Sitten mit diesen. Ihre Bewaffnung soll nach Herodots Angabe mehr mit der ägyptischen übereingestimmt haben. Sie trieben lebhaften Handel und waren kühne Seefahrer und Seeräuber. Dasselbe gilt von den Kariern, die schon vor den Phöniziern die benachbarten Inseln im ägäischen Meere bevölkert hatten. Sie waren als Seeräuber, wie als Krieger gefürchtet. Die eiserne Doppelaxt war ihre Nationalwaffe. Von 731 bis 670 v. Chr. hatten sie die Seeherrschaft im Ägäischen Meere. Ihre kriegerische Ausrüstung war besser als die der Griechen und nahmen diese im wesentlichen ihre Bewaffnung an. Der Name ihres Hauptgottes, den die Griechen Zeus Chrysoar nennen, erinnert sofort an Chrysor, den ersten der phönizischen Kabiren.
Zeus Stratios wurde mit der Doppelaxt abgebildet. Die Griechen behaupteten, sie nennten ihren Zeus Labrandes von der Doppelaxt, die im lydischen und karischen Labrys hiess.
Die Lykier wohnten im rauhen Berglande. Sie trugen einen Federschmuck am Hute, sichelförmige Schwerter, Dolche, Panzer, Bein- schienen, Bogen und Rohrpfeile, und waren wegen ihrer Tapferkeit be- kannt. Sarpedon und Glaukus waren ihre bekannten Führer im troja- nischen Kriege.
Die grösste Bedeutung von den semitischen Stämmen Kleinasiens erlangten die Lydier, namentlich durch ihren Einfluss, den sie auf die Griechen ausgeübt haben. Es war dasjenige semitische Volk mit dem die Griechen in unmittelbarsten Verkehr kamen; mit denen sie als Nachbarn sich schlagen und vertragen mussten. Sie besassen längere Zeit hindurch die höchste Macht und das grösste Ansehen in Kleinasien. Lud wird in den hebräischen Völkertafeln als ein Sohn Sems angeführt und es lässt sich nicht bezweifeln, dass unter Lud auch der Stammvater der Lydier gemeint ist. Nach ihren eigenen Traditionen geht ihre Geschichte in unbestimmte Zeit zurück. Zuerst herrschte eine mythische Dynastie, welche sich direkt von den Göttern ableitete. Dann kam um das Jahr 1200 v. Chr. ein Herrschergeschlecht, welches seinen Ursprung ebenfalls direkt auf Sandon, den Sonnengott der Lydier, zurückführt. Die Griechen nennen diesen Herkules und man pflegt deshalb diese erste historische Dynastie Lydiens als die der Herakliden zu bezeichnen. Es war Agron, der im vierten Geschlechte von Sandon entsprungen war, der 1194 den Thron von Lydien bestieg. 22 Herakliden sassen auf dem Throne Lydiens, welche 505 Jahre lang über Lydien herrschten. Der letzte wurde im Jahre 689 v. Chr. von Gyges dem Mermiaden seiner Herrschaft beraubt. Aus der Zeit der Herrschaft der Herakliden wissen wir nur sehr wenig, Homer rühmt die Maeonen, das sind die Lydier,
Syrien.
Sitten mit diesen. Ihre Bewaffnung soll nach Herodots Angabe mehr mit der ägyptischen übereingestimmt haben. Sie trieben lebhaften Handel und waren kühne Seefahrer und Seeräuber. Dasſelbe gilt von den Kariern, die schon vor den Phöniziern die benachbarten Inseln im ägäischen Meere bevölkert hatten. Sie waren als Seeräuber, wie als Krieger gefürchtet. Die eiserne Doppelaxt war ihre Nationalwaffe. Von 731 bis 670 v. Chr. hatten sie die Seeherrschaft im Ägäischen Meere. Ihre kriegerische Ausrüstung war besser als die der Griechen und nahmen diese im wesentlichen ihre Bewaffnung an. Der Name ihres Hauptgottes, den die Griechen Zeus Chrysoar nennen, erinnert sofort an Chrysor, den ersten der phönizischen Kabiren.
Zeus Stratios wurde mit der Doppelaxt abgebildet. Die Griechen behaupteten, sie nennten ihren Zeus Labrandes von der Doppelaxt, die im lydischen und karischen Labrys hieſs.
Die Lykier wohnten im rauhen Berglande. Sie trugen einen Federschmuck am Hute, sichelförmige Schwerter, Dolche, Panzer, Bein- schienen, Bogen und Rohrpfeile, und waren wegen ihrer Tapferkeit be- kannt. Sarpedon und Glaukus waren ihre bekannten Führer im troja- nischen Kriege.
Die gröſste Bedeutung von den semitischen Stämmen Kleinasiens erlangten die Lydier, namentlich durch ihren Einfluſs, den sie auf die Griechen ausgeübt haben. Es war dasjenige semitische Volk mit dem die Griechen in unmittelbarsten Verkehr kamen; mit denen sie als Nachbarn sich schlagen und vertragen muſsten. Sie besaſsen längere Zeit hindurch die höchste Macht und das gröſste Ansehen in Kleinasien. Lud wird in den hebräischen Völkertafeln als ein Sohn Sems angeführt und es läſst sich nicht bezweifeln, daſs unter Lud auch der Stammvater der Lydier gemeint ist. Nach ihren eigenen Traditionen geht ihre Geschichte in unbestimmte Zeit zurück. Zuerst herrschte eine mythische Dynastie, welche sich direkt von den Göttern ableitete. Dann kam um das Jahr 1200 v. Chr. ein Herrschergeschlecht, welches seinen Ursprung ebenfalls direkt auf Sandon, den Sonnengott der Lydier, zurückführt. Die Griechen nennen diesen Herkules und man pflegt deshalb diese erste historische Dynastie Lydiens als die der Herakliden zu bezeichnen. Es war Agron, der im vierten Geschlechte von Sandon entsprungen war, der 1194 den Thron von Lydien bestieg. 22 Herakliden saſsen auf dem Throne Lydiens, welche 505 Jahre lang über Lydien herrschten. Der letzte wurde im Jahre 689 v. Chr. von Gyges dem Mermiaden seiner Herrschaft beraubt. Aus der Zeit der Herrschaft der Herakliden wissen wir nur sehr wenig, Homer rühmt die Maeonen, das sind die Lydier,
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Syrien.
Sitten mit diesen. Ihre Bewaffnung soll nach Herodots Angabe mehr
mit der ägyptischen übereingestimmt haben. Sie trieben lebhaften
Handel und waren kühne Seefahrer und Seeräuber. Dasſelbe gilt von
den Kariern, die schon vor den Phöniziern die benachbarten Inseln
im ägäischen Meere bevölkert hatten. Sie waren als Seeräuber, wie
als Krieger gefürchtet. Die eiserne Doppelaxt war ihre Nationalwaffe.
Von 731 bis 670 v. Chr. hatten sie die Seeherrschaft im Ägäischen
Meere. Ihre kriegerische Ausrüstung war besser als die der Griechen
und nahmen diese im wesentlichen ihre Bewaffnung an. Der Name
ihres Hauptgottes, den die Griechen Zeus Chrysoar nennen, erinnert
sofort an Chrysor, den ersten der phönizischen Kabiren.
Zeus Stratios wurde mit der Doppelaxt abgebildet. Die Griechen
behaupteten, sie nennten ihren Zeus Labrandes von der Doppelaxt, die
im lydischen und karischen Labrys hieſs.
Die Lykier wohnten im rauhen Berglande. Sie trugen einen
Federschmuck am Hute, sichelförmige Schwerter, Dolche, Panzer, Bein-
schienen, Bogen und Rohrpfeile, und waren wegen ihrer Tapferkeit be-
kannt. Sarpedon und Glaukus waren ihre bekannten Führer im troja-
nischen Kriege.
Die gröſste Bedeutung von den semitischen Stämmen Kleinasiens
erlangten die Lydier, namentlich durch ihren Einfluſs, den sie auf die
Griechen ausgeübt haben. Es war dasjenige semitische Volk mit dem
die Griechen in unmittelbarsten Verkehr kamen; mit denen sie als
Nachbarn sich schlagen und vertragen muſsten. Sie besaſsen längere Zeit
hindurch die höchste Macht und das gröſste Ansehen in Kleinasien. Lud
wird in den hebräischen Völkertafeln als ein Sohn Sems angeführt und
es läſst sich nicht bezweifeln, daſs unter Lud auch der Stammvater der
Lydier gemeint ist. Nach ihren eigenen Traditionen geht ihre Geschichte
in unbestimmte Zeit zurück. Zuerst herrschte eine mythische Dynastie,
welche sich direkt von den Göttern ableitete. Dann kam um das
Jahr 1200 v. Chr. ein Herrschergeschlecht, welches seinen Ursprung
ebenfalls direkt auf Sandon, den Sonnengott der Lydier, zurückführt.
Die Griechen nennen diesen Herkules und man pflegt deshalb diese erste
historische Dynastie Lydiens als die der Herakliden zu bezeichnen. Es
war Agron, der im vierten Geschlechte von Sandon entsprungen war,
der 1194 den Thron von Lydien bestieg. 22 Herakliden saſsen auf dem
Throne Lydiens, welche 505 Jahre lang über Lydien herrschten. Der
letzte wurde im Jahre 689 v. Chr. von Gyges dem Mermiaden seiner
Herrschaft beraubt. Aus der Zeit der Herrschaft der Herakliden wissen
wir nur sehr wenig, Homer rühmt die Maeonen, das sind die Lydier,
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/221>, abgerufen am 25.11.2024.
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