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Bechstein, Ludwig: Der Dunkelgraf. Frankfurt (Main), 1854.

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Münsters erster Abt, an der Spitze einer Reihe von zweiundfünfzig Aebten, die durch gute und böse Zeiten hindurch dieses Kloster regierten. Immer schlimmer wurden indeß die bösen Zeiten und die guten hörten endlich ganz auf; der goldenen und silbernen folgte die eiserne Zeit mit ihren Gewaltthaten, ihrem Waffenlärm und ihrer Hab- und Raubsucht, wobei von den natürlichen Schirm- und Schutzherrn, den Herren von Geroldseck einer nach dem andern sich als Feinde des Klosters erwiesen und es mehr und mehr verkürzten, bis mit dem Frieden von Lüneville dessen Aufhebung erfolgt ist.

Nach dieser Mittheilung erhoben sich die Spaziergänger zum Weggehen und wandelten wieder ihrer nahen ländlichen Wohnung zu. Langsam und keineswegs bemüht sie einzuholen, folgten ihnen in gemessener Entfernung die erwähnten Mönche auf demselben Wege, aber zwischen ihnen und der Herrschaft ging Philipp, nicht ohne sich oft nach Jenen mißtrauisch umzusehen.

Graf Ludwig hatte sich kaum von Anges und Sophie verabschiedet, als Philipp mit sorgenvoller Miene zu ihm trat. Der Ausdruck seiner Züge machte den Grafen betroffen.

Nun, Philipp, was hast du? fragte er ihn verwundert.

Gnädiger Herr! entgegnete der Diener mit verhaltenem Zorn: Er ist da! Ich hab' ihn gesehen!

Wer ist da und wen hast du gesehen? fragte Ludwig.

Der Citoyen, der Wasserspringer, gnädiger Herr! versetzte Philipp. Das Spitzbubengesicht vergess' ich all' mein Lebtag nicht, ich erkannt' es gleich wieder, obschon ich's nur einen Augenblick sah. Einer der beiden Mönche war's, die uns langsam nachfolgten, die vorher, wie Sie die Geschichte von dem alten Kloster erzählten, dort in der Vorhalle der Kirche knieten. Wie dieser Kerl den Kopf wandte, wie er herübersah nach Ihnen und den Damen, da hatte ich's los: Es war ein Blick, wie der einer Schlange. Geben Sie Acht, Herr Graf, das könnte nichts Gutes bedeuten!

Diese Nachricht überraschte und erschreckte Ludwig und er nahm sie keineswegs leicht auf.

Vielleicht irrtest du dich, vielleicht auch nicht, sprach der Graf; immer wird es wohlgethan sein, daß wir auf der Hut sind. Siehe zu, ob du die Mönche wiederfindest, spähe aus, wohin sie gehen, wo

Münsters erster Abt, an der Spitze einer Reihe von zweiundfünfzig Aebten, die durch gute und böse Zeiten hindurch dieses Kloster regierten. Immer schlimmer wurden indeß die bösen Zeiten und die guten hörten endlich ganz auf; der goldenen und silbernen folgte die eiserne Zeit mit ihren Gewaltthaten, ihrem Waffenlärm und ihrer Hab- und Raubsucht, wobei von den natürlichen Schirm- und Schutzherrn, den Herren von Geroldseck einer nach dem andern sich als Feinde des Klosters erwiesen und es mehr und mehr verkürzten, bis mit dem Frieden von Lüneville dessen Aufhebung erfolgt ist.

Nach dieser Mittheilung erhoben sich die Spaziergänger zum Weggehen und wandelten wieder ihrer nahen ländlichen Wohnung zu. Langsam und keineswegs bemüht sie einzuholen, folgten ihnen in gemessener Entfernung die erwähnten Mönche auf demselben Wege, aber zwischen ihnen und der Herrschaft ging Philipp, nicht ohne sich oft nach Jenen mißtrauisch umzusehen.

Graf Ludwig hatte sich kaum von Angés und Sophie verabschiedet, als Philipp mit sorgenvoller Miene zu ihm trat. Der Ausdruck seiner Züge machte den Grafen betroffen.

Nun, Philipp, was hast du? fragte er ihn verwundert.

Gnädiger Herr! entgegnete der Diener mit verhaltenem Zorn: Er ist da! Ich hab’ ihn gesehen!

Wer ist da und wen hast du gesehen? fragte Ludwig.

Der Citoyen, der Wasserspringer, gnädiger Herr! versetzte Philipp. Das Spitzbubengesicht vergess’ ich all’ mein Lebtag nicht, ich erkannt’ es gleich wieder, obschon ich’s nur einen Augenblick sah. Einer der beiden Mönche war’s, die uns langsam nachfolgten, die vorher, wie Sie die Geschichte von dem alten Kloster erzählten, dort in der Vorhalle der Kirche knieten. Wie dieser Kerl den Kopf wandte, wie er herübersah nach Ihnen und den Damen, da hatte ich’s los: Es war ein Blick, wie der einer Schlange. Geben Sie Acht, Herr Graf, das könnte nichts Gutes bedeuten!

Diese Nachricht überraschte und erschreckte Ludwig und er nahm sie keineswegs leicht auf.

Vielleicht irrtest du dich, vielleicht auch nicht, sprach der Graf; immer wird es wohlgethan sein, daß wir auf der Hut sind. Siehe zu, ob du die Mönche wiederfindest, spähe aus, wohin sie gehen, wo

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Münsters erster Abt, an der Spitze einer Reihe von zweiundfünfzig Aebten, die durch gute und böse Zeiten hindurch dieses Kloster regierten. Immer schlimmer wurden indeß die bösen Zeiten und die guten hörten endlich ganz auf; der goldenen und silbernen folgte die eiserne Zeit mit ihren Gewaltthaten, ihrem Waffenlärm und ihrer Hab- und Raubsucht, wobei von den natürlichen Schirm- und Schutzherrn, den Herren von Geroldseck einer nach dem andern sich als Feinde des Klosters erwiesen und es mehr und mehr verkürzten, bis mit dem Frieden von Lüneville dessen Aufhebung erfolgt ist.</p>
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[367/0371] Münsters erster Abt, an der Spitze einer Reihe von zweiundfünfzig Aebten, die durch gute und böse Zeiten hindurch dieses Kloster regierten. Immer schlimmer wurden indeß die bösen Zeiten und die guten hörten endlich ganz auf; der goldenen und silbernen folgte die eiserne Zeit mit ihren Gewaltthaten, ihrem Waffenlärm und ihrer Hab- und Raubsucht, wobei von den natürlichen Schirm- und Schutzherrn, den Herren von Geroldseck einer nach dem andern sich als Feinde des Klosters erwiesen und es mehr und mehr verkürzten, bis mit dem Frieden von Lüneville dessen Aufhebung erfolgt ist. Nach dieser Mittheilung erhoben sich die Spaziergänger zum Weggehen und wandelten wieder ihrer nahen ländlichen Wohnung zu. Langsam und keineswegs bemüht sie einzuholen, folgten ihnen in gemessener Entfernung die erwähnten Mönche auf demselben Wege, aber zwischen ihnen und der Herrschaft ging Philipp, nicht ohne sich oft nach Jenen mißtrauisch umzusehen. Graf Ludwig hatte sich kaum von Angés und Sophie verabschiedet, als Philipp mit sorgenvoller Miene zu ihm trat. Der Ausdruck seiner Züge machte den Grafen betroffen. Nun, Philipp, was hast du? fragte er ihn verwundert. Gnädiger Herr! entgegnete der Diener mit verhaltenem Zorn: Er ist da! Ich hab’ ihn gesehen! Wer ist da und wen hast du gesehen? fragte Ludwig. Der Citoyen, der Wasserspringer, gnädiger Herr! versetzte Philipp. Das Spitzbubengesicht vergess’ ich all’ mein Lebtag nicht, ich erkannt’ es gleich wieder, obschon ich’s nur einen Augenblick sah. Einer der beiden Mönche war’s, die uns langsam nachfolgten, die vorher, wie Sie die Geschichte von dem alten Kloster erzählten, dort in der Vorhalle der Kirche knieten. Wie dieser Kerl den Kopf wandte, wie er herübersah nach Ihnen und den Damen, da hatte ich’s los: Es war ein Blick, wie der einer Schlange. Geben Sie Acht, Herr Graf, das könnte nichts Gutes bedeuten! Diese Nachricht überraschte und erschreckte Ludwig und er nahm sie keineswegs leicht auf. Vielleicht irrtest du dich, vielleicht auch nicht, sprach der Graf; immer wird es wohlgethan sein, daß wir auf der Hut sind. Siehe zu, ob du die Mönche wiederfindest, spähe aus, wohin sie gehen, wo

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Zitationshilfe: Bechstein, Ludwig: Der Dunkelgraf. Frankfurt (Main), 1854, S. 367. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bechstein_dunkelgraf_1854/371>, abgerufen am 22.11.2024.