Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683].Seelen-Weißheit. werden müssen. Dann zum Exempel/ die Un-möglichkeit und Unnothwendigkeit der Logic zu erweisen/ so argumentirt solche folgender Gestalt; Alles was das schwereste und fixeste/ auch mit den Hämmern zum meisten ausdehnlichste Corpus ist/ das ist Gold/ aber dieses Stück Metall ist ein solches/ darum ist es Gold; nemlich/ der Schluß (ist der Satz/ praecision, und definition des Gol- des) welchen die Logic durch ihre Form aus fin- den wil/ wer siehet aber nicht/ daß sowol der erste/ als zweyte Satz/ nemlich das suppositum und probandum, alle beyde aus der Erfahrung erst ge- nommen werden müssen/ ohne welche die Logic eine leere Hülse ist. Dann das giebet ein unendli- ches argumentum, wann man also urtheilen wil; Dieser Cörper ist darum dieser Cörper/ weil er dieser oder jener nicht ist/ da dann viel tausend Stück gegen ihn in comparation kommen kön- nen; sondern ex consequenti gehet es viel siche- rer/ dieser Cörper ist darum kein anderer/ weil er dieser ist/ so an Wesenheit/ als Eigenschafft/ daran die Logic auch wiederum offt irret/ als/ das com- pacteste ist das härteste/ und dieses das schwehreste/ dann also müste folgen/ daß Dämant Gold/ und Gold Dämant seyn müste/ dann Gold ist das schwereste/ und doch nicht das härteste und com- pacteste/ hingegen der Dämant das härteste und compacteste/ und doch bey weitem nit das schweh- reste. D ij
Seelen-Weißheit. werden muͤſſen. Dann zum Exempel/ die Un-moͤglichkeit und Unnothwendigkeit der Logic zu erweiſen/ ſo argumentirt ſolche folgender Geſtalt; Alles was das ſchwereſte und fixeſte/ auch mit den Haͤmmern zum meiſten ausdehnlichſte Corpus iſt/ das iſt Gold/ aber dieſes Stuͤck Metall iſt ein ſolches/ darum iſt es Gold; nemlich/ der Schluß (iſt der Satz/ præciſion, und definition des Gol- des) welchen die Logic durch ihre Form aus fin- den wil/ wer ſiehet aber nicht/ daß ſowol der erſte/ als zweyte Satz/ nemlich das ſuppoſitum und probandum, alle beyde aus der Erfahrung erſt ge- nommen werden muͤſſen/ ohne welche die Logic eine leere Huͤlſe iſt. Dann das giebet ein unendli- ches argumentum, wann man alſo urtheilen wil; Dieſer Coͤrper iſt darum dieſer Coͤrper/ weil er dieſer oder jener nicht iſt/ da dann viel tauſend Stuͤck gegen ihn in comparation kommen koͤn- nen; ſondern ex conſequenti gehet es viel ſiche- rer/ dieſer Coͤrper iſt darum kein anderer/ weil er dieſer iſt/ ſo an Weſenheit/ als Eigenſchafft/ daran die Logic auch wiederum offt irret/ als/ das com- pacteſte iſt das haͤrteſte/ uñ dieſes das ſchwehreſte/ dann alſo muͤſte folgen/ daß Daͤmant Gold/ und Gold Daͤmant ſeyn muͤſte/ dann Gold iſt das ſchwereſte/ und doch nicht das haͤrteſte und com- pacteſte/ hingegen der Daͤmant das haͤrteſte und compacteſte/ und doch bey weitem nit das ſchweh- reſte. D ij
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Seelen-Weißheit.
werden muͤſſen. Dann zum Exempel/ die Un-
moͤglichkeit und Unnothwendigkeit der Logic zu
erweiſen/ ſo argumentirt ſolche folgender Geſtalt;
Alles was das ſchwereſte und fixeſte/ auch mit den
Haͤmmern zum meiſten ausdehnlichſte Corpus
iſt/ das iſt Gold/ aber dieſes Stuͤck Metall iſt ein
ſolches/ darum iſt es Gold; nemlich/ der Schluß
(iſt der Satz/ præciſion, und definition des Gol-
des) welchen die Logic durch ihre Form aus fin-
den wil/ wer ſiehet aber nicht/ daß ſowol der erſte/
als zweyte Satz/ nemlich das ſuppoſitum und
probandum, alle beyde aus der Erfahrung erſt ge-
nommen werden muͤſſen/ ohne welche die Logic
eine leere Huͤlſe iſt. Dann das giebet ein unendli-
ches argumentum, wann man alſo urtheilen wil;
Dieſer Coͤrper iſt darum dieſer Coͤrper/ weil er
dieſer oder jener nicht iſt/ da dann viel tauſend
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nen; ſondern ex conſequenti gehet es viel ſiche-
rer/ dieſer Coͤrper iſt darum kein anderer/ weil er
dieſer iſt/ ſo an Weſenheit/ als Eigenſchafft/ daran
die Logic auch wiederum offt irret/ als/ das com-
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dann alſo muͤſte folgen/ daß Daͤmant Gold/ und
Gold Daͤmant ſeyn muͤſte/ dann Gold iſt das
ſchwereſte/ und doch nicht das haͤrteſte und com-
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compacteſte/ und doch bey weitem nit das ſchweh-
reſte.
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