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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Italien und die Römer.
weder massiv, oder aus Silberblech, welches auf einer Erzplatte auf-
gezogen war, gefertigt. Indes kamen bei den Hausgeräten der Vor-
nehmen auch solche von Eisen in Anwendung. Die runden Brenn-
eisen, mit denen die Locken der Schönen gebrannt wurden, pflegten
von Eisen zu sein 1). Auch das Schneiden der Haare geschah gemeinig-
lich mit scharfen Stahlmessern, meist jedoch nicht zu Haus, sondern
in der Barbierstube des griechischen Haarkünstlers. Die jetzt ge-
bräuchlichen Scheren kannte man im Altertume noch nicht. Die
einfache Anwendung des Hebels für diesen Zweck, die uns, wie vieles
Ähnliche, so natürlich erscheint, wurde erst viel später erfunden. Die
Scheren der Alten entsprachen unseren Schafscheren. Indes bedienten
sich die Barbiere schon damals oft zweier Messer, deren Klingen sie
wahrscheinlich in einer Weise übereinander legten, dass sie eine Art
von Schere bildeten. Der "Schnitt mit einem Messer" galt jedoch bei
den römischen Dandys für feiner als der mit zweien.

Eiserne Öfen hatte man in den römischen Häusern noch nicht.
Bei dem milden Klima waren Öfen überhaupt kein Bedürfnis und
überdies gewährte das Hypokaustum eine sehr vorzügliche Luftheizung.
Eine Art offenes Kamin wendete man hie und da an, bei dem aber ein
Loch in der Decke die Esse ersetzen musste. Natürlich drang der
Rauch infolgedessen in das Zimmer und schwärzte die gemalten Wände.
Indes hatte man allerdings in den Zimmern öfter eherne Kohlenbecken,
die zierlichen Öfchen ähnlich waren. Sie scheinen dazu gedient zu
haben, Speisen und Wasser warm zu halten. Das Becken hatte das
Aussehen eines kleinen Cylinderofens, der auf drei zierlichen Erzfüssen
stand. Vorn war ein Thürchen, durch das die glühenden Kohlen ein-
gefüllt wurden, oben war ein Einsatz wie ein Topf, in welchem man
das Wasser oder die Speisen eintragen konnte. Sowohl der äussere
Mantel, als der Einsatz waren von Kupferblech. Auch entliessen
diese tragbaren Öfchen den Rauch in das Zimmer. Ebenso unbe-
haglich wie die Feuerung war die Beleuchtung der Römer. Sie
bedienten sich offener Öllämpchen, in deren äusserer Form sie zwar
den erfinderischsten Kunstsinn verschwendeten, die aber in ihrer Kon-
struktion alle gleich unvollkommen waren und stark russten. Sie
fanden sich von den einfachsten Thonlampen an bis zu den kom-
pliziertesten Bronzegusslampen. Beleuchtung und Heizung müssen
nach unserem Geschmack die römischen Häuser zu sehr ungemütlichen
Aufenthaltsorten gemacht haben.


1) Böttiger, Sabina p. 148.

Italien und die Römer.
weder massiv, oder aus Silberblech, welches auf einer Erzplatte auf-
gezogen war, gefertigt. Indes kamen bei den Hausgeräten der Vor-
nehmen auch solche von Eisen in Anwendung. Die runden Brenn-
eisen, mit denen die Locken der Schönen gebrannt wurden, pflegten
von Eisen zu sein 1). Auch das Schneiden der Haare geschah gemeinig-
lich mit scharfen Stahlmessern, meist jedoch nicht zu Haus, sondern
in der Barbierstube des griechischen Haarkünstlers. Die jetzt ge-
bräuchlichen Scheren kannte man im Altertume noch nicht. Die
einfache Anwendung des Hebels für diesen Zweck, die uns, wie vieles
Ähnliche, so natürlich erscheint, wurde erst viel später erfunden. Die
Scheren der Alten entsprachen unseren Schafscheren. Indes bedienten
sich die Barbiere schon damals oft zweier Messer, deren Klingen sie
wahrscheinlich in einer Weise übereinander legten, daſs sie eine Art
von Schere bildeten. Der „Schnitt mit einem Messer“ galt jedoch bei
den römischen Dandys für feiner als der mit zweien.

Eiserne Öfen hatte man in den römischen Häusern noch nicht.
Bei dem milden Klima waren Öfen überhaupt kein Bedürfnis und
überdies gewährte das Hypokaustum eine sehr vorzügliche Luftheizung.
Eine Art offenes Kamin wendete man hie und da an, bei dem aber ein
Loch in der Decke die Esse ersetzen muſste. Natürlich drang der
Rauch infolgedessen in das Zimmer und schwärzte die gemalten Wände.
Indes hatte man allerdings in den Zimmern öfter eherne Kohlenbecken,
die zierlichen Öfchen ähnlich waren. Sie scheinen dazu gedient zu
haben, Speisen und Wasser warm zu halten. Das Becken hatte das
Aussehen eines kleinen Cylinderofens, der auf drei zierlichen Erzfüſsen
stand. Vorn war ein Thürchen, durch das die glühenden Kohlen ein-
gefüllt wurden, oben war ein Einsatz wie ein Topf, in welchem man
das Wasser oder die Speisen eintragen konnte. Sowohl der äuſsere
Mantel, als der Einsatz waren von Kupferblech. Auch entlieſsen
diese tragbaren Öfchen den Rauch in das Zimmer. Ebenso unbe-
haglich wie die Feuerung war die Beleuchtung der Römer. Sie
bedienten sich offener Öllämpchen, in deren äuſserer Form sie zwar
den erfinderischsten Kunstsinn verschwendeten, die aber in ihrer Kon-
struktion alle gleich unvollkommen waren und stark ruſsten. Sie
fanden sich von den einfachsten Thonlampen an bis zu den kom-
pliziertesten Bronzeguſslampen. Beleuchtung und Heizung müssen
nach unserem Geschmack die römischen Häuser zu sehr ungemütlichen
Aufenthaltsorten gemacht haben.


1) Böttiger, Sabina p. 148.
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[570/0592] Italien und die Römer. weder massiv, oder aus Silberblech, welches auf einer Erzplatte auf- gezogen war, gefertigt. Indes kamen bei den Hausgeräten der Vor- nehmen auch solche von Eisen in Anwendung. Die runden Brenn- eisen, mit denen die Locken der Schönen gebrannt wurden, pflegten von Eisen zu sein 1). Auch das Schneiden der Haare geschah gemeinig- lich mit scharfen Stahlmessern, meist jedoch nicht zu Haus, sondern in der Barbierstube des griechischen Haarkünstlers. Die jetzt ge- bräuchlichen Scheren kannte man im Altertume noch nicht. Die einfache Anwendung des Hebels für diesen Zweck, die uns, wie vieles Ähnliche, so natürlich erscheint, wurde erst viel später erfunden. Die Scheren der Alten entsprachen unseren Schafscheren. Indes bedienten sich die Barbiere schon damals oft zweier Messer, deren Klingen sie wahrscheinlich in einer Weise übereinander legten, daſs sie eine Art von Schere bildeten. Der „Schnitt mit einem Messer“ galt jedoch bei den römischen Dandys für feiner als der mit zweien. Eiserne Öfen hatte man in den römischen Häusern noch nicht. Bei dem milden Klima waren Öfen überhaupt kein Bedürfnis und überdies gewährte das Hypokaustum eine sehr vorzügliche Luftheizung. Eine Art offenes Kamin wendete man hie und da an, bei dem aber ein Loch in der Decke die Esse ersetzen muſste. Natürlich drang der Rauch infolgedessen in das Zimmer und schwärzte die gemalten Wände. Indes hatte man allerdings in den Zimmern öfter eherne Kohlenbecken, die zierlichen Öfchen ähnlich waren. Sie scheinen dazu gedient zu haben, Speisen und Wasser warm zu halten. Das Becken hatte das Aussehen eines kleinen Cylinderofens, der auf drei zierlichen Erzfüſsen stand. Vorn war ein Thürchen, durch das die glühenden Kohlen ein- gefüllt wurden, oben war ein Einsatz wie ein Topf, in welchem man das Wasser oder die Speisen eintragen konnte. Sowohl der äuſsere Mantel, als der Einsatz waren von Kupferblech. Auch entlieſsen diese tragbaren Öfchen den Rauch in das Zimmer. Ebenso unbe- haglich wie die Feuerung war die Beleuchtung der Römer. Sie bedienten sich offener Öllämpchen, in deren äuſserer Form sie zwar den erfinderischsten Kunstsinn verschwendeten, die aber in ihrer Kon- struktion alle gleich unvollkommen waren und stark ruſsten. Sie fanden sich von den einfachsten Thonlampen an bis zu den kom- pliziertesten Bronzeguſslampen. Beleuchtung und Heizung müssen nach unserem Geschmack die römischen Häuser zu sehr ungemütlichen Aufenthaltsorten gemacht haben. 1) Böttiger, Sabina p. 148.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 570. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/592>, abgerufen am 22.11.2024.