breitetste Metall, dessen jeder Landmann für sein Ackergerät bedarf. Wir wollen zunächst die Stellen prüfen, aus welchen wir diese Be- hauptung erweisen zu können glauben, obgleich wir darin von den Ansichten vieler Philologen und Archäologen abweichen.
Am wichtigsten ist wohl die Stelle im dreiundzwanzigsten Ge- sange 1) der Ilias, in der Achill eine eiserne Scheibe den Diskuswerfern (Steinwerfern) zum Kampfpreis setzt:
"Jetzo trug der Peleid die rohgeformte Kugel (Scheibe) (solon autokhoonon), Welche vordem oft warf des Eetion mächtige Stärke; Aber jenen erschlug der mächtige Renner Achilleus Und er entführte in Schiffen mit anderer Habe die Kugel. Aufrecht stand der Peleid und redete vor den Argeiern: Hebt euch, welchem gefällt auch diesen Kampf zu versuchen! Wenn ihm fern auch reicht das Gebiet fruchtragender Äcker, Hieran hat er zu fünf umrollender Jahre Vollendung Was er gebraucht: Denn es darf niemals aus Mangel des Eisens Weder Hirt noch Pflüger zur Stadt gehen, sondern er beut ihm 2)."
Diese Stelle ist in vieler Hinsicht bemerkenswert. Wenn Voss solon autokhoonon mit roh geformter Kugel übersetzt, so ist dies nicht ganz richtig. solos heisst mehr die Scheibe, ähnlich wie diskos und autokhoonos selbstgeschmolzen, oder roh im Guss, unverarbeitet. Es war die Wurfscheibe des Wettkämpfers Eetios, des Vaters der Andromache aus Theben in Kilikien, den Achill erschlagen hatte. Bei den Wurf- spielen wurden ursprünglich rundliche Steine geschleudert, die späteren Disken waren flache Scheiben, der solos ist etwas diesen Formen ent- sprechend. Die Scholiasten sagen, der Diskus sei konkav gewesen, eine eingedrückte Scheibe, der Solos konvex, also eine linsenförmige Scheibe. Seinem Beiworte nach war er das Produkt einer Schmelzung, aber von ungewöhnlicher Grösse, also technisch: Ein "König" oder eine Rohluppe. Achill setzt sie als Kampfpreis, nicht nur, weil sie ein historisches Interesse darbietet, als den Wurfblock eines berühmten Heroen, sondern wegen ihrer Grösse und wegen ihres Wertes, denn sie genügt dem Manne, der sie gewinnt, für seinen Eisenbedarf für Hirten- und Ackergerät für fünf Jahre. Dies soll eine ungewöhnliche Grösse der Rohluppe ausdrücken. Da das gebräuchlichste Handelsgewicht der Rohluppen in späterer Zeit etwa 5 bis 6 kg betrug, so dürfte dieser Block vielleicht das Doppelte oder Dreifache gewogen haben, höchstens also circa 36 Pfund schwer gewesen sein. Dies wäre auch für einen
1) Ilias 23, 833.
2) ou men gar oi atembomenos ge siderou poimen oud aroter eis ex polin, alla parexei. Nicht ermangelt ihm des Eisens, nicht der Hirt, nicht der Pflüger, und wird (danach) in die Stadt gehen, sondern sie (die Scheibe) wird es ihm gewähren.
Griechenland.
breitetste Metall, dessen jeder Landmann für sein Ackergerät bedarf. Wir wollen zunächst die Stellen prüfen, aus welchen wir diese Be- hauptung erweisen zu können glauben, obgleich wir darin von den Ansichten vieler Philologen und Archäologen abweichen.
Am wichtigsten ist wohl die Stelle im dreiundzwanzigsten Ge- sange 1) der Ilias, in der Achill eine eiserne Scheibe den Diskuswerfern (Steinwerfern) zum Kampfpreis setzt:
„Jetzo trug der Peleid die rohgeformte Kugel (Scheibe) (σόλον αὐτοχόωνον), Welche vordem oft warf des Eëtion mächtige Stärke; Aber jenen erschlug der mächtige Renner Achilleus Und er entführte in Schiffen mit anderer Habe die Kugel. Aufrecht stand der Peleid und redete vor den Argeiern: Hebt euch, welchem gefällt auch diesen Kampf zu versuchen! Wenn ihm fern auch reicht das Gebiet fruchtragender Äcker, Hieran hat er zu fünf umrollender Jahre Vollendung Was er gebraucht: Denn es darf niemals aus Mangel des Eisens Weder Hirt noch Pflüger zur Stadt gehen, sondern er beut ihm 2).“
Diese Stelle ist in vieler Hinsicht bemerkenswert. Wenn Voss σόλον αὐτόχοωνον mit roh geformter Kugel übersetzt, so ist dies nicht ganz richtig. σόλος heiſst mehr die Scheibe, ähnlich wie δίσκος und αὐτοχόωνος selbstgeschmolzen, oder roh im Guſs, unverarbeitet. Es war die Wurfscheibe des Wettkämpfers Eëtios, des Vaters der Andromache aus Theben in Kilikien, den Achill erschlagen hatte. Bei den Wurf- spielen wurden ursprünglich rundliche Steine geschleudert, die späteren Disken waren flache Scheiben, der σόλος ist etwas diesen Formen ent- sprechend. Die Scholiasten sagen, der Diskus sei konkav gewesen, eine eingedrückte Scheibe, der Solos konvex, also eine linsenförmige Scheibe. Seinem Beiworte nach war er das Produkt einer Schmelzung, aber von ungewöhnlicher Gröſse, also technisch: Ein „König“ oder eine Rohluppe. Achill setzt sie als Kampfpreis, nicht nur, weil sie ein historisches Interesse darbietet, als den Wurfblock eines berühmten Heroen, sondern wegen ihrer Gröſse und wegen ihres Wertes, denn sie genügt dem Manne, der sie gewinnt, für seinen Eisenbedarf für Hirten- und Ackergerät für fünf Jahre. Dies soll eine ungewöhnliche Gröſse der Rohluppe ausdrücken. Da das gebräuchlichste Handelsgewicht der Rohluppen in späterer Zeit etwa 5 bis 6 kg betrug, so dürfte dieser Block vielleicht das Doppelte oder Dreifache gewogen haben, höchstens also circa 36 Pfund schwer gewesen sein. Dies wäre auch für einen
1) Ilias 23, 833.
2) οὐ μὲν γάρ οἱ ἀτεμβόμενός γε σιδήρου ποιμὴν οὐδ̛ ἀροτὴρ εἶς̛ ἐξ πόλιν, ἀλλὰ παρέξει. Nicht ermangelt ihm des Eisens, nicht der Hirt, nicht der Pflüger, und wird (danach) in die Stadt gehen, sondern sie (die Scheibe) wird es ihm gewähren.
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[402/0424]
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breitetste Metall, dessen jeder Landmann für sein Ackergerät bedarf.
Wir wollen zunächst die Stellen prüfen, aus welchen wir diese Be-
hauptung erweisen zu können glauben, obgleich wir darin von den
Ansichten vieler Philologen und Archäologen abweichen.
Am wichtigsten ist wohl die Stelle im dreiundzwanzigsten Ge-
sange 1) der Ilias, in der Achill eine eiserne Scheibe den Diskuswerfern
(Steinwerfern) zum Kampfpreis setzt:
„Jetzo trug der Peleid die rohgeformte Kugel (Scheibe) (σόλον αὐτοχόωνον),
Welche vordem oft warf des Eëtion mächtige Stärke;
Aber jenen erschlug der mächtige Renner Achilleus
Und er entführte in Schiffen mit anderer Habe die Kugel.
Aufrecht stand der Peleid und redete vor den Argeiern:
Hebt euch, welchem gefällt auch diesen Kampf zu versuchen!
Wenn ihm fern auch reicht das Gebiet fruchtragender Äcker,
Hieran hat er zu fünf umrollender Jahre Vollendung
Was er gebraucht: Denn es darf niemals aus Mangel des Eisens
Weder Hirt noch Pflüger zur Stadt gehen, sondern er beut ihm 2).“
Diese Stelle ist in vieler Hinsicht bemerkenswert. Wenn Voss
σόλον αὐτόχοωνον mit roh geformter Kugel übersetzt, so ist dies nicht
ganz richtig. σόλος heiſst mehr die Scheibe, ähnlich wie δίσκος und
αὐτοχόωνος selbstgeschmolzen, oder roh im Guſs, unverarbeitet. Es war
die Wurfscheibe des Wettkämpfers Eëtios, des Vaters der Andromache
aus Theben in Kilikien, den Achill erschlagen hatte. Bei den Wurf-
spielen wurden ursprünglich rundliche Steine geschleudert, die späteren
Disken waren flache Scheiben, der σόλος ist etwas diesen Formen ent-
sprechend. Die Scholiasten sagen, der Diskus sei konkav gewesen,
eine eingedrückte Scheibe, der Solos konvex, also eine linsenförmige
Scheibe. Seinem Beiworte nach war er das Produkt einer Schmelzung,
aber von ungewöhnlicher Gröſse, also technisch: Ein „König“ oder
eine Rohluppe. Achill setzt sie als Kampfpreis, nicht nur, weil sie ein
historisches Interesse darbietet, als den Wurfblock eines berühmten
Heroen, sondern wegen ihrer Gröſse und wegen ihres Wertes, denn sie
genügt dem Manne, der sie gewinnt, für seinen Eisenbedarf für Hirten-
und Ackergerät für fünf Jahre. Dies soll eine ungewöhnliche Gröſse
der Rohluppe ausdrücken. Da das gebräuchlichste Handelsgewicht der
Rohluppen in späterer Zeit etwa 5 bis 6 kg betrug, so dürfte dieser
Block vielleicht das Doppelte oder Dreifache gewogen haben, höchstens
also circa 36 Pfund schwer gewesen sein. Dies wäre auch für einen
1) Ilias 23, 833.
2) οὐ μὲν γάρ οἱ ἀτεμβόμενός γε σιδήρου
ποιμὴν οὐδ̛ ἀροτὴρ εἶς̛ ἐξ πόλιν, ἀλλὰ παρέξει.
Nicht ermangelt ihm des Eisens, nicht der Hirt, nicht der Pflüger, und wird
(danach) in die Stadt gehen, sondern sie (die Scheibe) wird es ihm gewähren.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 402. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/424>, abgerufen am 22.11.2024.
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