Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683].

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

Seelen- Weißheit.

pflege/ thut in dieser Gestalt schleimen/ derent-
wegen von vielen zu täglichem Gebrauch vor un-
gesund gehalten wird/ wiewol ihn die Jndianer/
an statt des Saltzes/ in allen Speisen/ auch die
Engelländer sehr viel gebrauchen. Gleichwol/
damit ich auff den andern Punct komme/ so ist
dem Zucker sehr zu helffen durch Rareficirung/
und Fermentirung seiner candensirten und
concentrirten Substantz/ dann gleichwie der
Most von Wein/ also ohn Verjähren blöhend ma-
chet/ und zu trincken gantz ungesund ist/ hingegen
wann er verjohren/ dem Most gantz widrige
Würckungen thut/ also/ wann der Zucker fer-
mentiret/ und jährend gemacht wird/ so bekemmt
er gantz andere Eigenschafften/ schleimet nicht
mehr/ sondern macht dünn/ treibt den Urin/ den
Stein/ öffnet alle Verstopffungen der Weiber
Zeit/ machet einen guten Magen/ balsamirt das
gantze Geblüt/ machet ein fröliches Gemüth/
und ist beneben ein anmütiger Tranck/ in wel-
chem der beste Gernch/ Geschmack/ und Farbe
ist/ so an einem Getränck in der Welt kan ver-
langet werden/ klar/ starck/ wolschmeckend/ durch-
dringend/ und wird gewißlich keiner/ der dieses
Trancks sich bedienet/ einer Cacochymie/ oder
Cachexie sich zu befahren haben/ viel weniger
von der Lungen-Wasser-Leber-Sucht oder
Stein-Schmertzen geplaget werden; Doch muß

mans

L jv

Seelen- Weißheit.

pflege/ thut in dieſer Geſtalt ſchleimen/ derent-
wegen von vielen zu taͤglichem Gebrauch vor un-
geſund gehalten wird/ wiewol ihn die Jndianer/
an ſtatt des Saltzes/ in allen Speiſen/ auch die
Engellaͤnder ſehr viel gebrauchen. Gleichwol/
damit ich auff den andern Punct komme/ ſo iſt
dem Zucker ſehr zu helffen durch Rareficirung/
und Fermentirung ſeiner candenſirten und
concentrirten Subſtantz/ dann gleichwie der
Moſt von Wein/ alſo ohn Verjaͤhren bloͤhend ma-
chet/ und zu trincken gantz ungeſund iſt/ hingegen
wann er verjohren/ dem Moſt gantz widrige
Wuͤrckungen thut/ alſo/ wann der Zucker fer-
mentiret/ und jaͤhrend gemacht wird/ ſo bekem̃t
er gantz andere Eigenſchafften/ ſchleimet nicht
mehr/ ſondern macht duͤñ/ treibt den Urin/ den
Stein/ oͤffnet alle Verſtopffungen der Weiber
Zeit/ machet einen guten Magen/ balſamirt das
gantze Gebluͤt/ machet ein froͤliches Gemuͤth/
und iſt beneben ein anmuͤtiger Tranck/ in wel-
chem der beſte Gernch/ Geſchmack/ und Farbe
iſt/ ſo an einem Getraͤnck in der Welt kan ver-
langet werden/ klar/ ſtarck/ wolſchmeckend/ durch-
dringend/ und wird gewißlich keiner/ der dieſes
Trancks ſich bedienet/ einer Cacochymie/ oder
Cachexie ſich zu befahren haben/ viel weniger
von der Lungen-Waſſer-Leber-Sucht oder
Stein-Schmertzen geplaget werden; Doch muß

mans

L jv

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0305" n="247"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Seelen- Weißheit.</hi></fw><lb/>
pflege/ thut in die&#x017F;er Ge&#x017F;talt &#x017F;chleimen/ derent-<lb/>
wegen von vielen zu ta&#x0364;glichem Gebrauch vor un-<lb/>
ge&#x017F;und gehalten wird/ wiewol ihn die Jndianer/<lb/>
an &#x017F;tatt des Saltzes/ in allen Spei&#x017F;en/ auch die<lb/>
Engella&#x0364;nder &#x017F;ehr viel gebrauchen. Gleichwol/<lb/>
damit ich auff den andern Punct komme/ &#x017F;o i&#x017F;t<lb/>
dem Zucker &#x017F;ehr zu helffen durch Rareficirung/<lb/>
und Fermentirung &#x017F;einer canden&#x017F;irten und<lb/>
concentrirten Sub&#x017F;tantz/ dann gleichwie der<lb/>
Mo&#x017F;t von Wein/ al&#x017F;o ohn Verja&#x0364;hren blo&#x0364;hend ma-<lb/>
chet/ und zu trincken gantz unge&#x017F;und i&#x017F;t/ hingegen<lb/>
wann er verjohren/ dem Mo&#x017F;t gantz widrige<lb/>
Wu&#x0364;rckungen thut/ al&#x017F;o/ wann der Zucker fer-<lb/>
mentiret/ und ja&#x0364;hrend gemacht wird/ &#x017F;o bekem&#x0303;t<lb/>
er gantz andere Eigen&#x017F;chafften/ &#x017F;chleimet nicht<lb/>
mehr/ &#x017F;ondern macht du&#x0364;n&#x0303;/ treibt den <hi rendition="#fr">U</hi>rin/ den<lb/>
Stein/ o&#x0364;ffnet alle Ver&#x017F;topffungen der Weiber<lb/>
Zeit/ machet einen guten Magen/ bal&#x017F;amirt das<lb/>
gantze Geblu&#x0364;t/ machet ein fro&#x0364;liches Gemu&#x0364;th/<lb/>
und i&#x017F;t beneben ein anmu&#x0364;tiger Tranck/ in wel-<lb/>
chem der be&#x017F;te Gernch/ Ge&#x017F;chmack/ und Farbe<lb/>
i&#x017F;t/ &#x017F;o an einem Getra&#x0364;nck in der Welt kan ver-<lb/>
langet werden/ klar/ &#x017F;tarck/ wol&#x017F;chmeckend/ durch-<lb/>
dringend/ und wird gewißlich keiner/ der die&#x017F;es<lb/>
Trancks &#x017F;ich bedienet/ einer Cacochymie/ oder<lb/>
Cachexie &#x017F;ich zu befahren haben/ viel weniger<lb/>
von der Lungen-Wa&#x017F;&#x017F;er-Leber-Sucht oder<lb/>
Stein-Schmertzen geplaget werden; Doch muß<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">L jv</fw><fw place="bottom" type="catch">mans</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[247/0305] Seelen- Weißheit. pflege/ thut in dieſer Geſtalt ſchleimen/ derent- wegen von vielen zu taͤglichem Gebrauch vor un- geſund gehalten wird/ wiewol ihn die Jndianer/ an ſtatt des Saltzes/ in allen Speiſen/ auch die Engellaͤnder ſehr viel gebrauchen. Gleichwol/ damit ich auff den andern Punct komme/ ſo iſt dem Zucker ſehr zu helffen durch Rareficirung/ und Fermentirung ſeiner candenſirten und concentrirten Subſtantz/ dann gleichwie der Moſt von Wein/ alſo ohn Verjaͤhren bloͤhend ma- chet/ und zu trincken gantz ungeſund iſt/ hingegen wann er verjohren/ dem Moſt gantz widrige Wuͤrckungen thut/ alſo/ wann der Zucker fer- mentiret/ und jaͤhrend gemacht wird/ ſo bekem̃t er gantz andere Eigenſchafften/ ſchleimet nicht mehr/ ſondern macht duͤñ/ treibt den Urin/ den Stein/ oͤffnet alle Verſtopffungen der Weiber Zeit/ machet einen guten Magen/ balſamirt das gantze Gebluͤt/ machet ein froͤliches Gemuͤth/ und iſt beneben ein anmuͤtiger Tranck/ in wel- chem der beſte Gernch/ Geſchmack/ und Farbe iſt/ ſo an einem Getraͤnck in der Welt kan ver- langet werden/ klar/ ſtarck/ wolſchmeckend/ durch- dringend/ und wird gewißlich keiner/ der dieſes Trancks ſich bedienet/ einer Cacochymie/ oder Cachexie ſich zu befahren haben/ viel weniger von der Lungen-Waſſer-Leber-Sucht oder Stein-Schmertzen geplaget werden; Doch muß mans L jv

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): CC BY-SA 4.0.
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683/305
Zitationshilfe:	Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683], S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683/305>, abgerufen am 22.11.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.