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Bechstein, Ludwig: Der Dunkelgraf. Frankfurt (Main), 1854.

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verkündete. Diese beiden jungen Herren hatten sich ein wenig abgesondert, ohne daß es auffiel, und ihr Gespräch galt nicht dem belagerten Nimwegen, nicht dem Hauptquartier, nicht den Armeen -- es galt nur einem kleinen Kinde.

Deine beiden Günstlinge vermisse ich, den Grafen und den Kaufmann, die Hauptleute beim reitenden Jägercorps Rhoon -- sprach der fremde Prinz.

Wo die sind, kann ich mir wohl denken, mein theurer Henri! entgegnete der Prinz Statthalter, und du sollst sie sehen, doch glaube ich, dir ungleich Anziehenderes im Kastell Doorwerth, dem Besitzthum meines theueren Freundes des Grafen von Rhoon und Pendrecht, zeigen zu können.

Hier? Und mir? Wie so, Oranien?

Erinnere dich einmal, mein theuerster Henri, entgegnete der Erbprinz: jener schönen und unvergeßlichen Stunde, in der wir den Bund unserer Herzen schlossen, voll jugendlicher Träume, die wir ja hoffentlich noch nicht ganz ausgeträumt haben. Ich gestand dir meine Liebe zu meiner angebeteten Louise, der Tochter des Königs Friedrich Wilhelm des Zweiten zu Preußen, deren hochbeglückter Mann ich dann -- zur unaussprechlichen Freude meiner Mutter wurde, welche Louise wie eine leibliche Tochter liebt. Du gestandest mir deine Liebe, über welche Zeit und Verhältnisse dich zwangen, den Schleier des Geheimnisses zu decken. Du gestandest mir Alles, denn jedes Menschenherz hat den Drang, in irgend ein Herz sein Geheimniß nieder zu legen, irgend einer treuen Brust zu vertrauen, und der Lohn deines Vertrauens soll dir heute noch, in dieser Stunde noch die süßeste Frucht tragen.

Ich verstehe dich kaum, begreife dich nicht, Guillaume, sprach der Prinz, hoch erröthend und mit ahnungsbangem Herzklopfen.

Höre mich, und du wirst mich gleich begreifen! flüsterte Jener weiter. In Amsterdam traf ich im letzten Frühjahre im Zirkel eines reichen Kaufmannes eine junge sehr hübsche Frau und bei dieser ein engelschönes Kind. Es gab leider zu meinem Leidwesen über gewisse Familienverhältnisse und sich kreuzende Interessen eine Scene, bei welcher jene hübsche Frau von einer Ohnmacht befallen wurde. Während man

verkündete. Diese beiden jungen Herren hatten sich ein wenig abgesondert, ohne daß es auffiel, und ihr Gespräch galt nicht dem belagerten Nimwegen, nicht dem Hauptquartier, nicht den Armeen — es galt nur einem kleinen Kinde.

Deine beiden Günstlinge vermisse ich, den Grafen und den Kaufmann, die Hauptleute beim reitenden Jägercorps Rhoon — sprach der fremde Prinz.

Wo die sind, kann ich mir wohl denken, mein theurer Henri! entgegnete der Prinz Statthalter, und du sollst sie sehen, doch glaube ich, dir ungleich Anziehenderes im Kastell Doorwerth, dem Besitzthum meines theueren Freundes des Grafen von Rhoon und Pendrecht, zeigen zu können.

Hier? Und mir? Wie so, Oranien?

Erinnere dich einmal, mein theuerster Henri, entgegnete der Erbprinz: jener schönen und unvergeßlichen Stunde, in der wir den Bund unserer Herzen schlossen, voll jugendlicher Träume, die wir ja hoffentlich noch nicht ganz ausgeträumt haben. Ich gestand dir meine Liebe zu meiner angebeteten Louise, der Tochter des Königs Friedrich Wilhelm des Zweiten zu Preußen, deren hochbeglückter Mann ich dann — zur unaussprechlichen Freude meiner Mutter wurde, welche Louise wie eine leibliche Tochter liebt. Du gestandest mir deine Liebe, über welche Zeit und Verhältnisse dich zwangen, den Schleier des Geheimnisses zu decken. Du gestandest mir Alles, denn jedes Menschenherz hat den Drang, in irgend ein Herz sein Geheimniß nieder zu legen, irgend einer treuen Brust zu vertrauen, und der Lohn deines Vertrauens soll dir heute noch, in dieser Stunde noch die süßeste Frucht tragen.

Ich verstehe dich kaum, begreife dich nicht, Guillaume, sprach der Prinz, hoch erröthend und mit ahnungsbangem Herzklopfen.

Höre mich, und du wirst mich gleich begreifen! flüsterte Jener weiter. In Amsterdam traf ich im letzten Frühjahre im Zirkel eines reichen Kaufmannes eine junge sehr hübsche Frau und bei dieser ein engelschönes Kind. Es gab leider zu meinem Leidwesen über gewisse Familienverhältnisse und sich kreuzende Interessen eine Scene, bei welcher jene hübsche Frau von einer Ohnmacht befallen wurde. Während man

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          <p>Hier? Und mir? Wie so, Oranien?</p>
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[194/0198] verkündete. Diese beiden jungen Herren hatten sich ein wenig abgesondert, ohne daß es auffiel, und ihr Gespräch galt nicht dem belagerten Nimwegen, nicht dem Hauptquartier, nicht den Armeen — es galt nur einem kleinen Kinde. Deine beiden Günstlinge vermisse ich, den Grafen und den Kaufmann, die Hauptleute beim reitenden Jägercorps Rhoon — sprach der fremde Prinz. Wo die sind, kann ich mir wohl denken, mein theurer Henri! entgegnete der Prinz Statthalter, und du sollst sie sehen, doch glaube ich, dir ungleich Anziehenderes im Kastell Doorwerth, dem Besitzthum meines theueren Freundes des Grafen von Rhoon und Pendrecht, zeigen zu können. Hier? Und mir? Wie so, Oranien? Erinnere dich einmal, mein theuerster Henri, entgegnete der Erbprinz: jener schönen und unvergeßlichen Stunde, in der wir den Bund unserer Herzen schlossen, voll jugendlicher Träume, die wir ja hoffentlich noch nicht ganz ausgeträumt haben. Ich gestand dir meine Liebe zu meiner angebeteten Louise, der Tochter des Königs Friedrich Wilhelm des Zweiten zu Preußen, deren hochbeglückter Mann ich dann — zur unaussprechlichen Freude meiner Mutter wurde, welche Louise wie eine leibliche Tochter liebt. Du gestandest mir deine Liebe, über welche Zeit und Verhältnisse dich zwangen, den Schleier des Geheimnisses zu decken. Du gestandest mir Alles, denn jedes Menschenherz hat den Drang, in irgend ein Herz sein Geheimniß nieder zu legen, irgend einer treuen Brust zu vertrauen, und der Lohn deines Vertrauens soll dir heute noch, in dieser Stunde noch die süßeste Frucht tragen. Ich verstehe dich kaum, begreife dich nicht, Guillaume, sprach der Prinz, hoch erröthend und mit ahnungsbangem Herzklopfen. Höre mich, und du wirst mich gleich begreifen! flüsterte Jener weiter. In Amsterdam traf ich im letzten Frühjahre im Zirkel eines reichen Kaufmannes eine junge sehr hübsche Frau und bei dieser ein engelschönes Kind. Es gab leider zu meinem Leidwesen über gewisse Familienverhältnisse und sich kreuzende Interessen eine Scene, bei welcher jene hübsche Frau von einer Ohnmacht befallen wurde. Während man

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Zitationshilfe: Bechstein, Ludwig: Der Dunkelgraf. Frankfurt (Main), 1854, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bechstein_dunkelgraf_1854/198>, abgerufen am 21.11.2024.