tigste Eigenschaft der Eisensorten ist seine Festigkeit, durch die sich das Eisen ebenfalls vor allen anderen Nutzmetallen auszeichnet. Sie variiert mit dem Kohlenstoffgehalt.
Die absolute Festigkeit, d. h. der Widerstand gegen das Zer- reissen, ist am grössten bei weichem Stahl, etwa doppelt so gross, als bei Schmiedeisen. Die Versuchsziffern schwanken allerdings bedeu- tend, je nach der Reinheit und Bearbeitung der untersten Stahl- und Eisensorten. Bei dünnen Stäben ist die Festigkeit relativ grösser als bei dicken. Es trägt die Flächeneinheit von 3 cm Quadrat bei Quadrat- stäben
von 3,0 cm Seitenfläche 2900 kg
" 1,5 " " 37500 "
" 0,75 " " 47500 "
Es rührt dies teils von der Bearbeitung, teils von der grösseren Oberfläche her. Die Festigkeit des Schmiedeisens ist mehr als dreimal so gross, als die des Gusseisens. Deshalb wendet man da, wo das Material auf Zugfestigkeit in Anspruch genommen wird, wie bei Brückenträgern, Schmiedeisen an. In bezug auf die relative Festig- keit, den Widerstand gegen das Zerdrücken, ist das graue Roh- eisen dem Schmiedeisen überlegen, deshalb wendet man zum Tragen, besonders als Unterstützungssäulen, Gusseisen an. Gute Stahlsorten, namentlich guter Gussstahl, übertreffen in beiden Beziehungen alle übrigen Eisensorten. Es verhalten sich die Festigkeitskoeffizienten bei Zug und Druck in Kilogrammen pro Quadratzentimeter folgendermassen:
[Tabelle]
Die Aufgabe des Hüttenmannes ist es, dasjenige Eisen aus dem Erz darzustellen, welches dem Zweck seiner Verwendung am meisten entspricht. Aus jedem Erz lassen sich die drei Kohlenstoffverbindungen des Eisens erhalten, wenn auch nicht mit gleichem Vorteil, indem manche Eisenerze sich mehr als andere zur Darstellung einer bestimmten Eisensorte eignen. Das oxydische Eisenerz, wenn man es in Berührung mit Kohle glüht, wird reduziert. Dabei behält das reduzierte Eisen anfänglich die Gestalt der Erzstücke und ist frei oder nahezu frei von Kohlenstoff. Bleibt es aber weiterhin in Berührung mit den glühenden
Einleitung.
tigste Eigenschaft der Eisensorten ist seine Festigkeit, durch die sich das Eisen ebenfalls vor allen anderen Nutzmetallen auszeichnet. Sie variiert mit dem Kohlenstoffgehalt.
Die absolute Festigkeit, d. h. der Widerstand gegen das Zer- reiſsen, ist am gröſsten bei weichem Stahl, etwa doppelt so groſs, als bei Schmiedeisen. Die Versuchsziffern schwanken allerdings bedeu- tend, je nach der Reinheit und Bearbeitung der untersten Stahl- und Eisensorten. Bei dünnen Stäben ist die Festigkeit relativ gröſser als bei dicken. Es trägt die Flächeneinheit von 3 cm Quadrat bei Quadrat- stäben
von 3,0 cm Seitenfläche 2900 kg
„ 1,5 „ „ 37500 „
„ 0,75 „ „ 47500 „
Es rührt dies teils von der Bearbeitung, teils von der gröſseren Oberfläche her. Die Festigkeit des Schmiedeisens ist mehr als dreimal so groſs, als die des Guſseisens. Deshalb wendet man da, wo das Material auf Zugfestigkeit in Anspruch genommen wird, wie bei Brückenträgern, Schmiedeisen an. In bezug auf die relative Festig- keit, den Widerstand gegen das Zerdrücken, ist das graue Roh- eisen dem Schmiedeisen überlegen, deshalb wendet man zum Tragen, besonders als Unterstützungssäulen, Guſseisen an. Gute Stahlsorten, namentlich guter Guſsstahl, übertreffen in beiden Beziehungen alle übrigen Eisensorten. Es verhalten sich die Festigkeitskoeffizienten bei Zug und Druck in Kilogrammen pro Quadratzentimeter folgendermaſsen:
[Tabelle]
Die Aufgabe des Hüttenmannes ist es, dasjenige Eisen aus dem Erz darzustellen, welches dem Zweck seiner Verwendung am meisten entspricht. Aus jedem Erz lassen sich die drei Kohlenstoffverbindungen des Eisens erhalten, wenn auch nicht mit gleichem Vorteil, indem manche Eisenerze sich mehr als andere zur Darstellung einer bestimmten Eisensorte eignen. Das oxydische Eisenerz, wenn man es in Berührung mit Kohle glüht, wird reduziert. Dabei behält das reduzierte Eisen anfänglich die Gestalt der Erzstücke und ist frei oder nahezu frei von Kohlenstoff. Bleibt es aber weiterhin in Berührung mit den glühenden
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[15/0037]
Einleitung.
tigste Eigenschaft der Eisensorten ist seine Festigkeit, durch die sich
das Eisen ebenfalls vor allen anderen Nutzmetallen auszeichnet. Sie
variiert mit dem Kohlenstoffgehalt.
Die absolute Festigkeit, d. h. der Widerstand gegen das Zer-
reiſsen, ist am gröſsten bei weichem Stahl, etwa doppelt so groſs,
als bei Schmiedeisen. Die Versuchsziffern schwanken allerdings bedeu-
tend, je nach der Reinheit und Bearbeitung der untersten Stahl- und
Eisensorten. Bei dünnen Stäben ist die Festigkeit relativ gröſser als
bei dicken. Es trägt die Flächeneinheit von 3 cm Quadrat bei Quadrat-
stäben
von 3,0 cm Seitenfläche 2900 kg
„ 1,5 „ „ 37500 „
„ 0,75 „ „ 47500 „
Es rührt dies teils von der Bearbeitung, teils von der gröſseren
Oberfläche her. Die Festigkeit des Schmiedeisens ist mehr als dreimal
so groſs, als die des Guſseisens. Deshalb wendet man da, wo das
Material auf Zugfestigkeit in Anspruch genommen wird, wie bei
Brückenträgern, Schmiedeisen an. In bezug auf die relative Festig-
keit, den Widerstand gegen das Zerdrücken, ist das graue Roh-
eisen dem Schmiedeisen überlegen, deshalb wendet man zum Tragen,
besonders als Unterstützungssäulen, Guſseisen an. Gute Stahlsorten,
namentlich guter Guſsstahl, übertreffen in beiden Beziehungen alle
übrigen Eisensorten. Es verhalten sich die Festigkeitskoeffizienten bei
Zug und Druck in Kilogrammen pro Quadratzentimeter folgendermaſsen:
Die Aufgabe des Hüttenmannes ist es, dasjenige Eisen aus dem
Erz darzustellen, welches dem Zweck seiner Verwendung am meisten
entspricht. Aus jedem Erz lassen sich die drei Kohlenstoffverbindungen
des Eisens erhalten, wenn auch nicht mit gleichem Vorteil, indem
manche Eisenerze sich mehr als andere zur Darstellung einer bestimmten
Eisensorte eignen. Das oxydische Eisenerz, wenn man es in Berührung
mit Kohle glüht, wird reduziert. Dabei behält das reduzierte Eisen
anfänglich die Gestalt der Erzstücke und ist frei oder nahezu frei von
Kohlenstoff. Bleibt es aber weiterhin in Berührung mit den glühenden
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/37>, abgerufen am 23.11.2024.
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