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Bechstein, Ludwig: Der Dunkelgraf. Frankfurt (Main), 1854.

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am Wege gelegen, plötzlich aufsprang und dem nachfolgenden Diener entgegen trat, anscheinend, um diesen nach dem Wege zu fragen, denn Jener deutete rückwärts, nach dem Münster und in der Richtung nach dem Städtchen hin. Offenbar aber war jenes Menschen Absicht keine andere, als den alten Mann mit allerlei Fragen aufzuhalten, was ihm auch eine Zeitlang gelang. Plötzlich, wie ich mein Auge wieder nach der mir nun ganz nahe kommenden Anges wandte, nahm ich wahr, daß auch vor sie und das Kind ein Mann hintrat; ich näherte mich den Dreien auf der Stelle und hörte, wie der Mann Anges fragte: Kennst du mich, Anges Berthelmy? Kennst du deinen Mann nicht mehr?

Diese fuhr zusammen, faßte alsbald Sophiens Hand und antwortete heftig: Ich kenne Sie nicht, mein Herr! Ich habe keinen Mann mehr; der Mann, den ich hatte, war ein Ungeheuer, der mich in der letzten Stunde, in der ich ihn sah, mit empörender Grausamkeit von sich stieß!

Anges! rief Berthelmy: Ich habe tausendmal bereut, bitter bereut! O vergieb mir, sei wieder mein! Vergieb mir!

Nie und nimmermehr! Lassen Sie mich, oder ich werde um Hülfe rufen!

Da schlug Berthelmy ein entsetzliches Hohngelächter auf, daß es von allen Bergwänden des Thales zurückhallte.

Nicht?! schrie er: Ha, du treulose Natter! Was hält mich ab, dich zu tödten? Dabei zog er ein blinkendes Stilet, das Kind stieß einen lauten Angstschrei aus, mit dem sich ein zweiter von Anges mischte -- plötzlich sah sie mich, wie ich den Erbärmlichen zurückriß, und rief mit brechendem Blick: Leonardus! Leonardus!

Wüthend wandte sich Berthelmy gegen mich und drang mit dem Dolche auf mich ein; ich hielt ihm meinen rasch gezogenen Stockdegen vor, in den er rannte, aber mit solcher Heftigkeit, daß die Klinge abbrach, und nun versetzte er mir Stich auf Stich, bis ich ihn mit dem Griff des Stockes, der in meiner Hand geblieben war, dermaßen mitten in das Gesicht schlug, daß er nieder taumelte.

In diesem Augenblicke wurde es dunkel vor meinen Augen -- ich hörte den lauten Hülferuf einer männlichen Stimme, wahrscheinlich jenes alten Dieners, wurde in demselben Augenblick von hinten

am Wege gelegen, plötzlich aufsprang und dem nachfolgenden Diener entgegen trat, anscheinend, um diesen nach dem Wege zu fragen, denn Jener deutete rückwärts, nach dem Münster und in der Richtung nach dem Städtchen hin. Offenbar aber war jenes Menschen Absicht keine andere, als den alten Mann mit allerlei Fragen aufzuhalten, was ihm auch eine Zeitlang gelang. Plötzlich, wie ich mein Auge wieder nach der mir nun ganz nahe kommenden Angés wandte, nahm ich wahr, daß auch vor sie und das Kind ein Mann hintrat; ich näherte mich den Dreien auf der Stelle und hörte, wie der Mann Angés fragte: Kennst du mich, Angés Berthelmy? Kennst du deinen Mann nicht mehr?

Diese fuhr zusammen, faßte alsbald Sophiens Hand und antwortete heftig: Ich kenne Sie nicht, mein Herr! Ich habe keinen Mann mehr; der Mann, den ich hatte, war ein Ungeheuer, der mich in der letzten Stunde, in der ich ihn sah, mit empörender Grausamkeit von sich stieß!

Angés! rief Berthelmy: Ich habe tausendmal bereut, bitter bereut! O vergieb mir, sei wieder mein! Vergieb mir!

Nie und nimmermehr! Lassen Sie mich, oder ich werde um Hülfe rufen!

Da schlug Berthelmy ein entsetzliches Hohngelächter auf, daß es von allen Bergwänden des Thales zurückhallte.

Nicht?! schrie er: Ha, du treulose Natter! Was hält mich ab, dich zu tödten? Dabei zog er ein blinkendes Stilet, das Kind stieß einen lauten Angstschrei aus, mit dem sich ein zweiter von Angés mischte — plötzlich sah sie mich, wie ich den Erbärmlichen zurückriß, und rief mit brechendem Blick: Leonardus! Leonardus!

Wüthend wandte sich Berthelmy gegen mich und drang mit dem Dolche auf mich ein; ich hielt ihm meinen rasch gezogenen Stockdegen vor, in den er rannte, aber mit solcher Heftigkeit, daß die Klinge abbrach, und nun versetzte er mir Stich auf Stich, bis ich ihn mit dem Griff des Stockes, der in meiner Hand geblieben war, dermaßen mitten in das Gesicht schlug, daß er nieder taumelte.

In diesem Augenblicke wurde es dunkel vor meinen Augen — ich hörte den lauten Hülferuf einer männlichen Stimme, wahrscheinlich jenes alten Dieners, wurde in demselben Augenblick von hinten

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am Wege gelegen, plötzlich aufsprang und dem nachfolgenden Diener entgegen trat, anscheinend, um diesen nach dem Wege zu fragen, denn Jener deutete rückwärts, nach dem Münster und in der Richtung nach dem Städtchen hin. Offenbar aber war jenes Menschen Absicht keine andere, als den alten Mann mit allerlei Fragen aufzuhalten, was ihm auch eine Zeitlang gelang. Plötzlich, wie ich mein Auge wieder nach der mir nun ganz nahe kommenden Angés wandte, nahm ich wahr, daß auch vor sie und das Kind ein Mann hintrat; ich näherte mich den Dreien auf der Stelle und hörte, wie der Mann Angés fragte: Kennst du mich, Angés Berthelmy? Kennst du deinen Mann nicht mehr?</p>
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[289/0293] am Wege gelegen, plötzlich aufsprang und dem nachfolgenden Diener entgegen trat, anscheinend, um diesen nach dem Wege zu fragen, denn Jener deutete rückwärts, nach dem Münster und in der Richtung nach dem Städtchen hin. Offenbar aber war jenes Menschen Absicht keine andere, als den alten Mann mit allerlei Fragen aufzuhalten, was ihm auch eine Zeitlang gelang. Plötzlich, wie ich mein Auge wieder nach der mir nun ganz nahe kommenden Angés wandte, nahm ich wahr, daß auch vor sie und das Kind ein Mann hintrat; ich näherte mich den Dreien auf der Stelle und hörte, wie der Mann Angés fragte: Kennst du mich, Angés Berthelmy? Kennst du deinen Mann nicht mehr? Diese fuhr zusammen, faßte alsbald Sophiens Hand und antwortete heftig: Ich kenne Sie nicht, mein Herr! Ich habe keinen Mann mehr; der Mann, den ich hatte, war ein Ungeheuer, der mich in der letzten Stunde, in der ich ihn sah, mit empörender Grausamkeit von sich stieß! Angés! rief Berthelmy: Ich habe tausendmal bereut, bitter bereut! O vergieb mir, sei wieder mein! Vergieb mir! Nie und nimmermehr! Lassen Sie mich, oder ich werde um Hülfe rufen! Da schlug Berthelmy ein entsetzliches Hohngelächter auf, daß es von allen Bergwänden des Thales zurückhallte. Nicht?! schrie er: Ha, du treulose Natter! Was hält mich ab, dich zu tödten? Dabei zog er ein blinkendes Stilet, das Kind stieß einen lauten Angstschrei aus, mit dem sich ein zweiter von Angés mischte — plötzlich sah sie mich, wie ich den Erbärmlichen zurückriß, und rief mit brechendem Blick: Leonardus! Leonardus! Wüthend wandte sich Berthelmy gegen mich und drang mit dem Dolche auf mich ein; ich hielt ihm meinen rasch gezogenen Stockdegen vor, in den er rannte, aber mit solcher Heftigkeit, daß die Klinge abbrach, und nun versetzte er mir Stich auf Stich, bis ich ihn mit dem Griff des Stockes, der in meiner Hand geblieben war, dermaßen mitten in das Gesicht schlug, daß er nieder taumelte. In diesem Augenblicke wurde es dunkel vor meinen Augen — ich hörte den lauten Hülferuf einer männlichen Stimme, wahrscheinlich jenes alten Dieners, wurde in demselben Augenblick von hinten

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Zitationshilfe: Bechstein, Ludwig: Der Dunkelgraf. Frankfurt (Main), 1854, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bechstein_dunkelgraf_1854/293>, abgerufen am 24.11.2024.