breitet am Hoangho. Seit über tausend Jahren machen schon die Chinesen Briquets aus Kohlenklein und Thon für den Hausbrand der Armen. Die Kohle, welche die Schmiede benutzen, giebt eine grosse Flamme, da sie aber stark dekrepitiert, so muss sie zuvor gepulvert werden.
In den westlichen Gebirgen sind die Kohlenlager von fast unglaub- licher Ausdehnung. Kein Land der Erde soll so reich an Steinkohlen sein als China. Die Gewinnung ist unvollkommen aber sehr billig. Schaufeln, Keilhauen und Treibfäustel sind die einzigen Instrumente der Bergleute. Man hat nicht einmal Pumpen zur Wasserhaltung. Das Wasser wird in Ledereimer gefüllt, die durch Handarbeit an die Oberfläche gebracht werden, ganz wie dies bei den Bergwerken der Alten der Fall war.
Der Anthracit, welcher in Peking verwendet wird, liegt nur 20 engl. Meilen westlich von der Stadt, während gewöhnliche Haus- kohlen nur 2 Meilen von der Stadt entfernt gegraben werden. Der Kohlenpreis in Peking betrug 1844 20 Mark per engl. Tonne loco Grube, also 2 Mark per 100 kg. In Kanton betrug er Mark 3,25 per 100 kg. Die Steinkohlen werden in China auch zur Schmelzung von Kupfer und Eisen, sowie zur Glasbereitung benutzt. Auf Formosa giebt es gleich- falls gute Kohlen, weshalb die europäischen Dampfer dort anzulegen pflegen. Das Sumpfgas, welches den dortigen Gruben entströmt, wird seit alter Zeit gesammelt und von den Bewohnern zu mancherlei Zwecken, als zur Beleuchtung, zum Kochen und Ziegelbrennen etc. verwendet.
Der Bergbau wird der Landwirtschaft wegen von der kaiserlichen Regierung nur wenig unterstützt. Selbst um die Goldgruben kümmert sich der Staat nicht weiter, als dass er einen von den Unternehmern zum Aufseher macht, der dann persönlich haftbar ist und die be- stimmten Abgaben an Gold zu leisten hat. Alles Gold, das in den Handel gebracht wird, muss zuvor von kaiserlichen Beamten gestempelt sein. In den Goldgruben von Tan-kuan sind 2000 Arbeiter beschäftigt. In den Goldwäschereien von Yün-nan, welche vielleicht die aus- gedehntesten der Welt sind, pachtet jeder Unternehmer ein Feld und wäscht auf eigene Rechnung.
Das Silber soll vielfach im geheimen gewonnen werden, auch kommt es aus den nördlichen Gebieten. Silber- und Goldmünzen sind noch nicht lange im Gebrauche, obgleich die Geldwirtschaft und in Verbindung damit das Wechsler- und Bankiergeschäft sehr entwickelt in China sind. Von der alten Form des Tauschhandels ging man erst
Chinesen.
breitet am Hoangho. Seit über tausend Jahren machen schon die Chinesen Briquets aus Kohlenklein und Thon für den Hausbrand der Armen. Die Kohle, welche die Schmiede benutzen, giebt eine groſse Flamme, da sie aber stark dekrepitiert, so muſs sie zuvor gepulvert werden.
In den westlichen Gebirgen sind die Kohlenlager von fast unglaub- licher Ausdehnung. Kein Land der Erde soll so reich an Steinkohlen sein als China. Die Gewinnung ist unvollkommen aber sehr billig. Schaufeln, Keilhauen und Treibfäustel sind die einzigen Instrumente der Bergleute. Man hat nicht einmal Pumpen zur Wasserhaltung. Das Wasser wird in Ledereimer gefüllt, die durch Handarbeit an die Oberfläche gebracht werden, ganz wie dies bei den Bergwerken der Alten der Fall war.
Der Anthracit, welcher in Peking verwendet wird, liegt nur 20 engl. Meilen westlich von der Stadt, während gewöhnliche Haus- kohlen nur 2 Meilen von der Stadt entfernt gegraben werden. Der Kohlenpreis in Peking betrug 1844 20 Mark per engl. Tonne loco Grube, also 2 Mark per 100 kg. In Kanton betrug er Mark 3,25 per 100 kg. Die Steinkohlen werden in China auch zur Schmelzung von Kupfer und Eisen, sowie zur Glasbereitung benutzt. Auf Formosa giebt es gleich- falls gute Kohlen, weshalb die europäischen Dampfer dort anzulegen pflegen. Das Sumpfgas, welches den dortigen Gruben entströmt, wird seit alter Zeit gesammelt und von den Bewohnern zu mancherlei Zwecken, als zur Beleuchtung, zum Kochen und Ziegelbrennen etc. verwendet.
Der Bergbau wird der Landwirtschaft wegen von der kaiserlichen Regierung nur wenig unterstützt. Selbst um die Goldgruben kümmert sich der Staat nicht weiter, als daſs er einen von den Unternehmern zum Aufseher macht, der dann persönlich haftbar ist und die be- stimmten Abgaben an Gold zu leisten hat. Alles Gold, das in den Handel gebracht wird, muſs zuvor von kaiserlichen Beamten gestempelt sein. In den Goldgruben von Tan-kuan sind 2000 Arbeiter beschäftigt. In den Goldwäschereien von Yün-nan, welche vielleicht die aus- gedehntesten der Welt sind, pachtet jeder Unternehmer ein Feld und wäscht auf eigene Rechnung.
Das Silber soll vielfach im geheimen gewonnen werden, auch kommt es aus den nördlichen Gebieten. Silber- und Goldmünzen sind noch nicht lange im Gebrauche, obgleich die Geldwirtschaft und in Verbindung damit das Wechsler- und Bankiergeschäft sehr entwickelt in China sind. Von der alten Form des Tauschhandels ging man erst
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Chinesen.
breitet am Hoangho. Seit über tausend Jahren machen schon die
Chinesen Briquets aus Kohlenklein und Thon für den Hausbrand der
Armen. Die Kohle, welche die Schmiede benutzen, giebt eine groſse
Flamme, da sie aber stark dekrepitiert, so muſs sie zuvor gepulvert
werden.
In den westlichen Gebirgen sind die Kohlenlager von fast unglaub-
licher Ausdehnung. Kein Land der Erde soll so reich an Steinkohlen
sein als China. Die Gewinnung ist unvollkommen aber sehr billig.
Schaufeln, Keilhauen und Treibfäustel sind die einzigen Instrumente
der Bergleute. Man hat nicht einmal Pumpen zur Wasserhaltung.
Das Wasser wird in Ledereimer gefüllt, die durch Handarbeit an die
Oberfläche gebracht werden, ganz wie dies bei den Bergwerken der
Alten der Fall war.
Der Anthracit, welcher in Peking verwendet wird, liegt nur
20 engl. Meilen westlich von der Stadt, während gewöhnliche Haus-
kohlen nur 2 Meilen von der Stadt entfernt gegraben werden. Der
Kohlenpreis in Peking betrug 1844 20 Mark per engl. Tonne loco Grube,
also 2 Mark per 100 kg. In Kanton betrug er Mark 3,25 per 100 kg.
Die Steinkohlen werden in China auch zur Schmelzung von Kupfer und
Eisen, sowie zur Glasbereitung benutzt. Auf Formosa giebt es gleich-
falls gute Kohlen, weshalb die europäischen Dampfer dort anzulegen
pflegen. Das Sumpfgas, welches den dortigen Gruben entströmt, wird
seit alter Zeit gesammelt und von den Bewohnern zu mancherlei
Zwecken, als zur Beleuchtung, zum Kochen und Ziegelbrennen etc.
verwendet.
Der Bergbau wird der Landwirtschaft wegen von der kaiserlichen
Regierung nur wenig unterstützt. Selbst um die Goldgruben kümmert
sich der Staat nicht weiter, als daſs er einen von den Unternehmern
zum Aufseher macht, der dann persönlich haftbar ist und die be-
stimmten Abgaben an Gold zu leisten hat. Alles Gold, das in den
Handel gebracht wird, muſs zuvor von kaiserlichen Beamten gestempelt
sein. In den Goldgruben von Tan-kuan sind 2000 Arbeiter beschäftigt.
In den Goldwäschereien von Yün-nan, welche vielleicht die aus-
gedehntesten der Welt sind, pachtet jeder Unternehmer ein Feld und
wäscht auf eigene Rechnung.
Das Silber soll vielfach im geheimen gewonnen werden, auch
kommt es aus den nördlichen Gebieten. Silber- und Goldmünzen sind
noch nicht lange im Gebrauche, obgleich die Geldwirtschaft und in
Verbindung damit das Wechsler- und Bankiergeschäft sehr entwickelt
in China sind. Von der alten Form des Tauschhandels ging man erst
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/320>, abgerufen am 22.11.2024.
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