geistvollen als reichen Sir Stratford-Canning für seine Idee dermassen zu interessieren, dass er ihm in liberalster Weise die Mittel zu seinen ersten Ausgrabungen zur Verfügung stellte. Die Erfolge der Aus- grabungen im Hügel von Nimrud übertrafen alle Erwartungen. Drei grossartige Paläste der Könige wurden nach und nach aufgedeckt, dar- unter der älteste unter den bekannten, die Burg des Assurnasipal, der sogenannte Nordwestpalast. Es würde zu weit führen, die Erfolge Layards zu verfolgen, wir widerstehen dieser Versuchung, so lockend sie ist. Layards Ausgrabungen waren epochemachend. Die reiche Ausbeute, seine sachlichen Erklärungen, die glücklichen Kombinationen erschlossen mit einemmal ein grossartiges Geschichtsbild. Dazu kamen die Entdeckungen auf dem Gebiete der Sprachforschung. Grotefend hatte bereits zu Anfang des Jahrhunderts einen glücklichen Anfang zur Entzifferung der Keilschriften gemacht. Epochemachend aber wurde die Interpretation der Felseninschriften von Behistan durch Major Rowlinson, durch welche mit einemmal der Schlüssel zur Erklärung der Keilschrift gefunden war. Rowlinson, Lassen und Andere haben seit jener Zeit viele Tafeln und Cylinder übersetzt. Doch liegt den Assyrologen immer noch ein reiches Material zur Verarbeitung vor.
Unterziehen wir nun die Bauten der Babylonier und Assyrier einer nähern Betrachtung, so fällt zunächst eine grosse Übereinstimmung des Materials sowie des Styles in das Auge. Der Ziegelbau herrscht vor. Bruchsteine konnten in der babylonischen Ebene überhaupt nicht ge- brochen werden, aber auch nach Niniveh mussten sie aus ziemlicher Entfernung herbeigeschafft werden. Deshalb waren die weitläufigen Bauten nicht entfernt imstande, den Einflüssen der Atmosphäre den Widerstand zu bieten, wie die von ausgelesenstem Material wie für die Ewigkeit gegründeten Bauten der Ägypter. Sie zerfielen oft schon nach wenig Generationen, so dass es mehrfach vorkommt, dass spätere Herrscher das bessere Material früherer Bauten für ihre eigenen Paläste wieder verwendeten, trotz des feierlichen Fluches, den die Erbauer ge- wissermassen in Vorahnung des Schicksals ihrer Bauten, stets über solchen Frevel durch eine Inschrift auszusprechen pflegten. Die Ziegel aus Lehm wurden meist nicht einmal gebrannt. Der Unterbau wurde allerdings gewöhnlich aus gebrannten Steinen, der Oberbau aus an der Sonne getrockneten Lehmsteinen ausgeführt. Ein treffliches Binde- mittel anstatt Mörtel bildete der Asphalt, der in grossen Lagern im Thale des Euphrat gefunden ward. In den Tempeln und Palästen wurden dann die Ziegelwände mit Alabaster oder richtiger einem grauen Gipsstein oder mit Kalksteinplatten ausgekleidet, welche zum Teil
Die Semiten.
geistvollen als reichen Sir Stratford-Canning für seine Idee dermaſsen zu interessieren, daſs er ihm in liberalster Weise die Mittel zu seinen ersten Ausgrabungen zur Verfügung stellte. Die Erfolge der Aus- grabungen im Hügel von Nimrud übertrafen alle Erwartungen. Drei groſsartige Paläste der Könige wurden nach und nach aufgedeckt, dar- unter der älteste unter den bekannten, die Burg des Aſsurnasipal, der sogenannte Nordwestpalast. Es würde zu weit führen, die Erfolge Layards zu verfolgen, wir widerstehen dieser Versuchung, so lockend sie ist. Layards Ausgrabungen waren epochemachend. Die reiche Ausbeute, seine sachlichen Erklärungen, die glücklichen Kombinationen erschlossen mit einemmal ein groſsartiges Geschichtsbild. Dazu kamen die Entdeckungen auf dem Gebiete der Sprachforschung. Grotefend hatte bereits zu Anfang des Jahrhunderts einen glücklichen Anfang zur Entzifferung der Keilschriften gemacht. Epochemachend aber wurde die Interpretation der Felseninschriften von Behistan durch Major Rowlinson, durch welche mit einemmal der Schlüssel zur Erklärung der Keilschrift gefunden war. Rowlinson, Lassen und Andere haben seit jener Zeit viele Tafeln und Cylinder übersetzt. Doch liegt den Assyrologen immer noch ein reiches Material zur Verarbeitung vor.
Unterziehen wir nun die Bauten der Babylonier und Assyrier einer nähern Betrachtung, so fällt zunächst eine groſse Übereinstimmung des Materials sowie des Styles in das Auge. Der Ziegelbau herrscht vor. Bruchsteine konnten in der babylonischen Ebene überhaupt nicht ge- brochen werden, aber auch nach Niniveh muſsten sie aus ziemlicher Entfernung herbeigeschafft werden. Deshalb waren die weitläufigen Bauten nicht entfernt imstande, den Einflüssen der Atmosphäre den Widerstand zu bieten, wie die von ausgelesenstem Material wie für die Ewigkeit gegründeten Bauten der Ägypter. Sie zerfielen oft schon nach wenig Generationen, so daſs es mehrfach vorkommt, daſs spätere Herrscher das bessere Material früherer Bauten für ihre eigenen Paläste wieder verwendeten, trotz des feierlichen Fluches, den die Erbauer ge- wissermaſsen in Vorahnung des Schicksals ihrer Bauten, stets über solchen Frevel durch eine Inschrift auszusprechen pflegten. Die Ziegel aus Lehm wurden meist nicht einmal gebrannt. Der Unterbau wurde allerdings gewöhnlich aus gebrannten Steinen, der Oberbau aus an der Sonne getrockneten Lehmsteinen ausgeführt. Ein treffliches Binde- mittel anstatt Mörtel bildete der Asphalt, der in groſsen Lagern im Thale des Euphrat gefunden ward. In den Tempeln und Palästen wurden dann die Ziegelwände mit Alabaster oder richtiger einem grauen Gipsstein oder mit Kalksteinplatten ausgekleidet, welche zum Teil
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Die Semiten.
geistvollen als reichen Sir Stratford-Canning für seine Idee dermaſsen
zu interessieren, daſs er ihm in liberalster Weise die Mittel zu seinen
ersten Ausgrabungen zur Verfügung stellte. Die Erfolge der Aus-
grabungen im Hügel von Nimrud übertrafen alle Erwartungen. Drei
groſsartige Paläste der Könige wurden nach und nach aufgedeckt, dar-
unter der älteste unter den bekannten, die Burg des Aſsurnasipal, der
sogenannte Nordwestpalast. Es würde zu weit führen, die Erfolge
Layards zu verfolgen, wir widerstehen dieser Versuchung, so lockend
sie ist. Layards Ausgrabungen waren epochemachend. Die reiche
Ausbeute, seine sachlichen Erklärungen, die glücklichen Kombinationen
erschlossen mit einemmal ein groſsartiges Geschichtsbild. Dazu kamen
die Entdeckungen auf dem Gebiete der Sprachforschung. Grotefend
hatte bereits zu Anfang des Jahrhunderts einen glücklichen Anfang
zur Entzifferung der Keilschriften gemacht. Epochemachend aber
wurde die Interpretation der Felseninschriften von Behistan durch Major
Rowlinson, durch welche mit einemmal der Schlüssel zur Erklärung
der Keilschrift gefunden war. Rowlinson, Lassen und Andere haben
seit jener Zeit viele Tafeln und Cylinder übersetzt. Doch liegt den
Assyrologen immer noch ein reiches Material zur Verarbeitung vor.
Unterziehen wir nun die Bauten der Babylonier und Assyrier einer
nähern Betrachtung, so fällt zunächst eine groſse Übereinstimmung des
Materials sowie des Styles in das Auge. Der Ziegelbau herrscht vor.
Bruchsteine konnten in der babylonischen Ebene überhaupt nicht ge-
brochen werden, aber auch nach Niniveh muſsten sie aus ziemlicher
Entfernung herbeigeschafft werden. Deshalb waren die weitläufigen
Bauten nicht entfernt imstande, den Einflüssen der Atmosphäre den
Widerstand zu bieten, wie die von ausgelesenstem Material wie für die
Ewigkeit gegründeten Bauten der Ägypter. Sie zerfielen oft schon
nach wenig Generationen, so daſs es mehrfach vorkommt, daſs spätere
Herrscher das bessere Material früherer Bauten für ihre eigenen Paläste
wieder verwendeten, trotz des feierlichen Fluches, den die Erbauer ge-
wissermaſsen in Vorahnung des Schicksals ihrer Bauten, stets über
solchen Frevel durch eine Inschrift auszusprechen pflegten. Die Ziegel
aus Lehm wurden meist nicht einmal gebrannt. Der Unterbau wurde
allerdings gewöhnlich aus gebrannten Steinen, der Oberbau aus an
der Sonne getrockneten Lehmsteinen ausgeführt. Ein treffliches Binde-
mittel anstatt Mörtel bildete der Asphalt, der in groſsen Lagern im
Thale des Euphrat gefunden ward. In den Tempeln und Palästen
wurden dann die Ziegelwände mit Alabaster oder richtiger einem grauen
Gipsstein oder mit Kalksteinplatten ausgekleidet, welche zum Teil
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/139>, abgerufen am 24.11.2024.
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