Bechstein, Ludwig: Der Dunkelgraf. Frankfurt (Main), 1854.vorläufig auf weitere Schritte bezüglich des Güterankaufs im Geldernlande zu verzichten. Die Freunde trennten sich, als die Zeit da war, daß Leonardus nach Paris zurückeilte, nicht ohne Kummer und trübe Gedanken. Ludwig machte sich Sorgen um des Freundes Zukunft, die eben so verhüllt vor ihm lag, wie seine eigene, und Leonardus war von Besorgniß erfüllt über des Freundes Gesundheitsumstände und dessen Neigung zu stillbrütender Schwermuth, die in dem Nebellande Albion zuletzt mehr gemehrt als gemindert werden konnte. Beide trennten sich, als die Scheidestunde da war, mit den Schwüren fester Treue, mit dem heiligen Versprechen öfteren brieflichen Verkehrs. Leonardus begleitete Ludwig vorher zum Hafen, um ein nach England bestimmtes Schiff aufzufinden, und siehe, hell strahlte im erneuten Glanze unter den vielen hundert Schiffen das Bild der "vergulden Rose" , welche in anderen Besitz übergegangen war nach dem Tode des alten van der Valck, aber immer noch den treuen Kapitän Richard Fluit zum Befehlshaber hatte. Groß war das Glück der drei Freunde, sich so unverhofft wieder zusammen zu finden, und daß Fluit es nicht fehlen ließ, dieses Wiedersehen seemännisch zu feiern, lag in der Natur der Sache. O könnt' ich doch, ihr lieben guten Freunde, rief Fluit, als die Drei beim kreisenden Becher in der Kajüte beisammen saßen: könnt' ich doch wieder mit euch hinfahren in so schöner Nacht, wie damals, denselben Strich, den wir hierher zuhielten! Aber verdammt, erstlich sieht es mit aller Seefahrerei äußerst windig aus, wenn nicht bald Thauwetter einfällt, und dann hab' ich Frachten nach England, nicht nach Hamburg, muß nach Plymouth segeln! Ludwig und Leonardus sahen bei dieser Mittheilung Fluit mit strahlenden Gesichtern an, und Leonardus rief: Bravo, das ist der rechte Cours! Möchte beim Himmel unter solchen Umständen selbst mit -- doch -- es kann nicht sein -- aber, wackerer Fluit, was gebt Ihr dem Freund hier, wenn er mit Euch die Fahrt hinüber macht? Ei, das wäre! rief Fluit. Freie Fahrt, freie Kost, freie Kajüte, freien Schiffskeller, in welchen, unberufen sei es gesagt, seit die "vergulde Rose" die Meere befährt, noch nie ein Tropfen Wassers vorläufig auf weitere Schritte bezüglich des Güterankaufs im Geldernlande zu verzichten. Die Freunde trennten sich, als die Zeit da war, daß Leonardus nach Paris zurückeilte, nicht ohne Kummer und trübe Gedanken. Ludwig machte sich Sorgen um des Freundes Zukunft, die eben so verhüllt vor ihm lag, wie seine eigene, und Leonardus war von Besorgniß erfüllt über des Freundes Gesundheitsumstände und dessen Neigung zu stillbrütender Schwermuth, die in dem Nebellande Albion zuletzt mehr gemehrt als gemindert werden konnte. Beide trennten sich, als die Scheidestunde da war, mit den Schwüren fester Treue, mit dem heiligen Versprechen öfteren brieflichen Verkehrs. Leonardus begleitete Ludwig vorher zum Hafen, um ein nach England bestimmtes Schiff aufzufinden, und siehe, hell strahlte im erneuten Glanze unter den vielen hundert Schiffen das Bild der „vergulden Rose“ , welche in anderen Besitz übergegangen war nach dem Tode des alten van der Valck, aber immer noch den treuen Kapitän Richard Fluit zum Befehlshaber hatte. Groß war das Glück der drei Freunde, sich so unverhofft wieder zusammen zu finden, und daß Fluit es nicht fehlen ließ, dieses Wiedersehen seemännisch zu feiern, lag in der Natur der Sache. O könnt’ ich doch, ihr lieben guten Freunde, rief Fluit, als die Drei beim kreisenden Becher in der Kajüte beisammen saßen: könnt’ ich doch wieder mit euch hinfahren in so schöner Nacht, wie damals, denselben Strich, den wir hierher zuhielten! Aber verdammt, erstlich sieht es mit aller Seefahrerei äußerst windig aus, wenn nicht bald Thauwetter einfällt, und dann hab’ ich Frachten nach England, nicht nach Hamburg, muß nach Plymouth segeln! Ludwig und Leonardus sahen bei dieser Mittheilung Fluit mit strahlenden Gesichtern an, und Leonardus rief: Bravo, das ist der rechte Cours! Möchte beim Himmel unter solchen Umständen selbst mit — doch — es kann nicht sein — aber, wackerer Fluit, was gebt Ihr dem Freund hier, wenn er mit Euch die Fahrt hinüber macht? Ei, das wäre! rief Fluit. Freie Fahrt, freie Kost, freie Kajüte, freien Schiffskeller, in welchen, unberufen sei es gesagt, seit die „vergulde Rose“ die Meere befährt, noch nie ein Tropfen Wassers <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0251" n="247"/> vorläufig auf weitere Schritte bezüglich des Güterankaufs im Geldernlande zu verzichten.</p> <p>Die Freunde trennten sich, als die Zeit da war, daß Leonardus nach Paris zurückeilte, nicht ohne Kummer und trübe Gedanken. Ludwig machte sich Sorgen um des Freundes Zukunft, die eben so verhüllt vor ihm lag, wie seine eigene, und Leonardus war von Besorgniß erfüllt über des Freundes Gesundheitsumstände und dessen Neigung zu stillbrütender Schwermuth, die in dem Nebellande Albion zuletzt mehr gemehrt als gemindert werden konnte. Beide trennten sich, als die Scheidestunde da war, mit den Schwüren fester Treue, mit dem heiligen Versprechen öfteren brieflichen Verkehrs. Leonardus begleitete Ludwig vorher zum Hafen, um ein nach England bestimmtes Schiff aufzufinden, und siehe, hell strahlte im erneuten Glanze unter den vielen hundert Schiffen das Bild der „vergulden Rose“ , welche in anderen Besitz übergegangen war nach dem Tode des alten van der Valck, aber immer noch den treuen Kapitän Richard Fluit zum Befehlshaber hatte. Groß war das Glück der drei Freunde, sich so unverhofft wieder zusammen zu finden, und daß Fluit es nicht fehlen ließ, dieses Wiedersehen seemännisch zu feiern, lag in der Natur der Sache.</p> <p>O könnt’ ich doch, ihr lieben guten Freunde, rief Fluit, als die Drei beim kreisenden Becher in der Kajüte beisammen saßen: könnt’ ich doch wieder mit euch hinfahren in so schöner Nacht, wie damals, denselben Strich, den wir hierher zuhielten! Aber verdammt, erstlich sieht es mit aller Seefahrerei äußerst windig aus, wenn nicht bald Thauwetter einfällt, und dann hab’ ich Frachten nach England, nicht nach Hamburg, muß nach Plymouth segeln!</p> <p>Ludwig und Leonardus sahen bei dieser Mittheilung Fluit mit strahlenden Gesichtern an, und Leonardus rief: Bravo, das ist der rechte Cours! Möchte beim Himmel unter solchen Umständen selbst mit — doch — es kann nicht sein — aber, wackerer Fluit, was gebt Ihr dem Freund hier, wenn er mit Euch die Fahrt hinüber macht?</p> <p>Ei, das wäre! rief Fluit. Freie Fahrt, freie Kost, freie Kajüte, freien Schiffskeller, in welchen, unberufen sei es gesagt, seit die „vergulde Rose“ die Meere befährt, noch nie ein Tropfen Wassers </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [247/0251]
vorläufig auf weitere Schritte bezüglich des Güterankaufs im Geldernlande zu verzichten.
Die Freunde trennten sich, als die Zeit da war, daß Leonardus nach Paris zurückeilte, nicht ohne Kummer und trübe Gedanken. Ludwig machte sich Sorgen um des Freundes Zukunft, die eben so verhüllt vor ihm lag, wie seine eigene, und Leonardus war von Besorgniß erfüllt über des Freundes Gesundheitsumstände und dessen Neigung zu stillbrütender Schwermuth, die in dem Nebellande Albion zuletzt mehr gemehrt als gemindert werden konnte. Beide trennten sich, als die Scheidestunde da war, mit den Schwüren fester Treue, mit dem heiligen Versprechen öfteren brieflichen Verkehrs. Leonardus begleitete Ludwig vorher zum Hafen, um ein nach England bestimmtes Schiff aufzufinden, und siehe, hell strahlte im erneuten Glanze unter den vielen hundert Schiffen das Bild der „vergulden Rose“ , welche in anderen Besitz übergegangen war nach dem Tode des alten van der Valck, aber immer noch den treuen Kapitän Richard Fluit zum Befehlshaber hatte. Groß war das Glück der drei Freunde, sich so unverhofft wieder zusammen zu finden, und daß Fluit es nicht fehlen ließ, dieses Wiedersehen seemännisch zu feiern, lag in der Natur der Sache.
O könnt’ ich doch, ihr lieben guten Freunde, rief Fluit, als die Drei beim kreisenden Becher in der Kajüte beisammen saßen: könnt’ ich doch wieder mit euch hinfahren in so schöner Nacht, wie damals, denselben Strich, den wir hierher zuhielten! Aber verdammt, erstlich sieht es mit aller Seefahrerei äußerst windig aus, wenn nicht bald Thauwetter einfällt, und dann hab’ ich Frachten nach England, nicht nach Hamburg, muß nach Plymouth segeln!
Ludwig und Leonardus sahen bei dieser Mittheilung Fluit mit strahlenden Gesichtern an, und Leonardus rief: Bravo, das ist der rechte Cours! Möchte beim Himmel unter solchen Umständen selbst mit — doch — es kann nicht sein — aber, wackerer Fluit, was gebt Ihr dem Freund hier, wenn er mit Euch die Fahrt hinüber macht?
Ei, das wäre! rief Fluit. Freie Fahrt, freie Kost, freie Kajüte, freien Schiffskeller, in welchen, unberufen sei es gesagt, seit die „vergulde Rose“ die Meere befährt, noch nie ein Tropfen Wassers
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