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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Syrien.
Schätze Indiens nach dem Westen brachten. Des Bergbaues am Sinai
in arabischem Gebiet haben wir bereits bei der Geschichte der Ägypter
gedacht, ebenso der Bergwerke und Goldwäschereien im Lande Madian,
die Burton wieder aufgefunden hat. Das Eisen kannten sie unzweifel-
haft früh. Die Eisenbergwerke am Sinai scheinen bis zur Zeit der
dritten Dynastie zurückzureichen. Aus dem glücklichen Arabien, aus
Usal, dem heutigen Sanaa kam feiner Stahl auf den Markt von Tyrus 1).
Es ist nicht unwahrscheinlich, dass dieser Stahl indischen Ursprungs
war. Die Araber verarbeiteten den Stahl früh zu Schwertern. Waffen
werden als Handelsartikel der alten Araber erwähnt und haben wir
uns darunter gewiss hauptsächlich Schwerter vorzustellen, denn das
Schwert ist die Hauptwaffe des freien Arabers von jeher gewesen. Mit
den guten Schwertklingen wurde später ein förmlicher Kultus getrieben.
Sie erhielten Namen, erbten fort und der Ruhm eines Schwertes über-
dauerte Generationen. Diese Gebräuche sind auch hauptsächlich erst
durch die Araber bei der europäischen Ritterschaft in Gebrauch ge-
kommen. Als grösster Reichtum des Propheten Mohammed werden von
den arabischen Schriftstellern seine zehn Schwerter gepriesen. Das
berühmteste derselben war Dsulfakar, d. h. der Durchbohrer. Albufeda
erzählt, dass er diesen von Mombas al Heyjahi, dem Sohne des Alsaha-
mitam in der Schlacht von Bedr erbeutet hätte. Drei nahm er den Söhnen
des Koinobas ab 2). Dschamabi führt die zehn Schwerter Mohammeds mit
Namen auf, es waren: 1. Mabur, der Mandelspitzige; 2. Al-Adhb, der
[Abbildung] Fig. 35.
Gespitzte; 3. Dsulfakar, der Durchbohrer, den er in keinem
Treffen ablegte und den Ali von ihm erbte; 4. Al Kola aus
Kola in Assyrien, von trefflicher Klinge; 5. Al Battar, der
Scharfschneidige; 6. Al-Half, der Tod; 7. Al-Medham, der
Wohlschneidende; 8. Al Bosub, der Tiefeindringende; 9. Al-
Kadib, der Zierlichschneidende und 10. das Schwert seines
Vaters. Der Dsulfakar lief der Überlieferung nach sonder-
barer Weise in zwei Spitzen aus (Fig. 35). Er wurde oft
abgebildet und später ein gebräuchliches arabisches Schwert-
zeichen @2). Im Türkenzelt in Dresden befindet sich eine alte Klinge
mit folgender arabischer Inschrift: "Es ist kein Heiliger als Ali und
kein Schwert als der Dsulfakar, das von Mohammed geerbte, zweispitzige
Schwert. Mein Vertrauen steht auf Gott." Auf einem persischen Schwert
derselben Sammlung steht auf einer Seite die persische Inschrift: "So

1) Ezechiel 27, 29.
2) Klemm a. a. O. 2, 47.
2) Klemm a. a. O. 2, 47.

Syrien.
Schätze Indiens nach dem Westen brachten. Des Bergbaues am Sinai
in arabischem Gebiet haben wir bereits bei der Geschichte der Ägypter
gedacht, ebenso der Bergwerke und Goldwäschereien im Lande Madian,
die Burton wieder aufgefunden hat. Das Eisen kannten sie unzweifel-
haft früh. Die Eisenbergwerke am Sinai scheinen bis zur Zeit der
dritten Dynastie zurückzureichen. Aus dem glücklichen Arabien, aus
Usal, dem heutigen Sanaa kam feiner Stahl auf den Markt von Tyrus 1).
Es ist nicht unwahrscheinlich, daſs dieser Stahl indischen Ursprungs
war. Die Araber verarbeiteten den Stahl früh zu Schwertern. Waffen
werden als Handelsartikel der alten Araber erwähnt und haben wir
uns darunter gewiſs hauptsächlich Schwerter vorzustellen, denn das
Schwert ist die Hauptwaffe des freien Arabers von jeher gewesen. Mit
den guten Schwertklingen wurde später ein förmlicher Kultus getrieben.
Sie erhielten Namen, erbten fort und der Ruhm eines Schwertes über-
dauerte Generationen. Diese Gebräuche sind auch hauptsächlich erst
durch die Araber bei der europäischen Ritterschaft in Gebrauch ge-
kommen. Als gröſster Reichtum des Propheten Mohammed werden von
den arabischen Schriftstellern seine zehn Schwerter gepriesen. Das
berühmteste derselben war Dsulfakar, d. h. der Durchbohrer. Albufeda
erzählt, daſs er diesen von Mombas al Heyjahi, dem Sohne des Alsaha-
mitam in der Schlacht von Bedr erbeutet hätte. Drei nahm er den Söhnen
des Koinobas ab 2). Dschamabi führt die zehn Schwerter Mohammeds mit
Namen auf, es waren: 1. Mabur, der Mandelspitzige; 2. Al-Adhb, der
[Abbildung] Fig. 35.
Gespitzte; 3. Dsulfakar, der Durchbohrer, den er in keinem
Treffen ablegte und den Ali von ihm erbte; 4. Al Kola aus
Kola in Assyrien, von trefflicher Klinge; 5. Al Battar, der
Scharfschneidige; 6. Al-Half, der Tod; 7. Al-Medham, der
Wohlschneidende; 8. Al Bosub, der Tiefeindringende; 9. Al-
Kadib, der Zierlichschneidende und 10. das Schwert seines
Vaters. Der Dsulfakar lief der Überlieferung nach sonder-
barer Weise in zwei Spitzen aus (Fig. 35). Er wurde oft
abgebildet und später ein gebräuchliches arabisches Schwert-
zeichen 2). Im Türkenzelt in Dresden befindet sich eine alte Klinge
mit folgender arabischer Inschrift: „Es ist kein Heiliger als Ali und
kein Schwert als der Dsulfakar, das von Mohammed geerbte, zweispitzige
Schwert. Mein Vertrauen steht auf Gott.“ Auf einem persischen Schwert
derselben Sammlung steht auf einer Seite die persische Inschrift: „So

1) Ezechiel 27, 29.
2) Klemm a. a. O. 2, 47.
2) Klemm a. a. O. 2, 47.
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[197/0219] Syrien. Schätze Indiens nach dem Westen brachten. Des Bergbaues am Sinai in arabischem Gebiet haben wir bereits bei der Geschichte der Ägypter gedacht, ebenso der Bergwerke und Goldwäschereien im Lande Madian, die Burton wieder aufgefunden hat. Das Eisen kannten sie unzweifel- haft früh. Die Eisenbergwerke am Sinai scheinen bis zur Zeit der dritten Dynastie zurückzureichen. Aus dem glücklichen Arabien, aus Usal, dem heutigen Sanaa kam feiner Stahl auf den Markt von Tyrus 1). Es ist nicht unwahrscheinlich, daſs dieser Stahl indischen Ursprungs war. Die Araber verarbeiteten den Stahl früh zu Schwertern. Waffen werden als Handelsartikel der alten Araber erwähnt und haben wir uns darunter gewiſs hauptsächlich Schwerter vorzustellen, denn das Schwert ist die Hauptwaffe des freien Arabers von jeher gewesen. Mit den guten Schwertklingen wurde später ein förmlicher Kultus getrieben. Sie erhielten Namen, erbten fort und der Ruhm eines Schwertes über- dauerte Generationen. Diese Gebräuche sind auch hauptsächlich erst durch die Araber bei der europäischen Ritterschaft in Gebrauch ge- kommen. Als gröſster Reichtum des Propheten Mohammed werden von den arabischen Schriftstellern seine zehn Schwerter gepriesen. Das berühmteste derselben war Dsulfakar, d. h. der Durchbohrer. Albufeda erzählt, daſs er diesen von Mombas al Heyjahi, dem Sohne des Alsaha- mitam in der Schlacht von Bedr erbeutet hätte. Drei nahm er den Söhnen des Koinobas ab 2). Dschamabi führt die zehn Schwerter Mohammeds mit Namen auf, es waren: 1. Mabur, der Mandelspitzige; 2. Al-Adhb, der [Abbildung Fig. 35.] Gespitzte; 3. Dsulfakar, der Durchbohrer, den er in keinem Treffen ablegte und den Ali von ihm erbte; 4. Al Kola aus Kola in Assyrien, von trefflicher Klinge; 5. Al Battar, der Scharfschneidige; 6. Al-Half, der Tod; 7. Al-Medham, der Wohlschneidende; 8. Al Bosub, der Tiefeindringende; 9. Al- Kadib, der Zierlichschneidende und 10. das Schwert seines Vaters. Der Dsulfakar lief der Überlieferung nach sonder- barer Weise in zwei Spitzen aus (Fig. 35). Er wurde oft abgebildet und später ein gebräuchliches arabisches Schwert- zeichen  2). Im Türkenzelt in Dresden befindet sich eine alte Klinge mit folgender arabischer Inschrift: „Es ist kein Heiliger als Ali und kein Schwert als der Dsulfakar, das von Mohammed geerbte, zweispitzige Schwert. Mein Vertrauen steht auf Gott.“ Auf einem persischen Schwert derselben Sammlung steht auf einer Seite die persische Inschrift: „So 1) Ezechiel 27, 29. 2) Klemm a. a. O. 2, 47. 2) Klemm a. a. O. 2, 47.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/219>, abgerufen am 02.05.2024.