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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Turanier und Mongolen.
ansässig sind. Was sie uns hinterlassen haben, zeugt von einer ver-
schiedenen, zum Teil höheren Kultur.

Die alten Tschudenschürfe, die besonders in den Erzdistrikten
des Ural, des kleinen Altai am Jenisei und im daurischen Erzgebirge
aufgefunden worden sind, schreiben die Russen vielfach den Vorfahren
der Tataren zu.

Lenormand rechnet die Tschuden zu der ugro-finnischen Rasse.
Da sich keine Reste von Gebäuden in der Nähe dieser Bergwerks-
anlagen finden, so scheint die Annahme berechtigt, dass dieses alte
Volk ein Nomadenleben führte. Die Keilhauen und Hämmer, die man
in den Schürfen gefunden hat, sollen nicht von Eisen, sondern von ge-
gossenem Kupfer gewesen sein 1). Statt der Fäustel bediente man
sich harter Steine, 5 bis 15 Pfund schwer, von länglich runder Gestalt.
Die Steine wurden, wie es scheint, an einem Riemen, der um die Hand
geschlungen war, gehalten. Die alten Bergleute hatten keine Kenntnis
des Feuersetzens und konnten deshalb kaum in das feste Gestein ein-
dringen. Das Maximum der Teufe, das sie erreicht haben, war circa
20 Lachter. Die Stollen und Strecken waren sehr eng und niedrig,
Zimmerung war selten, dafür liess man Bergfesten stehen. Aus den
zahlreichen Gerippen, die in den Schürfen gefunden wurden, zeigt es
sich, wie unsicher der Bau war und wie oft Arbeiter infolgedessen
verstürzt wurden. Die Knochen, sowie die alten Leitersprossen sind
häufig vollständig verkieselt (oder verkiest?), ein Beweis hohen Alters 2).
Ebenso fand Hermann 3) an der Buchara Eisenwaffen in getropften
Glaskopf verwandelt. Um die Dunkelheit der Grube zu vertreiben,
bedienten sich die Tschuden der Fackeln von harzigem Fichtenholze,
das Erz trugen sie in Säcken heraus. Man hat noch derartige Leder-
säcke mit reichem Inhalt an Golderzen aufgefunden. Das Erz wurde
zerstampft und gewaschen, dann in kleinen, aus rötlichen Backsteinen
gemauerten Öfen verschmolzen und das Kupfer in kleine Blöcke von
2 bis 3 Pfund Gewicht gegossen. Die Öfen waren circa 2 bis 3 Fuss
hoch, 2 Fuss weit und hatten an jeder Seite eine Öffnung, die eine für
die Düse, die andere zum Ablassen der Schlacke. Im daurischen Erz-
gebirge hat man schon über tausend solcher mit Erde bedeckter Öfchen
aufgefunden. Eine andere Art von Öfen war mittels grosser Steine
in den Boden gebaut, der das Gemäuer zusammenhielt. Von Bälgen
bemerkt man nichts; wahrscheinlich geschah die Schmelzung durch

1) Nach Pallas, Russische Reisen, Tl. II, S. 608.
2) Ritter III, 334.
3) Hermann, Mineralog. Reisen, Tl. III, S. 101.

Turanier und Mongolen.
ansäſsig sind. Was sie uns hinterlassen haben, zeugt von einer ver-
schiedenen, zum Teil höheren Kultur.

Die alten Tschudenschürfe, die besonders in den Erzdistrikten
des Ural, des kleinen Altai am Jenisei und im daurischen Erzgebirge
aufgefunden worden sind, schreiben die Russen vielfach den Vorfahren
der Tataren zu.

Lenormand rechnet die Tschuden zu der ugro-finnischen Rasse.
Da sich keine Reste von Gebäuden in der Nähe dieser Bergwerks-
anlagen finden, so scheint die Annahme berechtigt, daſs dieses alte
Volk ein Nomadenleben führte. Die Keilhauen und Hämmer, die man
in den Schürfen gefunden hat, sollen nicht von Eisen, sondern von ge-
gossenem Kupfer gewesen sein 1). Statt der Fäustel bediente man
sich harter Steine, 5 bis 15 Pfund schwer, von länglich runder Gestalt.
Die Steine wurden, wie es scheint, an einem Riemen, der um die Hand
geschlungen war, gehalten. Die alten Bergleute hatten keine Kenntnis
des Feuersetzens und konnten deshalb kaum in das feste Gestein ein-
dringen. Das Maximum der Teufe, das sie erreicht haben, war circa
20 Lachter. Die Stollen und Strecken waren sehr eng und niedrig,
Zimmerung war selten, dafür lieſs man Bergfesten stehen. Aus den
zahlreichen Gerippen, die in den Schürfen gefunden wurden, zeigt es
sich, wie unsicher der Bau war und wie oft Arbeiter infolgedessen
verstürzt wurden. Die Knochen, sowie die alten Leitersprossen sind
häufig vollständig verkieselt (oder verkiest?), ein Beweis hohen Alters 2).
Ebenso fand Hermann 3) an der Buchara Eisenwaffen in getropften
Glaskopf verwandelt. Um die Dunkelheit der Grube zu vertreiben,
bedienten sich die Tschuden der Fackeln von harzigem Fichtenholze,
das Erz trugen sie in Säcken heraus. Man hat noch derartige Leder-
säcke mit reichem Inhalt an Golderzen aufgefunden. Das Erz wurde
zerstampft und gewaschen, dann in kleinen, aus rötlichen Backsteinen
gemauerten Öfen verschmolzen und das Kupfer in kleine Blöcke von
2 bis 3 Pfund Gewicht gegossen. Die Öfen waren circa 2 bis 3 Fuſs
hoch, 2 Fuſs weit und hatten an jeder Seite eine Öffnung, die eine für
die Düse, die andere zum Ablassen der Schlacke. Im daurischen Erz-
gebirge hat man schon über tausend solcher mit Erde bedeckter Öfchen
aufgefunden. Eine andere Art von Öfen war mittels groſser Steine
in den Boden gebaut, der das Gemäuer zusammenhielt. Von Bälgen
bemerkt man nichts; wahrscheinlich geschah die Schmelzung durch

1) Nach Pallas, Russische Reisen, Tl. II, S. 608.
2) Ritter III, 334.
3) Hermann, Mineralog. Reisen, Tl. III, S. 101.
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[277/0299] Turanier und Mongolen. ansäſsig sind. Was sie uns hinterlassen haben, zeugt von einer ver- schiedenen, zum Teil höheren Kultur. Die alten Tschudenschürfe, die besonders in den Erzdistrikten des Ural, des kleinen Altai am Jenisei und im daurischen Erzgebirge aufgefunden worden sind, schreiben die Russen vielfach den Vorfahren der Tataren zu. Lenormand rechnet die Tschuden zu der ugro-finnischen Rasse. Da sich keine Reste von Gebäuden in der Nähe dieser Bergwerks- anlagen finden, so scheint die Annahme berechtigt, daſs dieses alte Volk ein Nomadenleben führte. Die Keilhauen und Hämmer, die man in den Schürfen gefunden hat, sollen nicht von Eisen, sondern von ge- gossenem Kupfer gewesen sein 1). Statt der Fäustel bediente man sich harter Steine, 5 bis 15 Pfund schwer, von länglich runder Gestalt. Die Steine wurden, wie es scheint, an einem Riemen, der um die Hand geschlungen war, gehalten. Die alten Bergleute hatten keine Kenntnis des Feuersetzens und konnten deshalb kaum in das feste Gestein ein- dringen. Das Maximum der Teufe, das sie erreicht haben, war circa 20 Lachter. Die Stollen und Strecken waren sehr eng und niedrig, Zimmerung war selten, dafür lieſs man Bergfesten stehen. Aus den zahlreichen Gerippen, die in den Schürfen gefunden wurden, zeigt es sich, wie unsicher der Bau war und wie oft Arbeiter infolgedessen verstürzt wurden. Die Knochen, sowie die alten Leitersprossen sind häufig vollständig verkieselt (oder verkiest?), ein Beweis hohen Alters 2). Ebenso fand Hermann 3) an der Buchara Eisenwaffen in getropften Glaskopf verwandelt. Um die Dunkelheit der Grube zu vertreiben, bedienten sich die Tschuden der Fackeln von harzigem Fichtenholze, das Erz trugen sie in Säcken heraus. Man hat noch derartige Leder- säcke mit reichem Inhalt an Golderzen aufgefunden. Das Erz wurde zerstampft und gewaschen, dann in kleinen, aus rötlichen Backsteinen gemauerten Öfen verschmolzen und das Kupfer in kleine Blöcke von 2 bis 3 Pfund Gewicht gegossen. Die Öfen waren circa 2 bis 3 Fuſs hoch, 2 Fuſs weit und hatten an jeder Seite eine Öffnung, die eine für die Düse, die andere zum Ablassen der Schlacke. Im daurischen Erz- gebirge hat man schon über tausend solcher mit Erde bedeckter Öfchen aufgefunden. Eine andere Art von Öfen war mittels groſser Steine in den Boden gebaut, der das Gemäuer zusammenhielt. Von Bälgen bemerkt man nichts; wahrscheinlich geschah die Schmelzung durch 1) Nach Pallas, Russische Reisen, Tl. II, S. 608. 2) Ritter III, 334. 3) Hermann, Mineralog. Reisen, Tl. III, S. 101.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/299>, abgerufen am 21.11.2024.