lange dir eine Hoffnung bleibt, setze deine Hoffnung auf mich." Auf der anderen ist Dsulfakar abgebildet.
Die Kunst des Schmiedens war alt in Arabien und die hauptsäch- lichste Kunst, deshalb heist jeder Künstler "Schmied" 1).
Die Schmiede pflegten unter den arabischen Nomaden herumzuziehen und waren bekannt als solche, die den Tag ihrer Weiterreise nicht angaben, so dass man sich auf ihre Angaben nicht verlassen konnte. Ihre Unzuverlässigkeit ist deshalb sprichwörtlich geworden 2). Be- rühmte Schwertschmiede lebten im Munde des Volkes fort und nach ihnen bezeichnete man die Schwerter, ähnlich wie bei uns die alten Geigen. Die Tradition schreibt dem König David vorzügliche Klingen zu. Hanifitische Schwerter hatten ihren Namen von Alhanaf ben Kais, ebenso war Soraidj ein berühmter Schwertschmied. Von guten Schwer- tern wird gesagt, dass die Oberfläche einen wellenförmigen Glanz zeige oder ähnlich, wie wenn Ameisen auf ihr kröchen. Die arabischen Schwerter hatten auch das Zeichen des Verfertigers, sie staken in Scheiden und hingen an einem Gehenk. Nicht minder vorzüglich waren die arabischen Ringelpanzer. Dieselben trugen auch oft Namen. Die besten bestanden aus stählernen Ringen, von denen je zwei und zwei ineinandergekettet waren. Die einzelnen Ringchen waren durch Nieten verbunden. Je kleiner die Ringe, je weicher und geschmeidiger der Panzer. Berühmt waren Davidische Panzer, die Mohammed selbst irrtümlich dem König David zuschrieb 3).
Die Solukischen Panzer aus der Stadt Soluk in Jemen hatten ein doppeltes Gewebe von Ringen. Lässt sich auch nicht verkennen, dass persischer Einfluss auf die Vervollkommnung der Bewaffnung vor Mohammed eingewirkt hat, so dürfen wir doch, wenn wir die Stabilität der Kultur bei den Arabern in ihrer Heimat erwägen, wohl annehmen, dass sie schon in früher Zeit sich gute Waffen aus Eisen und Stahl selbst zu bereiten verstanden haben.
Über die Semiten, die nördlich von Syrien im Süden von Klein- asien ansässig waren, können wir ebenfalls nur lückenhafte Nachrichten mitteilen.
Zwei Einwanderungsströme bewegten sich von Osten her nach Kleinasien, im Norden Indogermanen, im Süden Semiten. Syrien zu- nächst wohnten Kilikier, dann folgten der Küste entlang die Lykier, Karier und Lydier. Die Kilikier, welche den Phöniziern zunächst wohnten, zeigten denn auch grösste Verwandtschaft in Sprache und
1) Einleitung in das Studium der arabischen Sprache von Freytag, Bonn 1861.
2) Meid 8, 18.
3) Sur. 21, 80 u. 34, 10.
Syrien.
lange dir eine Hoffnung bleibt, setze deine Hoffnung auf mich.“ Auf der anderen ist Dsulfakar abgebildet.
Die Kunst des Schmiedens war alt in Arabien und die hauptsäch- lichste Kunst, deshalb heist jeder Künstler „Schmied“ 1).
Die Schmiede pflegten unter den arabischen Nomaden herumzuziehen und waren bekannt als solche, die den Tag ihrer Weiterreise nicht angaben, so daſs man sich auf ihre Angaben nicht verlassen konnte. Ihre Unzuverlässigkeit ist deshalb sprichwörtlich geworden 2). Be- rühmte Schwertschmiede lebten im Munde des Volkes fort und nach ihnen bezeichnete man die Schwerter, ähnlich wie bei uns die alten Geigen. Die Tradition schreibt dem König David vorzügliche Klingen zu. Hanifitische Schwerter hatten ihren Namen von Alhanaf ben Kais, ebenso war Soraidj ein berühmter Schwertschmied. Von guten Schwer- tern wird gesagt, daſs die Oberfläche einen wellenförmigen Glanz zeige oder ähnlich, wie wenn Ameisen auf ihr kröchen. Die arabischen Schwerter hatten auch das Zeichen des Verfertigers, sie staken in Scheiden und hingen an einem Gehenk. Nicht minder vorzüglich waren die arabischen Ringelpanzer. Dieselben trugen auch oft Namen. Die besten bestanden aus stählernen Ringen, von denen je zwei und zwei ineinandergekettet waren. Die einzelnen Ringchen waren durch Nieten verbunden. Je kleiner die Ringe, je weicher und geschmeidiger der Panzer. Berühmt waren Davidische Panzer, die Mohammed selbst irrtümlich dem König David zuschrieb 3).
Die Solukischen Panzer aus der Stadt Soluk in Jemen hatten ein doppeltes Gewebe von Ringen. Läſst sich auch nicht verkennen, daſs persischer Einfluſs auf die Vervollkommnung der Bewaffnung vor Mohammed eingewirkt hat, so dürfen wir doch, wenn wir die Stabilität der Kultur bei den Arabern in ihrer Heimat erwägen, wohl annehmen, daſs sie schon in früher Zeit sich gute Waffen aus Eisen und Stahl selbst zu bereiten verstanden haben.
Über die Semiten, die nördlich von Syrien im Süden von Klein- asien ansäſsig waren, können wir ebenfalls nur lückenhafte Nachrichten mitteilen.
Zwei Einwanderungsströme bewegten sich von Osten her nach Kleinasien, im Norden Indogermanen, im Süden Semiten. Syrien zu- nächst wohnten Kilikier, dann folgten der Küste entlang die Lykier, Karier und Lydier. Die Kilikier, welche den Phöniziern zunächst wohnten, zeigten denn auch gröſste Verwandtschaft in Sprache und
1) Einleitung in das Studium der arabischen Sprache von Freytag, Bonn 1861.
2) Meid 8, 18.
3) Sur. 21, 80 u. 34, 10.
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Syrien.
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der anderen ist Dsulfakar abgebildet.
Die Kunst des Schmiedens war alt in Arabien und die hauptsäch-
lichste Kunst, deshalb heist jeder Künstler „Schmied“ 1).
Die Schmiede pflegten unter den arabischen Nomaden herumzuziehen
und waren bekannt als solche, die den Tag ihrer Weiterreise nicht
angaben, so daſs man sich auf ihre Angaben nicht verlassen konnte.
Ihre Unzuverlässigkeit ist deshalb sprichwörtlich geworden 2). Be-
rühmte Schwertschmiede lebten im Munde des Volkes fort und nach
ihnen bezeichnete man die Schwerter, ähnlich wie bei uns die alten
Geigen. Die Tradition schreibt dem König David vorzügliche Klingen
zu. Hanifitische Schwerter hatten ihren Namen von Alhanaf ben Kais,
ebenso war Soraidj ein berühmter Schwertschmied. Von guten Schwer-
tern wird gesagt, daſs die Oberfläche einen wellenförmigen Glanz zeige
oder ähnlich, wie wenn Ameisen auf ihr kröchen. Die arabischen
Schwerter hatten auch das Zeichen des Verfertigers, sie staken in
Scheiden und hingen an einem Gehenk. Nicht minder vorzüglich
waren die arabischen Ringelpanzer. Dieselben trugen auch oft Namen.
Die besten bestanden aus stählernen Ringen, von denen je zwei und
zwei ineinandergekettet waren. Die einzelnen Ringchen waren durch
Nieten verbunden. Je kleiner die Ringe, je weicher und geschmeidiger
der Panzer. Berühmt waren Davidische Panzer, die Mohammed selbst
irrtümlich dem König David zuschrieb 3).
Die Solukischen Panzer aus der Stadt Soluk in Jemen hatten ein
doppeltes Gewebe von Ringen. Läſst sich auch nicht verkennen, daſs
persischer Einfluſs auf die Vervollkommnung der Bewaffnung vor
Mohammed eingewirkt hat, so dürfen wir doch, wenn wir die Stabilität
der Kultur bei den Arabern in ihrer Heimat erwägen, wohl annehmen,
daſs sie schon in früher Zeit sich gute Waffen aus Eisen und Stahl
selbst zu bereiten verstanden haben.
Über die Semiten, die nördlich von Syrien im Süden von Klein-
asien ansäſsig waren, können wir ebenfalls nur lückenhafte Nachrichten
mitteilen.
Zwei Einwanderungsströme bewegten sich von Osten her nach
Kleinasien, im Norden Indogermanen, im Süden Semiten. Syrien zu-
nächst wohnten Kilikier, dann folgten der Küste entlang die Lykier,
Karier und Lydier. Die Kilikier, welche den Phöniziern zunächst
wohnten, zeigten denn auch gröſste Verwandtschaft in Sprache und
1) Einleitung in das Studium der arabischen Sprache von Freytag, Bonn 1861.
2) Meid 8, 18.
3) Sur. 21, 80 u. 34, 10.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/220>, abgerufen am 26.11.2024.
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