Zeit von arischen Völkern besetzt wurde und durch arisches Gebiet ging, ist für die Kulturentwickelung Europas von grösster Bedeutung. Alte Eisenindustrieen finden wir in diesem ganzen Gebiete. Wir haben der berühmten Schmiede von Ferghana bereits Erwähnung gethan.
In Herat, wie in Samarkand gab es im Mittelalter berühmte Schwertschmiede, die angeblich durch den Eroberer Timur mit Gewalt aus Damaskus in diese Städte verpflanzt worden sein sollen.
Doch muss schon früher das Eisengewerbe hier geblüht haben, weil nach den chinesischen Annalen der König von Khangiu, d. i. Samar- kand, bereits im Jahre 713 Tribut von Eisenarbeiten, besonders Panzern und eisernen Schlössern bezahlt hat. Der persischen Schwertschmiede zu Mesched in Khorassan und zu Kerman haben wir ebenfalls bereits Erwähnung gethan. Das Eisen der Meder wird in den Tributlisten der assyrischen Könige aufgeführt. In der südlichsten Ausbuchtung des Kaspischen Meeres, in der persischen Provinz Masenderan liegt die Stadt Amol, die seit alter Zeit durch ihre Eisenarbeiten berühmt ist 1). Oberst Trezel berichtet darüber 2): "In der Nähe von Amol leben sehr viele Eisenarbeiter. Die meisten Schmiede finden sich im Distrikt Nour, am Herchaufer und dessen Zuflüssen. Zwei befreundete Familien vereinigen sich und bauen einen rohen Ofen mit Blasebalg. Die eine brennt Kohlen, die andere sammelt in den Flussbetten die lose liegenden Eisenerze. Sind an 16 Zentner derselben zusammen- gebracht, so giebt die Schmelzung einen Zentner Eisen, das sehr hoch- geschätzt wird. Es wird in Stücken von 6 bis 8 Pfund in den Handel gebracht. Der Zentner kostete damals 15 Franken. Aber nur von Oktober bis Mai wird die Arbeit der dreissig Schmelzöfen, die zugleieh im Gange sind, verrichtet. Das ausserdem noch mangelnde Eisen wird von den Russen eingeführt, das einheimische Produkt wird aber bis Bagdad, Damaskus und Mosul ausgeführt. An letzerem Orte soll der Zentner dieses Eisens mit 60 Franken bezahlt werden."
Zahlreich sind die Bergwerke in Kurdistan und ein klassisches Gebiet für die Metallurgie ist Armenien. In diesem lagen die Gebiete der Moscher, der Tibarener und der Chalyber. Dieses ist das Land Tubal, mit dem das Tyrus des Propheten Ezechiel handelte, es sind dieselben Länder, aus denen die Könige Assyriens Tribut von Metallen, insbesondere von Eisen bezogen. Nördlich von Armenien lagen Iberien und Colchis, am Südabhange des Kaukasus, beide frühe berühmt wegen ihrer Metall- schätze. Bei der Geschichte der Ägypter haben wir bereits des "Eisens
1) Ritter VIII, 540.
2) Col. Trezel, Notice ed. A. Jaubert voy. p. 449.
Die Arier in Asien.
Zeit von arischen Völkern besetzt wurde und durch arisches Gebiet ging, ist für die Kulturentwickelung Europas von gröſster Bedeutung. Alte Eisenindustrieen finden wir in diesem ganzen Gebiete. Wir haben der berühmten Schmiede von Ferghana bereits Erwähnung gethan.
In Herat, wie in Samarkand gab es im Mittelalter berühmte Schwertschmiede, die angeblich durch den Eroberer Timur mit Gewalt aus Damaskus in diese Städte verpflanzt worden sein sollen.
Doch muſs schon früher das Eisengewerbe hier geblüht haben, weil nach den chinesischen Annalen der König von Khangiu, d. i. Samar- kand, bereits im Jahre 713 Tribut von Eisenarbeiten, besonders Panzern und eisernen Schlössern bezahlt hat. Der persischen Schwertschmiede zu Mesched in Khorassan und zu Kerman haben wir ebenfalls bereits Erwähnung gethan. Das Eisen der Meder wird in den Tributlisten der assyrischen Könige aufgeführt. In der südlichsten Ausbuchtung des Kaspischen Meeres, in der persischen Provinz Masenderan liegt die Stadt Amol, die seit alter Zeit durch ihre Eisenarbeiten berühmt ist 1). Oberst Trezel berichtet darüber 2): „In der Nähe von Amol leben sehr viele Eisenarbeiter. Die meisten Schmiede finden sich im Distrikt Nour, am Herchaufer und dessen Zuflüssen. Zwei befreundete Familien vereinigen sich und bauen einen rohen Ofen mit Blasebalg. Die eine brennt Kohlen, die andere sammelt in den Fluſsbetten die lose liegenden Eisenerze. Sind an 16 Zentner derselben zusammen- gebracht, so giebt die Schmelzung einen Zentner Eisen, das sehr hoch- geschätzt wird. Es wird in Stücken von 6 bis 8 Pfund in den Handel gebracht. Der Zentner kostete damals 15 Franken. Aber nur von Oktober bis Mai wird die Arbeit der dreiſsig Schmelzöfen, die zugleieh im Gange sind, verrichtet. Das auſserdem noch mangelnde Eisen wird von den Russen eingeführt, das einheimische Produkt wird aber bis Bagdad, Damaskus und Mosul ausgeführt. An letzerem Orte soll der Zentner dieses Eisens mit 60 Franken bezahlt werden.“
Zahlreich sind die Bergwerke in Kurdistan und ein klassisches Gebiet für die Metallurgie ist Armenien. In diesem lagen die Gebiete der Moscher, der Tibarener und der Chalyber. Dieses ist das Land Tubal, mit dem das Tyrus des Propheten Ezechiel handelte, es sind dieselben Länder, aus denen die Könige Assyriens Tribut von Metallen, insbesondere von Eisen bezogen. Nördlich von Armenien lagen Iberien und Colchis, am Südabhange des Kaukasus, beide frühe berühmt wegen ihrer Metall- schätze. Bei der Geschichte der Ägypter haben wir bereits des „Eisens
1) Ritter VIII, 540.
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Die Arier in Asien.
Zeit von arischen Völkern besetzt wurde und durch arisches Gebiet
ging, ist für die Kulturentwickelung Europas von gröſster Bedeutung.
Alte Eisenindustrieen finden wir in diesem ganzen Gebiete. Wir haben
der berühmten Schmiede von Ferghana bereits Erwähnung gethan.
In Herat, wie in Samarkand gab es im Mittelalter berühmte
Schwertschmiede, die angeblich durch den Eroberer Timur mit Gewalt
aus Damaskus in diese Städte verpflanzt worden sein sollen.
Doch muſs schon früher das Eisengewerbe hier geblüht haben,
weil nach den chinesischen Annalen der König von Khangiu, d. i. Samar-
kand, bereits im Jahre 713 Tribut von Eisenarbeiten, besonders Panzern
und eisernen Schlössern bezahlt hat. Der persischen Schwertschmiede
zu Mesched in Khorassan und zu Kerman haben wir ebenfalls bereits
Erwähnung gethan. Das Eisen der Meder wird in den Tributlisten der
assyrischen Könige aufgeführt. In der südlichsten Ausbuchtung des
Kaspischen Meeres, in der persischen Provinz Masenderan liegt die
Stadt Amol, die seit alter Zeit durch ihre Eisenarbeiten berühmt
ist 1). Oberst Trezel berichtet darüber 2): „In der Nähe von Amol
leben sehr viele Eisenarbeiter. Die meisten Schmiede finden sich im
Distrikt Nour, am Herchaufer und dessen Zuflüssen. Zwei befreundete
Familien vereinigen sich und bauen einen rohen Ofen mit Blasebalg.
Die eine brennt Kohlen, die andere sammelt in den Fluſsbetten die
lose liegenden Eisenerze. Sind an 16 Zentner derselben zusammen-
gebracht, so giebt die Schmelzung einen Zentner Eisen, das sehr hoch-
geschätzt wird. Es wird in Stücken von 6 bis 8 Pfund in den Handel
gebracht. Der Zentner kostete damals 15 Franken. Aber nur von
Oktober bis Mai wird die Arbeit der dreiſsig Schmelzöfen, die zugleieh
im Gange sind, verrichtet. Das auſserdem noch mangelnde Eisen wird
von den Russen eingeführt, das einheimische Produkt wird aber bis
Bagdad, Damaskus und Mosul ausgeführt. An letzerem Orte soll der
Zentner dieses Eisens mit 60 Franken bezahlt werden.“
Zahlreich sind die Bergwerke in Kurdistan und ein klassisches
Gebiet für die Metallurgie ist Armenien. In diesem lagen die Gebiete
der Moscher, der Tibarener und der Chalyber. Dieses ist das Land Tubal,
mit dem das Tyrus des Propheten Ezechiel handelte, es sind dieselben
Länder, aus denen die Könige Assyriens Tribut von Metallen, insbesondere
von Eisen bezogen. Nördlich von Armenien lagen Iberien und Colchis,
am Südabhange des Kaukasus, beide frühe berühmt wegen ihrer Metall-
schätze. Bei der Geschichte der Ägypter haben wir bereits des „Eisens
1) Ritter VIII, 540.
2) Col. Trezel, Notice ed. A. Jaubert voy. p. 449.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/283>, abgerufen am 22.11.2024.
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