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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Italien und die Römer.
heisst die eine Carbonaria, der Arm der Kohlenschiffer, ein anderer
Fossiones Philistinae, wie auch der künstliche nördliche Kanal Fossa
Philistina genannt wurde, Namen, die deutlich auf Phönizien resp.
Philister hindeuten. Der Handel am unteren Po stand zu jener Zeit
in hoher Blüte und erinnert an eine weit spätere Periode, als das
stolze Venedig das Mittelmeer beherrschte. Durch die Auffindung
kürzerer und bequemerer Handelswege gingen die Kolonieen am Aus-
flusse des Po zurück, um später in völlige Vergessenheit zu geraten.
Der Verkehr zog sich nach anderen Plätzen, doch nicht ohne eine tiefe
Einwirkung auf die Bevölkerung, die so reichen Anteil daran gehabt
hatte, zu hinterlassen. Dieser Verkehr hat zumeist den Etruskern den
Stempel aufgedrückt, ihnen die charakteristische Ausbildung gegeben,
dass sie, rings umgeben von einfachen, wenig entwickelten, nur Vieh-
zucht, Jagd und Landbau treibenden Stämmen, als ein Industrievolk
ersten Ranges erscheinen, dessen kunstvolle Leistungen besonders in
bezug auf Keramik, Malerei und Verarbeitung der Metalle wir noch
heute bewundern. Nicht minder waren sie eins der hervorragendsten
Handelsvölker des Altertumes zur See und auf dem Lande, und ihre
Waren gingen bis zu den Barbaren im fernsten Norden. Ihre Kunst-
entwickelung ist beeinflusst, ja bedingt durch die asiatisch-griechische
Kunst. Es waren nicht Phönizier allein, welche mit den Etruskern in
enger Beziehung standen, ebenso wichtig war die Einwirkung der
Lydier auf sie, von denen ältere Schriftsteller geradezu ihren Ursprung
herleiten 1). Wahrscheinlich hat eine starke Einwanderung aus Lydien,
vielleicht von lydischen Pelasgern, in etruskisches Gebiet stattgefunden.
Einige wollen auch die Tyrrhener im Gegensatze zu den Tuskern mit
Pelasgern aus Attika und Böotiern identifizieren. Um das 11. Jahrhundert
v. Chr., vielleicht noch früher, entstanden bereits die griechischen
Kolonieen Pisai, Alsion und Pyrgoi im etruskischen Gebiete. Von
ihnen aus verbreitete sich hellenische Bildung in dem Lande. Die
Rassena vermischten sich ausserdem mit Umbrern und Ligurern, die
an der Westküste von Mittel- und Oberitalien ansässig waren. Aus
allen diesen Elementen entstand das Volk der Etrusker, das zur Zeit
der ersten Jugend Roms, zur Zeit der Könige im 7. und 6. Jahrhundert
v. Chr., noch die unangefochtene Suprematie in Italien besass, auf einer

1) Tacitus, annal. IV, 55: Sardiani decretum Etruriae recitavere, ut consan-
guinei, nam Tyrrhenum Lydumque, Atye rege genitos, ob multitudinem divisisse
gentem: Lydum patriis in terris resedisse, Tyrrheno datum, novas ut conderet sedes
et ducum e nominibus indita vocabula illis per Asiam, his in Italia, auctamque
adhuc Lydorum opulentiam, missis in Graeciam populis cui mox a Pelope nomen.

Italien und die Römer.
heiſst die eine Carbonaria, der Arm der Kohlenschiffer, ein anderer
Fossiones Philistinae, wie auch der künstliche nördliche Kanal Fossa
Philistina genannt wurde, Namen, die deutlich auf Phönizien resp.
Philister hindeuten. Der Handel am unteren Po stand zu jener Zeit
in hoher Blüte und erinnert an eine weit spätere Periode, als das
stolze Venedig das Mittelmeer beherrschte. Durch die Auffindung
kürzerer und bequemerer Handelswege gingen die Kolonieen am Aus-
flusse des Po zurück, um später in völlige Vergessenheit zu geraten.
Der Verkehr zog sich nach anderen Plätzen, doch nicht ohne eine tiefe
Einwirkung auf die Bevölkerung, die so reichen Anteil daran gehabt
hatte, zu hinterlassen. Dieser Verkehr hat zumeist den Etruskern den
Stempel aufgedrückt, ihnen die charakteristische Ausbildung gegeben,
daſs sie, rings umgeben von einfachen, wenig entwickelten, nur Vieh-
zucht, Jagd und Landbau treibenden Stämmen, als ein Industrievolk
ersten Ranges erscheinen, dessen kunstvolle Leistungen besonders in
bezug auf Keramik, Malerei und Verarbeitung der Metalle wir noch
heute bewundern. Nicht minder waren sie eins der hervorragendsten
Handelsvölker des Altertumes zur See und auf dem Lande, und ihre
Waren gingen bis zu den Barbaren im fernsten Norden. Ihre Kunst-
entwickelung ist beeinfluſst, ja bedingt durch die asiatisch-griechische
Kunst. Es waren nicht Phönizier allein, welche mit den Etruskern in
enger Beziehung standen, ebenso wichtig war die Einwirkung der
Lydier auf sie, von denen ältere Schriftsteller geradezu ihren Ursprung
herleiten 1). Wahrscheinlich hat eine starke Einwanderung aus Lydien,
vielleicht von lydischen Pelasgern, in etruskisches Gebiet stattgefunden.
Einige wollen auch die Tyrrhener im Gegensatze zu den Tuskern mit
Pelasgern aus Attika und Böotiern identifizieren. Um das 11. Jahrhundert
v. Chr., vielleicht noch früher, entstanden bereits die griechischen
Kolonieen Pisai, Alsion und Pyrgoi im etruskischen Gebiete. Von
ihnen aus verbreitete sich hellenische Bildung in dem Lande. Die
Rassena vermischten sich auſserdem mit Umbrern und Ligurern, die
an der Westküste von Mittel- und Oberitalien ansässig waren. Aus
allen diesen Elementen entstand das Volk der Etrusker, das zur Zeit
der ersten Jugend Roms, zur Zeit der Könige im 7. und 6. Jahrhundert
v. Chr., noch die unangefochtene Suprematie in Italien besaſs, auf einer

1) Tacitus, annal. IV, 55: Sardiani decretum Etruriae recitavere, ut consan-
guinei, nam Tyrrhenum Lydumque, Atye rege genitos, ob multitudinem divisisse
gentem: Lydum patriis in terris resedisse, Tyrrheno datum, novas ut conderet sedes
et ducum e nominibus indita vocabula illis per Asiam, his in Italia, auctamque
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[469/0491] Italien und die Römer. heiſst die eine Carbonaria, der Arm der Kohlenschiffer, ein anderer Fossiones Philistinae, wie auch der künstliche nördliche Kanal Fossa Philistina genannt wurde, Namen, die deutlich auf Phönizien resp. Philister hindeuten. Der Handel am unteren Po stand zu jener Zeit in hoher Blüte und erinnert an eine weit spätere Periode, als das stolze Venedig das Mittelmeer beherrschte. Durch die Auffindung kürzerer und bequemerer Handelswege gingen die Kolonieen am Aus- flusse des Po zurück, um später in völlige Vergessenheit zu geraten. Der Verkehr zog sich nach anderen Plätzen, doch nicht ohne eine tiefe Einwirkung auf die Bevölkerung, die so reichen Anteil daran gehabt hatte, zu hinterlassen. Dieser Verkehr hat zumeist den Etruskern den Stempel aufgedrückt, ihnen die charakteristische Ausbildung gegeben, daſs sie, rings umgeben von einfachen, wenig entwickelten, nur Vieh- zucht, Jagd und Landbau treibenden Stämmen, als ein Industrievolk ersten Ranges erscheinen, dessen kunstvolle Leistungen besonders in bezug auf Keramik, Malerei und Verarbeitung der Metalle wir noch heute bewundern. Nicht minder waren sie eins der hervorragendsten Handelsvölker des Altertumes zur See und auf dem Lande, und ihre Waren gingen bis zu den Barbaren im fernsten Norden. Ihre Kunst- entwickelung ist beeinfluſst, ja bedingt durch die asiatisch-griechische Kunst. Es waren nicht Phönizier allein, welche mit den Etruskern in enger Beziehung standen, ebenso wichtig war die Einwirkung der Lydier auf sie, von denen ältere Schriftsteller geradezu ihren Ursprung herleiten 1). Wahrscheinlich hat eine starke Einwanderung aus Lydien, vielleicht von lydischen Pelasgern, in etruskisches Gebiet stattgefunden. Einige wollen auch die Tyrrhener im Gegensatze zu den Tuskern mit Pelasgern aus Attika und Böotiern identifizieren. Um das 11. Jahrhundert v. Chr., vielleicht noch früher, entstanden bereits die griechischen Kolonieen Pisai, Alsion und Pyrgoi im etruskischen Gebiete. Von ihnen aus verbreitete sich hellenische Bildung in dem Lande. Die Rassena vermischten sich auſserdem mit Umbrern und Ligurern, die an der Westküste von Mittel- und Oberitalien ansässig waren. Aus allen diesen Elementen entstand das Volk der Etrusker, das zur Zeit der ersten Jugend Roms, zur Zeit der Könige im 7. und 6. Jahrhundert v. Chr., noch die unangefochtene Suprematie in Italien besaſs, auf einer 1) Tacitus, annal. IV, 55: Sardiani decretum Etruriae recitavere, ut consan- guinei, nam Tyrrhenum Lydumque, Atye rege genitos, ob multitudinem divisisse gentem: Lydum patriis in terris resedisse, Tyrrheno datum, novas ut conderet sedes et ducum e nominibus indita vocabula illis per Asiam, his in Italia, auctamque adhuc Lydorum opulentiam, missis in Graeciam populis cui mox a Pelope nomen.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 469. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/491>, abgerufen am 22.11.2024.