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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Leonardo da Vinci.
die Mühlwerke und die hydraulischen Pressen, die mannigfaltigen
Pumpenkonstruktionen, darunter Saug- und Druckpumpen, nur auf-
zählen können. Auf allen damals erschlossenen Gebieten der Natur-
wissenschaft und der Technik wirkte das Genie des grossen Florentiners
befruchtend und anregend. Leider blieben die zahlreichen Manuskripte
und Zeichnungen Leonardos nach seinem Tode in Verborgenheit. Sie
wurden später von seinen Erben partieenweise verkauft, auf diese Art
zersplittert und zerstreut. So blieben sie, obgleich man ihren Wert
kannte, unbenutzt und unerschlossen. Nur wenige haben den Nachlass
studiert. So sind bis heute diese Schätze noch nicht gehoben und es
bleibt eine der wichtigsten Aufgaben der nächsten Zukunft, dass dies
geschehe im Interesse der Geschichte der Wissenschaft, wie zur Ehre
des erhabenen Geistes 1). Ist aber der reiche Same, der in den hinter-
lassenen Manuskripten des Leonardo aufgespeichert war, durch die
Ungunst der Verhältnisse nicht auf fruchtbares Erdreich gefallen, son-
dern in den Schränken von Bibliotheken und Privatsammlungen ver-
staubt und vermufft, so sind seine Ideeen deshalb doch nicht mit ihm
ins Grab gesunken. Das lebendige Wort des grossen Lehrers hatte
den Reichtum seiner Gedanken in die Ohren und Herzen vieler Schüler
gesenkt. Dort wirkten sie weiter und wenn die grosse Bescheidenheit
des wunderbaren Mannes Veranlassung war, dass seine Erfindungen
und Lehrsätze nicht auf seinen Namen geprägt, nicht unter seiner
Adresse in Cours gesetzt wurden, so war er doch der Mann, der in der
geistig angeregten Periode den grössten Impuls gab für physikalische,
künstlerische und technische Studien der folgenden Epoche. In Italien
pulsierte das geistige Leben am Ende des 15. Jahrhunderts am leb-
haftesten und Leonardo da Vinci ist ein Hauptnerv in diesem mannig-
fachen Treiben. Auf wie viele Zeitgenossen hat er anregend gewirkt!
Er war ein Freund des Christoph Kolumbus. Er erkannte sofort das
Richtige in den Spekulationen dieses eigenartigen Mannes, stärkte ihn
durch seinen Zuspruch, unterstützte und kräftigte ihn durch seinen Rat.

Fürsten buhlten um die Freundschaft des hohen Geistes und wenn
es auch nur eine Sage ist, dass Leonardo in den Armen des ritter-
lichen Königs Franz I. von Frankreich seine Seele ausgehaucht habe,
so ist es doch eine Sage, die der Instinkt des Volkes gedichtet hat, und
die allgemeinen Glauben fand.

Wir stehen am Ende der Periode, die wir in diesem ersten Band

1) Soviel wir wissen, hat die bayrische Regierung für die Bearbeitung der
Manuskripte Leonardos, die sich auf Mechanik beziehen, einen Preis ausgesetzt.

Leonardo da Vinci.
die Mühlwerke und die hydraulischen Pressen, die mannigfaltigen
Pumpenkonstruktionen, darunter Saug- und Druckpumpen, nur auf-
zählen können. Auf allen damals erschlossenen Gebieten der Natur-
wissenschaft und der Technik wirkte das Genie des groſsen Florentiners
befruchtend und anregend. Leider blieben die zahlreichen Manuskripte
und Zeichnungen Leonardos nach seinem Tode in Verborgenheit. Sie
wurden später von seinen Erben partieenweise verkauft, auf diese Art
zersplittert und zerstreut. So blieben sie, obgleich man ihren Wert
kannte, unbenutzt und unerschlossen. Nur wenige haben den Nachlaſs
studiert. So sind bis heute diese Schätze noch nicht gehoben und es
bleibt eine der wichtigsten Aufgaben der nächsten Zukunft, daſs dies
geschehe im Interesse der Geschichte der Wissenschaft, wie zur Ehre
des erhabenen Geistes 1). Ist aber der reiche Same, der in den hinter-
lassenen Manuskripten des Leonardo aufgespeichert war, durch die
Ungunst der Verhältnisse nicht auf fruchtbares Erdreich gefallen, son-
dern in den Schränken von Bibliotheken und Privatsammlungen ver-
staubt und vermufft, so sind seine Ideeen deshalb doch nicht mit ihm
ins Grab gesunken. Das lebendige Wort des groſsen Lehrers hatte
den Reichtum seiner Gedanken in die Ohren und Herzen vieler Schüler
gesenkt. Dort wirkten sie weiter und wenn die groſse Bescheidenheit
des wunderbaren Mannes Veranlassung war, daſs seine Erfindungen
und Lehrsätze nicht auf seinen Namen geprägt, nicht unter seiner
Adresse in Cours gesetzt wurden, so war er doch der Mann, der in der
geistig angeregten Periode den gröſsten Impuls gab für physikalische,
künstlerische und technische Studien der folgenden Epoche. In Italien
pulsierte das geistige Leben am Ende des 15. Jahrhunderts am leb-
haftesten und Leonardo da Vinci ist ein Hauptnerv in diesem mannig-
fachen Treiben. Auf wie viele Zeitgenossen hat er anregend gewirkt!
Er war ein Freund des Christoph Kolumbus. Er erkannte sofort das
Richtige in den Spekulationen dieses eigenartigen Mannes, stärkte ihn
durch seinen Zuspruch, unterstützte und kräftigte ihn durch seinen Rat.

Fürsten buhlten um die Freundschaft des hohen Geistes und wenn
es auch nur eine Sage ist, daſs Leonardo in den Armen des ritter-
lichen Königs Franz I. von Frankreich seine Seele ausgehaucht habe,
so ist es doch eine Sage, die der Instinkt des Volkes gedichtet hat, und
die allgemeinen Glauben fand.

Wir stehen am Ende der Periode, die wir in diesem ersten Band

1) Soviel wir wissen, hat die bayrische Regierung für die Bearbeitung der
Manuskripte Leonardos, die sich auf Mechanik beziehen, einen Preis ausgesetzt.
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[1001/1023] Leonardo da Vinci. die Mühlwerke und die hydraulischen Pressen, die mannigfaltigen Pumpenkonstruktionen, darunter Saug- und Druckpumpen, nur auf- zählen können. Auf allen damals erschlossenen Gebieten der Natur- wissenschaft und der Technik wirkte das Genie des groſsen Florentiners befruchtend und anregend. Leider blieben die zahlreichen Manuskripte und Zeichnungen Leonardos nach seinem Tode in Verborgenheit. Sie wurden später von seinen Erben partieenweise verkauft, auf diese Art zersplittert und zerstreut. So blieben sie, obgleich man ihren Wert kannte, unbenutzt und unerschlossen. Nur wenige haben den Nachlaſs studiert. So sind bis heute diese Schätze noch nicht gehoben und es bleibt eine der wichtigsten Aufgaben der nächsten Zukunft, daſs dies geschehe im Interesse der Geschichte der Wissenschaft, wie zur Ehre des erhabenen Geistes 1). Ist aber der reiche Same, der in den hinter- lassenen Manuskripten des Leonardo aufgespeichert war, durch die Ungunst der Verhältnisse nicht auf fruchtbares Erdreich gefallen, son- dern in den Schränken von Bibliotheken und Privatsammlungen ver- staubt und vermufft, so sind seine Ideeen deshalb doch nicht mit ihm ins Grab gesunken. Das lebendige Wort des groſsen Lehrers hatte den Reichtum seiner Gedanken in die Ohren und Herzen vieler Schüler gesenkt. Dort wirkten sie weiter und wenn die groſse Bescheidenheit des wunderbaren Mannes Veranlassung war, daſs seine Erfindungen und Lehrsätze nicht auf seinen Namen geprägt, nicht unter seiner Adresse in Cours gesetzt wurden, so war er doch der Mann, der in der geistig angeregten Periode den gröſsten Impuls gab für physikalische, künstlerische und technische Studien der folgenden Epoche. In Italien pulsierte das geistige Leben am Ende des 15. Jahrhunderts am leb- haftesten und Leonardo da Vinci ist ein Hauptnerv in diesem mannig- fachen Treiben. Auf wie viele Zeitgenossen hat er anregend gewirkt! Er war ein Freund des Christoph Kolumbus. Er erkannte sofort das Richtige in den Spekulationen dieses eigenartigen Mannes, stärkte ihn durch seinen Zuspruch, unterstützte und kräftigte ihn durch seinen Rat. Fürsten buhlten um die Freundschaft des hohen Geistes und wenn es auch nur eine Sage ist, daſs Leonardo in den Armen des ritter- lichen Königs Franz I. von Frankreich seine Seele ausgehaucht habe, so ist es doch eine Sage, die der Instinkt des Volkes gedichtet hat, und die allgemeinen Glauben fand. Wir stehen am Ende der Periode, die wir in diesem ersten Band 1) Soviel wir wissen, hat die bayrische Regierung für die Bearbeitung der Manuskripte Leonardos, die sich auf Mechanik beziehen, einen Preis ausgesetzt.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 1001. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/1023>, abgerufen am 22.11.2024.