Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683].Seelen-Weißheit. und Freude/ so man aus Betrachtung so herrli-cher Creaturen schöpffen solte/ werden wenig in Betrachtung gezogen/ und vielmehr darüber ge- künstlet/ geklügelt/ und eigene Weißheit/ als Got- tes Gutthat darinnen herfür gebracht und gewie- sen; das heisset nun/ GOttes Gaben mißbrau- chen/ nemlich/ zu viel brauchen. 108. Phil. Wie braucht man dann GOttes Gaben zu wenig? Psych. Aus Armuth/ wann man entweder von sei- 109. Phil. Wie gebraucht man die Gaben GOttes unrecht? Psych.
Seelen-Weißheit. und Freude/ ſo man aus Betrachtung ſo herrli-cher Creaturen ſchoͤpffen ſolte/ werden wenig in Betrachtung gezogen/ und vielmehr daruͤber ge- kuͤnſtlet/ gekluͤgelt/ und eigene Weißheit/ als Got- tes Gutthat darinnen herfuͤr gebracht und gewie- ſen; das heiſſet nun/ GOttes Gaben mißbrau- chen/ nemlich/ zu viel brauchen. 108. Phil. Wie braucht man dann GOttes Gaben zu wenig? Pſych. Aus Armuth/ wann man entweder von ſei- 109. Phil. Wie gebraucht man die Gaben GOttes unrecht? Pſych.
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Seelen-Weißheit.
und Freude/ ſo man aus Betrachtung ſo herrli-
cher Creaturen ſchoͤpffen ſolte/ werden wenig in
Betrachtung gezogen/ und vielmehr daruͤber ge-
kuͤnſtlet/ gekluͤgelt/ und eigene Weißheit/ als Got-
tes Gutthat darinnen herfuͤr gebracht und gewie-
ſen; das heiſſet nun/ GOttes Gaben mißbrau-
chen/ nemlich/ zu viel brauchen.
108. Phil. Wie braucht man dann GOttes
Gaben zu wenig?
Pſych. Aus Armuth/ wann man entweder von ſei-
nen Eltern nichts ererbt/ oder aus Kranckheit
nichts verdienen kan/ oder was zu gewinnen/ kei-
ne Zeit, Gelegenheit/ Gluͤck/ noch Befoͤrderer hat/
ſondern gepreſt/ verfolgt/ durch Krieg/ Brand/
Diebſtal um das Seinige kommt/ oder was man
ihm ſchuldig iſt/ nicht bekommen kan: oder ſelb-
ſten aus Unwiſſenheit oder Faulheit nichts verdie-
nen/ oder das verdiente verzehren/ verſpielen/ aus-
leyhen/ verſchencken/ oder unbedacht und muth-
willig verſchwenden thut; dann es ſeyn nur
zweyerley Armen in der Welt/ einige/ die viel ha-
ben/ und aus Geitz oder zu groſſer Sparſamkeit
nichts gebrauchen doͤrffen/ andere die gern etwas
gebrauchen und liberal ſeyn wolten/ haben aber
nichts.
109. Phil. Wie gebraucht man die Gaben
GOttes unrecht?
Pſych.
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