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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Italien und die Römer.
Eisen bei den Römern die mannigfaltigste Verwendung. Die Haupt-
plätze für die Herstellung eiserner Geräte und Werkzeuge in der Nach-
barschaft von Rom waren ausser dem schon erwähnten Sulmo für
Stahlwaren, für Ackergerätschaften zur Zeit Katos des Älteren beson-
ders Minturnae in Latium und Cales in Campanien 1), während die
berühmtesten Schlosser in Nola wohnten. Ferner waren noch die
Spaten (Schippen) von Venafrum berühmt.

Zur Zeit, als Pompeji verschüttet wurde (79 n. Chr.), war das
Eisen in Italien unzweifelhaft billiger als das Erz und deshalb zu allen
Zwecken, bei denen der Kostenpunkt in Betracht kam, in Anwendung.
Die Fahrstrassen Pompejis sind alle sanft gewölbt und mit grossen Lava-
platten auf das Sorgfältigste gepflastert. Die Platten sind mit Genauig-
keit ineinander gefügt und nur hier und da durch dazwischen getrie-
bene Eisenkeile und kleine Steine an schadhaft gewordenen Stellen
ausgebessert. Wäre Erz billiger gewesen, so würde man zu dieser Flick-
arbeit jedenfalls dieses, das sich auch weit mehr dazu geeignet haben
würde, da es den Atmosphärilien besser widersteht, vorgezogen haben.

Die Ausgrabungen in Pompeji geben gewiss ein richtiges Bild des
Verhältnisses der Verwendung von Eisen und Erz zum Hausgebrauch
bei den Bewohnern Süditaliens, denn hier haben sich durch die Gunst
der Verhältnisse beide Metalle ziemlich gleichmässig erhalten, während
man bei fast allen sonstigen Ausgrabungen immer vermuten muss, dass
viele Eisengeräte gänzlich durch den Rost zerstört sein mögen. In
Pompeji sieht man, dass die wohlhabenden Einwohner in der Haus-
haltung sich mehr des Erzes als des Eisens bedienten. Betrachten wir
die Geräte der Küche, so sehen wir, dass Kessel und Kochtöpfe aus
Kupfer waren. Die Dreifüsse und Böcke, unter denen das Feuer
brannte, die Siebe, Löffel, die nie fehlende Schnellwage, deren Gewichte
von Stein, Blei oder Eisen waren, die Leuchter, alles war von Kupfer
oder Erz und nur selten begegnet man einem anderen Metall.

Das Mobiliar in den Wohnzimmern bestand zumeist aus Holz.
Von Metallgeräten fanden sich darin Dreifüsse und Kandelaber von
Bronze, oft von kunstvoller Arbeit. Das Bett im Schlafgemach war
von Holz, bei Reichen von Zedern- oder Terebinthenholz, die Füsse
dagegen meist von Erz, manchmal sogar von Gold und reich verziert.
In dem Boudoir fand man die Handspiegel, welche die Sklavinnen der
Dame des Hauses vorhalten mussten. Sie waren in älterer Zeit von
Bronze und einfach poliert, später dagegen von Silber und zwar ent-

1) Cato de re. rust. 135, "ferramenta, falces, palae, ligones, secures, ornamenta,
murices, catellaeus".

Italien und die Römer.
Eisen bei den Römern die mannigfaltigste Verwendung. Die Haupt-
plätze für die Herstellung eiserner Geräte und Werkzeuge in der Nach-
barschaft von Rom waren auſser dem schon erwähnten Sulmo für
Stahlwaren, für Ackergerätschaften zur Zeit Katos des Älteren beson-
ders Minturnae in Latium und Cales in Campanien 1), während die
berühmtesten Schlosser in Nola wohnten. Ferner waren noch die
Spaten (Schippen) von Venafrum berühmt.

Zur Zeit, als Pompeji verschüttet wurde (79 n. Chr.), war das
Eisen in Italien unzweifelhaft billiger als das Erz und deshalb zu allen
Zwecken, bei denen der Kostenpunkt in Betracht kam, in Anwendung.
Die Fahrstraſsen Pompejis sind alle sanft gewölbt und mit groſsen Lava-
platten auf das Sorgfältigste gepflastert. Die Platten sind mit Genauig-
keit ineinander gefügt und nur hier und da durch dazwischen getrie-
bene Eisenkeile und kleine Steine an schadhaft gewordenen Stellen
ausgebessert. Wäre Erz billiger gewesen, so würde man zu dieser Flick-
arbeit jedenfalls dieses, das sich auch weit mehr dazu geeignet haben
würde, da es den Atmosphärilien besser widersteht, vorgezogen haben.

Die Ausgrabungen in Pompeji geben gewiſs ein richtiges Bild des
Verhältnisses der Verwendung von Eisen und Erz zum Hausgebrauch
bei den Bewohnern Süditaliens, denn hier haben sich durch die Gunst
der Verhältnisse beide Metalle ziemlich gleichmäſsig erhalten, während
man bei fast allen sonstigen Ausgrabungen immer vermuten muſs, daſs
viele Eisengeräte gänzlich durch den Rost zerstört sein mögen. In
Pompeji sieht man, daſs die wohlhabenden Einwohner in der Haus-
haltung sich mehr des Erzes als des Eisens bedienten. Betrachten wir
die Geräte der Küche, so sehen wir, daſs Kessel und Kochtöpfe aus
Kupfer waren. Die Dreifüſse und Böcke, unter denen das Feuer
brannte, die Siebe, Löffel, die nie fehlende Schnellwage, deren Gewichte
von Stein, Blei oder Eisen waren, die Leuchter, alles war von Kupfer
oder Erz und nur selten begegnet man einem anderen Metall.

Das Mobiliar in den Wohnzimmern bestand zumeist aus Holz.
Von Metallgeräten fanden sich darin Dreifüſse und Kandelaber von
Bronze, oft von kunstvoller Arbeit. Das Bett im Schlafgemach war
von Holz, bei Reichen von Zedern- oder Terebinthenholz, die Füſse
dagegen meist von Erz, manchmal sogar von Gold und reich verziert.
In dem Boudoir fand man die Handspiegel, welche die Sklavinnen der
Dame des Hauses vorhalten muſsten. Sie waren in älterer Zeit von
Bronze und einfach poliert, später dagegen von Silber und zwar ent-

1) Cato de re. rust. 135, „ferramenta, falces, palae, ligones, secures, ornamenta,
murices, catellaeus“.
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[569/0591] Italien und die Römer. Eisen bei den Römern die mannigfaltigste Verwendung. Die Haupt- plätze für die Herstellung eiserner Geräte und Werkzeuge in der Nach- barschaft von Rom waren auſser dem schon erwähnten Sulmo für Stahlwaren, für Ackergerätschaften zur Zeit Katos des Älteren beson- ders Minturnae in Latium und Cales in Campanien 1), während die berühmtesten Schlosser in Nola wohnten. Ferner waren noch die Spaten (Schippen) von Venafrum berühmt. Zur Zeit, als Pompeji verschüttet wurde (79 n. Chr.), war das Eisen in Italien unzweifelhaft billiger als das Erz und deshalb zu allen Zwecken, bei denen der Kostenpunkt in Betracht kam, in Anwendung. Die Fahrstraſsen Pompejis sind alle sanft gewölbt und mit groſsen Lava- platten auf das Sorgfältigste gepflastert. Die Platten sind mit Genauig- keit ineinander gefügt und nur hier und da durch dazwischen getrie- bene Eisenkeile und kleine Steine an schadhaft gewordenen Stellen ausgebessert. Wäre Erz billiger gewesen, so würde man zu dieser Flick- arbeit jedenfalls dieses, das sich auch weit mehr dazu geeignet haben würde, da es den Atmosphärilien besser widersteht, vorgezogen haben. Die Ausgrabungen in Pompeji geben gewiſs ein richtiges Bild des Verhältnisses der Verwendung von Eisen und Erz zum Hausgebrauch bei den Bewohnern Süditaliens, denn hier haben sich durch die Gunst der Verhältnisse beide Metalle ziemlich gleichmäſsig erhalten, während man bei fast allen sonstigen Ausgrabungen immer vermuten muſs, daſs viele Eisengeräte gänzlich durch den Rost zerstört sein mögen. In Pompeji sieht man, daſs die wohlhabenden Einwohner in der Haus- haltung sich mehr des Erzes als des Eisens bedienten. Betrachten wir die Geräte der Küche, so sehen wir, daſs Kessel und Kochtöpfe aus Kupfer waren. Die Dreifüſse und Böcke, unter denen das Feuer brannte, die Siebe, Löffel, die nie fehlende Schnellwage, deren Gewichte von Stein, Blei oder Eisen waren, die Leuchter, alles war von Kupfer oder Erz und nur selten begegnet man einem anderen Metall. Das Mobiliar in den Wohnzimmern bestand zumeist aus Holz. Von Metallgeräten fanden sich darin Dreifüſse und Kandelaber von Bronze, oft von kunstvoller Arbeit. Das Bett im Schlafgemach war von Holz, bei Reichen von Zedern- oder Terebinthenholz, die Füſse dagegen meist von Erz, manchmal sogar von Gold und reich verziert. In dem Boudoir fand man die Handspiegel, welche die Sklavinnen der Dame des Hauses vorhalten muſsten. Sie waren in älterer Zeit von Bronze und einfach poliert, später dagegen von Silber und zwar ent- 1) Cato de re. rust. 135, „ferramenta, falces, palae, ligones, secures, ornamenta, murices, catellaeus“.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 569. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/591>, abgerufen am 22.11.2024.