wie besondere Nationen vnd eigene Geschlechten.

sen sich hauffenweis finden lassen/ so man jrer bedarff/ sie halten kein werck statt/ sondern kom̃en einem jeden ins hauß/ schneiden jm das haar ab vmb ein gering gelt / säuberen einem auch die nägel an händen vnd füssen/ auch fegen sie einem die ohren vnd zän/ vnd reiben die beine vnd den leib/ sie nöthigen sich so sehr einem zu dienen/ daß man sie schwerlich kan võ dem hauß abweisen/ In summa man kan jhrer vmb ein gering schlecht gelt sehr wol geniessen/ vnd sie bekommẽ noch wol offimahls von den Portugalesern schläge darzu/ dargegen sie sich im geringesten nit wehren/ sondern ziehen die schultern ein vnd haben patientz.

Heydnische Medici. In Goa sind auch viel Heydnische Medici, welche sich grauitetisch halten mit jren Hüten für die Sonne/ gleich wie die Portugaleser thun/ welches sonsten die andere Heyden nicht im brauch haben/ als nur was Legation anlangt/ vnd etliche sürtreffliche Kauffleut: Es curirn vnnd visitirn diese Heydnische Medici nit allein die andere Heyden/ sonder auff die Portugesen selbsten/ ja auch den Viceroy vnd den Ertzbischoffen/ es verlassen sich auch alle Münch vnnd Pfaffen mehr auff dise Medicos, vnd vertrawen jnen besser/ als jren eigenen Portugesen/ daher sie dann groß gelt gewinnen vnd sehr geachtet vnd geehret werden. Die Bawren/ vnd welche sich auff dem Lande in der Insel Coa vnd in den vmbliegenden orthen nehren/ sind meisteniheiln getauffte Christẽ/ jedoch ist ein geringer vnterscheid Getauffte bleibẽ auff der Heyden weiß. zwischen jhnen vnd andern Heyden / dieweil sie von jhrer heydnischen weiß vnd Aberglauben schwerlich können ablassen / welches man jnen dañ zum theil zugibt vnd etlicher massen gestattet von wegen der andern Heyden/ nemblich damit man sie heribey locke/ vnnd dann auch dieweil man sie anders schwerlich kan vberreden.

Nutz der Wechsler. Es sitzen auch an allen Ecken der strassen vnd an vielen andern orthen in der Statt Wechseler/ welche sie nennen Xaraffos, so da allesampt Indianische Christen sind: Dieselbige sind vber die massen just in jrer rechnung / vnd abgericht das gelt zu kennen vnd zu vnterscheidne/ ohn diese darff man keine summa geldts empfangen/ dieweil viel falsch Müntz mit vnter laufft also daß es nit müglich ist / dieselbige von der guten müntz zu vnterscheiden es geschehe dann durch Xaraffos/ welche nur mit einem halben Auge dieselbige zu kennen w[i]ssen.

Jedes Hand werck heyrath zusammen. Die Indianische Heyden haben ein gebrauch/ daß niemand seine narung oder Handthierung verenderen darff/ Sondern es muß ein jeder bey der Handthierung verbleiben/ welche seine Eltern getriebẽ haben/ auch verheyraten sie sich an die Töchter/ welche in dem selbigen Handwerck oder Handthierung gebohren sind/ gleich ob es besondere eigene geschlecht oder nationen weren/ vnd es wird so steiss bey jnen gehalten/ daß sie auch vnter einander vnterscheiden sind/ gleich wie besondere Nationen vnd eigene Geschlechten.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0370" n="350"/>
sen sich            hauffenweis finden lassen/ so man jrer bedarff/ sie halten kein werck statt/ sondern            kom&#x0303;en einem jeden ins hauß/ schneiden jm das haar ab vmb ein gering gelt /            säuberen einem auch die nägel an händen vnd füssen/ auch fegen sie einem die ohren vnd            zän/ vnd reiben die beine vnd den leib/ sie nöthigen sich so sehr einem zu dienen/ daß            man sie schwerlich kan vo&#x0303; dem hauß abweisen/ In summa man kan jhrer vmb ein            gering schlecht gelt sehr wol geniessen/ vnd sie bekomme&#x0303; noch wol offimahls von            den Portugalesern schläge darzu/ dargegen sie sich im geringesten nit wehren/ sondern            ziehen die schultern ein vnd haben patientz.</p>
        <p><note place="left">Heydnische Medici.</note> In Goa sind auch viel Heydnische Medici,            welche sich grauitetisch halten mit jren Hüten für die Sonne/ gleich wie die Portugaleser            thun/ welches sonsten die andere Heyden nicht im brauch haben/ als nur was Legation            anlangt/ vnd etliche sürtreffliche Kauffleut: Es curirn vnnd visitirn diese Heydnische            Medici nit allein die andere Heyden/ sonder auff die Portugesen selbsten/ ja auch den            Viceroy vnd den Ertzbischoffen/ es verlassen sich auch alle Münch vnnd Pfaffen mehr auff            dise Medicos, vnd vertrawen jnen besser/ als jren eigenen Portugesen/ daher sie dann            groß gelt gewinnen vnd sehr geachtet vnd geehret werden. Die Bawren/ vnd welche sich auff            dem Lande in der Insel Coa vnd in den vmbliegenden orthen nehren/ sind meisteniheiln            getauffte Christe&#x0303;/ jedoch ist ein geringer vnterscheid <note place="right">Getauffte bleibe&#x0303; auff der Heyden weiß.</note> zwischen jhnen vnd andern Heyden           / dieweil sie von jhrer heydnischen weiß vnd Aberglauben schwerlich können ablassen /            welches man jnen dan&#x0303; zum theil zugibt vnd etlicher massen gestattet von wegen der            andern Heyden/ nemblich damit man sie heribey locke/ vnnd dann auch dieweil man sie            anders schwerlich kan vberreden.</p>
        <p><note place="right">Nutz der Wechsler.</note> Es sitzen auch an allen Ecken der strassen            vnd an vielen andern orthen in der Statt Wechseler/ welche sie nennen Xaraffos, so da            allesampt Indianische Christen sind: Dieselbige sind vber die massen just in jrer rechnung           / vnd abgericht das gelt zu kennen vnd zu vnterscheidne/ ohn diese darff man keine summa            geldts empfangen/ dieweil viel falsch Müntz mit vnter laufft also daß es nit müglich ist           / dieselbige von der guten müntz zu vnterscheiden es geschehe dann durch Xaraffos/ welche            nur mit einem halben Auge dieselbige zu kennen w<supplied>i</supplied>ssen.</p>
        <p><note place="right">Jedes Hand werck heyrath zusammen.</note> Die Indianische Heyden            haben ein gebrauch/ daß niemand seine narung oder Handthierung verenderen darff/ Sondern            es muß ein jeder bey der Handthierung verbleiben/ welche seine Eltern getriebe&#x0303;            haben/ auch verheyraten sie sich an die Töchter/ welche in dem selbigen Handwerck            oder Handthierung gebohren sind/ gleich ob es besondere eigene geschlecht oder nationen            weren/ vnd es wird so steiss bey jnen gehalten/ daß sie auch vnter einander            vnterscheiden sind/ gleich wie besondere Nationen vnd eigene Geschlechten.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[350/0370] sen sich hauffenweis finden lassen/ so man jrer bedarff/ sie halten kein werck statt/ sondern kom̃en einem jeden ins hauß/ schneiden jm das haar ab vmb ein gering gelt / säuberen einem auch die nägel an händen vnd füssen/ auch fegen sie einem die ohren vnd zän/ vnd reiben die beine vnd den leib/ sie nöthigen sich so sehr einem zu dienen/ daß man sie schwerlich kan võ dem hauß abweisen/ In summa man kan jhrer vmb ein gering schlecht gelt sehr wol geniessen/ vnd sie bekommẽ noch wol offimahls von den Portugalesern schläge darzu/ dargegen sie sich im geringesten nit wehren/ sondern ziehen die schultern ein vnd haben patientz. In Goa sind auch viel Heydnische Medici, welche sich grauitetisch halten mit jren Hüten für die Sonne/ gleich wie die Portugaleser thun/ welches sonsten die andere Heyden nicht im brauch haben/ als nur was Legation anlangt/ vnd etliche sürtreffliche Kauffleut: Es curirn vnnd visitirn diese Heydnische Medici nit allein die andere Heyden/ sonder auff die Portugesen selbsten/ ja auch den Viceroy vnd den Ertzbischoffen/ es verlassen sich auch alle Münch vnnd Pfaffen mehr auff dise Medicos, vnd vertrawen jnen besser/ als jren eigenen Portugesen/ daher sie dann groß gelt gewinnen vnd sehr geachtet vnd geehret werden. Die Bawren/ vnd welche sich auff dem Lande in der Insel Coa vnd in den vmbliegenden orthen nehren/ sind meisteniheiln getauffte Christẽ/ jedoch ist ein geringer vnterscheid zwischen jhnen vnd andern Heyden / dieweil sie von jhrer heydnischen weiß vnd Aberglauben schwerlich können ablassen / welches man jnen dañ zum theil zugibt vnd etlicher massen gestattet von wegen der andern Heyden/ nemblich damit man sie heribey locke/ vnnd dann auch dieweil man sie anders schwerlich kan vberreden. Heydnische Medici. Getauffte bleibẽ auff der Heyden weiß. Es sitzen auch an allen Ecken der strassen vnd an vielen andern orthen in der Statt Wechseler/ welche sie nennen Xaraffos, so da allesampt Indianische Christen sind: Dieselbige sind vber die massen just in jrer rechnung / vnd abgericht das gelt zu kennen vnd zu vnterscheidne/ ohn diese darff man keine summa geldts empfangen/ dieweil viel falsch Müntz mit vnter laufft also daß es nit müglich ist / dieselbige von der guten müntz zu vnterscheiden es geschehe dann durch Xaraffos/ welche nur mit einem halben Auge dieselbige zu kennen wissen. Nutz der Wechsler. Die Indianische Heyden haben ein gebrauch/ daß niemand seine narung oder Handthierung verenderen darff/ Sondern es muß ein jeder bey der Handthierung verbleiben/ welche seine Eltern getriebẽ haben/ auch verheyraten sie sich an die Töchter/ welche in dem selbigen Handwerck oder Handthierung gebohren sind/ gleich ob es besondere eigene geschlecht oder nationen weren/ vnd es wird so steiss bey jnen gehalten/ daß sie auch vnter einander vnterscheiden sind/ gleich wie besondere Nationen vnd eigene Geschlechten. Jedes Hand werck heyrath zusammen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beatus_amphitheatrum_1614
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beatus_amphitheatrum_1614/370
Zitationshilfe: Beatus, Georg: Amphitheatrvm Naturae, Schawplatz Menschlicher Herzlichkeit. Frankfurt, 1614, S. 350. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beatus_amphitheatrum_1614/370>, abgerufen am 21.11.2024.