2. Der Handassagay dient zur Bewaffnung der Rechten im Hand- gemenge. Er ist eine furchtbare Waffe, namentlich in der Hand der Matabele. Er zeichnet sich durch eine zur Hälfte ausgeschliffene Längsleiste an der Schneidefläche, durch einen starken, mit erhabenen Ringen versehenen Hals und einen kurzen festen Stiel aus, dessen unteres Ende mit einem fingerdicken Eisenbande beschwert ist. Ein ähnliches findet sich stets auch am oberen Ende, um ein Zersplittern des Holzes zu verhindern; sehr oft ist dies auch bei den Häuptlings- assagayen der Fall. Der Handassagay ist 1 bis 11/2 m lang, der Eisen- teil 1/3 , 1/4 oder 2/7 der Gesamtlänge. Verhältnismässig zur Grösse fühlt sich die Waffe schwer (gewichtig) an und gehört zu den Stoss- speeren.
3. Der lange Schlachtassagay ist das Gegenteil des vorher ge- nannten; er ist leicht, mit langem Stiel und eine der Wurfwaffen. Er wird 13/4 bis 21/4 m lang, der Eisenteil 1/6 oder 1/3 der Gesamtlänge erreichend. Die Schneide ist einfach gearbeitet, wie der Hals von mässiger Länge. Der Stiel ist einfach am oberen Ende mit einem dünnen, spiralig geformten Eisenbande, mit Bast, Schlangenhaut, Riemchen etc. zusammengehalten und das freie Ende nur zuweilen wie die beiden vorhergehenden, doch mässiger beschwert. Obgleich diese Art in der Form einer für gleiche Zwecke bestimmten, unter den Bet- schuana zwischen Vaal und Zambesi ähnelt, so übertrifft sie doch letztere durch ihre solidere Eisenart, wie eine festere Umfassung am oberen Stielende. Dieser Assagay wird auch bei der Jagd als Wurf- waffe gebraucht.
4. Der Schlachtassagay, zum Schlachten von Haustieren gebraucht, oder um halberlegtem Wilde den Todesstoss zu geben. Der Eisenteil nimmt 1/3 oder sogar die Hälfte der gesamten Waffenlänge ein. Die Schneide ist zwar kurz, scharf, allein der Halsteil lang und dünn. Dieser Assagay wird als Stoss- und Wurfwaffe gebraucht, als letztere jedoch nur aus geringer Ferne. Das zu schlachtende Tier wird zwischen die mittleren Rippen gespeert, um das Herz zu treffen.
5. und 6. Kurze und lange Jagdassagayen, deren Hals mit ein- seitigen oder beiderseitigen Widerhaken versehen ist; der Hauptunter- schied liegt darin, dass die Schneide, d. h. das Eisenblatt (bei 5.) nach abwärts harpunenartig ausläuft oder (bei 6.) die gewöhnliche Speerform zeigt. In bezug auf die Gebrauchsweise werden die Assa- gayen in solche für kleine und mittelgrosse Gazellen und kleines Raub- getier, und solche für starkes Hochwild, wie Büffel, Zebra, Gnu, Nashorn und grosse Raubtiere, Pardel, Löwe etc. eingeteilt. Die Schneide ist
Afrika.
2. Der Handassagay dient zur Bewaffnung der Rechten im Hand- gemenge. Er ist eine furchtbare Waffe, namentlich in der Hand der Matabele. Er zeichnet sich durch eine zur Hälfte ausgeschliffene Längsleiste an der Schneidefläche, durch einen starken, mit erhabenen Ringen versehenen Hals und einen kurzen festen Stiel aus, dessen unteres Ende mit einem fingerdicken Eisenbande beschwert ist. Ein ähnliches findet sich stets auch am oberen Ende, um ein Zersplittern des Holzes zu verhindern; sehr oft ist dies auch bei den Häuptlings- assagayen der Fall. Der Handassagay ist 1 bis 1½ m lang, der Eisen- teil ⅓, ¼ oder 2/7 der Gesamtlänge. Verhältnismäſsig zur Gröſse fühlt sich die Waffe schwer (gewichtig) an und gehört zu den Stoſs- speeren.
3. Der lange Schlachtassagay ist das Gegenteil des vorher ge- nannten; er ist leicht, mit langem Stiel und eine der Wurfwaffen. Er wird 1¾ bis 2¼ m lang, der Eisenteil ⅙ oder ⅓ der Gesamtlänge erreichend. Die Schneide ist einfach gearbeitet, wie der Hals von mäſsiger Länge. Der Stiel ist einfach am oberen Ende mit einem dünnen, spiralig geformten Eisenbande, mit Bast, Schlangenhaut, Riemchen etc. zusammengehalten und das freie Ende nur zuweilen wie die beiden vorhergehenden, doch mäſsiger beschwert. Obgleich diese Art in der Form einer für gleiche Zwecke bestimmten, unter den Bet- schuana zwischen Vaal und Zambesi ähnelt, so übertrifft sie doch letztere durch ihre solidere Eisenart, wie eine festere Umfassung am oberen Stielende. Dieser Assagay wird auch bei der Jagd als Wurf- waffe gebraucht.
4. Der Schlachtassagay, zum Schlachten von Haustieren gebraucht, oder um halberlegtem Wilde den Todesstoſs zu geben. Der Eisenteil nimmt ⅓ oder sogar die Hälfte der gesamten Waffenlänge ein. Die Schneide ist zwar kurz, scharf, allein der Halsteil lang und dünn. Dieser Assagay wird als Stoſs- und Wurfwaffe gebraucht, als letztere jedoch nur aus geringer Ferne. Das zu schlachtende Tier wird zwischen die mittleren Rippen gespeert, um das Herz zu treffen.
5. und 6. Kurze und lange Jagdassagayen, deren Hals mit ein- seitigen oder beiderseitigen Widerhaken versehen ist; der Hauptunter- schied liegt darin, daſs die Schneide, d. h. das Eisenblatt (bei 5.) nach abwärts harpunenartig ausläuft oder (bei 6.) die gewöhnliche Speerform zeigt. In bezug auf die Gebrauchsweise werden die Assa- gayen in solche für kleine und mittelgroſse Gazellen und kleines Raub- getier, und solche für starkes Hochwild, wie Büffel, Zebra, Gnu, Nashorn und groſse Raubtiere, Pardel, Löwe etc. eingeteilt. Die Schneide ist
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0346"n="324"/><fwplace="top"type="header">Afrika.</fw><lb/><p>2. Der Handassagay dient zur Bewaffnung der Rechten im Hand-<lb/>
gemenge. Er ist eine furchtbare Waffe, namentlich in der Hand der<lb/>
Matabele. Er zeichnet sich durch eine zur Hälfte ausgeschliffene<lb/>
Längsleiste an der Schneidefläche, durch einen starken, mit erhabenen<lb/>
Ringen versehenen Hals und einen kurzen festen Stiel aus, dessen<lb/>
unteres Ende mit einem fingerdicken Eisenbande beschwert ist. Ein<lb/>
ähnliches findet sich stets auch am oberen Ende, um ein Zersplittern<lb/>
des Holzes zu verhindern; sehr oft ist dies auch bei den Häuptlings-<lb/>
assagayen der Fall. Der Handassagay ist 1 bis 1½ m lang, der Eisen-<lb/>
teil ⅓, ¼ oder 2/7 der Gesamtlänge. Verhältnismäſsig zur Gröſse<lb/>
fühlt sich die Waffe schwer (gewichtig) an und gehört zu den Stoſs-<lb/>
speeren.</p><lb/><p>3. Der lange Schlachtassagay ist das Gegenteil des vorher ge-<lb/>
nannten; er ist leicht, mit langem Stiel und eine der Wurfwaffen. Er<lb/>
wird 1¾ bis 2¼ m lang, der Eisenteil ⅙ oder ⅓ der Gesamtlänge<lb/>
erreichend. Die Schneide ist einfach gearbeitet, wie der Hals von<lb/>
mäſsiger Länge. Der Stiel ist einfach am oberen Ende mit einem<lb/>
dünnen, spiralig geformten Eisenbande, mit Bast, Schlangenhaut,<lb/>
Riemchen etc. zusammengehalten und das freie Ende nur zuweilen wie<lb/>
die beiden vorhergehenden, doch mäſsiger beschwert. Obgleich diese<lb/>
Art in der Form einer für gleiche Zwecke bestimmten, unter den Bet-<lb/>
schuana zwischen Vaal und Zambesi ähnelt, so übertrifft sie doch<lb/>
letztere durch ihre solidere Eisenart, wie eine festere Umfassung am<lb/>
oberen Stielende. Dieser Assagay wird auch bei der Jagd als Wurf-<lb/>
waffe gebraucht.</p><lb/><p>4. Der Schlachtassagay, zum Schlachten von Haustieren gebraucht,<lb/>
oder um halberlegtem Wilde den Todesstoſs zu geben. Der Eisenteil<lb/>
nimmt ⅓ oder sogar die Hälfte der gesamten Waffenlänge ein. Die<lb/>
Schneide ist zwar kurz, scharf, allein der Halsteil lang und dünn.<lb/>
Dieser Assagay wird als Stoſs- und Wurfwaffe gebraucht, als letztere<lb/>
jedoch nur aus geringer Ferne. Das zu schlachtende Tier wird zwischen<lb/>
die mittleren Rippen gespeert, um das Herz zu treffen.</p><lb/><p>5. und 6. Kurze und lange Jagdassagayen, deren Hals mit ein-<lb/>
seitigen oder beiderseitigen Widerhaken versehen ist; der Hauptunter-<lb/>
schied liegt darin, daſs die Schneide, d. h. das Eisenblatt (bei 5.)<lb/>
nach abwärts harpunenartig ausläuft oder (bei 6.) die gewöhnliche<lb/>
Speerform zeigt. In bezug auf die Gebrauchsweise werden die Assa-<lb/>
gayen in solche für kleine und mittelgroſse Gazellen und kleines Raub-<lb/>
getier, und solche für starkes Hochwild, wie Büffel, Zebra, Gnu, Nashorn<lb/>
und groſse Raubtiere, Pardel, Löwe etc. eingeteilt. Die Schneide ist<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[324/0346]
Afrika.
2. Der Handassagay dient zur Bewaffnung der Rechten im Hand-
gemenge. Er ist eine furchtbare Waffe, namentlich in der Hand der
Matabele. Er zeichnet sich durch eine zur Hälfte ausgeschliffene
Längsleiste an der Schneidefläche, durch einen starken, mit erhabenen
Ringen versehenen Hals und einen kurzen festen Stiel aus, dessen
unteres Ende mit einem fingerdicken Eisenbande beschwert ist. Ein
ähnliches findet sich stets auch am oberen Ende, um ein Zersplittern
des Holzes zu verhindern; sehr oft ist dies auch bei den Häuptlings-
assagayen der Fall. Der Handassagay ist 1 bis 1½ m lang, der Eisen-
teil ⅓, ¼ oder 2/7 der Gesamtlänge. Verhältnismäſsig zur Gröſse
fühlt sich die Waffe schwer (gewichtig) an und gehört zu den Stoſs-
speeren.
3. Der lange Schlachtassagay ist das Gegenteil des vorher ge-
nannten; er ist leicht, mit langem Stiel und eine der Wurfwaffen. Er
wird 1¾ bis 2¼ m lang, der Eisenteil ⅙ oder ⅓ der Gesamtlänge
erreichend. Die Schneide ist einfach gearbeitet, wie der Hals von
mäſsiger Länge. Der Stiel ist einfach am oberen Ende mit einem
dünnen, spiralig geformten Eisenbande, mit Bast, Schlangenhaut,
Riemchen etc. zusammengehalten und das freie Ende nur zuweilen wie
die beiden vorhergehenden, doch mäſsiger beschwert. Obgleich diese
Art in der Form einer für gleiche Zwecke bestimmten, unter den Bet-
schuana zwischen Vaal und Zambesi ähnelt, so übertrifft sie doch
letztere durch ihre solidere Eisenart, wie eine festere Umfassung am
oberen Stielende. Dieser Assagay wird auch bei der Jagd als Wurf-
waffe gebraucht.
4. Der Schlachtassagay, zum Schlachten von Haustieren gebraucht,
oder um halberlegtem Wilde den Todesstoſs zu geben. Der Eisenteil
nimmt ⅓ oder sogar die Hälfte der gesamten Waffenlänge ein. Die
Schneide ist zwar kurz, scharf, allein der Halsteil lang und dünn.
Dieser Assagay wird als Stoſs- und Wurfwaffe gebraucht, als letztere
jedoch nur aus geringer Ferne. Das zu schlachtende Tier wird zwischen
die mittleren Rippen gespeert, um das Herz zu treffen.
5. und 6. Kurze und lange Jagdassagayen, deren Hals mit ein-
seitigen oder beiderseitigen Widerhaken versehen ist; der Hauptunter-
schied liegt darin, daſs die Schneide, d. h. das Eisenblatt (bei 5.)
nach abwärts harpunenartig ausläuft oder (bei 6.) die gewöhnliche
Speerform zeigt. In bezug auf die Gebrauchsweise werden die Assa-
gayen in solche für kleine und mittelgroſse Gazellen und kleines Raub-
getier, und solche für starkes Hochwild, wie Büffel, Zebra, Gnu, Nashorn
und groſse Raubtiere, Pardel, Löwe etc. eingeteilt. Die Schneide ist
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/346>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.