Schläge, um es zusammen zu wirken, und die geschmolzenen Teile, sowie die anhängende Schlacke abzustossen. Der Klumpen wird dann mit einer Art Beil in drei Stücke zerschroten. Die zweite Luppe wird inzwischen in die Mitte des Feuers geschoben und eine dritte über die Öffnung gelegt. Während diese angeheizt werden, ist auch die ge- dichtete Luppe nochmals rotglühend gemacht und von den drei Arbeitern mit ihren schweren Hämmern gehörig zusammengeschmiedet worden. Der Abgang bei dieser Arbeit beträgt beinahe 40 Proz. In dieser unfertigen Form wird das Eisen an die Grobschmiede verkauft, welche es aber noch drei bis viermal ins Feuer bringen und überschmieden müssen, ehe sie es verarbeiten können. Hierbei ist nochmals ebensoviel Ab- brand, so dass im ganzen aus den reichen Erzen nur 12 Proz. an Stab- eisen ausgebracht wird. Trotz der ausserordentlichen Arbeit sind die Preise des Eisens in Indien doch sehr niedrig, so dass die Eingeborenen, wenigstens in den Gebirgsgegenden und an den Orten, die nicht zu nahe den Haupthafenplätzen liegen, immer noch mit dem englischen Eisen, welches vielfach nach Indien importiert wird, konkurrieren können. In Südindien werden die rohen Masseln von 11 Pfund oft nur zu 3 Annas = 33 Pfennige verkauft. Die Kosten der Verarbeitung der rohen Luppen zu groben Stäben unter Handhämmern stellen sich zu 3 Pfund Sterling per Tonne, so dass die Kosten des Stabeisens sich auf 8 Pfund Sterling per Tonne belaufen, was weniger ist, als der ge- ringste Preis von englischem Stabeisen in Madras.
Dabei ist das indische Stabeisen, wenn es der oben beschriebenen, wiederholten Verarbeitung unterworfen wurde, von vorzüglicher Güte, während die rohen Luppen freilich sehr ungleich sind. Die Menge des inländischen Eisens, die an der Malabarküste, Präsidentschaft Madras, erzeugt wird, soll sich auf 475 Tonnen a 1064000 englische Pfund belaufen, die durchschnittlich nur 120 Mark per Tonne kosten. Der Durchschnittspreis der Holzkohlen, die 1 bis 8 Meilen weit transportiert werden, stellt sich aber nur zu 11/2 Annas = 20 Pfennige für das Normalmass von 33 kg, welches ungefähr die Menge ist, die ein Mann in einem Tage brennt. Um 1 Pfund Masseleisen zu erhalten sind 6 Pfund Holzkohlen und 4 Pfund Erz nötig. Beim Ausschmieden dieses Masseleisens geht aber wenigstens die Hälfte des Gewichtes verloren. Es kann demnach der Gewinn der Arbeit auf höchstens 1 Pfund Sterling per Tonne veranschlagt werden. Aus diesen Angaben kann man er- messen, wie niedrig die Arbeitslöhne in Indien sich stellen. Ein Ofen- macher erhält z. B. für die Herstellung eines Ofens von 4 Fuss Höhe und 1 Fuss Durchmesser nur 20 Pfennige, und er muss sehr fleissig
Die Arier in Asien.
Schläge, um es zusammen zu wirken, und die geschmolzenen Teile, sowie die anhängende Schlacke abzustoſsen. Der Klumpen wird dann mit einer Art Beil in drei Stücke zerschroten. Die zweite Luppe wird inzwischen in die Mitte des Feuers geschoben und eine dritte über die Öffnung gelegt. Während diese angeheizt werden, ist auch die ge- dichtete Luppe nochmals rotglühend gemacht und von den drei Arbeitern mit ihren schweren Hämmern gehörig zusammengeschmiedet worden. Der Abgang bei dieser Arbeit beträgt beinahe 40 Proz. In dieser unfertigen Form wird das Eisen an die Grobschmiede verkauft, welche es aber noch drei bis viermal ins Feuer bringen und überschmieden müssen, ehe sie es verarbeiten können. Hierbei ist nochmals ebensoviel Ab- brand, so daſs im ganzen aus den reichen Erzen nur 12 Proz. an Stab- eisen ausgebracht wird. Trotz der auſserordentlichen Arbeit sind die Preise des Eisens in Indien doch sehr niedrig, so daſs die Eingeborenen, wenigstens in den Gebirgsgegenden und an den Orten, die nicht zu nahe den Haupthafenplätzen liegen, immer noch mit dem englischen Eisen, welches vielfach nach Indien importiert wird, konkurrieren können. In Südindien werden die rohen Masseln von 11 Pfund oft nur zu 3 Annas = 33 Pfennige verkauft. Die Kosten der Verarbeitung der rohen Luppen zu groben Stäben unter Handhämmern stellen sich zu 3 Pfund Sterling per Tonne, so daſs die Kosten des Stabeisens sich auf 8 Pfund Sterling per Tonne belaufen, was weniger ist, als der ge- ringste Preis von englischem Stabeisen in Madras.
Dabei ist das indische Stabeisen, wenn es der oben beschriebenen, wiederholten Verarbeitung unterworfen wurde, von vorzüglicher Güte, während die rohen Luppen freilich sehr ungleich sind. Die Menge des inländischen Eisens, die an der Malabarküste, Präsidentschaft Madras, erzeugt wird, soll sich auf 475 Tonnen à 1064000 englische Pfund belaufen, die durchschnittlich nur 120 Mark per Tonne kosten. Der Durchschnittspreis der Holzkohlen, die 1 bis 8 Meilen weit transportiert werden, stellt sich aber nur zu 1½ Annas = 20 Pfennige für das Normalmaſs von 33 kg, welches ungefähr die Menge ist, die ein Mann in einem Tage brennt. Um 1 Pfund Masseleisen zu erhalten sind 6 Pfund Holzkohlen und 4 Pfund Erz nötig. Beim Ausschmieden dieses Masseleisens geht aber wenigstens die Hälfte des Gewichtes verloren. Es kann demnach der Gewinn der Arbeit auf höchstens 1 Pfund Sterling per Tonne veranschlagt werden. Aus diesen Angaben kann man er- messen, wie niedrig die Arbeitslöhne in Indien sich stellen. Ein Ofen- macher erhält z. B. für die Herstellung eines Ofens von 4 Fuſs Höhe und 1 Fuſs Durchmesser nur 20 Pfennige, und er muſs sehr fleiſsig
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Die Arier in Asien.
Schläge, um es zusammen zu wirken, und die geschmolzenen Teile,
sowie die anhängende Schlacke abzustoſsen. Der Klumpen wird dann
mit einer Art Beil in drei Stücke zerschroten. Die zweite Luppe wird
inzwischen in die Mitte des Feuers geschoben und eine dritte über die
Öffnung gelegt. Während diese angeheizt werden, ist auch die ge-
dichtete Luppe nochmals rotglühend gemacht und von den drei Arbeitern
mit ihren schweren Hämmern gehörig zusammengeschmiedet worden.
Der Abgang bei dieser Arbeit beträgt beinahe 40 Proz. In dieser
unfertigen Form wird das Eisen an die Grobschmiede verkauft, welche es
aber noch drei bis viermal ins Feuer bringen und überschmieden müssen,
ehe sie es verarbeiten können. Hierbei ist nochmals ebensoviel Ab-
brand, so daſs im ganzen aus den reichen Erzen nur 12 Proz. an Stab-
eisen ausgebracht wird. Trotz der auſserordentlichen Arbeit sind die
Preise des Eisens in Indien doch sehr niedrig, so daſs die Eingeborenen,
wenigstens in den Gebirgsgegenden und an den Orten, die nicht zu
nahe den Haupthafenplätzen liegen, immer noch mit dem englischen
Eisen, welches vielfach nach Indien importiert wird, konkurrieren
können. In Südindien werden die rohen Masseln von 11 Pfund oft nur
zu 3 Annas = 33 Pfennige verkauft. Die Kosten der Verarbeitung
der rohen Luppen zu groben Stäben unter Handhämmern stellen sich
zu 3 Pfund Sterling per Tonne, so daſs die Kosten des Stabeisens sich
auf 8 Pfund Sterling per Tonne belaufen, was weniger ist, als der ge-
ringste Preis von englischem Stabeisen in Madras.
Dabei ist das indische Stabeisen, wenn es der oben beschriebenen,
wiederholten Verarbeitung unterworfen wurde, von vorzüglicher Güte,
während die rohen Luppen freilich sehr ungleich sind. Die Menge des
inländischen Eisens, die an der Malabarküste, Präsidentschaft Madras,
erzeugt wird, soll sich auf 475 Tonnen à 1064000 englische Pfund
belaufen, die durchschnittlich nur 120 Mark per Tonne kosten. Der
Durchschnittspreis der Holzkohlen, die 1 bis 8 Meilen weit transportiert
werden, stellt sich aber nur zu 1½ Annas = 20 Pfennige für das
Normalmaſs von 33 kg, welches ungefähr die Menge ist, die ein Mann
in einem Tage brennt. Um 1 Pfund Masseleisen zu erhalten sind
6 Pfund Holzkohlen und 4 Pfund Erz nötig. Beim Ausschmieden dieses
Masseleisens geht aber wenigstens die Hälfte des Gewichtes verloren.
Es kann demnach der Gewinn der Arbeit auf höchstens 1 Pfund Sterling
per Tonne veranschlagt werden. Aus diesen Angaben kann man er-
messen, wie niedrig die Arbeitslöhne in Indien sich stellen. Ein Ofen-
macher erhält z. B. für die Herstellung eines Ofens von 4 Fuſs Höhe
und 1 Fuſs Durchmesser nur 20 Pfennige, und er muſs sehr fleiſsig
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/261>, abgerufen am 21.11.2024.
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