Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.Die Arier in Asien. des Nordens" Erwähnung gethan, ebenso haben wir denselben Ausdruckin den heiligen Schriften der Juden wiedergefunden und wir haben schon dort darauf hingewiesen, dass dieses Eisen des Nordens wohl aus diesen Gebieten entstammt sei. Die Chalyber galten den Griechen als die Erfinder des Stahls, der Name dieses Volkes wurde ihnen sogar zur Bezeichnung für den Begriff Stahl. Das Wort Khalups ist von dem Volke der Chalyber hergeleitet. Die älteste Nationalsage der Griechen, der Argonautenzug, spielt in dieser Gegend. Der Zweck dieses Kriegs- zuges war, das kostbare, goldene Fliess zu holen. Dies deutet auf uralte Handelsverbindungen Griechenlands mit dieser südöstlichen Ecke des Schwarzen Meeres, die berühmt war durch ihren Metallreichtum. Die Hafenstädte jener Gegend lagen an den Endpunkten der wichtigsten Landhandelsstrasse von Indien nach Europa. Homer nennt Alybe das Land, wo des Silbers Geburt ist. (Telothen ex Alubes, othen argurou esti genethle: Fern von Alybe her, allwo des Silbers Geburt ist.) Ebenso schreiben spätere Schriftsteller den Chalybern die Erfindung des Erzes zu. Wir werden aus dem folgenden ersehen, dass alle diese Überlieferungen eine gewisse Berechtigung haben. Um die Hauptstadt Grossarmeniens um Erzerum, dem alten Arzen (Arzes) ist dieser Metallreichtum aus- gebreitet. Schon Marko Polo erwähnt der Silbergruben dieser Gegend. Vierzehn Stunden von Erzerum liegt 1) die Bergwerkstadt Gumichkhana, d. h. Silberhaus auf dem Granitrücken Gumisch-Dagh, d. h. Silberberg. Trotz der schlechten Bearbeitung galten diese Gruben bis vor kurzer Zeit noch als die wichtigsten Silberbergwerke, ja für die hohe Schule des Grubenbaues und Hüttenwesens in Kleinasien 2). Weiter südlich, an der Vereinigung der beiden Hauptarme des Euphrat, da wo das alte Dascusa lag, sind eine halbe Stunde vom Strome entfernt die Silberbergwerke von Kjeban-Maaden. Dort sind eben noch 3) 400 bis 500 Familien mit Silberbergbau beschäftigt. Es sind zumeist Griechen aus der Gegend zwischen Trebisonde und Gumischkhana, daneben Ar- menier und Türken. Die eigentlichen erblichen Grubenhäuer sind Griechen. Hütten und Gruben sind in elendem Zustande, hauptsächlich infolge der schlechten Holzwirtschaft in der Türkei, denn der Wald gehört in der Türkei Niemand, d. h. Jedermann. Bedeutend sind ferner die Silberminen Maaden-Gomüsch bei Arghana am oberen Tigris, die jährlich 13000 Pfund Blei, 1000 Pfund Silber und 130 Pfund Galmey abwerfen sollen. -- Im Gebiet der Tigrisquellen liegen auch die be- 1) Ritter X, 272 etc. 2) W. Hamilton, Asia minor Vol. I, 169. 3) Ritter
X, 800. Die Arier in Asien. des Nordens“ Erwähnung gethan, ebenso haben wir denselben Ausdruckin den heiligen Schriften der Juden wiedergefunden und wir haben schon dort darauf hingewiesen, daſs dieses Eisen des Nordens wohl aus diesen Gebieten entstammt sei. Die Chalyber galten den Griechen als die Erfinder des Stahls, der Name dieses Volkes wurde ihnen sogar zur Bezeichnung für den Begriff Stahl. Das Wort Χάλυψ ist von dem Volke der Chalyber hergeleitet. Die älteste Nationalsage der Griechen, der Argonautenzug, spielt in dieser Gegend. Der Zweck dieses Kriegs- zuges war, das kostbare, goldene Flieſs zu holen. Dies deutet auf uralte Handelsverbindungen Griechenlands mit dieser südöstlichen Ecke des Schwarzen Meeres, die berühmt war durch ihren Metallreichtum. Die Hafenstädte jener Gegend lagen an den Endpunkten der wichtigsten Landhandelsstraſse von Indien nach Europa. Homer nennt Alybe das Land, wo des Silbers Geburt ist. (Τηλόϑεν ἐξ Ἀλυβης, ὅϑεν ἀργύρου ἐστὶ γενέϑλη: Fern von Alybe her, allwo des Silbers Geburt ist.) Ebenso schreiben spätere Schriftsteller den Chalybern die Erfindung des Erzes zu. Wir werden aus dem folgenden ersehen, daſs alle diese Überlieferungen eine gewisse Berechtigung haben. Um die Hauptstadt Groſsarmeniens um Erzerum, dem alten Arzen (Arzes) ist dieser Metallreichtum aus- gebreitet. Schon Marko Polo erwähnt der Silbergruben dieser Gegend. Vierzehn Stunden von Erzerum liegt 1) die Bergwerkstadt Gumichkhana, d. h. Silberhaus auf dem Granitrücken Gumisch-Dagh, d. h. Silberberg. Trotz der schlechten Bearbeitung galten diese Gruben bis vor kurzer Zeit noch als die wichtigsten Silberbergwerke, ja für die hohe Schule des Grubenbaues und Hüttenwesens in Kleinasien 2). Weiter südlich, an der Vereinigung der beiden Hauptarme des Euphrat, da wo das alte Dascusa lag, sind eine halbe Stunde vom Strome entfernt die Silberbergwerke von Kjeban-Maaden. Dort sind eben noch 3) 400 bis 500 Familien mit Silberbergbau beschäftigt. Es sind zumeist Griechen aus der Gegend zwischen Trebisonde und Gumischkhana, daneben Ar- menier und Türken. Die eigentlichen erblichen Grubenhäuer sind Griechen. Hütten und Gruben sind in elendem Zustande, hauptsächlich infolge der schlechten Holzwirtschaft in der Türkei, denn der Wald gehört in der Türkei Niemand, d. h. Jedermann. Bedeutend sind ferner die Silberminen Maaden-Gomüsch bei Arghana am oberen Tigris, die jährlich 13000 Pfund Blei, 1000 Pfund Silber und 130 Pfund Galmey abwerfen sollen. — Im Gebiet der Tigrisquellen liegen auch die be- 1) Ritter X, 272 etc. 2) W. Hamilton, Asia minor Vol. I, 169. 3) Ritter
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Die Arier in Asien.
des Nordens“ Erwähnung gethan, ebenso haben wir denselben Ausdruck
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schon dort darauf hingewiesen, daſs dieses Eisen des Nordens wohl aus
diesen Gebieten entstammt sei. Die Chalyber galten den Griechen als
die Erfinder des Stahls, der Name dieses Volkes wurde ihnen sogar
zur Bezeichnung für den Begriff Stahl. Das Wort Χάλυψ ist von dem
Volke der Chalyber hergeleitet. Die älteste Nationalsage der Griechen,
der Argonautenzug, spielt in dieser Gegend. Der Zweck dieses Kriegs-
zuges war, das kostbare, goldene Flieſs zu holen. Dies deutet auf uralte
Handelsverbindungen Griechenlands mit dieser südöstlichen Ecke des
Schwarzen Meeres, die berühmt war durch ihren Metallreichtum. Die
Hafenstädte jener Gegend lagen an den Endpunkten der wichtigsten
Landhandelsstraſse von Indien nach Europa. Homer nennt Alybe das
Land, wo des Silbers Geburt ist. (Τηλόϑεν ἐξ Ἀλυβης, ὅϑεν ἀργύρου
ἐστὶ γενέϑλη: Fern von Alybe her, allwo des Silbers Geburt ist.) Ebenso
schreiben spätere Schriftsteller den Chalybern die Erfindung des Erzes zu.
Wir werden aus dem folgenden ersehen, daſs alle diese Überlieferungen
eine gewisse Berechtigung haben. Um die Hauptstadt Groſsarmeniens
um Erzerum, dem alten Arzen (Arzes) ist dieser Metallreichtum aus-
gebreitet. Schon Marko Polo erwähnt der Silbergruben dieser Gegend.
Vierzehn Stunden von Erzerum liegt 1) die Bergwerkstadt Gumichkhana,
d. h. Silberhaus auf dem Granitrücken Gumisch-Dagh, d. h. Silberberg.
Trotz der schlechten Bearbeitung galten diese Gruben bis vor kurzer
Zeit noch als die wichtigsten Silberbergwerke, ja für die hohe Schule
des Grubenbaues und Hüttenwesens in Kleinasien 2). Weiter südlich,
an der Vereinigung der beiden Hauptarme des Euphrat, da wo das
alte Dascusa lag, sind eine halbe Stunde vom Strome entfernt die
Silberbergwerke von Kjeban-Maaden. Dort sind eben noch 3) 400 bis
500 Familien mit Silberbergbau beschäftigt. Es sind zumeist Griechen
aus der Gegend zwischen Trebisonde und Gumischkhana, daneben Ar-
menier und Türken. Die eigentlichen erblichen Grubenhäuer sind
Griechen. Hütten und Gruben sind in elendem Zustande, hauptsächlich
infolge der schlechten Holzwirtschaft in der Türkei, denn der Wald
gehört in der Türkei Niemand, d. h. Jedermann. Bedeutend sind ferner
die Silberminen Maaden-Gomüsch bei Arghana am oberen Tigris, die
jährlich 13000 Pfund Blei, 1000 Pfund Silber und 130 Pfund Galmey
abwerfen sollen. — Im Gebiet der Tigrisquellen liegen auch die be-
1) Ritter X, 272 etc.
2) W. Hamilton, Asia minor Vol. I, 169.
3) Ritter
X, 800.
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