Aussenwand war von Holzdauben ähnlich wie ein langes Fass zusammen- gefügt und mit eisernen Reifen zusammengehalten 1). Der untere Teil dieser Wasserhaltungsmaschine stand in einem Sumpfe, d. h. in einem Wasserreservoir, während seine obere Ausmündung mit einem Ausguss in Verbindung gebracht war. Der ganze Apparat stand geneigt und wurde von Menschen und Tieren wahrscheinlich mit Hilfe eines Tret- rades in Bewegung gesetzt 2). Das Wasser, welches unten eintrat, wurde durch die Bewegung in die Höhe gedrückt und oben ausgegossen.
Diese ingeniöse Erfindung, zu welcher die Alten gewiss empirisch gekommen sind, soll von Archimedes gemacht worden sein, als er nach Ägypten kam. Doch ist es wahrscheinlicher, dass er sie in jenem Lande kennen lernte und sie später in Grossgriechenland bekannt machte.
Vitruv bemerkt, dass mit dieser überaus kunstreichen Maschine
[Abbildung]
Fig. 163.
eine überraschende Menge Wasser ausgeschöpft und der ganze unter- irdische Fluss aus der Tiefe in die Höhe geleitet wurde.
In den tieferen Bergwerken stand eine Reihe dieser Apparate über- einander.
Höher aber, als durch das Schöpf- rad oder durch die Archimedische Schraube konnte Wasser mittels des ktesibischen Druckwerks gehoben werden, welches nichts anderes war, als eine regelrechte Hub- und Druck- pumpe. Vitruv beschreibt diese fol- gendermassen 3):
1. Diese Maschine, Fig. 163, wird aus Bronze hergestellt. Sie besteht aus zwei gleichen bis unten reichenden Pumpencylindern (Stiefeln), die nicht weit von einander abstehen (aa), und gabelförmig abzweigende Verbindungsröhren (bb) haben, welche, in ähnlicher Weise sich ver- einigend (c), in den mitten liegenden Windkessel (d) münden; in die- sem Windkessel bringt man Ventilklappen (e) (Druckventile) an der oberen Mündung der Verbindungsröhren an, welche exakt sitzen und,
1) "Die Enden der Walze werden mit festgenagelten Eisenbeschlägen gebunden und erhalten eingeschlagene eiserne Zapfen"; Vitruv a. a. O. 10, 6, 3.
2) Vitruv a. a. O. "in die Querbalken sind eiserne Zapfenlager eingelassen, in welche die Zapfen gesteckt werden und so war die Wasserschraube durch tretende Menschen gedreht".
3) Vitruv, Lib. X, Cap. 7.
Italien und die Römer.
Auſsenwand war von Holzdauben ähnlich wie ein langes Faſs zusammen- gefügt und mit eisernen Reifen zusammengehalten 1). Der untere Teil dieser Wasserhaltungsmaschine stand in einem Sumpfe, d. h. in einem Wasserreservoir, während seine obere Ausmündung mit einem Ausguſs in Verbindung gebracht war. Der ganze Apparat stand geneigt und wurde von Menschen und Tieren wahrscheinlich mit Hilfe eines Tret- rades in Bewegung gesetzt 2). Das Wasser, welches unten eintrat, wurde durch die Bewegung in die Höhe gedrückt und oben ausgegossen.
Diese ingeniöse Erfindung, zu welcher die Alten gewiſs empirisch gekommen sind, soll von Archimedes gemacht worden sein, als er nach Ägypten kam. Doch ist es wahrscheinlicher, daſs er sie in jenem Lande kennen lernte und sie später in Groſsgriechenland bekannt machte.
Vitruv bemerkt, daſs mit dieser überaus kunstreichen Maschine
[Abbildung]
Fig. 163.
eine überraschende Menge Wasser ausgeschöpft und der ganze unter- irdische Fluſs aus der Tiefe in die Höhe geleitet wurde.
In den tieferen Bergwerken stand eine Reihe dieser Apparate über- einander.
Höher aber, als durch das Schöpf- rad oder durch die Archimedische Schraube konnte Wasser mittels des ktesibischen Druckwerks gehoben werden, welches nichts anderes war, als eine regelrechte Hub- und Druck- pumpe. Vitruv beschreibt diese fol- gendermaſsen 3):
1. Diese Maschine, Fig. 163, wird aus Bronze hergestellt. Sie besteht aus zwei gleichen bis unten reichenden Pumpencylindern (Stiefeln), die nicht weit von einander abstehen (aa), und gabelförmig abzweigende Verbindungsröhren (bb) haben, welche, in ähnlicher Weise sich ver- einigend (c), in den mitten liegenden Windkessel (d) münden; in die- sem Windkessel bringt man Ventilklappen (e) (Druckventile) an der oberen Mündung der Verbindungsröhren an, welche exakt sitzen und,
1) „Die Enden der Walze werden mit festgenagelten Eisenbeschlägen gebunden und erhalten eingeschlagene eiserne Zapfen“; Vitruv a. a. O. 10, 6, 3.
2) Vitruv a. a. O. „in die Querbalken sind eiserne Zapfenlager eingelassen, in welche die Zapfen gesteckt werden und so war die Wasserschraube durch tretende Menschen gedreht“.
3) Vitruv, Lib. X, Cap. 7.
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Italien und die Römer.
Auſsenwand war von Holzdauben ähnlich wie ein langes Faſs zusammen-
gefügt und mit eisernen Reifen zusammengehalten 1). Der untere Teil
dieser Wasserhaltungsmaschine stand in einem Sumpfe, d. h. in einem
Wasserreservoir, während seine obere Ausmündung mit einem Ausguſs
in Verbindung gebracht war. Der ganze Apparat stand geneigt und
wurde von Menschen und Tieren wahrscheinlich mit Hilfe eines Tret-
rades in Bewegung gesetzt 2). Das Wasser, welches unten eintrat,
wurde durch die Bewegung in die Höhe gedrückt und oben ausgegossen.
Diese ingeniöse Erfindung, zu welcher die Alten gewiſs empirisch
gekommen sind, soll von Archimedes gemacht worden sein, als er nach
Ägypten kam. Doch ist es wahrscheinlicher, daſs er sie in jenem Lande
kennen lernte und sie später in Groſsgriechenland bekannt machte.
Vitruv bemerkt, daſs mit dieser überaus kunstreichen Maschine
[Abbildung Fig. 163.]
eine überraschende Menge Wasser
ausgeschöpft und der ganze unter-
irdische Fluſs aus der Tiefe in die
Höhe geleitet wurde.
In den tieferen Bergwerken stand
eine Reihe dieser Apparate über-
einander.
Höher aber, als durch das Schöpf-
rad oder durch die Archimedische
Schraube konnte Wasser mittels des
ktesibischen Druckwerks gehoben
werden, welches nichts anderes war,
als eine regelrechte Hub- und Druck-
pumpe. Vitruv beschreibt diese fol-
gendermaſsen 3):
1. Diese Maschine, Fig. 163, wird aus Bronze hergestellt. Sie besteht
aus zwei gleichen bis unten reichenden Pumpencylindern (Stiefeln), die
nicht weit von einander abstehen (aa), und gabelförmig abzweigende
Verbindungsröhren (bb) haben, welche, in ähnlicher Weise sich ver-
einigend (c), in den mitten liegenden Windkessel (d) münden; in die-
sem Windkessel bringt man Ventilklappen (e) (Druckventile) an der
oberen Mündung der Verbindungsröhren an, welche exakt sitzen und,
1) „Die Enden der Walze werden mit festgenagelten Eisenbeschlägen gebunden
und erhalten eingeschlagene eiserne Zapfen“; Vitruv a. a. O. 10, 6, 3.
2) Vitruv
a. a. O. „in die Querbalken sind eiserne Zapfenlager eingelassen, in welche die
Zapfen gesteckt werden und so war die Wasserschraube durch tretende Menschen
gedreht“.
3) Vitruv, Lib. X, Cap. 7.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 578. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/600>, abgerufen am 22.11.2024.
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