verdient 1). Das Bemerkenswerteste ihres Schmelzprozesses ist, dass sie dabei gar keinen künstlichen Wind benutzen, sondern die Erze bei natürlichem Luftzuge schmelzen, ähnlich wie dies früher in England mit den Bleierzen geschehen sein soll. Die Brauneisenerze werden in Haselnussgrösse zerklopft und der Staub abgesiebt. Die Holzkohlen stellen sie sich in sehr rationeller Weise dar. Jeder Schmelzer bereitet sich im Januar und Februar seinen Vorrat selbst. Das Holz nimmt er von Schorea robusta und wählt meist Stämme von 12 bis 18 Zoll Durchmesser. Es wird in einem regelmässigen Haufen von 12 Fuss Seitenlänge und 6 Fuss Höhe aufgerichtet, durch den Haufen geht ein Kanal, der aber an dem einen Ende verschlossen gehalten wird. Durch diesen wird der Haufen angezündet und man lässt so lange brennen, als sich an der Seite des Haufens noch Dampf entwickelt. Hört dies
[Abbildung]
Fig. 47.
auf, so öffnet man den andern Ausgang des Kanales und zieht einen Teil der Kohlen heraus, wobei das übrige Holz sogleich wieder in Brand gerät. Man schliesst daher den Kanal wieder und wiederholt dieselbe Operation einigemal. Ein solcher Meiler brennt 20 bis 30 Tage.
Während die Verkohlung bei den Birmanen ganz rationell betrieben wird, kann man sich den Eisenschmelzprozess kaum mangelhafter vor- stellen. Der Ofen ist nicht nur ohne Gebläse, sondern wird auch ohne alle Rücksicht auf die herrschende Windrichtung aufgeführt. Eine steile Wand des sandigen Lehmbodens von 10 bis 12 Fuss Höhe wird aufgesucht und in dieser der Ofen angelegt, der in Wahrheit nichts weiter als ein Loch im Boden ist, 2 bis 3 Fuss (engl.) von der Vorder- seite der Lehmwand entfernt. Seine Höhe beträgt 10 Fuss, seine Breite, die oben 1 Fuss 9 Zoll beträgt, nimmt nach unten zu, so dass der Ofen am Boden 5 Fuss breit ist. In der Tiefe nimmt der Ofen von
1) Im Auszuge von Percys Beschreibung in Percy, Iron and Steel 270 etc.
Die Arier in Asien.
verdient 1). Das Bemerkenswerteste ihres Schmelzprozesses ist, daſs sie dabei gar keinen künstlichen Wind benutzen, sondern die Erze bei natürlichem Luftzuge schmelzen, ähnlich wie dies früher in England mit den Bleierzen geschehen sein soll. Die Brauneisenerze werden in Haselnuſsgröſse zerklopft und der Staub abgesiebt. Die Holzkohlen stellen sie sich in sehr rationeller Weise dar. Jeder Schmelzer bereitet sich im Januar und Februar seinen Vorrat selbst. Das Holz nimmt er von Schorea robusta und wählt meist Stämme von 12 bis 18 Zoll Durchmesser. Es wird in einem regelmäſsigen Haufen von 12 Fuſs Seitenlänge und 6 Fuſs Höhe aufgerichtet, durch den Haufen geht ein Kanal, der aber an dem einen Ende verschlossen gehalten wird. Durch diesen wird der Haufen angezündet und man läſst so lange brennen, als sich an der Seite des Haufens noch Dampf entwickelt. Hört dies
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Fig. 47.
auf, so öffnet man den andern Ausgang des Kanales und zieht einen Teil der Kohlen heraus, wobei das übrige Holz sogleich wieder in Brand gerät. Man schlieſst daher den Kanal wieder und wiederholt dieselbe Operation einigemal. Ein solcher Meiler brennt 20 bis 30 Tage.
Während die Verkohlung bei den Birmanen ganz rationell betrieben wird, kann man sich den Eisenschmelzprozeſs kaum mangelhafter vor- stellen. Der Ofen ist nicht nur ohne Gebläse, sondern wird auch ohne alle Rücksicht auf die herrschende Windrichtung aufgeführt. Eine steile Wand des sandigen Lehmbodens von 10 bis 12 Fuſs Höhe wird aufgesucht und in dieser der Ofen angelegt, der in Wahrheit nichts weiter als ein Loch im Boden ist, 2 bis 3 Fuſs (engl.) von der Vorder- seite der Lehmwand entfernt. Seine Höhe beträgt 10 Fuſs, seine Breite, die oben 1 Fuſs 9 Zoll beträgt, nimmt nach unten zu, so daſs der Ofen am Boden 5 Fuſs breit ist. In der Tiefe nimmt der Ofen von
1) Im Auszuge von Percys Beschreibung in Percy, Iron and Steel 270 etc.
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Die Arier in Asien.
verdient 1). Das Bemerkenswerteste ihres Schmelzprozesses ist, daſs sie
dabei gar keinen künstlichen Wind benutzen, sondern die Erze bei
natürlichem Luftzuge schmelzen, ähnlich wie dies früher in England
mit den Bleierzen geschehen sein soll. Die Brauneisenerze werden in
Haselnuſsgröſse zerklopft und der Staub abgesiebt. Die Holzkohlen
stellen sie sich in sehr rationeller Weise dar. Jeder Schmelzer bereitet
sich im Januar und Februar seinen Vorrat selbst. Das Holz nimmt er
von Schorea robusta und wählt meist Stämme von 12 bis 18 Zoll
Durchmesser. Es wird in einem regelmäſsigen Haufen von 12 Fuſs
Seitenlänge und 6 Fuſs Höhe aufgerichtet, durch den Haufen geht ein
Kanal, der aber an dem einen Ende verschlossen gehalten wird. Durch
diesen wird der Haufen angezündet und man läſst so lange brennen,
als sich an der Seite des Haufens noch Dampf entwickelt. Hört dies
[Abbildung Fig. 47.]
auf, so öffnet man den andern Ausgang des Kanales und zieht einen
Teil der Kohlen heraus, wobei das übrige Holz sogleich wieder in Brand
gerät. Man schlieſst daher den Kanal wieder und wiederholt dieselbe
Operation einigemal. Ein solcher Meiler brennt 20 bis 30 Tage.
Während die Verkohlung bei den Birmanen ganz rationell betrieben
wird, kann man sich den Eisenschmelzprozeſs kaum mangelhafter vor-
stellen. Der Ofen ist nicht nur ohne Gebläse, sondern wird auch ohne
alle Rücksicht auf die herrschende Windrichtung aufgeführt. Eine
steile Wand des sandigen Lehmbodens von 10 bis 12 Fuſs Höhe wird
aufgesucht und in dieser der Ofen angelegt, der in Wahrheit nichts
weiter als ein Loch im Boden ist, 2 bis 3 Fuſs (engl.) von der Vorder-
seite der Lehmwand entfernt. Seine Höhe beträgt 10 Fuſs, seine
Breite, die oben 1 Fuſs 9 Zoll beträgt, nimmt nach unten zu, so daſs
der Ofen am Boden 5 Fuſs breit ist. In der Tiefe nimmt der Ofen von
1) Im Auszuge von Percys Beschreibung in Percy, Iron and Steel 270 etc.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/274>, abgerufen am 21.11.2024.
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