bis zu unserem Jahrhundert fast unverändert erhalten zu haben. Wir werden später eine Beschreibung des corsicanischen Schmelzverfahrens geben. Aus alle dem bestätigt sich der Ausspruch des Plinius: "For- nacium magna differentia est". Das aus den Erzen reduzierte Eisen wurde von den Schmelzern nicht weiter verarbeitet, sondern in eine gewisse Handelsform gebracht und so an die Schmiede verhandelt. In der Schweiz, im ganzen Rheinthale, sowie in vielen Gegenden Deutsch- lands und Frankreichs hat man öfters Eisenblöcke von eigentümlicher Gestalt gefunden, über deren Zweck und Verwendung man im Unklaren war. Sie fanden sich oft in grossen Mengen beisammen. Ein solcher Fund wurde z. B. im Jahre 1866 bei Monzenheim in Rheinhessen gemacht und vom Verfasser beschrieben 1).
Sechsundzwanzig dieser Eisenblöcke (Fig. 113) lagen in Monzenheim beisammen, die sich jetzt grösstenteils im römisch-germanischen Museum
[Abbildung]
Fig. 113.
zu Mainz finden. Durch die Güte des Herrn Professor Lindenschmit wurde der Verfasser in den Stand gesetzt, einen derselben einer genauen chemischen und technischen Prüfung zu unterziehen.
Die Blöcke haben ein mittleres Gewicht von 5 kg und eine Länge von 48 bis 55 cm. Acht derselben, unter denen sich die leichtesten und die schwersten befanden, ergaben folgende Gewichte: 4000, 4050, 5000, 5000, 5110, 5120, 5470 und 5700 g. Die grösste Differenz beträgt demnach 1700 g = 34 Proz. des Mittelgewichts. Die Monzenheimer Stücke sind sehr gut erhalten. Häufig ist eine der Spitzen abgeschlagen. Sie zeigen keinerlei Bearbeitung als die des Hammers. Zu was mögen diese Blöcke gedient haben?
Einige haben sie für Gewichte gehalten; dem widersprechen die oben angeführten Abweichungen der Schwere. Andere haben darin Steinbearbeitungswerkzeuge erkennen wollen. Diese Annahme wurde, abgesehen von der ungeschickten Form, durch die technische Unter- suchung widerlegt, welche ergab, dass die Blöcke aus einem ganz
1) Nassauische Annalen, Bd. XIV.
Italien und die Römer.
bis zu unserem Jahrhundert fast unverändert erhalten zu haben. Wir werden später eine Beschreibung des corsicanischen Schmelzverfahrens geben. Aus alle dem bestätigt sich der Ausspruch des Plinius: „For- nacium magna differentia est“. Das aus den Erzen reduzierte Eisen wurde von den Schmelzern nicht weiter verarbeitet, sondern in eine gewisse Handelsform gebracht und so an die Schmiede verhandelt. In der Schweiz, im ganzen Rheinthale, sowie in vielen Gegenden Deutsch- lands und Frankreichs hat man öfters Eisenblöcke von eigentümlicher Gestalt gefunden, über deren Zweck und Verwendung man im Unklaren war. Sie fanden sich oft in groſsen Mengen beisammen. Ein solcher Fund wurde z. B. im Jahre 1866 bei Monzenheim in Rheinhessen gemacht und vom Verfasser beschrieben 1).
Sechsundzwanzig dieser Eisenblöcke (Fig. 113) lagen in Monzenheim beisammen, die sich jetzt gröſstenteils im römisch-germanischen Museum
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Fig. 113.
zu Mainz finden. Durch die Güte des Herrn Professor Lindenschmit wurde der Verfasser in den Stand gesetzt, einen derselben einer genauen chemischen und technischen Prüfung zu unterziehen.
Die Blöcke haben ein mittleres Gewicht von 5 kg und eine Länge von 48 bis 55 cm. Acht derselben, unter denen sich die leichtesten und die schwersten befanden, ergaben folgende Gewichte: 4000, 4050, 5000, 5000, 5110, 5120, 5470 und 5700 g. Die gröſste Differenz beträgt demnach 1700 g = 34 Proz. des Mittelgewichts. Die Monzenheimer Stücke sind sehr gut erhalten. Häufig ist eine der Spitzen abgeschlagen. Sie zeigen keinerlei Bearbeitung als die des Hammers. Zu was mögen diese Blöcke gedient haben?
Einige haben sie für Gewichte gehalten; dem widersprechen die oben angeführten Abweichungen der Schwere. Andere haben darin Steinbearbeitungswerkzeuge erkennen wollen. Diese Annahme wurde, abgesehen von der ungeschickten Form, durch die technische Unter- suchung widerlegt, welche ergab, daſs die Blöcke aus einem ganz
1) Nassauische Annalen, Bd. XIV.
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Italien und die Römer.
bis zu unserem Jahrhundert fast unverändert erhalten zu haben. Wir
werden später eine Beschreibung des corsicanischen Schmelzverfahrens
geben. Aus alle dem bestätigt sich der Ausspruch des Plinius: „For-
nacium magna differentia est“. Das aus den Erzen reduzierte Eisen
wurde von den Schmelzern nicht weiter verarbeitet, sondern in eine
gewisse Handelsform gebracht und so an die Schmiede verhandelt. In
der Schweiz, im ganzen Rheinthale, sowie in vielen Gegenden Deutsch-
lands und Frankreichs hat man öfters Eisenblöcke von eigentümlicher
Gestalt gefunden, über deren Zweck und Verwendung man im Unklaren
war. Sie fanden sich oft in groſsen Mengen beisammen. Ein solcher
Fund wurde z. B. im Jahre 1866 bei Monzenheim in Rheinhessen
gemacht und vom Verfasser beschrieben 1).
Sechsundzwanzig dieser Eisenblöcke (Fig. 113) lagen in Monzenheim
beisammen, die sich jetzt gröſstenteils im römisch-germanischen Museum
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zu Mainz finden. Durch die Güte des Herrn Professor Lindenschmit
wurde der Verfasser in den Stand gesetzt, einen derselben einer genauen
chemischen und technischen Prüfung zu unterziehen.
Die Blöcke haben ein mittleres Gewicht von 5 kg und eine Länge
von 48 bis 55 cm. Acht derselben, unter denen sich die leichtesten
und die schwersten befanden, ergaben folgende Gewichte: 4000, 4050,
5000, 5000, 5110, 5120, 5470 und 5700 g. Die gröſste Differenz beträgt
demnach 1700 g = 34 Proz. des Mittelgewichts. Die Monzenheimer
Stücke sind sehr gut erhalten. Häufig ist eine der Spitzen abgeschlagen.
Sie zeigen keinerlei Bearbeitung als die des Hammers. Zu was mögen
diese Blöcke gedient haben?
Einige haben sie für Gewichte gehalten; dem widersprechen die
oben angeführten Abweichungen der Schwere. Andere haben darin
Steinbearbeitungswerkzeuge erkennen wollen. Diese Annahme wurde,
abgesehen von der ungeschickten Form, durch die technische Unter-
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 533. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/555>, abgerufen am 22.11.2024.
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