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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Ägypten.
wie das Eisen auf einem Ambos, der aus einem flachen, runden, auf
einem Holzklotze aufliegenden Stein besteht, ausgeschmiedet wird, und
zwar besteht der Hammer, mit dem dies geschieht, ebenfalls nur aus
einem halbkugelförmigen Steine, den der Zuschläger mit beiden Händen
bewegt. Andere Abbildungen zeigen ähnliches mit kleinen Abweichungen.
So finden wir auf einer statt der offenen Herdgrube einen Schmelz-
ofen aus Thon, die einfachste Form eines niedrigen Schachtofens, eine
andere stellt einen Ambos dar, der aus einer dicken Kupferplatte be-
steht, während der dazugehörige Hammer ein runder Kupferklumpen
ohne Stiel ist.

Vergleichen wir die erwähnten Darstellungen mit den Berichten
der Reisenden, wie z. B. Nachtigalls oder Russeggers, über die Art
und Weise, wie heute die Bewohner von Kordofan ihr Eisen gewinnen, so
werden wir sehen, dass die alten Abbildungen noch genau zu dem
jetzigen Verfahren passen. Russegger schreibt darüber 1):

"Im nördlichen Kordofan, westlich von Gleha bis Bara und
Chursi dehnt sich der "Eisendistrikt" aus, so genannt wegen des reich-
lich vorkommenden Raseneisensteins und der fast in jedem Dorfe statt-
findenden Benutzung dieses Erzes." Dieselben dilluvialen Ablagerungen
ziehen sich nach Russegger wahrscheinlich durch ganz Mittel- und
West-Sudan fort. In der Nähe von Bara, Chursin und Tendar wurden
Russegger 15 Dörfer bekannt, in deren Umgebung Raseneisenstein
gewonnen wurde. Das Vorkommen ist überall das gleiche. Unter der
obersten Sanddecke in einer Tiefe von 7 bis 8 Fuss folgt die erste
Eisensteinschicht, entweder ein reiner Thoneisenstein oder Sandlagen
mit Raseneisensteinknollen. Der Abbau wird so roh wie möglich be-
trieben. Es werden Schächte von 4 bis 5 Fuss Weite höchstens 10 Fuss
niedergebracht; hat man das Erz erreicht, so wird weiteres Abteufen
eingestellt und der Abbau begonnen, der darin besteht, dass man zu-
nächst bis zum Liegenden gräbt und dann vom Schachttiefsten aus das
Erz ringsum wegnimmt, so lange dies ohne dringende Gefahr des Ein-
sturzes möglich ist. Das Loch wird nicht verbaut, sondern verlassen
und wenige Schritte davon ein neues gegraben. Russegger zählte
bei el Feradschaab auf einer Fläche von 400 bis 500 Quadratklafter
350 teils offener, teils verbrochener Schächte 2). Das aus den Schächten

1) Russegger, Reise in Ägypten, Nubien und Ostsudan. Stuttgart 1844.
II, 2. S. 286 ff.
2) Mehemed Ali's Versuche, einen besseren Betrieb durch Fremde einzuführen,
scheiterten.

Ägypten.
wie das Eisen auf einem Ambos, der aus einem flachen, runden, auf
einem Holzklotze aufliegenden Stein besteht, ausgeschmiedet wird, und
zwar besteht der Hammer, mit dem dies geschieht, ebenfalls nur aus
einem halbkugelförmigen Steine, den der Zuschläger mit beiden Händen
bewegt. Andere Abbildungen zeigen ähnliches mit kleinen Abweichungen.
So finden wir auf einer statt der offenen Herdgrube einen Schmelz-
ofen aus Thon, die einfachste Form eines niedrigen Schachtofens, eine
andere stellt einen Ambos dar, der aus einer dicken Kupferplatte be-
steht, während der dazugehörige Hammer ein runder Kupferklumpen
ohne Stiel ist.

Vergleichen wir die erwähnten Darstellungen mit den Berichten
der Reisenden, wie z. B. Nachtigalls oder Ruſseggers, über die Art
und Weise, wie heute die Bewohner von Kordofan ihr Eisen gewinnen, so
werden wir sehen, daſs die alten Abbildungen noch genau zu dem
jetzigen Verfahren passen. Ruſsegger schreibt darüber 1):

„Im nördlichen Kordofan, westlich von Glèha bis Bara und
Chursi dehnt sich der „Eisendistrikt“ aus, so genannt wegen des reich-
lich vorkommenden Raseneisensteins und der fast in jedem Dorfe statt-
findenden Benutzung dieses Erzes.“ Dieselben dilluvialen Ablagerungen
ziehen sich nach Ruſsegger wahrscheinlich durch ganz Mittel- und
West-Sudan fort. In der Nähe von Bara, Chursin und Tendar wurden
Ruſsegger 15 Dörfer bekannt, in deren Umgebung Raseneisenstein
gewonnen wurde. Das Vorkommen ist überall das gleiche. Unter der
obersten Sanddecke in einer Tiefe von 7 bis 8 Fuſs folgt die erste
Eisensteinschicht, entweder ein reiner Thoneisenstein oder Sandlagen
mit Raseneisensteinknollen. Der Abbau wird so roh wie möglich be-
trieben. Es werden Schächte von 4 bis 5 Fuſs Weite höchstens 10 Fuſs
niedergebracht; hat man das Erz erreicht, so wird weiteres Abteufen
eingestellt und der Abbau begonnen, der darin besteht, daſs man zu-
nächst bis zum Liegenden gräbt und dann vom Schachttiefsten aus das
Erz ringsum wegnimmt, so lange dies ohne dringende Gefahr des Ein-
sturzes möglich ist. Das Loch wird nicht verbaut, sondern verlassen
und wenige Schritte davon ein neues gegraben. Ruſsegger zählte
bei el Feradschaab auf einer Fläche von 400 bis 500 Quadratklafter
350 teils offener, teils verbrochener Schächte 2). Das aus den Schächten

1) Ruſsegger, Reise in Ägypten, Nubien und Ostsudan. Stuttgart 1844.
II, 2. S. 286 ff.
2) Mehemed Ali’s Versuche, einen besseren Betrieb durch Fremde einzuführen,
scheiterten.
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[98/0120] Ägypten. wie das Eisen auf einem Ambos, der aus einem flachen, runden, auf einem Holzklotze aufliegenden Stein besteht, ausgeschmiedet wird, und zwar besteht der Hammer, mit dem dies geschieht, ebenfalls nur aus einem halbkugelförmigen Steine, den der Zuschläger mit beiden Händen bewegt. Andere Abbildungen zeigen ähnliches mit kleinen Abweichungen. So finden wir auf einer statt der offenen Herdgrube einen Schmelz- ofen aus Thon, die einfachste Form eines niedrigen Schachtofens, eine andere stellt einen Ambos dar, der aus einer dicken Kupferplatte be- steht, während der dazugehörige Hammer ein runder Kupferklumpen ohne Stiel ist. Vergleichen wir die erwähnten Darstellungen mit den Berichten der Reisenden, wie z. B. Nachtigalls oder Ruſseggers, über die Art und Weise, wie heute die Bewohner von Kordofan ihr Eisen gewinnen, so werden wir sehen, daſs die alten Abbildungen noch genau zu dem jetzigen Verfahren passen. Ruſsegger schreibt darüber 1): „Im nördlichen Kordofan, westlich von Glèha bis Bara und Chursi dehnt sich der „Eisendistrikt“ aus, so genannt wegen des reich- lich vorkommenden Raseneisensteins und der fast in jedem Dorfe statt- findenden Benutzung dieses Erzes.“ Dieselben dilluvialen Ablagerungen ziehen sich nach Ruſsegger wahrscheinlich durch ganz Mittel- und West-Sudan fort. In der Nähe von Bara, Chursin und Tendar wurden Ruſsegger 15 Dörfer bekannt, in deren Umgebung Raseneisenstein gewonnen wurde. Das Vorkommen ist überall das gleiche. Unter der obersten Sanddecke in einer Tiefe von 7 bis 8 Fuſs folgt die erste Eisensteinschicht, entweder ein reiner Thoneisenstein oder Sandlagen mit Raseneisensteinknollen. Der Abbau wird so roh wie möglich be- trieben. Es werden Schächte von 4 bis 5 Fuſs Weite höchstens 10 Fuſs niedergebracht; hat man das Erz erreicht, so wird weiteres Abteufen eingestellt und der Abbau begonnen, der darin besteht, daſs man zu- nächst bis zum Liegenden gräbt und dann vom Schachttiefsten aus das Erz ringsum wegnimmt, so lange dies ohne dringende Gefahr des Ein- sturzes möglich ist. Das Loch wird nicht verbaut, sondern verlassen und wenige Schritte davon ein neues gegraben. Ruſsegger zählte bei el Feradschaab auf einer Fläche von 400 bis 500 Quadratklafter 350 teils offener, teils verbrochener Schächte 2). Das aus den Schächten 1) Ruſsegger, Reise in Ägypten, Nubien und Ostsudan. Stuttgart 1844. II, 2. S. 286 ff. 2) Mehemed Ali’s Versuche, einen besseren Betrieb durch Fremde einzuführen, scheiterten.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/120>, abgerufen am 21.11.2024.