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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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historiker geläufig sein wird, in der Vorgeschichte der meisten erst
halbzivilisierten Völker ganz analog wiederkehrt. Sie pflegen auf dieser
Bildungsstufe nie verschwenderisch mit ihren mechanischen Hilfsmitteln
umzugehen und behalten, selbst wenn sie bereits zu einem vollkomm-
neren technischen Apparat, oder den Mitteln einen solchen herzustellen,
gelangt sind, doch die minder qualifizierten Werkzeuge mit einer
gewissen Vorliebe bei, soweit deren Brauchbarkeit für bestimmte Zwecke
noch irgend ausreichend erscheint. Besonders möchte ich darauf hin-
weisen, dass ein ganz ähnliches Verhältnis wie in Alt-Amerika auch in
der altägyptischen Kultur vorliegen dürfte; auch hier diente nament-
lich in ältester Zeit das Eisen vorherrschend wohl nur bei der Be-
arbeitung harter Gesteine, und Jahrtausende hindurch, wie die alten
Wandgemälde und einige bekannte Funde ergeben, wurde neben Eisen
und Stahl noch Stein und Kupfer zu Geräten für allerlei Arbeit ver-
wendet.

Ob ausserdem, wie es allerdings den Anschein hat, in Mexiko und
Peru noch besondere Verhältnisse hemmend auf die allgemeinere Ver-
breitung der Eisenindustrie eingewirkt haben, soll hier nicht näher
untersucht werden. Nur so viel sei bemerkt, dass Alexander von Hum-
boldt, der überzeugt war, man habe das Eisen gekannt, aber nur wenig
geachtet (mal apprecie), diesen Umstand bei den Azteken dadurch
erklären wollte, dass sie aus ihrer Heimat, die nach seiner Meinung
im nördlichen Amerika zu suchen, eine besondere Vorliebe für das,
dort bekanntlich so massenhaft in gediegenem Zustande auftretende
Kupfer mitgebracht hätten (Neu-Span. B. IV, cap. XI, 8 bis 9). Auch
mag die auffallend rasche Verwitterung, der das Schmiedeeisen, nach
glaubwürdigsten Berichten, in jenen damals stark bewaldeten, feucht-
heissen Ländern unterworfen war, beschränkend auf die Verwendung
desselben eingewirkt haben. Fernandez de Oviedo und Hieron. Benzo
bezeugen beide, dass die nach mexikanischer Sitte von dickgefüttertem
Baumwollzeuge für die spanischen Milizen angefertigten Rüstungen
weit praktischer gewesen seien als jede andere Art, weil ihre Panzer
und Kürasse, sowie alles andere Eisen und Stahl sich in kürzester Zeit
total zersetzt hätten. Auf den im Rio Janeiro ankernden Schiffen war,
wie Pedro Sarmiento erwähnt, das Eisen während Eines Winters der-
artig verdorben, dass man es mit der Hand zerreiben konnte; eiserne,
erst angefertigte Schaufeln, Spaten und Hacken zerfielen wie Papier
unter den Händen, und bei der geringsten Berührung löste sich alles
in Staub auf. Auch berichtet Herrera, dass die eisernen Gitter in vielen
Gegenden Perus sich mit den Fingern zusammendrücken liessen, weil

Amerika.
historiker geläufig sein wird, in der Vorgeschichte der meisten erst
halbzivilisierten Völker ganz analog wiederkehrt. Sie pflegen auf dieser
Bildungsstufe nie verschwenderisch mit ihren mechanischen Hilfsmitteln
umzugehen und behalten, selbst wenn sie bereits zu einem vollkomm-
neren technischen Apparat, oder den Mitteln einen solchen herzustellen,
gelangt sind, doch die minder qualifizierten Werkzeuge mit einer
gewissen Vorliebe bei, soweit deren Brauchbarkeit für bestimmte Zwecke
noch irgend ausreichend erscheint. Besonders möchte ich darauf hin-
weisen, daſs ein ganz ähnliches Verhältnis wie in Alt-Amerika auch in
der altägyptischen Kultur vorliegen dürfte; auch hier diente nament-
lich in ältester Zeit das Eisen vorherrschend wohl nur bei der Be-
arbeitung harter Gesteine, und Jahrtausende hindurch, wie die alten
Wandgemälde und einige bekannte Funde ergeben, wurde neben Eisen
und Stahl noch Stein und Kupfer zu Geräten für allerlei Arbeit ver-
wendet.

Ob auſserdem, wie es allerdings den Anschein hat, in Mexiko und
Peru noch besondere Verhältnisse hemmend auf die allgemeinere Ver-
breitung der Eisenindustrie eingewirkt haben, soll hier nicht näher
untersucht werden. Nur so viel sei bemerkt, daſs Alexander von Hum-
boldt, der überzeugt war, man habe das Eisen gekannt, aber nur wenig
geachtet (mal apprécié), diesen Umstand bei den Azteken dadurch
erklären wollte, daſs sie aus ihrer Heimat, die nach seiner Meinung
im nördlichen Amerika zu suchen, eine besondere Vorliebe für das,
dort bekanntlich so massenhaft in gediegenem Zustande auftretende
Kupfer mitgebracht hätten (Neu-Span. B. IV, cap. XI, 8 bis 9). Auch
mag die auffallend rasche Verwitterung, der das Schmiedeeisen, nach
glaubwürdigsten Berichten, in jenen damals stark bewaldeten, feucht-
heiſsen Ländern unterworfen war, beschränkend auf die Verwendung
desſelben eingewirkt haben. Fernandez de Oviedo und Hieron. Benzo
bezeugen beide, daſs die nach mexikanischer Sitte von dickgefüttertem
Baumwollzeuge für die spanischen Milizen angefertigten Rüstungen
weit praktischer gewesen seien als jede andere Art, weil ihre Panzer
und Kürasse, sowie alles andere Eisen und Stahl sich in kürzester Zeit
total zersetzt hätten. Auf den im Rio Janeiro ankernden Schiffen war,
wie Pedro Sarmiento erwähnt, das Eisen während Eines Winters der-
artig verdorben, daſs man es mit der Hand zerreiben konnte; eiserne,
erst angefertigte Schaufeln, Spaten und Hacken zerfielen wie Papier
unter den Händen, und bei der geringsten Berührung löste sich alles
in Staub auf. Auch berichtet Herrera, daſs die eisernen Gitter in vielen
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[367/0389] Amerika. historiker geläufig sein wird, in der Vorgeschichte der meisten erst halbzivilisierten Völker ganz analog wiederkehrt. Sie pflegen auf dieser Bildungsstufe nie verschwenderisch mit ihren mechanischen Hilfsmitteln umzugehen und behalten, selbst wenn sie bereits zu einem vollkomm- neren technischen Apparat, oder den Mitteln einen solchen herzustellen, gelangt sind, doch die minder qualifizierten Werkzeuge mit einer gewissen Vorliebe bei, soweit deren Brauchbarkeit für bestimmte Zwecke noch irgend ausreichend erscheint. Besonders möchte ich darauf hin- weisen, daſs ein ganz ähnliches Verhältnis wie in Alt-Amerika auch in der altägyptischen Kultur vorliegen dürfte; auch hier diente nament- lich in ältester Zeit das Eisen vorherrschend wohl nur bei der Be- arbeitung harter Gesteine, und Jahrtausende hindurch, wie die alten Wandgemälde und einige bekannte Funde ergeben, wurde neben Eisen und Stahl noch Stein und Kupfer zu Geräten für allerlei Arbeit ver- wendet. Ob auſserdem, wie es allerdings den Anschein hat, in Mexiko und Peru noch besondere Verhältnisse hemmend auf die allgemeinere Ver- breitung der Eisenindustrie eingewirkt haben, soll hier nicht näher untersucht werden. Nur so viel sei bemerkt, daſs Alexander von Hum- boldt, der überzeugt war, man habe das Eisen gekannt, aber nur wenig geachtet (mal apprécié), diesen Umstand bei den Azteken dadurch erklären wollte, daſs sie aus ihrer Heimat, die nach seiner Meinung im nördlichen Amerika zu suchen, eine besondere Vorliebe für das, dort bekanntlich so massenhaft in gediegenem Zustande auftretende Kupfer mitgebracht hätten (Neu-Span. B. IV, cap. XI, 8 bis 9). Auch mag die auffallend rasche Verwitterung, der das Schmiedeeisen, nach glaubwürdigsten Berichten, in jenen damals stark bewaldeten, feucht- heiſsen Ländern unterworfen war, beschränkend auf die Verwendung desſelben eingewirkt haben. Fernandez de Oviedo und Hieron. Benzo bezeugen beide, daſs die nach mexikanischer Sitte von dickgefüttertem Baumwollzeuge für die spanischen Milizen angefertigten Rüstungen weit praktischer gewesen seien als jede andere Art, weil ihre Panzer und Kürasse, sowie alles andere Eisen und Stahl sich in kürzester Zeit total zersetzt hätten. Auf den im Rio Janeiro ankernden Schiffen war, wie Pedro Sarmiento erwähnt, das Eisen während Eines Winters der- artig verdorben, daſs man es mit der Hand zerreiben konnte; eiserne, erst angefertigte Schaufeln, Spaten und Hacken zerfielen wie Papier unter den Händen, und bei der geringsten Berührung löste sich alles in Staub auf. Auch berichtet Herrera, daſs die eisernen Gitter in vielen Gegenden Perus sich mit den Fingern zusammendrücken lieſsen, weil

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 367. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/389>, abgerufen am 22.11.2024.