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Bechstein, Ludwig: Der Dunkelgraf. Frankfurt (Main), 1854.

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Ein unseliger Auftritt zwischen uns Beiden trennt uns für immer -- das kam wie ein Blitz -- ein unbedachtes Wort von mir, das bei meiner Ehre! nicht verletzen sollte, reizte ihn zu maßloser Heftigkeit -- auch in mir flammte nun Zorn auf -- es fiel hartes Wort um hartes Wort, und ich -- gehe -- denn ich habe in Varel nichts mehr zu suchen. Auch Ihr Herr Gemahl, gnädige Frau Gräfin, verließ noch vor mir Schloß Varel -- wahrscheinlich um zurückzureisen, denn auch mit der Großmutter, die zwischen uns trat, nicht versöhnend, sondern heftig und zürnend, scheint er alles Angebahnte abbrechen zu wollen. Jedenfalls hat der Graf sich auf seine Jacht begeben, doch weiß ich dies nicht gewiß, da ich den Weg über Bockhorn einschlug. Aus diesem allen ersehen Sie, gnädige Frau Gräfin, daß ich ganz unmöglich Ihr Schloß betreten kann und darf, das Haus eines Mannes, der mich haßt und mich, was mir noch schwerer fällt zu tragen, verachtet.

Das ist ja eine schmerzlich betrübende Mär, die Sie mir da verkünden, mein Cousin! versetzte die Gräfin Ottoline. Aber das Alles hilft Ihnen nichts, Sie müssen dennoch mit mir auf unser Schloß. Hat mein Mann Sie beleidigt, so ist er ganz gewiß der Mann, keine Genugthuung zu verweigern, die Sie irgend fordern können, dafür kenne ich ihn, dafür kennen auch Sie ihn sicherlich -- und haben Sie ihn und wär' es tödtlich, beleidigt, so muß er Ihnen vergeben, um meinetwillen, um unsers lieben Kindes willen, meiner süßen Marie, die sich jetzt so sanft und traulich an ihren ritterlichen Lebensretter schmiegt.



5. Der Falk von Kniphausen.


Wenn Ihr Herr Gemahl, wie zu erwarten steht, käme, und mich in seinem Schlosse fände, nach dem, was zwischen ihm und mir vorgefallen -- was hätte ich zu erwarten? Jedenfalls neue Beleidigung, neue Demüthigung, sprach der junge Graf. Darum bitte ich noch einmal ganz unterthänig, an des Schlosses Pforte mich mit meinem Diener zu entlassen. Es wird das Glück meines künftigen Lebens

Ein unseliger Auftritt zwischen uns Beiden trennt uns für immer — das kam wie ein Blitz — ein unbedachtes Wort von mir, das bei meiner Ehre! nicht verletzen sollte, reizte ihn zu maßloser Heftigkeit — auch in mir flammte nun Zorn auf — es fiel hartes Wort um hartes Wort, und ich — gehe — denn ich habe in Varel nichts mehr zu suchen. Auch Ihr Herr Gemahl, gnädige Frau Gräfin, verließ noch vor mir Schloß Varel — wahrscheinlich um zurückzureisen, denn auch mit der Großmutter, die zwischen uns trat, nicht versöhnend, sondern heftig und zürnend, scheint er alles Angebahnte abbrechen zu wollen. Jedenfalls hat der Graf sich auf seine Jacht begeben, doch weiß ich dies nicht gewiß, da ich den Weg über Bockhorn einschlug. Aus diesem allen ersehen Sie, gnädige Frau Gräfin, daß ich ganz unmöglich Ihr Schloß betreten kann und darf, das Haus eines Mannes, der mich haßt und mich, was mir noch schwerer fällt zu tragen, verachtet.

Das ist ja eine schmerzlich betrübende Mär, die Sie mir da verkünden, mein Cousin! versetzte die Gräfin Ottoline. Aber das Alles hilft Ihnen nichts, Sie müssen dennoch mit mir auf unser Schloß. Hat mein Mann Sie beleidigt, so ist er ganz gewiß der Mann, keine Genugthuung zu verweigern, die Sie irgend fordern können, dafür kenne ich ihn, dafür kennen auch Sie ihn sicherlich — und haben Sie ihn und wär’ es tödtlich, beleidigt, so muß er Ihnen vergeben, um meinetwillen, um unsers lieben Kindes willen, meiner süßen Marie, die sich jetzt so sanft und traulich an ihren ritterlichen Lebensretter schmiegt.



5. Der Falk von Kniphausen.


Wenn Ihr Herr Gemahl, wie zu erwarten steht, käme, und mich in seinem Schlosse fände, nach dem, was zwischen ihm und mir vorgefallen — was hätte ich zu erwarten? Jedenfalls neue Beleidigung, neue Demüthigung, sprach der junge Graf. Darum bitte ich noch einmal ganz unterthänig, an des Schlosses Pforte mich mit meinem Diener zu entlassen. Es wird das Glück meines künftigen Lebens

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[57/0061] Ein unseliger Auftritt zwischen uns Beiden trennt uns für immer — das kam wie ein Blitz — ein unbedachtes Wort von mir, das bei meiner Ehre! nicht verletzen sollte, reizte ihn zu maßloser Heftigkeit — auch in mir flammte nun Zorn auf — es fiel hartes Wort um hartes Wort, und ich — gehe — denn ich habe in Varel nichts mehr zu suchen. Auch Ihr Herr Gemahl, gnädige Frau Gräfin, verließ noch vor mir Schloß Varel — wahrscheinlich um zurückzureisen, denn auch mit der Großmutter, die zwischen uns trat, nicht versöhnend, sondern heftig und zürnend, scheint er alles Angebahnte abbrechen zu wollen. Jedenfalls hat der Graf sich auf seine Jacht begeben, doch weiß ich dies nicht gewiß, da ich den Weg über Bockhorn einschlug. Aus diesem allen ersehen Sie, gnädige Frau Gräfin, daß ich ganz unmöglich Ihr Schloß betreten kann und darf, das Haus eines Mannes, der mich haßt und mich, was mir noch schwerer fällt zu tragen, verachtet. Das ist ja eine schmerzlich betrübende Mär, die Sie mir da verkünden, mein Cousin! versetzte die Gräfin Ottoline. Aber das Alles hilft Ihnen nichts, Sie müssen dennoch mit mir auf unser Schloß. Hat mein Mann Sie beleidigt, so ist er ganz gewiß der Mann, keine Genugthuung zu verweigern, die Sie irgend fordern können, dafür kenne ich ihn, dafür kennen auch Sie ihn sicherlich — und haben Sie ihn und wär’ es tödtlich, beleidigt, so muß er Ihnen vergeben, um meinetwillen, um unsers lieben Kindes willen, meiner süßen Marie, die sich jetzt so sanft und traulich an ihren ritterlichen Lebensretter schmiegt. 5. Der Falk von Kniphausen. Wenn Ihr Herr Gemahl, wie zu erwarten steht, käme, und mich in seinem Schlosse fände, nach dem, was zwischen ihm und mir vorgefallen — was hätte ich zu erwarten? Jedenfalls neue Beleidigung, neue Demüthigung, sprach der junge Graf. Darum bitte ich noch einmal ganz unterthänig, an des Schlosses Pforte mich mit meinem Diener zu entlassen. Es wird das Glück meines künftigen Lebens

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Zitationshilfe: Bechstein, Ludwig: Der Dunkelgraf. Frankfurt (Main), 1854, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bechstein_dunkelgraf_1854/61>, abgerufen am 21.11.2024.