Cypern. Ebensowenig berichtet er von der Metallgewinnung aus den Erzen. Wo er die Metallverarbeitung schildert, sind es immer die fer- tigen Metalle, die dazu genommen werden. Aber auch dieses Metall- verarbeiten, soweit es fabrikmässig betrieben wurde, oder, wenn es sich um kunstvollere Arbeiten handelt, ist nicht griechisch. Die höchsten Kunstwerke, wie z. B. den Schild des Achilles, macht der Gott der Metallarbeiter, Hephästos, selbst. Die schönsten Schaustücke in den Schatzkammern der Fürsten sind sidonische Arbeit, wie z. B. der grosse Mischkrug 1), den Achill als Kampfpreis aussetzt, der Taubenbecher des Nestor 2) oder asiatisch, wie die märchenhaften Schätze im Palaste des Alkinous. Selbst die Bewaffnung der asiatischen Führer, namentlich der Hilfsvölker der Trojaner, wird durchgehends reicher geschildert als die der Achäer. Indessen gab es zu Homers Zeit auch bereits in Griechenland Metallarbeiter, die ihr Gewerbe berufsmässig betrieben. Zwar war das Handwerk, welches die Lebensbedürfnisse Anderer gegen Entgeld beschafft, noch kaum geschieden von der Hausarbeit, welche dieselben Bedürfnisse für den eigenen Gebrauch hervorbringt und die Helden gaben sich zum Teil Beschäftigungen hin, die in den Städten bereits den Demiurgen zufielen.
Demiourgoi hiessen die eigentlichen Gewerbetreibenden 3). Neben den Webern, Färbern, Schuhmachern, Töpfern und Fischern werden besonders der Tekton und der Khalkeus als selbständige Handwerker genannt. Der Tekton war zunächst Zimmermann, dann aber auch Stein- hauer, Schreiner, Schiffbauer, Wagner, Eisenarbeiter und Bildschnitzer. Als Khalkeus wird jede Art von Metallarbeitern bezeichnet, einerlei, welches Metall sie verwendeten und zu welchem Zwecke es geschah.
Die Demiurgen waren ursprünglich freie Männer. Dass viele Griechen unter ihnen waren, geht aus den Namen hervor, die Homer anführt. Sie standen entweder im Dienste der Gemeinden, oder im Dienste einzelner Fürsten. Die Rohstoffe, deren sie bedurften, lieferte meistens der Arbeitgeber, namentlich zu den Metallarbeiten. Indessen gab es auch früh Handwerkssklaven, die von den Phöniziern angelernt, dadurch veredelt, zu höheren Preisen verkauft wurden 4). Dies musste natürlich das Ansehen des gewerbetreibenden Standes beeinträchtigen, wie dies auch später dadurch geschah, dass man anfing das Handwerk
1) Ilias 23, 741.
2) Odyssee IV, 614. Siehe auch Ilias VI, 290.
3) Riedenauer, Handwerk und Handwerker in Homers Zeit, Erlangen 1873.
4) Dass die phöni- zische Pest des Sklavenhandels und in Verbindung damit des Kinderraubes zu Homers Zeiten schon in Blüte stand, geht aus der Stelle Odyssee 15, 449 u. 469 hervor.
Griechenland.
Cypern. Ebensowenig berichtet er von der Metallgewinnung aus den Erzen. Wo er die Metallverarbeitung schildert, sind es immer die fer- tigen Metalle, die dazu genommen werden. Aber auch dieses Metall- verarbeiten, soweit es fabrikmäſsig betrieben wurde, oder, wenn es sich um kunstvollere Arbeiten handelt, ist nicht griechisch. Die höchsten Kunstwerke, wie z. B. den Schild des Achilles, macht der Gott der Metallarbeiter, Hephästos, selbst. Die schönsten Schaustücke in den Schatzkammern der Fürsten sind sidonische Arbeit, wie z. B. der groſse Mischkrug 1), den Achill als Kampfpreis aussetzt, der Taubenbecher des Nestor 2) oder asiatisch, wie die märchenhaften Schätze im Palaste des Alkinous. Selbst die Bewaffnung der asiatischen Führer, namentlich der Hilfsvölker der Trojaner, wird durchgehends reicher geschildert als die der Achäer. Indessen gab es zu Homers Zeit auch bereits in Griechenland Metallarbeiter, die ihr Gewerbe berufsmäſsig betrieben. Zwar war das Handwerk, welches die Lebensbedürfnisse Anderer gegen Entgeld beschafft, noch kaum geschieden von der Hausarbeit, welche dieselben Bedürfnisse für den eigenen Gebrauch hervorbringt und die Helden gaben sich zum Teil Beschäftigungen hin, die in den Städten bereits den Demiurgen zufielen.
Δημιουργοί hieſsen die eigentlichen Gewerbetreibenden 3). Neben den Webern, Färbern, Schuhmachern, Töpfern und Fischern werden besonders der Τέκτων und der Χαλκεύς als selbständige Handwerker genannt. Der Τέκτων war zunächst Zimmermann, dann aber auch Stein- hauer, Schreiner, Schiffbauer, Wagner, Eisenarbeiter und Bildschnitzer. Als Χαλκεύς wird jede Art von Metallarbeitern bezeichnet, einerlei, welches Metall sie verwendeten und zu welchem Zwecke es geschah.
Die Demiurgen waren ursprünglich freie Männer. Daſs viele Griechen unter ihnen waren, geht aus den Namen hervor, die Homer anführt. Sie standen entweder im Dienste der Gemeinden, oder im Dienste einzelner Fürsten. Die Rohstoffe, deren sie bedurften, lieferte meistens der Arbeitgeber, namentlich zu den Metallarbeiten. Indessen gab es auch früh Handwerkssklaven, die von den Phöniziern angelernt, dadurch veredelt, zu höheren Preisen verkauft wurden 4). Dies muſste natürlich das Ansehen des gewerbetreibenden Standes beeinträchtigen, wie dies auch später dadurch geschah, daſs man anfing das Handwerk
1) Ilias 23, 741.
2) Odyssee IV, 614. Siehe auch Ilias VI, 290.
3) Riedenauer, Handwerk und Handwerker in Homers Zeit, Erlangen 1873.
4) Daſs die phöni- zische Pest des Sklavenhandels und in Verbindung damit des Kinderraubes zu Homers Zeiten schon in Blüte stand, geht aus der Stelle Odyssee 15, 449 u. 469 hervor.
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[383/0405]
Griechenland.
Cypern. Ebensowenig berichtet er von der Metallgewinnung aus den
Erzen. Wo er die Metallverarbeitung schildert, sind es immer die fer-
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verarbeiten, soweit es fabrikmäſsig betrieben wurde, oder, wenn es sich
um kunstvollere Arbeiten handelt, ist nicht griechisch. Die höchsten
Kunstwerke, wie z. B. den Schild des Achilles, macht der Gott der
Metallarbeiter, Hephästos, selbst. Die schönsten Schaustücke in den
Schatzkammern der Fürsten sind sidonische Arbeit, wie z. B. der groſse
Mischkrug 1), den Achill als Kampfpreis aussetzt, der Taubenbecher des
Nestor 2) oder asiatisch, wie die märchenhaften Schätze im Palaste des
Alkinous. Selbst die Bewaffnung der asiatischen Führer, namentlich
der Hilfsvölker der Trojaner, wird durchgehends reicher geschildert als
die der Achäer. Indessen gab es zu Homers Zeit auch bereits in
Griechenland Metallarbeiter, die ihr Gewerbe berufsmäſsig betrieben.
Zwar war das Handwerk, welches die Lebensbedürfnisse Anderer gegen
Entgeld beschafft, noch kaum geschieden von der Hausarbeit, welche
dieselben Bedürfnisse für den eigenen Gebrauch hervorbringt und die
Helden gaben sich zum Teil Beschäftigungen hin, die in den Städten
bereits den Demiurgen zufielen.
Δημιουργοί hieſsen die eigentlichen Gewerbetreibenden 3). Neben
den Webern, Färbern, Schuhmachern, Töpfern und Fischern werden
besonders der Τέκτων und der Χαλκεύς als selbständige Handwerker
genannt. Der Τέκτων war zunächst Zimmermann, dann aber auch Stein-
hauer, Schreiner, Schiffbauer, Wagner, Eisenarbeiter und Bildschnitzer.
Als Χαλκεύς wird jede Art von Metallarbeitern bezeichnet, einerlei,
welches Metall sie verwendeten und zu welchem Zwecke es geschah.
Die Demiurgen waren ursprünglich freie Männer. Daſs viele
Griechen unter ihnen waren, geht aus den Namen hervor, die Homer
anführt. Sie standen entweder im Dienste der Gemeinden, oder im
Dienste einzelner Fürsten. Die Rohstoffe, deren sie bedurften, lieferte
meistens der Arbeitgeber, namentlich zu den Metallarbeiten. Indessen
gab es auch früh Handwerkssklaven, die von den Phöniziern angelernt,
dadurch veredelt, zu höheren Preisen verkauft wurden 4). Dies muſste
natürlich das Ansehen des gewerbetreibenden Standes beeinträchtigen,
wie dies auch später dadurch geschah, daſs man anfing das Handwerk
1) Ilias 23, 741.
2) Odyssee IV, 614. Siehe auch Ilias VI, 290.
3) Riedenauer,
Handwerk und Handwerker in Homers Zeit, Erlangen 1873.
4) Daſs die phöni-
zische Pest des Sklavenhandels und in Verbindung damit des Kinderraubes zu
Homers Zeiten schon in Blüte stand, geht aus der Stelle Odyssee 15, 449 u. 469
hervor.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 383. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/405>, abgerufen am 22.11.2024.
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