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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Turanier und Mongolen.
bis in die Mitte des Ofens hinein. Dann wird die übrige Öffnung mit
Feldsteinen zugesetzt und die Fugen mit Lehm verschmiert, während-
dem Feuer eingetragen und der Ofen mit drei Körben Holzkohlen ge-
füllt wird. Die zwei Lederbälge, die in eine Form münden, werden
angelassen und sobald das Feuer durchgegriffen hat, wird eine Mulde
Erz, circa 5 kg, aufgetragen. Sinkt das Erz, so wird lagenweise Holz-
kohle und Erz nachgefüllt, bis im ganzen acht Gichten mit Erz und
Kohlen aufgegeben sind. Zur zweiten und dritten Kohlengicht wird
je eine Mulde Erz gesetzt, zur vierten und fünften etwas mehr, zur
sechsten und siebenten je zwei, zur achten wieder nur eine; hierauf
wird niedergeblasen. Ein Arbeiter besorgt die Bälge, derselbe hält
auch die Form rein und repariert die Wand, wenn das Feuer durch-
brechen sollte. Sind die Kohlen niedergebrannt, so werden die Steine
weggebrochen, die Brände weggeräumt, die Schlacken abgelassen und
die Luppe, die bei einem Aufwande von 31/2 Pud Erz circa 1 Pud
(16,4 kg) Eisen wiegt, mit der Zange herausgerissen und mit Holz-
hämmern gedichtet. Hierauf wird die Luppe auf dem Ambos mit
Kupferbeilen auseinander gehauen und ist nun zur Verarbeitung für
die Schmiede fertig. Die oberste Lage Eisen ist sehr roh, stahlartig,
aber nicht von sonderlicher Güte, das übrige Eisen ist weich und von
guter Art.

Die Schmiede der Tungusen treiben ihr Gewerbe meist hau-
sierend 1). Sie führen ihr ganzes Handwerkszeug, ausser den Bälgen,
in einem Kästchen mit sich. Die Blaseform bereiten sie sich an Ort
und Stelle aus einem Lehmkloss. Der Schmied sitzt bei der Arbeit
platt auf der Erde. Ihre Arbeiten zeigen von grosser Geschicklichkeit.
Eine Spezialität sind kleine, rohe Götzenbildchen von Eisenblech, die
sie an die Schamanen verkaufen.

Bei den Buräten2) (Burjäten) trifft man ebenfalls sehr geschickte
Schmiede, die sich besonders in der eigentümlichen Art von Arbeit
auszeichnen, welche in Mittelasien sehr verbreitet ist und welche die
Russen unter dem Namen Bratskaya robota kennen. Es sind die
eingelegten Eisenarbeiten, sogenannte Tauschierungen. Zur Einlage
wird Silber, Gold und Zinn verwendet. Dass diese in Mittelasien sehr
geschätzte Arbeit von hohem Alter ist, scheint eine Stelle des alten
indischen Heldengedichtes Mahabarata zu beweisen, in der es heisst:
Der grosshändige Bhimasena trägt den eisernen, goldgezierten
Streitkolben
in der Hand.


1) Georgi, Reise nach Russland, I, 260.
2) Georgi, a. a. O. I, 308.

Turanier und Mongolen.
bis in die Mitte des Ofens hinein. Dann wird die übrige Öffnung mit
Feldsteinen zugesetzt und die Fugen mit Lehm verschmiert, während-
dem Feuer eingetragen und der Ofen mit drei Körben Holzkohlen ge-
füllt wird. Die zwei Lederbälge, die in eine Form münden, werden
angelassen und sobald das Feuer durchgegriffen hat, wird eine Mulde
Erz, circa 5 kg, aufgetragen. Sinkt das Erz, so wird lagenweise Holz-
kohle und Erz nachgefüllt, bis im ganzen acht Gichten mit Erz und
Kohlen aufgegeben sind. Zur zweiten und dritten Kohlengicht wird
je eine Mulde Erz gesetzt, zur vierten und fünften etwas mehr, zur
sechsten und siebenten je zwei, zur achten wieder nur eine; hierauf
wird niedergeblasen. Ein Arbeiter besorgt die Bälge, derselbe hält
auch die Form rein und repariert die Wand, wenn das Feuer durch-
brechen sollte. Sind die Kohlen niedergebrannt, so werden die Steine
weggebrochen, die Brände weggeräumt, die Schlacken abgelassen und
die Luppe, die bei einem Aufwande von 3½ Pud Erz circa 1 Pud
(16,4 kg) Eisen wiegt, mit der Zange herausgerissen und mit Holz-
hämmern gedichtet. Hierauf wird die Luppe auf dem Ambos mit
Kupferbeilen auseinander gehauen und ist nun zur Verarbeitung für
die Schmiede fertig. Die oberste Lage Eisen ist sehr roh, stahlartig,
aber nicht von sonderlicher Güte, das übrige Eisen ist weich und von
guter Art.

Die Schmiede der Tungusen treiben ihr Gewerbe meist hau-
sierend 1). Sie führen ihr ganzes Handwerkszeug, auſser den Bälgen,
in einem Kästchen mit sich. Die Blaseform bereiten sie sich an Ort
und Stelle aus einem Lehmkloſs. Der Schmied sitzt bei der Arbeit
platt auf der Erde. Ihre Arbeiten zeigen von groſser Geschicklichkeit.
Eine Spezialität sind kleine, rohe Götzenbildchen von Eisenblech, die
sie an die Schamanen verkaufen.

Bei den Buräten2) (Burjäten) trifft man ebenfalls sehr geschickte
Schmiede, die sich besonders in der eigentümlichen Art von Arbeit
auszeichnen, welche in Mittelasien sehr verbreitet ist und welche die
Russen unter dem Namen Bratskaya robota kennen. Es sind die
eingelegten Eisenarbeiten, sogenannte Tauschierungen. Zur Einlage
wird Silber, Gold und Zinn verwendet. Daſs diese in Mittelasien sehr
geschätzte Arbeit von hohem Alter ist, scheint eine Stelle des alten
indischen Heldengedichtes Mahabarata zu beweisen, in der es heiſst:
Der groſshändige Bhimasena trägt den eisernen, goldgezierten
Streitkolben
in der Hand.


1) Georgi, Reise nach Ruſsland, I, 260.
2) Georgi, a. a. O. I, 308.
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[284/0306] Turanier und Mongolen. bis in die Mitte des Ofens hinein. Dann wird die übrige Öffnung mit Feldsteinen zugesetzt und die Fugen mit Lehm verschmiert, während- dem Feuer eingetragen und der Ofen mit drei Körben Holzkohlen ge- füllt wird. Die zwei Lederbälge, die in eine Form münden, werden angelassen und sobald das Feuer durchgegriffen hat, wird eine Mulde Erz, circa 5 kg, aufgetragen. Sinkt das Erz, so wird lagenweise Holz- kohle und Erz nachgefüllt, bis im ganzen acht Gichten mit Erz und Kohlen aufgegeben sind. Zur zweiten und dritten Kohlengicht wird je eine Mulde Erz gesetzt, zur vierten und fünften etwas mehr, zur sechsten und siebenten je zwei, zur achten wieder nur eine; hierauf wird niedergeblasen. Ein Arbeiter besorgt die Bälge, derselbe hält auch die Form rein und repariert die Wand, wenn das Feuer durch- brechen sollte. Sind die Kohlen niedergebrannt, so werden die Steine weggebrochen, die Brände weggeräumt, die Schlacken abgelassen und die Luppe, die bei einem Aufwande von 3½ Pud Erz circa 1 Pud (16,4 kg) Eisen wiegt, mit der Zange herausgerissen und mit Holz- hämmern gedichtet. Hierauf wird die Luppe auf dem Ambos mit Kupferbeilen auseinander gehauen und ist nun zur Verarbeitung für die Schmiede fertig. Die oberste Lage Eisen ist sehr roh, stahlartig, aber nicht von sonderlicher Güte, das übrige Eisen ist weich und von guter Art. Die Schmiede der Tungusen treiben ihr Gewerbe meist hau- sierend 1). Sie führen ihr ganzes Handwerkszeug, auſser den Bälgen, in einem Kästchen mit sich. Die Blaseform bereiten sie sich an Ort und Stelle aus einem Lehmkloſs. Der Schmied sitzt bei der Arbeit platt auf der Erde. Ihre Arbeiten zeigen von groſser Geschicklichkeit. Eine Spezialität sind kleine, rohe Götzenbildchen von Eisenblech, die sie an die Schamanen verkaufen. Bei den Buräten 2) (Burjäten) trifft man ebenfalls sehr geschickte Schmiede, die sich besonders in der eigentümlichen Art von Arbeit auszeichnen, welche in Mittelasien sehr verbreitet ist und welche die Russen unter dem Namen Bratskaya robota kennen. Es sind die eingelegten Eisenarbeiten, sogenannte Tauschierungen. Zur Einlage wird Silber, Gold und Zinn verwendet. Daſs diese in Mittelasien sehr geschätzte Arbeit von hohem Alter ist, scheint eine Stelle des alten indischen Heldengedichtes Mahabarata zu beweisen, in der es heiſst: Der groſshändige Bhimasena trägt den eisernen, goldgezierten Streitkolben in der Hand. 1) Georgi, Reise nach Ruſsland, I, 260. 2) Georgi, a. a. O. I, 308.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/306>, abgerufen am 21.11.2024.