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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Turanier und Mongolen.
träger zugleich und pflegten Streitäxte und Kolben zu führen. Aber
sie sollen sich nur des Erzes und des Goldes für ihre Bewaffnung be-
dient haben. Ihre langen Streitkolben waren von Erz, ihre Gürtel und
Helme reich mit Gold geschmückt. "Ihre Pferde waren mit ehernen
Brustharnischen versehen, das Gebiss und der Schmuck waren von Gold.
Eisen (?) und Silber kannten sie nicht, denn es fand sich gar
nicht in ihrem Lande(?), Gold aber und Erz in unermesslicher Menge."
Einige haben in diesem ächten Bronzevolke ein indogermanisches Volk
erkennen wollen, andere halten sie für Mongolen.

Die pontischen Städte, die den Verkehr mit diesen Völkern ver-
mittelten, waren vornehmlich Olbia und Cherson, dann Ponticapäum auf
der taurischen Halbinsel 1), Phanagoria gegenüber; Tanais, im innersten
Winkel des Asowschen Meeres und Dioskurias an der Mündung des
Phasis. Sinope, Heraclea und Amisus an der Südküste nahmen gleich-
falls an diesem Handel Teil. Die meisten dieser Städte waren im
siebenten Jahrhundert von Milet aus gestiftet und beherrschten die
Schiffahrt im Schwarzen Meere. Die Hauptartikel, welche die Griechen
aus Skythien bezogen, waren Sklaven, Getreide (aus Südrussland), Pelz-
werk und Metalle. Die Karawanenstrasse ging durch die Steppe von
Kaytschak über den Ural, nördlich um das Kaspimeer bis in die
Kalmückei.

Dies ist das Wesentlichste aus den Nachrichten der Schriftsteller
des Altertumes. Diese wie die Überlieferungen des Landes und die
aufgefundenen Altertümer geben nur ein unbestimmtes Bild der frü-
heren Kultur.

Von dem mittleren Amur bis zur Wolga und dem Ural, vom 45. bis
58. Grad nördl. Br. und vom 60. bis 140. Grad östl. L., zieht sich eine ganze
Reihe alter, verlassener Bergwerksunternehmungen, Reste alter Schmelz-
werke und namentlich zahlreiche, alte Gräber eines oder mehrerer
Völker, deren Geschichte längst dem Gedächtnisse der Nachfolger ent-
schwunden ist. Man bezeichnet alle diese alten Reste als Hinter-
lassenschaften eines früheren Volkes der Tschuden und spricht von
Tschudenschürfen, Tschudengräbern u. s. w. Unzweifelhaft hat der
Name Tschuden den gleichen Sinn wie Skythen und ist demnach nichts
als eine Kollektivbezeichnung für alle Völker an der nördlichen
Wasserscheide Asiens. Es scheint nicht, dass diese Tschuden die Vor-
fahren der Stämme gewesen seien, die gegenwärtig in jenen Distrikten

1) In einem aus dem fünften Jahrhundert v. Chr. stammenden Grabe eines
Skythenkönigs bei Ponticapäum wurde ein eisernes Schwert gefunden.

Turanier und Mongolen.
träger zugleich und pflegten Streitäxte und Kolben zu führen. Aber
sie sollen sich nur des Erzes und des Goldes für ihre Bewaffnung be-
dient haben. Ihre langen Streitkolben waren von Erz, ihre Gürtel und
Helme reich mit Gold geschmückt. „Ihre Pferde waren mit ehernen
Brustharnischen versehen, das Gebiſs und der Schmuck waren von Gold.
Eisen (?) und Silber kannten sie nicht, denn es fand sich gar
nicht in ihrem Lande(?), Gold aber und Erz in unermeſslicher Menge.“
Einige haben in diesem ächten Bronzevolke ein indogermanisches Volk
erkennen wollen, andere halten sie für Mongolen.

Die pontischen Städte, die den Verkehr mit diesen Völkern ver-
mittelten, waren vornehmlich Olbia und Cherson, dann Ponticapäum auf
der taurischen Halbinsel 1), Phanagoria gegenüber; Tanais, im innersten
Winkel des Asowschen Meeres und Dioskurias an der Mündung des
Phasis. Sinope, Heraclea und Amisus an der Südküste nahmen gleich-
falls an diesem Handel Teil. Die meisten dieser Städte waren im
siebenten Jahrhundert von Milet aus gestiftet und beherrschten die
Schiffahrt im Schwarzen Meere. Die Hauptartikel, welche die Griechen
aus Skythien bezogen, waren Sklaven, Getreide (aus Südruſsland), Pelz-
werk und Metalle. Die Karawanenstraſse ging durch die Steppe von
Kaytschak über den Ural, nördlich um das Kaspimeer bis in die
Kalmückei.

Dies ist das Wesentlichste aus den Nachrichten der Schriftsteller
des Altertumes. Diese wie die Überlieferungen des Landes und die
aufgefundenen Altertümer geben nur ein unbestimmtes Bild der frü-
heren Kultur.

Von dem mittleren Amur bis zur Wolga und dem Ural, vom 45. bis
58. Grad nördl. Br. und vom 60. bis 140. Grad östl. L., zieht sich eine ganze
Reihe alter, verlassener Bergwerksunternehmungen, Reste alter Schmelz-
werke und namentlich zahlreiche, alte Gräber eines oder mehrerer
Völker, deren Geschichte längst dem Gedächtnisse der Nachfolger ent-
schwunden ist. Man bezeichnet alle diese alten Reste als Hinter-
lassenschaften eines früheren Volkes der Tschuden und spricht von
Tschudenschürfen, Tschudengräbern u. s. w. Unzweifelhaft hat der
Name Tschuden den gleichen Sinn wie Skythen und ist demnach nichts
als eine Kollektivbezeichnung für alle Völker an der nördlichen
Wasserscheide Asiens. Es scheint nicht, daſs diese Tschuden die Vor-
fahren der Stämme gewesen seien, die gegenwärtig in jenen Distrikten

1) In einem aus dem fünften Jahrhundert v. Chr. stammenden Grabe eines
Skythenkönigs bei Ponticapäum wurde ein eisernes Schwert gefunden.
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[276/0298] Turanier und Mongolen. träger zugleich und pflegten Streitäxte und Kolben zu führen. Aber sie sollen sich nur des Erzes und des Goldes für ihre Bewaffnung be- dient haben. Ihre langen Streitkolben waren von Erz, ihre Gürtel und Helme reich mit Gold geschmückt. „Ihre Pferde waren mit ehernen Brustharnischen versehen, das Gebiſs und der Schmuck waren von Gold. Eisen (?) und Silber kannten sie nicht, denn es fand sich gar nicht in ihrem Lande(?), Gold aber und Erz in unermeſslicher Menge.“ Einige haben in diesem ächten Bronzevolke ein indogermanisches Volk erkennen wollen, andere halten sie für Mongolen. Die pontischen Städte, die den Verkehr mit diesen Völkern ver- mittelten, waren vornehmlich Olbia und Cherson, dann Ponticapäum auf der taurischen Halbinsel 1), Phanagoria gegenüber; Tanais, im innersten Winkel des Asowschen Meeres und Dioskurias an der Mündung des Phasis. Sinope, Heraclea und Amisus an der Südküste nahmen gleich- falls an diesem Handel Teil. Die meisten dieser Städte waren im siebenten Jahrhundert von Milet aus gestiftet und beherrschten die Schiffahrt im Schwarzen Meere. Die Hauptartikel, welche die Griechen aus Skythien bezogen, waren Sklaven, Getreide (aus Südruſsland), Pelz- werk und Metalle. Die Karawanenstraſse ging durch die Steppe von Kaytschak über den Ural, nördlich um das Kaspimeer bis in die Kalmückei. Dies ist das Wesentlichste aus den Nachrichten der Schriftsteller des Altertumes. Diese wie die Überlieferungen des Landes und die aufgefundenen Altertümer geben nur ein unbestimmtes Bild der frü- heren Kultur. Von dem mittleren Amur bis zur Wolga und dem Ural, vom 45. bis 58. Grad nördl. Br. und vom 60. bis 140. Grad östl. L., zieht sich eine ganze Reihe alter, verlassener Bergwerksunternehmungen, Reste alter Schmelz- werke und namentlich zahlreiche, alte Gräber eines oder mehrerer Völker, deren Geschichte längst dem Gedächtnisse der Nachfolger ent- schwunden ist. Man bezeichnet alle diese alten Reste als Hinter- lassenschaften eines früheren Volkes der Tschuden und spricht von Tschudenschürfen, Tschudengräbern u. s. w. Unzweifelhaft hat der Name Tschuden den gleichen Sinn wie Skythen und ist demnach nichts als eine Kollektivbezeichnung für alle Völker an der nördlichen Wasserscheide Asiens. Es scheint nicht, daſs diese Tschuden die Vor- fahren der Stämme gewesen seien, die gegenwärtig in jenen Distrikten 1) In einem aus dem fünften Jahrhundert v. Chr. stammenden Grabe eines Skythenkönigs bei Ponticapäum wurde ein eisernes Schwert gefunden.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/298>, abgerufen am 22.11.2024.