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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Die Semiten.
König, der König der Völker, der König von Assur, der Sohn Tiglath
Adars, Königs von Assur, des Sohnes Binnirars, Königs von Assur, Er-
oberer vom Tigris bis zum Lande Labuana (Libanon). Bis zum grossen
Meer unterwarf er seiner Herrschaft alle Länder vom Aufgang zum
Niedergange der Sonne 1)." Ihm folgte sein Sohn Salmanassar II., nicht
minder siegreich in zahllosen Kriegen. Er unternahm vier Feldzüge
gegen Syrien und es gelang ihm nach langen Kämpfen, die Fürsten
Syriens, Phöniziens und Israels zinspflichtig zu machen.

Er führte den ersten siegreichen Feldzug gegen Babylon unter
dessen König Marduk-Belusati und etablierte damit die Suprematie
Assurs in Mesopotamien. Aus den Inschriften seines Palastes, des so-
genannten Centralpalastes von Nimrud (Kalah), erfahren wir unter
anderem, dass er im Jahre 837 v. Chr. einen Feldzug gegen das nörd-
lich gelegene Land Tabal (das Land der Tibarener) unternahm, bis zu
ihren Bergwerken vordrang und 24 ihrer Fürsten Tribut auferlegte.
Die Tributlisten Salmanassars II. sind überhaupt von grossem Interesse.
In dem genannten Palast fand sich ein Obelisk von schwarzem Basalt,
auf welchem sich fünf Reliefdarstellungen von Tributzahlungen besieg-
ter Völker befinden mit erklärenden Keilinschriften. Auf der ersten
findet sich die Unterwerfung des Landes Israel mit der darunter
stehenden Inschrift: "Tribut von Jahua (Jehu), Sohnes des Chumri
(Omri): Goldbarren, Silberbarren, goldene Schalen, goldene Ketten,
goldene Becher, goldene Schöpfgefässe, Blei, Speere. Dieses empfing
ich 2)!" Das zweite Bild erwähnt als Tribut des Landes Kirza "Gold,
Silber, Kupfer, Blei, Stäbe, Pferde und Kameele mit doppeltem Rücken".
Als Tribut Marduk-Palassars, vom Lande Sukhi, d. h. Babylonien, wird
aufgezählt: Silber, Gold, goldene Eimer, Stäbe, Amsihörner (Elfenbein),
Burmigewänder und Stoffe. Das fünfte Relief zeigt die Tributleistung
des Königs Garapunda vom Lande Patinai, bestehend in Silber, Gold,
Blei, Kupfer, Gegenstände aus Kupfer, Amsihörner, hartes Holz. Sal-
manassar II. kämpfte auch zuerst siegreich gegen die Meder. Ver-
schiedene Könige folgten, unter denen wir nur Bin-nirarr (von 810 bis
781 v. Chr.) deshalb erwähnen wollen, weil uns von ihm eine interessante
Keilinschrift, die sich auf einen siegreichen Feldzug in Syrien und eine
grossartige Brandschatzung der reichen Stadt Damaskus bezieht, er-
halten ist; sie lautet:

"Auch gegen das Land Imirisu (das Reich vor Damaskus) zog ich,
gegen Mariah, den König vom Lande Imirisu. In Damaskus, der Haupt-

1) Siehe Menant, S. 67.
2) Siehe Schraders Keilinschriften und altes Testament, S. 105.

Die Semiten.
König, der König der Völker, der König von Assur, der Sohn Tiglath
Adars, Königs von Assur, des Sohnes Binnirars, Königs von Assur, Er-
oberer vom Tigris bis zum Lande Labuana (Libanon). Bis zum groſsen
Meer unterwarf er seiner Herrschaft alle Länder vom Aufgang zum
Niedergange der Sonne 1).“ Ihm folgte sein Sohn Salmanassar II., nicht
minder siegreich in zahllosen Kriegen. Er unternahm vier Feldzüge
gegen Syrien und es gelang ihm nach langen Kämpfen, die Fürsten
Syriens, Phöniziens und Israels zinspflichtig zu machen.

Er führte den ersten siegreichen Feldzug gegen Babylon unter
dessen König Marduk-Belusati und etablierte damit die Suprematie
Assurs in Mesopotamien. Aus den Inschriften seines Palastes, des so-
genannten Centralpalastes von Nimrud (Kalah), erfahren wir unter
anderem, daſs er im Jahre 837 v. Chr. einen Feldzug gegen das nörd-
lich gelegene Land Tabal (das Land der Tibarener) unternahm, bis zu
ihren Bergwerken vordrang und 24 ihrer Fürsten Tribut auferlegte.
Die Tributlisten Salmanassars II. sind überhaupt von groſsem Interesse.
In dem genannten Palast fand sich ein Obelisk von schwarzem Basalt,
auf welchem sich fünf Reliefdarstellungen von Tributzahlungen besieg-
ter Völker befinden mit erklärenden Keilinschriften. Auf der ersten
findet sich die Unterwerfung des Landes Israel mit der darunter
stehenden Inschrift: „Tribut von Jahua (Jehu), Sohnes des Chumri
(Omri): Goldbarren, Silberbarren, goldene Schalen, goldene Ketten,
goldene Becher, goldene Schöpfgefäſse, Blei, Speere. Dieses empfing
ich 2)!“ Das zweite Bild erwähnt als Tribut des Landes Kirza „Gold,
Silber, Kupfer, Blei, Stäbe, Pferde und Kameele mit doppeltem Rücken“.
Als Tribut Marduk-Palassars, vom Lande Sukhi, d. h. Babylonien, wird
aufgezählt: Silber, Gold, goldene Eimer, Stäbe, Amsihörner (Elfenbein),
Burmigewänder und Stoffe. Das fünfte Relief zeigt die Tributleistung
des Königs Garapunda vom Lande Patinai, bestehend in Silber, Gold,
Blei, Kupfer, Gegenstände aus Kupfer, Amsihörner, hartes Holz. Sal-
manassar II. kämpfte auch zuerst siegreich gegen die Meder. Ver-
schiedene Könige folgten, unter denen wir nur Bin-nirarr (von 810 bis
781 v. Chr.) deshalb erwähnen wollen, weil uns von ihm eine interessante
Keilinschrift, die sich auf einen siegreichen Feldzug in Syrien und eine
groſsartige Brandschatzung der reichen Stadt Damaskus bezieht, er-
halten ist; sie lautet:

„Auch gegen das Land Imirisu (das Reich vor Damaskus) zog ich,
gegen Mariah, den König vom Lande Imirisu. In Damaskus, der Haupt-

1) Siehe Menant, S. 67.
2) Siehe Schraders Keilinschriften und altes Testament, S. 105.
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[111/0133] Die Semiten. König, der König der Völker, der König von Assur, der Sohn Tiglath Adars, Königs von Assur, des Sohnes Binnirars, Königs von Assur, Er- oberer vom Tigris bis zum Lande Labuana (Libanon). Bis zum groſsen Meer unterwarf er seiner Herrschaft alle Länder vom Aufgang zum Niedergange der Sonne 1).“ Ihm folgte sein Sohn Salmanassar II., nicht minder siegreich in zahllosen Kriegen. Er unternahm vier Feldzüge gegen Syrien und es gelang ihm nach langen Kämpfen, die Fürsten Syriens, Phöniziens und Israels zinspflichtig zu machen. Er führte den ersten siegreichen Feldzug gegen Babylon unter dessen König Marduk-Belusati und etablierte damit die Suprematie Assurs in Mesopotamien. Aus den Inschriften seines Palastes, des so- genannten Centralpalastes von Nimrud (Kalah), erfahren wir unter anderem, daſs er im Jahre 837 v. Chr. einen Feldzug gegen das nörd- lich gelegene Land Tabal (das Land der Tibarener) unternahm, bis zu ihren Bergwerken vordrang und 24 ihrer Fürsten Tribut auferlegte. Die Tributlisten Salmanassars II. sind überhaupt von groſsem Interesse. In dem genannten Palast fand sich ein Obelisk von schwarzem Basalt, auf welchem sich fünf Reliefdarstellungen von Tributzahlungen besieg- ter Völker befinden mit erklärenden Keilinschriften. Auf der ersten findet sich die Unterwerfung des Landes Israel mit der darunter stehenden Inschrift: „Tribut von Jahua (Jehu), Sohnes des Chumri (Omri): Goldbarren, Silberbarren, goldene Schalen, goldene Ketten, goldene Becher, goldene Schöpfgefäſse, Blei, Speere. Dieses empfing ich 2)!“ Das zweite Bild erwähnt als Tribut des Landes Kirza „Gold, Silber, Kupfer, Blei, Stäbe, Pferde und Kameele mit doppeltem Rücken“. Als Tribut Marduk-Palassars, vom Lande Sukhi, d. h. Babylonien, wird aufgezählt: Silber, Gold, goldene Eimer, Stäbe, Amsihörner (Elfenbein), Burmigewänder und Stoffe. Das fünfte Relief zeigt die Tributleistung des Königs Garapunda vom Lande Patinai, bestehend in Silber, Gold, Blei, Kupfer, Gegenstände aus Kupfer, Amsihörner, hartes Holz. Sal- manassar II. kämpfte auch zuerst siegreich gegen die Meder. Ver- schiedene Könige folgten, unter denen wir nur Bin-nirarr (von 810 bis 781 v. Chr.) deshalb erwähnen wollen, weil uns von ihm eine interessante Keilinschrift, die sich auf einen siegreichen Feldzug in Syrien und eine groſsartige Brandschatzung der reichen Stadt Damaskus bezieht, er- halten ist; sie lautet: „Auch gegen das Land Imirisu (das Reich vor Damaskus) zog ich, gegen Mariah, den König vom Lande Imirisu. In Damaskus, der Haupt- 1) Siehe Menant, S. 67. 2) Siehe Schraders Keilinschriften und altes Testament, S. 105.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/133>, abgerufen am 27.04.2024.