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Bechstein, Ludwig: Der Dunkelgraf. Frankfurt (Main), 1854.

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sich mit ihr beschäftigte, suchte ich, von einem wunderbaren Gefühle getrieben, das erschrockene Kind zu beschäftigen, die kleine Sophie Charlotte.

Sophie Charlotte, sagst du? fuhr der Prinz auf.

Nicht anders, und der Zufall ließ mich die in des Kindes linken Arm eingeätzten drei Buchstaben entdecken, die dir bekannt sind und deren du gegen mich Erwähnung gethan hast.

Nicht möglich, nicht glaubhaft! Mein Kind -- und in Amsterdam! Es ist ja ganz undenkbar!

Wenn du das Kind sehen wirst, wird jeder Zweifel von dir abfallen, mein Henri, wie Schuppen von den Augen, denn es gleicht dir auf wunderbare Weise.

Sehen? Ich! Es sehen! O Gott, wie wäre dies möglich! Wir können uns Beide jetzt in Amsterdam nicht sehen lassen!

Leider! versetzte der Erbprinz. Zum Danke dafür, daß mein Vater und ich Holland mit Gut und Blut gegen Frankreich schützen und vertheidigen, verbannt es uns und will nichts von uns wissen.

Das laß immer geschehen, warf der Prinz ein. Das sind wandelbare Geschicke, deshalb wirst du doch noch Statthalter der Niederlande, ja wohl noch in einer besseren Zeit, wenn die wahre Freiheit und die rechte Vernunft zur Geltung kommen, König! Aber sprich, Guillaume, sprich von meinem lieben Kinde!

Anges -- du kennst ganz sicher den Namen von Sophiens treuer Pflegerin -- hatte, wie sie gelobt, das Kind nie von sich gelassen. Sie hatte sich, wie ich später von ihrem Freunde und treuen Anbeter Leonardus van der Valck erfuhr, nach le Mans in der Vendee verheirathet; dort entwich sie den Mißhandlungen ihres eifersüchtigen Mannes unter Leonardus Schutz und kam nach Amsterdam. Es folgte ein Zerwürfniß des Leonardus mit seinem Vater; ein inniges Freundschaftsbündniß fesselte Leonardus an den jungen Grafen, den Vetter meines wackeren Rhoon; an diesem hängt mit voller Seele und Hingebung der biederherzige Commandant und Verweser dieses Kastells und der Letztere erschloß den Flüchtlingen Leonardus und Ange's Doorwerth als ein Asyl, da an eine Weiterreise in Anges' Heimath, welche Erstere mit dem Kinde beabsichtigt, unter den jetzigen Umständen nicht zu denken ist.

sich mit ihr beschäftigte, suchte ich, von einem wunderbaren Gefühle getrieben, das erschrockene Kind zu beschäftigen, die kleine Sophie Charlotte.

Sophie Charlotte, sagst du? fuhr der Prinz auf.

Nicht anders, und der Zufall ließ mich die in des Kindes linken Arm eingeätzten drei Buchstaben entdecken, die dir bekannt sind und deren du gegen mich Erwähnung gethan hast.

Nicht möglich, nicht glaubhaft! Mein Kind — und in Amsterdam! Es ist ja ganz undenkbar!

Wenn du das Kind sehen wirst, wird jeder Zweifel von dir abfallen, mein Henri, wie Schuppen von den Augen, denn es gleicht dir auf wunderbare Weise.

Sehen? Ich! Es sehen! O Gott, wie wäre dies möglich! Wir können uns Beide jetzt in Amsterdam nicht sehen lassen!

Leider! versetzte der Erbprinz. Zum Danke dafür, daß mein Vater und ich Holland mit Gut und Blut gegen Frankreich schützen und vertheidigen, verbannt es uns und will nichts von uns wissen.

Das laß immer geschehen, warf der Prinz ein. Das sind wandelbare Geschicke, deshalb wirst du doch noch Statthalter der Niederlande, ja wohl noch in einer besseren Zeit, wenn die wahre Freiheit und die rechte Vernunft zur Geltung kommen, König! Aber sprich, Guillaume, sprich von meinem lieben Kinde!

Angés — du kennst ganz sicher den Namen von Sophiens treuer Pflegerin — hatte, wie sie gelobt, das Kind nie von sich gelassen. Sie hatte sich, wie ich später von ihrem Freunde und treuen Anbeter Leonardus van der Valck erfuhr, nach le Mans in der Vendée verheirathet; dort entwich sie den Mißhandlungen ihres eifersüchtigen Mannes unter Leonardus Schutz und kam nach Amsterdam. Es folgte ein Zerwürfniß des Leonardus mit seinem Vater; ein inniges Freundschaftsbündniß fesselte Leonardus an den jungen Grafen, den Vetter meines wackeren Rhoon; an diesem hängt mit voller Seele und Hingebung der biederherzige Commandant und Verweser dieses Kastells und der Letztere erschloß den Flüchtlingen Leonardus und Angé’s Doorwerth als ein Asyl, da an eine Weiterreise in Angés’ Heimath, welche Erstere mit dem Kinde beabsichtigt, unter den jetzigen Umständen nicht zu denken ist.

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          <p>Sehen? Ich! Es sehen! O Gott, wie wäre dies möglich! Wir können uns Beide jetzt in Amsterdam nicht sehen lassen!</p>
          <p>Leider! versetzte der Erbprinz. Zum Danke dafür, daß mein Vater und ich Holland mit Gut und Blut gegen Frankreich schützen und vertheidigen, verbannt es uns und will nichts von uns wissen.</p>
          <p>Das laß immer geschehen, warf der Prinz ein. Das sind wandelbare Geschicke, deshalb wirst du doch noch Statthalter der Niederlande, ja wohl noch in einer besseren Zeit, wenn die wahre Freiheit und die rechte Vernunft zur Geltung kommen, König! Aber sprich, Guillaume, sprich von meinem lieben Kinde!</p>
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[195/0199] sich mit ihr beschäftigte, suchte ich, von einem wunderbaren Gefühle getrieben, das erschrockene Kind zu beschäftigen, die kleine Sophie Charlotte. Sophie Charlotte, sagst du? fuhr der Prinz auf. Nicht anders, und der Zufall ließ mich die in des Kindes linken Arm eingeätzten drei Buchstaben entdecken, die dir bekannt sind und deren du gegen mich Erwähnung gethan hast. Nicht möglich, nicht glaubhaft! Mein Kind — und in Amsterdam! Es ist ja ganz undenkbar! Wenn du das Kind sehen wirst, wird jeder Zweifel von dir abfallen, mein Henri, wie Schuppen von den Augen, denn es gleicht dir auf wunderbare Weise. Sehen? Ich! Es sehen! O Gott, wie wäre dies möglich! Wir können uns Beide jetzt in Amsterdam nicht sehen lassen! Leider! versetzte der Erbprinz. Zum Danke dafür, daß mein Vater und ich Holland mit Gut und Blut gegen Frankreich schützen und vertheidigen, verbannt es uns und will nichts von uns wissen. Das laß immer geschehen, warf der Prinz ein. Das sind wandelbare Geschicke, deshalb wirst du doch noch Statthalter der Niederlande, ja wohl noch in einer besseren Zeit, wenn die wahre Freiheit und die rechte Vernunft zur Geltung kommen, König! Aber sprich, Guillaume, sprich von meinem lieben Kinde! Angés — du kennst ganz sicher den Namen von Sophiens treuer Pflegerin — hatte, wie sie gelobt, das Kind nie von sich gelassen. Sie hatte sich, wie ich später von ihrem Freunde und treuen Anbeter Leonardus van der Valck erfuhr, nach le Mans in der Vendée verheirathet; dort entwich sie den Mißhandlungen ihres eifersüchtigen Mannes unter Leonardus Schutz und kam nach Amsterdam. Es folgte ein Zerwürfniß des Leonardus mit seinem Vater; ein inniges Freundschaftsbündniß fesselte Leonardus an den jungen Grafen, den Vetter meines wackeren Rhoon; an diesem hängt mit voller Seele und Hingebung der biederherzige Commandant und Verweser dieses Kastells und der Letztere erschloß den Flüchtlingen Leonardus und Angé’s Doorwerth als ein Asyl, da an eine Weiterreise in Angés’ Heimath, welche Erstere mit dem Kinde beabsichtigt, unter den jetzigen Umständen nicht zu denken ist.

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Zitationshilfe: Bechstein, Ludwig: Der Dunkelgraf. Frankfurt (Main), 1854, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bechstein_dunkelgraf_1854/199>, abgerufen am 21.11.2024.