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Bechstein, Ludwig: Der Dunkelgraf. Frankfurt (Main), 1854.

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sein Freund sich vielleicht die Lorbeeren der Schlachten pflückte. Sie sah im Geist den Freund ihres Herzens verwundet und sich als seine liebevolle Pflegerin. Frau Windt aber antwortete: Das möchte ich nicht einmal wissen; am Besten, sie würde gar nicht gebraucht, da brennte ich das Zeug zu Zunder und steckte mein Licht an ihm an; wär' auch ein guter Gebrauch, besser als der, für den diese Leinwand bestimmt ist, nämlich Solchen zu dienen, deren Lebenslicht mit dem Erlöschen bedroht ist.

Das Kind begann in dieser Zeit etwas Holländisch und etwas Deutsch sprechen zu lernen, und die beiden Frauen ertheilten ihm den Unterricht so eifrig und vortrefflich, daß bald sein Deutsch äußerst holländisch und sein Holländisch äußerst deutsch klang, was manchen Anlaß zum Lachen gab.

Mit leiser, längst auf dem Herzen getragener Frage wandte sich in dieser traulichen Stunde, und indem sie mit wahrhaft mütterlichem Wohlgefallen auf die Kleine blickte, Frau Windt an Anges: Sie wollten mir immer von dem schönen Kinde erzählen, meine Beste! Heute hätten wir Zeit; es ist außen einmal etwas ruhig; mein Mann ist nach Arnhem geritten, halb in Geschäften und halb aus Neugierde, um den Grafen von Artois zu sehen, den Mann, der sich für den künftigen König von Frankreich hält, aber nichts thut, sein Königreich wieder zu gewinnen. Er wohnt als Gast auf der Sip, einem Gute des Herrn von Brantsen, nur ein halbes Stündchen von Arnhem, und ist umgeben von einem kleinen Kreise Emigranten, welche alle denken wie der Herr Graf von Artois, und ihr Königthum in Gedanken mit sich herumtragen, wie die Juden ihre Bundeslade auf der Reise durch die Wüste. Der Herzog von York hat gestern beim Grafen von Artois gespeist; auf dem Park wohnt der Prinz Louis von Rohan; gestern ist auch der Kurfürst von Köln in Arnhem angekommen, und der tapfere und berühmte Kriegsheld Graf von Clairfait. Man spricht davon, daß das Hauptquartier der verbündeten niederländischen und holländischen Armee nach Arnhem gelegt werden soll.

Ein flüchtiges Roth flog auf Anges zarte Wangen bei einem der Namen, welche Frau Windt ihr nannte, diese bemerkte dasselbe aber kaum, oder schob es auf Rechnung ihrer Aufforderung an die junge Freundin, ihr Etwas mitzutheilen, was Anges bisher immer mit

sein Freund sich vielleicht die Lorbeeren der Schlachten pflückte. Sie sah im Geist den Freund ihres Herzens verwundet und sich als seine liebevolle Pflegerin. Frau Windt aber antwortete: Das möchte ich nicht einmal wissen; am Besten, sie würde gar nicht gebraucht, da brennte ich das Zeug zu Zunder und steckte mein Licht an ihm an; wär’ auch ein guter Gebrauch, besser als der, für den diese Leinwand bestimmt ist, nämlich Solchen zu dienen, deren Lebenslicht mit dem Erlöschen bedroht ist.

Das Kind begann in dieser Zeit etwas Holländisch und etwas Deutsch sprechen zu lernen, und die beiden Frauen ertheilten ihm den Unterricht so eifrig und vortrefflich, daß bald sein Deutsch äußerst holländisch und sein Holländisch äußerst deutsch klang, was manchen Anlaß zum Lachen gab.

Mit leiser, längst auf dem Herzen getragener Frage wandte sich in dieser traulichen Stunde, und indem sie mit wahrhaft mütterlichem Wohlgefallen auf die Kleine blickte, Frau Windt an Angés: Sie wollten mir immer von dem schönen Kinde erzählen, meine Beste! Heute hätten wir Zeit; es ist außen einmal etwas ruhig; mein Mann ist nach Arnhem geritten, halb in Geschäften und halb aus Neugierde, um den Grafen von Artois zu sehen, den Mann, der sich für den künftigen König von Frankreich hält, aber nichts thut, sein Königreich wieder zu gewinnen. Er wohnt als Gast auf der Sip, einem Gute des Herrn von Brantsen, nur ein halbes Stündchen von Arnhem, und ist umgeben von einem kleinen Kreise Emigranten, welche alle denken wie der Herr Graf von Artois, und ihr Königthum in Gedanken mit sich herumtragen, wie die Juden ihre Bundeslade auf der Reise durch die Wüste. Der Herzog von York hat gestern beim Grafen von Artois gespeist; auf dem Park wohnt der Prinz Louis von Rohan; gestern ist auch der Kurfürst von Köln in Arnhem angekommen, und der tapfere und berühmte Kriegsheld Graf von Clairfait. Man spricht davon, daß das Hauptquartier der verbündeten niederländischen und holländischen Armee nach Arnhem gelegt werden soll.

Ein flüchtiges Roth flog auf Angés zarte Wangen bei einem der Namen, welche Frau Windt ihr nannte, diese bemerkte dasselbe aber kaum, oder schob es auf Rechnung ihrer Aufforderung an die junge Freundin, ihr Etwas mitzutheilen, was Angés bisher immer mit

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          <p>Mit leiser, längst auf dem Herzen getragener Frage wandte sich in dieser traulichen Stunde, und indem sie mit wahrhaft mütterlichem Wohlgefallen auf die Kleine blickte, Frau Windt an Angés: Sie wollten mir immer von dem schönen Kinde erzählen, meine Beste! Heute hätten wir Zeit; es ist außen einmal etwas ruhig; mein Mann ist nach Arnhem geritten, halb in Geschäften und halb aus Neugierde, um den Grafen von Artois zu sehen, den Mann, der sich für den künftigen König von Frankreich hält, aber nichts thut, sein Königreich wieder zu gewinnen. Er wohnt als Gast auf der Sip, einem Gute des Herrn von Brantsen, nur ein halbes Stündchen von Arnhem, und ist umgeben von einem kleinen Kreise Emigranten, welche alle denken wie der Herr Graf von Artois, und ihr Königthum in Gedanken mit sich herumtragen, wie die Juden ihre Bundeslade auf der Reise durch die Wüste. Der Herzog von York hat gestern beim Grafen von Artois gespeist; auf dem Park wohnt der Prinz Louis von Rohan; gestern ist auch der Kurfürst von Köln in Arnhem angekommen, und der tapfere und berühmte Kriegsheld Graf von Clairfait. Man spricht davon, daß das Hauptquartier der verbündeten niederländischen und holländischen Armee nach Arnhem gelegt werden soll.</p>
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[179/0183] sein Freund sich vielleicht die Lorbeeren der Schlachten pflückte. Sie sah im Geist den Freund ihres Herzens verwundet und sich als seine liebevolle Pflegerin. Frau Windt aber antwortete: Das möchte ich nicht einmal wissen; am Besten, sie würde gar nicht gebraucht, da brennte ich das Zeug zu Zunder und steckte mein Licht an ihm an; wär’ auch ein guter Gebrauch, besser als der, für den diese Leinwand bestimmt ist, nämlich Solchen zu dienen, deren Lebenslicht mit dem Erlöschen bedroht ist. Das Kind begann in dieser Zeit etwas Holländisch und etwas Deutsch sprechen zu lernen, und die beiden Frauen ertheilten ihm den Unterricht so eifrig und vortrefflich, daß bald sein Deutsch äußerst holländisch und sein Holländisch äußerst deutsch klang, was manchen Anlaß zum Lachen gab. Mit leiser, längst auf dem Herzen getragener Frage wandte sich in dieser traulichen Stunde, und indem sie mit wahrhaft mütterlichem Wohlgefallen auf die Kleine blickte, Frau Windt an Angés: Sie wollten mir immer von dem schönen Kinde erzählen, meine Beste! Heute hätten wir Zeit; es ist außen einmal etwas ruhig; mein Mann ist nach Arnhem geritten, halb in Geschäften und halb aus Neugierde, um den Grafen von Artois zu sehen, den Mann, der sich für den künftigen König von Frankreich hält, aber nichts thut, sein Königreich wieder zu gewinnen. Er wohnt als Gast auf der Sip, einem Gute des Herrn von Brantsen, nur ein halbes Stündchen von Arnhem, und ist umgeben von einem kleinen Kreise Emigranten, welche alle denken wie der Herr Graf von Artois, und ihr Königthum in Gedanken mit sich herumtragen, wie die Juden ihre Bundeslade auf der Reise durch die Wüste. Der Herzog von York hat gestern beim Grafen von Artois gespeist; auf dem Park wohnt der Prinz Louis von Rohan; gestern ist auch der Kurfürst von Köln in Arnhem angekommen, und der tapfere und berühmte Kriegsheld Graf von Clairfait. Man spricht davon, daß das Hauptquartier der verbündeten niederländischen und holländischen Armee nach Arnhem gelegt werden soll. Ein flüchtiges Roth flog auf Angés zarte Wangen bei einem der Namen, welche Frau Windt ihr nannte, diese bemerkte dasselbe aber kaum, oder schob es auf Rechnung ihrer Aufforderung an die junge Freundin, ihr Etwas mitzutheilen, was Angés bisher immer mit

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Zitationshilfe: Bechstein, Ludwig: Der Dunkelgraf. Frankfurt (Main), 1854, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bechstein_dunkelgraf_1854/183>, abgerufen am 24.11.2024.