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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Ägypten.
im Gegensatz zu ba-en-ito, Eisen der Erde. Basil Cooper erklärt das
Wort ba, koptisch bo oder be als hartes Holz, Stein; ni = von und be,
koptisch pe = Himmel. Demnach be-ni-pe = Stein vom Himmel,
Meteorstein, respektive Meteoreisen. Über die Unwahrscheinlichkeit,
dass die erste Bekanntschaft des Eisens von Meteoreisen herzuleiten
ist, haben wir früher gehandelt. Wohl ist es aber möglich, dass man
später die Identität des tellurischen und meteorischen Eisens erkannt
und dem Eisen deshalb die Bezeichnung Metall des Himmels beilegte.
Cooper will das Stammwort ba oder be auch in dem Namen des sechsten
Nachfolgers des Menes, der Mibampes hiess, wiederfinden. Nach ihm
heisst Mibampes der "Eisenfreund". Wenn diese Hypothese begründet
ist, so wäre allerdings das Eisen nicht nur das erstgefundene, sondern
auch das erstgenannte aller Metalle, indem die Regierungszeit des
Mibampes 1) noch mehrere Jahrhunderte vor der des Snefru liegt.

Wie es sich damit aber auch verhalten mag, jedenfalls haben wir in
dem Vorgehenden eine Reihe von Thatsachen, welche die frühe Bekannt-
schaft der Ägypter mit dem Eisen erhärten, erbracht. Schon in der ältesten
Zeit der beglaubigten Geschichte Ägyptens, in der Periode der vierten
Dynastie, war das Eisen den Nilbewohnern bekannt und in Gebrauch
und blieb in Gebrauch neben Kupfer und Bronze in allen Perioden der
ägyptischen Geschichte. In der älteren Zeit, in der die Ägypter neben
dem Eisen nur das Kupfer zu Werkzeugen verarbeiteten, scheint es so-
gar in mannigfacherer Verwendung gewesen zu sein, als in späterer
Zeit, nachdem die Ägypter durch Handel und Eroberungen mit der
Bronze Asiens bekannt und förmlich überflutet wurden.

Zu allen Zeiten scheint die Eisengewinnung im eigenen Lande von
untergeordneter Bedeutung gewesen zu sein, wenn auch aus den Resten
alter Bergwerke im erythräischen Gebirge und auf der Sinaihalbinsel
hervorgeht, dass ihnen die Gewinnung nicht unbekannt war. Sie be-
zogen vielmehr das meiste Eisen aus dem Auslande, und zwar in älterer
Zeit als fertige Waren aus Äthiopien; während dieser Bezug späterhin,
als Ägypten mit Ostasien in Verkehr kam und mit den Erzgeräten der
Semiten, namentlich der Phönizier überschwemmt wurde, in den Hinter-
grund trat und zwar so sehr, dass die alte, wahrscheinlich äthiopische
Bezeichnung für Eisen verloren ging und an dessen Stelle für das Eisen
aus Asien ein neuer Name in Aufnahme kam. Ähnliche Wortwand-
lungen begegnen wir im Altertume öfter.

Die Bezeichnung tehaset dürfte etwa dem biblischen "Eisen des
Nordens" entsprechen.


1) Mir-ba-pen, nach Lauth: Freund des Eisens.

Ägypten.
im Gegensatz zu ba-en-ito, Eisen der Erde. Basil Cooper erklärt das
Wort ba, koptisch bo oder be als hartes Holz, Stein; ni = von und be,
koptisch pe = Himmel. Demnach be-ni-pe = Stein vom Himmel,
Meteorstein, respektive Meteoreisen. Über die Unwahrscheinlichkeit,
daſs die erste Bekanntschaft des Eisens von Meteoreisen herzuleiten
ist, haben wir früher gehandelt. Wohl ist es aber möglich, daſs man
später die Identität des tellurischen und meteorischen Eisens erkannt
und dem Eisen deshalb die Bezeichnung Metall des Himmels beilegte.
Cooper will das Stammwort ba oder be auch in dem Namen des sechsten
Nachfolgers des Menes, der Mibampes hieſs, wiederfinden. Nach ihm
heiſst Mibampes der „Eisenfreund“. Wenn diese Hypothese begründet
ist, so wäre allerdings das Eisen nicht nur das erstgefundene, sondern
auch das erstgenannte aller Metalle, indem die Regierungszeit des
Mibampes 1) noch mehrere Jahrhunderte vor der des Snefru liegt.

Wie es sich damit aber auch verhalten mag, jedenfalls haben wir in
dem Vorgehenden eine Reihe von Thatsachen, welche die frühe Bekannt-
schaft der Ägypter mit dem Eisen erhärten, erbracht. Schon in der ältesten
Zeit der beglaubigten Geschichte Ägyptens, in der Periode der vierten
Dynastie, war das Eisen den Nilbewohnern bekannt und in Gebrauch
und blieb in Gebrauch neben Kupfer und Bronze in allen Perioden der
ägyptischen Geschichte. In der älteren Zeit, in der die Ägypter neben
dem Eisen nur das Kupfer zu Werkzeugen verarbeiteten, scheint es so-
gar in mannigfacherer Verwendung gewesen zu sein, als in späterer
Zeit, nachdem die Ägypter durch Handel und Eroberungen mit der
Bronze Asiens bekannt und förmlich überflutet wurden.

Zu allen Zeiten scheint die Eisengewinnung im eigenen Lande von
untergeordneter Bedeutung gewesen zu sein, wenn auch aus den Resten
alter Bergwerke im erythräischen Gebirge und auf der Sinaihalbinsel
hervorgeht, daſs ihnen die Gewinnung nicht unbekannt war. Sie be-
zogen vielmehr das meiste Eisen aus dem Auslande, und zwar in älterer
Zeit als fertige Waren aus Äthiopien; während dieser Bezug späterhin,
als Ägypten mit Ostasien in Verkehr kam und mit den Erzgeräten der
Semiten, namentlich der Phönizier überschwemmt wurde, in den Hinter-
grund trat und zwar so sehr, daſs die alte, wahrscheinlich äthiopische
Bezeichnung für Eisen verloren ging und an dessen Stelle für das Eisen
aus Asien ein neuer Name in Aufnahme kam. Ähnliche Wortwand-
lungen begegnen wir im Altertume öfter.

Die Bezeichnung tehaset dürfte etwa dem biblischen „Eisen des
Nordens“ entsprechen.


1) Mir-ba-pen, nach Lauth: Freund des Eisens.
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[96/0118] Ägypten. im Gegensatz zu ba-en-ito, Eisen der Erde. Basil Cooper erklärt das Wort ba, koptisch bo oder be als hartes Holz, Stein; ni = von und be, koptisch pe = Himmel. Demnach be-ni-pe = Stein vom Himmel, Meteorstein, respektive Meteoreisen. Über die Unwahrscheinlichkeit, daſs die erste Bekanntschaft des Eisens von Meteoreisen herzuleiten ist, haben wir früher gehandelt. Wohl ist es aber möglich, daſs man später die Identität des tellurischen und meteorischen Eisens erkannt und dem Eisen deshalb die Bezeichnung Metall des Himmels beilegte. Cooper will das Stammwort ba oder be auch in dem Namen des sechsten Nachfolgers des Menes, der Mibampes hieſs, wiederfinden. Nach ihm heiſst Mibampes der „Eisenfreund“. Wenn diese Hypothese begründet ist, so wäre allerdings das Eisen nicht nur das erstgefundene, sondern auch das erstgenannte aller Metalle, indem die Regierungszeit des Mibampes 1) noch mehrere Jahrhunderte vor der des Snefru liegt. Wie es sich damit aber auch verhalten mag, jedenfalls haben wir in dem Vorgehenden eine Reihe von Thatsachen, welche die frühe Bekannt- schaft der Ägypter mit dem Eisen erhärten, erbracht. Schon in der ältesten Zeit der beglaubigten Geschichte Ägyptens, in der Periode der vierten Dynastie, war das Eisen den Nilbewohnern bekannt und in Gebrauch und blieb in Gebrauch neben Kupfer und Bronze in allen Perioden der ägyptischen Geschichte. In der älteren Zeit, in der die Ägypter neben dem Eisen nur das Kupfer zu Werkzeugen verarbeiteten, scheint es so- gar in mannigfacherer Verwendung gewesen zu sein, als in späterer Zeit, nachdem die Ägypter durch Handel und Eroberungen mit der Bronze Asiens bekannt und förmlich überflutet wurden. Zu allen Zeiten scheint die Eisengewinnung im eigenen Lande von untergeordneter Bedeutung gewesen zu sein, wenn auch aus den Resten alter Bergwerke im erythräischen Gebirge und auf der Sinaihalbinsel hervorgeht, daſs ihnen die Gewinnung nicht unbekannt war. Sie be- zogen vielmehr das meiste Eisen aus dem Auslande, und zwar in älterer Zeit als fertige Waren aus Äthiopien; während dieser Bezug späterhin, als Ägypten mit Ostasien in Verkehr kam und mit den Erzgeräten der Semiten, namentlich der Phönizier überschwemmt wurde, in den Hinter- grund trat und zwar so sehr, daſs die alte, wahrscheinlich äthiopische Bezeichnung für Eisen verloren ging und an dessen Stelle für das Eisen aus Asien ein neuer Name in Aufnahme kam. Ähnliche Wortwand- lungen begegnen wir im Altertume öfter. Die Bezeichnung tehaset dürfte etwa dem biblischen „Eisen des Nordens“ entsprechen. 1) Mir-ba-pen, nach Lauth: Freund des Eisens.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/118>, abgerufen am 24.11.2024.