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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Ägypten.
den Abbildungen im Wadi Megharah sind die Götter mit dieser Waffe
dargestellt.

Neben der Doppelaxt entwickelt sich die einfache Axt in mannig-
faltigen Formen, von denen in Fig. 21 (a. f. S.) mehrere abgebildet sind.
Die gewöhnliche Axt bildet ausser dem Speer die ordonanzmässige Aus-
rüstung der Schwerbewaffneten zur Zeit der achtzehnten Dynastie
(Fig. 22). Besondere Aufmerksamkeit verdient die kunstvolle Kriegs-
axt der Vornehmen (Fig. 19 e, f), umsomehr, da sie bereits in den Grab-
abbildungen von Benihassan und Karnak (zwölfte und achtzehnte Dy-
nastie) stets mit blauer Klinge dargestellt ist. Es war die nationale Waffe,
chops genannt, eine Art Sichelschwert 1), welches die Leibgarde der
Pharaonen trug, das meist mit grossem Luxus ausgeschmückt war und

[Abbildung] Fig. 20.
eine breite Klinge von Stahl oder
wenigstens mit Stahlschneide be-
sass. Dieselbe Waffe erscheint
häufig in den Händen der Pha-
raonen. Die Form der Stahl-
klinge lässt auf eine hohe Stufe
der Schmiedekunst schliessen.
Die Klinge ist meist in Kupfer
gefasst und steckt in einem Eben-
holzstiel, der oft reich vergoldet
ist. So zeigt z. B. eine solche
Waffe aus der Zeit Ramses III.
die blaue Eisenklinge mit Blut-
rinne, einen grünen Rücken von
patinierter Bronze und einem ver-
zierten, mit Gold ausgelegten Griff von Elfenbein, eine andere besteht
aus einem rund geschweiften Eisenblatt mit Kupferhülse in einem Stiel
von reich vergoldetem Ebenholz.

Weitere Waffen der Ägypter waren ein sichelförmiges Schwert
(s. Fig. 19 g), Lanze, Speer und Dolche von verschiedenen Formen.
Eine bevorzugte Waffe, die Waffe des Königs besonders seit der Zeit
der Ramessiden waren Pfeil und Bogen, mit denen die Herrscher von
ihrem herrlichen Streitwagen herab die Feinde erlegten. Der Gebrauch
der Streitwagen kam erst später auf und stammt wohl aus Asien, doch
waren die Streitwagen der Ägypter durch ihre leichte Konstruktion,

1) Chops = @, das chops selbst erscheint als hieroglyphisches
Zeichen @

Ägypten.
den Abbildungen im Wadi Megharah sind die Götter mit dieser Waffe
dargestellt.

Neben der Doppelaxt entwickelt sich die einfache Axt in mannig-
faltigen Formen, von denen in Fig. 21 (a. f. S.) mehrere abgebildet sind.
Die gewöhnliche Axt bildet auſser dem Speer die ordonanzmäſsige Aus-
rüstung der Schwerbewaffneten zur Zeit der achtzehnten Dynastie
(Fig. 22). Besondere Aufmerksamkeit verdient die kunstvolle Kriegs-
axt der Vornehmen (Fig. 19 e, f), umsomehr, da sie bereits in den Grab-
abbildungen von Benihassan und Karnak (zwölfte und achtzehnte Dy-
nastie) stets mit blauer Klinge dargestellt ist. Es war die nationale Waffe,
chops genannt, eine Art Sichelschwert 1), welches die Leibgarde der
Pharaonen trug, das meist mit groſsem Luxus ausgeschmückt war und

[Abbildung] Fig. 20.
eine breite Klinge von Stahl oder
wenigstens mit Stahlschneide be-
saſs. Dieselbe Waffe erscheint
häufig in den Händen der Pha-
raonen. Die Form der Stahl-
klinge läſst auf eine hohe Stufe
der Schmiedekunst schlieſsen.
Die Klinge ist meist in Kupfer
gefaſst und steckt in einem Eben-
holzstiel, der oft reich vergoldet
ist. So zeigt z. B. eine solche
Waffe aus der Zeit Ramses III.
die blaue Eisenklinge mit Blut-
rinne, einen grünen Rücken von
patinierter Bronze und einem ver-
zierten, mit Gold ausgelegten Griff von Elfenbein, eine andere besteht
aus einem rund geschweiften Eisenblatt mit Kupferhülse in einem Stiel
von reich vergoldetem Ebenholz.

Weitere Waffen der Ägypter waren ein sichelförmiges Schwert
(s. Fig. 19 g), Lanze, Speer und Dolche von verschiedenen Formen.
Eine bevorzugte Waffe, die Waffe des Königs besonders seit der Zeit
der Ramessiden waren Pfeil und Bogen, mit denen die Herrscher von
ihrem herrlichen Streitwagen herab die Feinde erlegten. Der Gebrauch
der Streitwagen kam erst später auf und stammt wohl aus Asien, doch
waren die Streitwagen der Ägypter durch ihre leichte Konstruktion,

1) Chops = , das chops selbst erscheint als hieroglyphisches
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[91/0113] Ägypten. den Abbildungen im Wadi Megharah sind die Götter mit dieser Waffe dargestellt. Neben der Doppelaxt entwickelt sich die einfache Axt in mannig- faltigen Formen, von denen in Fig. 21 (a. f. S.) mehrere abgebildet sind. Die gewöhnliche Axt bildet auſser dem Speer die ordonanzmäſsige Aus- rüstung der Schwerbewaffneten zur Zeit der achtzehnten Dynastie (Fig. 22). Besondere Aufmerksamkeit verdient die kunstvolle Kriegs- axt der Vornehmen (Fig. 19 e, f), umsomehr, da sie bereits in den Grab- abbildungen von Benihassan und Karnak (zwölfte und achtzehnte Dy- nastie) stets mit blauer Klinge dargestellt ist. Es war die nationale Waffe, chops genannt, eine Art Sichelschwert 1), welches die Leibgarde der Pharaonen trug, das meist mit groſsem Luxus ausgeschmückt war und [Abbildung Fig. 20.] eine breite Klinge von Stahl oder wenigstens mit Stahlschneide be- saſs. Dieselbe Waffe erscheint häufig in den Händen der Pha- raonen. Die Form der Stahl- klinge läſst auf eine hohe Stufe der Schmiedekunst schlieſsen. Die Klinge ist meist in Kupfer gefaſst und steckt in einem Eben- holzstiel, der oft reich vergoldet ist. So zeigt z. B. eine solche Waffe aus der Zeit Ramses III. die blaue Eisenklinge mit Blut- rinne, einen grünen Rücken von patinierter Bronze und einem ver- zierten, mit Gold ausgelegten Griff von Elfenbein, eine andere besteht aus einem rund geschweiften Eisenblatt mit Kupferhülse in einem Stiel von reich vergoldetem Ebenholz. Weitere Waffen der Ägypter waren ein sichelförmiges Schwert (s. Fig. 19 g), Lanze, Speer und Dolche von verschiedenen Formen. Eine bevorzugte Waffe, die Waffe des Königs besonders seit der Zeit der Ramessiden waren Pfeil und Bogen, mit denen die Herrscher von ihrem herrlichen Streitwagen herab die Feinde erlegten. Der Gebrauch der Streitwagen kam erst später auf und stammt wohl aus Asien, doch waren die Streitwagen der Ägypter durch ihre leichte Konstruktion, 1) Chops = , das chops selbst erscheint als hieroglyphisches Zeichen 

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/113>, abgerufen am 27.04.2024.