Bechstein, Ludwig: Der Dunkelgraf. Frankfurt (Main), 1854.Ausruf erschreckte die Gefährten, ja sie störte damit sogar die Andacht der Betenden, denn ein Paar Mönche in dunkeln Kutten kehrten sich nach ihr um; sie weckte auch Philipp's Aufmerksamkeit, der in der Nähe weilte, und mit raschen Schritten hinzu trat. Anges, seltsam bewegt, bat Ludwig, in seiner Erzählung fortzufahren. Philipp sah scharf nach den Mönchen, mit Blicken voll Mißtrauen, der Graf fuhr fort: An der Stelle, wo der fromme Landelin unter den Dolchen der Meuchelmörder sein Leben verblutet hatte, entsprang ein Heilquell, welcher Kranken zu wunderbarer Genesung verhalf. Die Gefährten des Märtyrers trugen den entseelten Leichnam thalaufwärts, wo sie ihn zur Erde bestatteten. Die Stelle, wo Landelin starb, und die, wo er seine irdische Ruhestätte gefunden hatte, wurden dem Volke bald heilig, des Blutzeugen Märtyrtod und sein Wunder gewann den ganzen Gau für die Christuslehre. Dieser Ort trägt von ihm den Namen Sanct Landelin, über dem Wunderquell erbaute Herzog Etticho eine Kirche, voll Gnadenbilder und begabt mit reichem Ablaß. Zahlreiche Mönche siedelten sich hier an und weilten in diesem Thale an den Ufern der Umlitz, wie der Thalbach in früheren Zeiten genannt wurde; sie erbauten Hütten in der Nähe jenes geweiheten Grabes. Von diesem Verweilen der Mönche erhielt der allmählich entstehende Ort den Namen Münchweiler, und außerdem entstand auch noch auf jener nahen Anhöhe über dem Wallfahrtsort das Kloster Mönchszelle. Dessen Bewohner versahen den Gottesdienst in der Kirche zu Sanct Landelin. Noch aber wogten gewaltige Völkerkämpfe; die Franken brachen heraus in dieses Alemanische Land und verheerten es, das Klösterlein versank bald in tiefste Armuth. Da geschah es, daß ein frommer Mönch desselben, Namens Widegera, aus dem Breisgau, im Jahr siebenhundertundzwanzig Bischof zu Straßburg wurde, und viel zur Erhaltung von Mönchszelle that. Nach ihm wurde, doch lag dazwischen wieder eine lange Zeit voll Noth, Gefahr und Kämpfe, Etto, der Sohn Herzog Etticho's, welcher letztere die nahe Stadt Ettenheim gründete, durch Kaiser Karl den Großen Bischof von Straßburg. Er war es, der Mönchszelle aufs Neue erhob, und nahe dem Wunderquell des heiligen Landelin das Münster neu erbaute, das wir als Ettenmünster nun vor uns in den stattlichen Bauten erblicken, das fortan ihm zur Ehre seinen Namen Etto als Ettenheimmünster fortführt. Zugleich wurde Etto des Ausruf erschreckte die Gefährten, ja sie störte damit sogar die Andacht der Betenden, denn ein Paar Mönche in dunkeln Kutten kehrten sich nach ihr um; sie weckte auch Philipp’s Aufmerksamkeit, der in der Nähe weilte, und mit raschen Schritten hinzu trat. Angés, seltsam bewegt, bat Ludwig, in seiner Erzählung fortzufahren. Philipp sah scharf nach den Mönchen, mit Blicken voll Mißtrauen, der Graf fuhr fort: An der Stelle, wo der fromme Landelin unter den Dolchen der Meuchelmörder sein Leben verblutet hatte, entsprang ein Heilquell, welcher Kranken zu wunderbarer Genesung verhalf. Die Gefährten des Märtyrers trugen den entseelten Leichnam thalaufwärts, wo sie ihn zur Erde bestatteten. Die Stelle, wo Landelin starb, und die, wo er seine irdische Ruhestätte gefunden hatte, wurden dem Volke bald heilig, des Blutzeugen Märtyrtod und sein Wunder gewann den ganzen Gau für die Christuslehre. Dieser Ort trägt von ihm den Namen Sanct Landelin, über dem Wunderquell erbaute Herzog Etticho eine Kirche, voll Gnadenbilder und begabt mit reichem Ablaß. Zahlreiche Mönche siedelten sich hier an und weilten in diesem Thale an den Ufern der Umlitz, wie der Thalbach in früheren Zeiten genannt wurde; sie erbauten Hütten in der Nähe jenes geweiheten Grabes. Von diesem Verweilen der Mönche erhielt der allmählich entstehende Ort den Namen Münchweiler, und außerdem entstand auch noch auf jener nahen Anhöhe über dem Wallfahrtsort das Kloster Mönchszelle. Dessen Bewohner versahen den Gottesdienst in der Kirche zu Sanct Landelin. Noch aber wogten gewaltige Völkerkämpfe; die Franken brachen heraus in dieses Alemanische Land und verheerten es, das Klösterlein versank bald in tiefste Armuth. Da geschah es, daß ein frommer Mönch desselben, Namens Widegera, aus dem Breisgau, im Jahr siebenhundertundzwanzig Bischof zu Straßburg wurde, und viel zur Erhaltung von Mönchszelle that. Nach ihm wurde, doch lag dazwischen wieder eine lange Zeit voll Noth, Gefahr und Kämpfe, Etto, der Sohn Herzog Etticho’s, welcher letztere die nahe Stadt Ettenheim gründete, durch Kaiser Karl den Großen Bischof von Straßburg. Er war es, der Mönchszelle aufs Neue erhob, und nahe dem Wunderquell des heiligen Landelin das Münster neu erbaute, das wir als Ettenmünster nun vor uns in den stattlichen Bauten erblicken, das fortan ihm zur Ehre seinen Namen Etto als Ettenheimmünster fortführt. Zugleich wurde Etto des <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0370" n="366"/> Ausruf erschreckte die Gefährten, ja sie störte damit sogar die Andacht der Betenden, denn ein Paar Mönche in dunkeln Kutten kehrten sich nach ihr um; sie weckte auch Philipp’s Aufmerksamkeit, der in der Nähe weilte, und mit raschen Schritten hinzu trat. Angés, seltsam bewegt, bat Ludwig, in seiner Erzählung fortzufahren. Philipp sah scharf nach den Mönchen, mit Blicken voll Mißtrauen, der Graf fuhr fort: An der Stelle, wo der fromme Landelin unter den Dolchen der Meuchelmörder sein Leben verblutet hatte, entsprang ein Heilquell, welcher Kranken zu wunderbarer Genesung verhalf. Die Gefährten des Märtyrers trugen den entseelten Leichnam thalaufwärts, wo sie ihn zur Erde bestatteten. Die Stelle, wo Landelin starb, und die, wo er seine irdische Ruhestätte gefunden hatte, wurden dem Volke bald heilig, des Blutzeugen Märtyrtod und sein Wunder gewann den ganzen Gau für die Christuslehre. Dieser Ort trägt von ihm den Namen Sanct Landelin, über dem Wunderquell erbaute Herzog Etticho eine Kirche, voll Gnadenbilder und begabt mit reichem Ablaß. Zahlreiche Mönche siedelten sich hier an und weilten in diesem Thale an den Ufern der Umlitz, wie der Thalbach in früheren Zeiten genannt wurde; sie erbauten Hütten in der Nähe jenes geweiheten Grabes. Von diesem Verweilen der Mönche erhielt der allmählich entstehende Ort den Namen Münchweiler, und außerdem entstand auch noch auf jener nahen Anhöhe über dem Wallfahrtsort das Kloster Mönchszelle. Dessen Bewohner versahen den Gottesdienst in der Kirche zu Sanct Landelin. Noch aber wogten gewaltige Völkerkämpfe; die Franken brachen heraus in dieses Alemanische Land und verheerten es, das Klösterlein versank bald in tiefste Armuth. Da geschah es, daß ein frommer Mönch desselben, Namens Widegera, aus dem Breisgau, im Jahr siebenhundertundzwanzig Bischof zu Straßburg wurde, und viel zur Erhaltung von Mönchszelle that. Nach ihm wurde, doch lag dazwischen wieder eine lange Zeit voll Noth, Gefahr und Kämpfe, Etto, der Sohn Herzog Etticho’s, welcher letztere die nahe Stadt Ettenheim gründete, durch Kaiser Karl den Großen Bischof von Straßburg. Er war es, der Mönchszelle aufs Neue erhob, und nahe dem Wunderquell des heiligen Landelin das Münster neu erbaute, das wir als Ettenmünster nun vor uns in den stattlichen Bauten erblicken, das fortan ihm zur Ehre seinen Namen Etto als Ettenheimmünster fortführt. Zugleich wurde Etto des </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [366/0370]
Ausruf erschreckte die Gefährten, ja sie störte damit sogar die Andacht der Betenden, denn ein Paar Mönche in dunkeln Kutten kehrten sich nach ihr um; sie weckte auch Philipp’s Aufmerksamkeit, der in der Nähe weilte, und mit raschen Schritten hinzu trat. Angés, seltsam bewegt, bat Ludwig, in seiner Erzählung fortzufahren. Philipp sah scharf nach den Mönchen, mit Blicken voll Mißtrauen, der Graf fuhr fort: An der Stelle, wo der fromme Landelin unter den Dolchen der Meuchelmörder sein Leben verblutet hatte, entsprang ein Heilquell, welcher Kranken zu wunderbarer Genesung verhalf. Die Gefährten des Märtyrers trugen den entseelten Leichnam thalaufwärts, wo sie ihn zur Erde bestatteten. Die Stelle, wo Landelin starb, und die, wo er seine irdische Ruhestätte gefunden hatte, wurden dem Volke bald heilig, des Blutzeugen Märtyrtod und sein Wunder gewann den ganzen Gau für die Christuslehre. Dieser Ort trägt von ihm den Namen Sanct Landelin, über dem Wunderquell erbaute Herzog Etticho eine Kirche, voll Gnadenbilder und begabt mit reichem Ablaß. Zahlreiche Mönche siedelten sich hier an und weilten in diesem Thale an den Ufern der Umlitz, wie der Thalbach in früheren Zeiten genannt wurde; sie erbauten Hütten in der Nähe jenes geweiheten Grabes. Von diesem Verweilen der Mönche erhielt der allmählich entstehende Ort den Namen Münchweiler, und außerdem entstand auch noch auf jener nahen Anhöhe über dem Wallfahrtsort das Kloster Mönchszelle. Dessen Bewohner versahen den Gottesdienst in der Kirche zu Sanct Landelin. Noch aber wogten gewaltige Völkerkämpfe; die Franken brachen heraus in dieses Alemanische Land und verheerten es, das Klösterlein versank bald in tiefste Armuth. Da geschah es, daß ein frommer Mönch desselben, Namens Widegera, aus dem Breisgau, im Jahr siebenhundertundzwanzig Bischof zu Straßburg wurde, und viel zur Erhaltung von Mönchszelle that. Nach ihm wurde, doch lag dazwischen wieder eine lange Zeit voll Noth, Gefahr und Kämpfe, Etto, der Sohn Herzog Etticho’s, welcher letztere die nahe Stadt Ettenheim gründete, durch Kaiser Karl den Großen Bischof von Straßburg. Er war es, der Mönchszelle aufs Neue erhob, und nahe dem Wunderquell des heiligen Landelin das Münster neu erbaute, das wir als Ettenmünster nun vor uns in den stattlichen Bauten erblicken, das fortan ihm zur Ehre seinen Namen Etto als Ettenheimmünster fortführt. Zugleich wurde Etto des
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