Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683].Psychosophia. fort/ wann er sagt: Und das Wort wardFleisch/ nemlich unter andern Jdeen/ die von Ewigkeit her in GOtt waren/ daß sie werden sol- ten/ war auch eine die in der Person Christi Fleisch werden solte/ und diese ward Fleisch/ nemlich ein Mensch/ da dann das Wörtlein ward eine Suc- cessionem temporis bedeutet. Jst also GOTT gar leicht möglich/ seine Jdeen materialisch zu ma- chen/ eben als einem Schreiber/ der seine Gedan- cken zu Papier bringt/ und sichtlich/ auch leßlich und hörend machet/ die vorhin unsichtbar waren/ und allein in den Gedancken/ Jdeen waren. Daß aber einige so neubegierig seyn/ und nachforschen wollen/ was GOtt vor Jdeen habe/ ob er täglich noch neue erschaffe/ oder mehrere und andere her- für bringen könne/ als von Ewigkeit her in ihm seyn/ das überwindet eben die jenige subtile Köpf- fe/ daß es möglich sey/ indem sie selbst täglich solche neue Dinge ersinnen. Doch ist zu wissen/ daß die menschliche Seel keine neue Jdeen kan in ihr vor- bringen/ die ihr nicht an und eingebohren seyn/ sondern muß entweder aus Physicis, oder Meta- physicis etwas entlehnen/ und daraus Chymaeras. machen. 104. Phil. So ist gleichwol alles in GOtt/ und kömmt Psych.
Pſychoſophia. fort/ wann er ſagt: Und das Wort wardFleiſch/ nemlich unter andern Jdeen/ die von Ewigkeit her in GOtt waren/ daß ſie werden ſol- ten/ war auch eine die in der Perſon Chriſti Fleiſch werden ſolte/ und dieſe ward Fleiſch/ nemlich ein Menſch/ da dann das Woͤrtlein ward eine Suc- ceſſionem temporis bedeutet. Jſt alſo GOTT gar leicht moͤglich/ ſeine Jdeen materialiſch zu ma- chen/ eben als einem Schreiber/ der ſeine Gedan- cken zu Papier bringt/ und ſichtlich/ auch leßlich und hoͤrend machet/ die vorhin unſichtbar waren/ und allein in den Gedancken/ Jdeen waren. Daß aber einige ſo neubegierig ſeyn/ und nachforſchen wollen/ was GOtt vor Jdeen habe/ ob er taͤglich noch neue erſchaffe/ oder mehrere und andere her- fuͤr bringen koͤnne/ als von Ewigkeit her in ihm ſeyn/ das uͤberwindet eben die jenige ſubtile Koͤpf- fe/ daß es moͤglich ſey/ indem ſie ſelbſt taͤglich ſolche neue Dinge erſinnen. Doch iſt zu wiſſen/ daß die menſchliche Seel keine neue Jdeen kan in ihr vor- bringen/ die ihr nicht an und eingebohren ſeyn/ ſondern muß entweder aus Phyſicis, oder Meta- phyſicis etwas entlehnen/ und daraus Chymæras. machen. 104. Phil. So iſt gleichwol alles in GOtt/ und koͤmmt Pſych.
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Pſychoſophia.
fort/ wann er ſagt: Und das Wort ward
Fleiſch/ nemlich unter andern Jdeen/ die von
Ewigkeit her in GOtt waren/ daß ſie werden ſol-
ten/ war auch eine die in der Perſon Chriſti Fleiſch
werden ſolte/ und dieſe ward Fleiſch/ nemlich ein
Menſch/ da dann das Woͤrtlein ward eine Suc-
ceſſionem temporis bedeutet. Jſt alſo GOTT
gar leicht moͤglich/ ſeine Jdeen materialiſch zu ma-
chen/ eben als einem Schreiber/ der ſeine Gedan-
cken zu Papier bringt/ und ſichtlich/ auch leßlich
und hoͤrend machet/ die vorhin unſichtbar waren/
und allein in den Gedancken/ Jdeen waren. Daß
aber einige ſo neubegierig ſeyn/ und nachforſchen
wollen/ was GOtt vor Jdeen habe/ ob er taͤglich
noch neue erſchaffe/ oder mehrere und andere her-
fuͤr bringen koͤnne/ als von Ewigkeit her in ihm
ſeyn/ das uͤberwindet eben die jenige ſubtile Koͤpf-
fe/ daß es moͤglich ſey/ indem ſie ſelbſt taͤglich ſolche
neue Dinge erſinnen. Doch iſt zu wiſſen/ daß die
menſchliche Seel keine neue Jdeen kan in ihr vor-
bringen/ die ihr nicht an und eingebohren ſeyn/
ſondern muß entweder aus Phyſicis, oder Meta-
phyſicis etwas entlehnen/ und daraus Chymæras.
machen.
104. Phil. So iſt gleichwol alles in GOtt/ und koͤmmt
alles von ihm her/ und wird alles von ihm erhalten/
muß ja derentwegen nicht allein der Allmaͤchtig-
ſte/ ſondern auch der Reicheſte ſeyn?
Pſych.
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