Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683].Psychosophia. noch einander anschauen kan: wann man zu vieloder gar keine Kinder hat: wann dieselbige ster- ben oder übel gerathen: wann man böse Schwie- ger-Vätter und Schwieger-Mütter/ untreue Schwäger und leichtfertiges Gesind hat: Mit einem Wort/ viel tausend solche Ungelegenhei- ten/ und dann daß in dem Freyen oder Kuppeln selbst sich Leute gebrauchen lassen/ welche mei- stens untreu seyn/ mehr auff den Kuppel-Peltz und ihren Nutzen/ als auff den heuratheten Par- theyen Wolfahrt bedacht/ machen den Ehstand leichtlich zum Wehstand. Derentwegen sich ein jeder/ der heurathen wil/ billich vorzusehen/ und sich die Vorsichtigkeit und Langweiligkeit im heurathen/ vor zwey allgemeine Gründe zu se- tzen hat. 139. Phil. Dafür habe ich mich nicht zu förchten/ Psych. Fünff Puncten. Erstlich: Daß man Zwey-
Pſychoſophia. noch einander anſchauen kan: wañ man zu vieloder gar keine Kinder hat: wann dieſelbige ſter- ben oder uͤbel gerathen: wann man boͤſe Schwie- ger-Vaͤtter und Schwieger-Muͤtter/ untreue Schwaͤger und leichtfertiges Geſind hat: Mit einem Wort/ viel tauſend ſolche Ungelegenhei- ten/ und dañ daß in dem Freyen oder Kuppeln ſelbſt ſich Leute gebrauchen laſſen/ welche mei- ſtens untreu ſeyn/ mehr auff den Kuppel-Peltz und ihren Nutzen/ als auff den heuratheten Par- theyen Wolfahrt bedacht/ machen den Ehſtand leichtlich zum Wehſtand. Derentwegen ſich ein jeder/ der heurathen wil/ billich vorzuſehen/ und ſich die Vorſichtigkeit und Langweiligkeit im heurathen/ vor zwey allgemeine Gruͤnde zu ſe- tzen hat. 139. Phil. Dafuͤr habe ich mich nicht zu foͤrchten/ Pſych. Fuͤnff Puncten. Erſtlich: Daß man Zwey-
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Pſychoſophia.
noch einander anſchauen kan: wañ man zu viel
oder gar keine Kinder hat: wann dieſelbige ſter-
ben oder uͤbel gerathen: wann man boͤſe Schwie-
ger-Vaͤtter und Schwieger-Muͤtter/ untreue
Schwaͤger und leichtfertiges Geſind hat: Mit
einem Wort/ viel tauſend ſolche Ungelegenhei-
ten/ und dañ daß in dem Freyen oder Kuppeln
ſelbſt ſich Leute gebrauchen laſſen/ welche mei-
ſtens untreu ſeyn/ mehr auff den Kuppel-Peltz
und ihren Nutzen/ als auff den heuratheten Par-
theyen Wolfahrt bedacht/ machen den Ehſtand
leichtlich zum Wehſtand. Derentwegen ſich ein
jeder/ der heurathen wil/ billich vorzuſehen/ und
ſich die Vorſichtigkeit und Langweiligkeit im
heurathen/ vor zwey allgemeine Gruͤnde zu ſe-
tzen hat.
139. Phil. Dafuͤr habe ich mich nicht zu foͤrchten/
dann ich gehe ſchon zwantzig Jahr mit einem Heu-
rath umb/ und foͤrchte noch/ meine Braut werde vor
der Hochzeit ſterben/ oder nicht mehr alle Zaͤhn zu
mir ins Bette bringen/ ſage du mir aber gleich-
wol/ was iſt inſonderheit im heurathen
in Obacht zu nehmen?
Pſych. Fuͤnff Puncten. Erſtlich: Daß man
auff den Glauben und die Religion
ſchaue/ dann es gibt ſelten eine gute Ehe/
wo die jenige/ ſo bey einander im Bette ſchlaf-
fen/ einander in ihrem Glauben verdammen.
Zwey-
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