auch eine von Zinn aufgeführt. Demungeachtet ist die Verwendung des Zinns für sich noch nicht ganz erwiesen. Blei war dagegen wohl bekannt. Bleierze finden sich ebenfalls im Tiyarigebirge im Lande der Assyrer. Man kann von vornherein annehmen, dass, wo Silber be- kannt war, auch das Blei nicht unbekannt sein konnte. Es scheint auch in Formen gegossen worden zu sein, wie wir aus der oben angeführten Stelle einer Hymne an das Feuer, in der es neben dem Erze genannt wird, schliessen dürfen. Sein Name war anna (annak) @ Gegenstände von Blei sind selten, doch hat man bereits in den älteren Trümmerstädten einige Sachen gefunden; so eine Schale und das Bruch- stück einer Pfeife zu Mugheier. Die Herkunft des Zinns bleibt immer noch unaufgeklärt und doch ist sie von grösster Wichtigkeit wegen der ersten Entdeckung der Bronze.
Dem Gebiete der Drangen im südlichen Paropamisus, in dem nach Strabos Zeugnis Zinnbergwerke waren, liegt Mesopotamien näher als Phönizien. Lenormant will ferner eine ältere Gewinnung von Zinn in das kaukasische Iberien, d. h. in dem südlichen Georgien annehmen. Die Angaben hierüber scheinen jedoch noch sehr unbestimmt. Gegenstände von Bronze kommen bereits in den älteren Trümmerstädten Südbaby- loniens vor. Es wurde für alle gewöhnlichen Gegenstände des Ge- brauchs verarbeitet. Ringe und Spangen von Bronze hat man häufig gefunden, ebenso Jagdwaffen, Speere und Angeln.
Wir haben oben bereits erwähnt, dass man eine Bronzestatuette in der Nähe von Bagdad aufgefunden hat, welche die Namen des ela- mitischen Königs Rim-Aku und seines Vaters Kudur-Mabuk trägt. Wenn sie wirklich aus der Zeit Rim-Akus stammt, so muss sie etwa um 2000 v. Chr. angefertigt worden sein und wäre das älteste gegossene Bronzebild, das wir kennen. Lenormant ist geneigt, der turanischen Urbevölkerung die Erfindung der Bronzedarstellung und des Bronze- gusses zuzuschreiben und sprechen allerdings einige Umstände für diese Annahme. Die Turanier, die in den die mesopotamische Ebene im Halbkreis umgebenden Gebirgen vor der Einwanderung der Semiten von Süden und der Arier von Osten her ansässig gewesen zu sein scheinen, zeichnen sich, wo man sie näher kennen gelernt hat, durch hohe metallurgische Kenntnisse aus. Das Gebiet der in Susiana hei- mischen Turanier lag dem Gebiete der Drangen, die vielleicht stamm- verwandt waren, und in deren Gebiet Zinn gefunden wurde, nicht fern. Kupfer fand sich in den Ausläufern des Paropamisus zur Genüge. Die Bedingungen der Erfindung der Bronze waren also gegeben. Dem-
Die Semiten.
auch eine von Zinn aufgeführt. Demungeachtet ist die Verwendung des Zinns für sich noch nicht ganz erwiesen. Blei war dagegen wohl bekannt. Bleierze finden sich ebenfalls im Tiyarigebirge im Lande der Assyrer. Man kann von vornherein annehmen, daſs, wo Silber be- kannt war, auch das Blei nicht unbekannt sein konnte. Es scheint auch in Formen gegossen worden zu sein, wie wir aus der oben angeführten Stelle einer Hymne an das Feuer, in der es neben dem Erze genannt wird, schlieſsen dürfen. Sein Name war anna (annak)  Gegenstände von Blei sind selten, doch hat man bereits in den älteren Trümmerstädten einige Sachen gefunden; so eine Schale und das Bruch- stück einer Pfeife zu Mugheier. Die Herkunft des Zinns bleibt immer noch unaufgeklärt und doch ist sie von gröſster Wichtigkeit wegen der ersten Entdeckung der Bronze.
Dem Gebiete der Drangen im südlichen Paropamisus, in dem nach Strabos Zeugnis Zinnbergwerke waren, liegt Mesopotamien näher als Phönizien. Lenormant will ferner eine ältere Gewinnung von Zinn in das kaukasische Iberien, d. h. in dem südlichen Georgien annehmen. Die Angaben hierüber scheinen jedoch noch sehr unbestimmt. Gegenstände von Bronze kommen bereits in den älteren Trümmerstädten Südbaby- loniens vor. Es wurde für alle gewöhnlichen Gegenstände des Ge- brauchs verarbeitet. Ringe und Spangen von Bronze hat man häufig gefunden, ebenso Jagdwaffen, Speere und Angeln.
Wir haben oben bereits erwähnt, daſs man eine Bronzestatuette in der Nähe von Bagdad aufgefunden hat, welche die Namen des ela- mitischen Königs Rim-Aku und seines Vaters Kudur-Mabuk trägt. Wenn sie wirklich aus der Zeit Rim-Akus stammt, so muſs sie etwa um 2000 v. Chr. angefertigt worden sein und wäre das älteste gegossene Bronzebild, das wir kennen. Lenormant ist geneigt, der turanischen Urbevölkerung die Erfindung der Bronzedarstellung und des Bronze- gusses zuzuschreiben und sprechen allerdings einige Umstände für diese Annahme. Die Turanier, die in den die mesopotamische Ebene im Halbkreis umgebenden Gebirgen vor der Einwanderung der Semiten von Süden und der Arier von Osten her ansässig gewesen zu sein scheinen, zeichnen sich, wo man sie näher kennen gelernt hat, durch hohe metallurgische Kenntnisse aus. Das Gebiet der in Susiana hei- mischen Turanier lag dem Gebiete der Drangen, die vielleicht stamm- verwandt waren, und in deren Gebiet Zinn gefunden wurde, nicht fern. Kupfer fand sich in den Ausläufern des Paropamisus zur Genüge. Die Bedingungen der Erfindung der Bronze waren also gegeben. Dem-
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Die Semiten.
auch eine von Zinn aufgeführt. Demungeachtet ist die Verwendung
des Zinns für sich noch nicht ganz erwiesen. Blei war dagegen wohl
bekannt. Bleierze finden sich ebenfalls im Tiyarigebirge im Lande
der Assyrer. Man kann von vornherein annehmen, daſs, wo Silber be-
kannt war, auch das Blei nicht unbekannt sein konnte. Es scheint auch
in Formen gegossen worden zu sein, wie wir aus der oben angeführten
Stelle einer Hymne an das Feuer, in der es neben dem Erze genannt wird,
schlieſsen dürfen. Sein Name war anna (annak) 
Gegenstände von Blei sind selten, doch hat man bereits in den älteren
Trümmerstädten einige Sachen gefunden; so eine Schale und das Bruch-
stück einer Pfeife zu Mugheier. Die Herkunft des Zinns bleibt
immer noch unaufgeklärt und doch ist sie von gröſster Wichtigkeit
wegen der ersten Entdeckung der Bronze.
Dem Gebiete der Drangen im südlichen Paropamisus, in dem nach
Strabos Zeugnis Zinnbergwerke waren, liegt Mesopotamien näher als
Phönizien. Lenormant will ferner eine ältere Gewinnung von Zinn in das
kaukasische Iberien, d. h. in dem südlichen Georgien annehmen. Die
Angaben hierüber scheinen jedoch noch sehr unbestimmt. Gegenstände
von Bronze kommen bereits in den älteren Trümmerstädten Südbaby-
loniens vor. Es wurde für alle gewöhnlichen Gegenstände des Ge-
brauchs verarbeitet. Ringe und Spangen von Bronze hat man häufig
gefunden, ebenso Jagdwaffen, Speere und Angeln.
Wir haben oben bereits erwähnt, daſs man eine Bronzestatuette
in der Nähe von Bagdad aufgefunden hat, welche die Namen des ela-
mitischen Königs Rim-Aku und seines Vaters Kudur-Mabuk trägt.
Wenn sie wirklich aus der Zeit Rim-Akus stammt, so muſs sie etwa
um 2000 v. Chr. angefertigt worden sein und wäre das älteste gegossene
Bronzebild, das wir kennen. Lenormant ist geneigt, der turanischen
Urbevölkerung die Erfindung der Bronzedarstellung und des Bronze-
gusses zuzuschreiben und sprechen allerdings einige Umstände für diese
Annahme. Die Turanier, die in den die mesopotamische Ebene im
Halbkreis umgebenden Gebirgen vor der Einwanderung der Semiten
von Süden und der Arier von Osten her ansässig gewesen zu sein
scheinen, zeichnen sich, wo man sie näher kennen gelernt hat, durch
hohe metallurgische Kenntnisse aus. Das Gebiet der in Susiana hei-
mischen Turanier lag dem Gebiete der Drangen, die vielleicht stamm-
verwandt waren, und in deren Gebiet Zinn gefunden wurde, nicht fern.
Kupfer fand sich in den Ausläufern des Paropamisus zur Genüge. Die
Bedingungen der Erfindung der Bronze waren also gegeben. Dem-
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/149>, abgerufen am 21.11.2024.
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