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Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683].

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Seelen-Weißheit.

Psych. Wann GOtt etwas vonnöthen hätte/ so
wäre er freylich der Reicheste/ als der alle Thier/
Kräuter/ Edlestein/ Gold und Silber erschaffen;
Er braucht aber nichts/ weder zur Nahrung/ noch
Gesundheit/ dann seine vollkommene Wesenheit
setzet ihn aus aller Bedürfftigkeit.

105. Phil. Worzu hat er dann so viel Sachen in
diese Welt erschaffen?

Psych. Allein dem Menschen zu gut/ theils daß er
daraus Gottes Majestät und Allmacht erlernen/
theils daß er sich daraus ergetzen/ darüber nach-
sinnen/ GOtt loben und dancken/ theils daß er zur
Bedürfftigkeit seiner Nahrung und Gesundheit
solche gebrauchen solle.

106. Phil. Warum gibts dann so viel arme be-
dürfftige elende Leut in der Welt?

Psych. Aus Mißbrauch der Gaben GOttes/ und
dieser bestehet in dreyerley: Jn zu vielen/ zu we-
nigem/ und in rechtem Gebrauch.

107. Phil. Wie kans dem Menschen übel gehen/ aus
zu vielem Gebrauch der Gaben GOttes?

Psych. GOtt hat den Menschen alle Geschöpffe
zum Gebrauch unterworffen/ sub titulo necessi-
tatis,
die Menschen aber wollen die Sachen ha-
ben und behalten sub titulo propriae possessionis,
(unter eigener Gewalt und Eigenschafft) und da
hängen sie ihr Hertz daran auf dieser Welt/ machen
einen Gott daraus/ suchen ihren Trost darinn/
scheiden ungern darvon/ wollen GOtt gleich seyn/

und
Seelen-Weißheit.

Pſych. Wann GOtt etwas vonnoͤthen haͤtte/ ſo
waͤre er freylich der Reicheſte/ als der alle Thier/
Kraͤuter/ Edleſtein/ Gold und Silber erſchaffen;
Er braucht aber nichts/ weder zur Nahrung/ noch
Geſundheit/ dann ſeine vollkommene Weſenheit
ſetzet ihn aus aller Beduͤrfftigkeit.

105. Phil. Worzu hat er dann ſo viel Sachen in
dieſe Welt erſchaffen?

Pſych. Allein dem Menſchen zu gut/ theils daß er
daraus Gottes Majeſtaͤt und Allmacht erlernen/
theils daß er ſich daraus ergetzen/ daruͤber nach-
ſinnen/ GOtt loben und dancken/ theils daß er zur
Beduͤrfftigkeit ſeiner Nahrung und Geſundheit
ſolche gebrauchen ſolle.

106. Phil. Warum gibts dann ſo viel arme be-
duͤrfftige elende Leut in der Welt?

Pſych. Aus Mißbrauch der Gaben GOttes/ und
dieſer beſtehet in dreyerley: Jn zu vielen/ zu we-
nigem/ und in rechtem Gebrauch.

107. Phil. Wie kans dem Menſchen uͤbel gehen/ aus
zu vielem Gebrauch der Gaben GOttes?

Pſych. GOtt hat den Menſchen alle Geſchoͤpffe
zum Gebrauch unterworffen/ ſub titulo neceſſi-
tatis,
die Menſchen aber wollen die Sachen ha-
ben und behalten ſub titulo propriæ poſſesſionis,
(unter eigener Gewalt und Eigenſchafft) und da
haͤngen ſie ihr Hertz daran auf dieſeꝛ Welt/ machen
einen Gott daraus/ ſuchen ihren Troſt darinn/
ſcheiden ungern darvon/ wollen GOtt gleich ſeyn/

und
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[91/0149] Seelen-Weißheit. Pſych. Wann GOtt etwas vonnoͤthen haͤtte/ ſo waͤre er freylich der Reicheſte/ als der alle Thier/ Kraͤuter/ Edleſtein/ Gold und Silber erſchaffen; Er braucht aber nichts/ weder zur Nahrung/ noch Geſundheit/ dann ſeine vollkommene Weſenheit ſetzet ihn aus aller Beduͤrfftigkeit. 105. Phil. Worzu hat er dann ſo viel Sachen in dieſe Welt erſchaffen? Pſych. Allein dem Menſchen zu gut/ theils daß er daraus Gottes Majeſtaͤt und Allmacht erlernen/ theils daß er ſich daraus ergetzen/ daruͤber nach- ſinnen/ GOtt loben und dancken/ theils daß er zur Beduͤrfftigkeit ſeiner Nahrung und Geſundheit ſolche gebrauchen ſolle. 106. Phil. Warum gibts dann ſo viel arme be- duͤrfftige elende Leut in der Welt? Pſych. Aus Mißbrauch der Gaben GOttes/ und dieſer beſtehet in dreyerley: Jn zu vielen/ zu we- nigem/ und in rechtem Gebrauch. 107. Phil. Wie kans dem Menſchen uͤbel gehen/ aus zu vielem Gebrauch der Gaben GOttes? Pſych. GOtt hat den Menſchen alle Geſchoͤpffe zum Gebrauch unterworffen/ ſub titulo neceſſi- tatis, die Menſchen aber wollen die Sachen ha- ben und behalten ſub titulo propriæ poſſesſionis, (unter eigener Gewalt und Eigenſchafft) und da haͤngen ſie ihr Hertz daran auf dieſeꝛ Welt/ machen einen Gott daraus/ ſuchen ihren Troſt darinn/ ſcheiden ungern darvon/ wollen GOtt gleich ſeyn/ und

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Zitationshilfe: Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683], S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683/149>, abgerufen am 22.11.2024.