im Mittelalter ab. Einen Übergang zum Metallgelde bildete ein Papiergeld mit Zwangskurs, das im neunten Jahrhundert von den Kaisern eingeführt wurde, mit dem aber im dreizehnten und vierzehnten Jahrhundert unter der Mongolenherrschaft ein solches Unwesen ge- trieben wurde, dass es allen Wert verlor. Ein wichtiger Zweig der chinesischen Metallindustrie, der indes auch meist nur von Hausierern betrieben wird, ist das Treiben der Theekannen und ähnlicher Gegen- stände aus Zinn und Kupferblech. Man bedient sich dabei eines eisernen Amboses von 2 Fuss Höhe, der 11/2 Fuss in den Boden ein- gegraben wird.
Sehr geschickt sind die Chinesen in der Darstellung und Ver- arbeitung von Kupferlegierungen. Das beliebte "weisse Kupfer", peg-ting, der Chinesen ist eine Legierung von 40,4 Teilen Kupfer, 25,4 Teilen Zinn, 31,6 Teilen Nickel und 2,6 Teilen Eisen, zuweilen auch etwas Silber. Es hat also im wesentlichen die Zusammensetzung unseres Neusilbers oder Argentans. Die Mischung ist jedoch so wechselnd, dass einige vermutet haben, es werde unmittelbar aus den Erzen dargestellt.
Bronze aus Kupfer und Zinn wird zu Glocken, Dreifüssen u. s. w. vergossen. Eine zinnreichere Komposition ist für polierte Metallspiegel und für die scharftönenden Gongs, welche beide in allgemeinem Ge- brauche sind, in Anwendung.
Das Eisen ist für den Hausgebrauch in China weitaus das wich- tigste Metall. Jeder Chinese trägt als echter Mongole stets Feuerstahl und Schwamm sowie sein kleines Pfeifchen, das ebenfalls häufig aus Eisen gemacht ist, bei sich. Die meiste Verwendung findet das Eisen zu Kochgeschirren.
Das Metall wird im Lande nicht in den ausreichenden Mengen dargestellt und bildet deshalb einen wichtigen Einfuhrartikel. Ausser Wollenwaren, Blei und Zinn ist es der reellste Importartikel der Eng- länder, die allerdings an dem Opium, von dem sie für circa 50 Millionen Thaler im Jahre einführen, mehr profitieren 1).
Das Eisen wird selten als Roheisen oder Masseleisen importiert, sondern meist als Stabeisen 2) und zwar sind am gebräuchlichsten 1 bis
1) Der Wert der gesamten englischen Einfuhr bleibt indes beträchtlich hinter der Ausfuhr von China nach Grossbritannien zurück, so wurden z. B. 1856/57 allein 87741000 Pfund Thee und 74215 Ballen Seide von den Engländern eingeführt. Die Folge hiervon ist, dass ausser den Waren auch immer noch eine beträchtliche Menge edler Metalle, namentlich Silber, nach China fliesst.
2) Martin, China, political commercial and social; II, p. 130 etc.
Chinesen.
im Mittelalter ab. Einen Übergang zum Metallgelde bildete ein Papiergeld mit Zwangskurs, das im neunten Jahrhundert von den Kaisern eingeführt wurde, mit dem aber im dreizehnten und vierzehnten Jahrhundert unter der Mongolenherrschaft ein solches Unwesen ge- trieben wurde, daſs es allen Wert verlor. Ein wichtiger Zweig der chinesischen Metallindustrie, der indes auch meist nur von Hausierern betrieben wird, ist das Treiben der Theekannen und ähnlicher Gegen- stände aus Zinn und Kupferblech. Man bedient sich dabei eines eisernen Amboses von 2 Fuſs Höhe, der 1½ Fuſs in den Boden ein- gegraben wird.
Sehr geschickt sind die Chinesen in der Darstellung und Ver- arbeitung von Kupferlegierungen. Das beliebte „weiſse Kupfer“, peg-ting, der Chinesen ist eine Legierung von 40,4 Teilen Kupfer, 25,4 Teilen Zinn, 31,6 Teilen Nickel und 2,6 Teilen Eisen, zuweilen auch etwas Silber. Es hat also im wesentlichen die Zusammensetzung unseres Neusilbers oder Argentans. Die Mischung ist jedoch so wechselnd, daſs einige vermutet haben, es werde unmittelbar aus den Erzen dargestellt.
Bronze aus Kupfer und Zinn wird zu Glocken, Dreifüſsen u. s. w. vergossen. Eine zinnreichere Komposition ist für polierte Metallspiegel und für die scharftönenden Gongs, welche beide in allgemeinem Ge- brauche sind, in Anwendung.
Das Eisen ist für den Hausgebrauch in China weitaus das wich- tigste Metall. Jeder Chinese trägt als echter Mongole stets Feuerstahl und Schwamm sowie sein kleines Pfeifchen, das ebenfalls häufig aus Eisen gemacht ist, bei sich. Die meiste Verwendung findet das Eisen zu Kochgeschirren.
Das Metall wird im Lande nicht in den ausreichenden Mengen dargestellt und bildet deshalb einen wichtigen Einfuhrartikel. Auſser Wollenwaren, Blei und Zinn ist es der reellste Importartikel der Eng- länder, die allerdings an dem Opium, von dem sie für circa 50 Millionen Thaler im Jahre einführen, mehr profitieren 1).
Das Eisen wird selten als Roheisen oder Masseleisen importiert, sondern meist als Stabeisen 2) und zwar sind am gebräuchlichsten 1 bis
1) Der Wert der gesamten englischen Einfuhr bleibt indes beträchtlich hinter der Ausfuhr von China nach Groſsbritannien zurück, so wurden z. B. 1856/57 allein 87741000 Pfund Thee und 74215 Ballen Seide von den Engländern eingeführt. Die Folge hiervon ist, daſs auſser den Waren auch immer noch eine beträchtliche Menge edler Metalle, namentlich Silber, nach China flieſst.
2) Martin, China, political commercial and social; II, p. 130 etc.
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Chinesen.
im Mittelalter ab. Einen Übergang zum Metallgelde bildete ein
Papiergeld mit Zwangskurs, das im neunten Jahrhundert von den
Kaisern eingeführt wurde, mit dem aber im dreizehnten und vierzehnten
Jahrhundert unter der Mongolenherrschaft ein solches Unwesen ge-
trieben wurde, daſs es allen Wert verlor. Ein wichtiger Zweig der
chinesischen Metallindustrie, der indes auch meist nur von Hausierern
betrieben wird, ist das Treiben der Theekannen und ähnlicher Gegen-
stände aus Zinn und Kupferblech. Man bedient sich dabei eines
eisernen Amboses von 2 Fuſs Höhe, der 1½ Fuſs in den Boden ein-
gegraben wird.
Sehr geschickt sind die Chinesen in der Darstellung und Ver-
arbeitung von Kupferlegierungen. Das beliebte „weiſse Kupfer“,
peg-ting, der Chinesen ist eine Legierung von 40,4 Teilen Kupfer,
25,4 Teilen Zinn, 31,6 Teilen Nickel und 2,6 Teilen Eisen, zuweilen
auch etwas Silber. Es hat also im wesentlichen die Zusammensetzung
unseres Neusilbers oder Argentans. Die Mischung ist jedoch so
wechselnd, daſs einige vermutet haben, es werde unmittelbar aus den
Erzen dargestellt.
Bronze aus Kupfer und Zinn wird zu Glocken, Dreifüſsen u. s. w.
vergossen. Eine zinnreichere Komposition ist für polierte Metallspiegel
und für die scharftönenden Gongs, welche beide in allgemeinem Ge-
brauche sind, in Anwendung.
Das Eisen ist für den Hausgebrauch in China weitaus das wich-
tigste Metall. Jeder Chinese trägt als echter Mongole stets Feuerstahl
und Schwamm sowie sein kleines Pfeifchen, das ebenfalls häufig aus
Eisen gemacht ist, bei sich. Die meiste Verwendung findet das Eisen
zu Kochgeschirren.
Das Metall wird im Lande nicht in den ausreichenden Mengen
dargestellt und bildet deshalb einen wichtigen Einfuhrartikel. Auſser
Wollenwaren, Blei und Zinn ist es der reellste Importartikel der Eng-
länder, die allerdings an dem Opium, von dem sie für circa 50 Millionen
Thaler im Jahre einführen, mehr profitieren 1).
Das Eisen wird selten als Roheisen oder Masseleisen importiert,
sondern meist als Stabeisen 2) und zwar sind am gebräuchlichsten 1 bis
1) Der Wert der gesamten englischen Einfuhr bleibt indes beträchtlich hinter
der Ausfuhr von China nach Groſsbritannien zurück, so wurden z. B. 1856/57 allein
87741000 Pfund Thee und 74215 Ballen Seide von den Engländern eingeführt.
Die Folge hiervon ist, daſs auſser den Waren auch immer noch eine beträchtliche
Menge edler Metalle, namentlich Silber, nach China flieſst.
2) Martin, China,
political commercial and social; II, p. 130 etc.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/321>, abgerufen am 21.11.2024.
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