In den ausgegrabenen Gebäuden, die meist entweder Schmiede- oder Erzschmelzhütten gewesen zu sein scheinen, finden sich zahlreiche Bruchstücke von Schmelztiegeln, die vermutlich zum Schmelzen der Bronze gedient hatten. Wie hier, so scheint auch sonst in Gallien die Industrie ihre Sitze an den befestigten, geschützten Plätzen ge- habt zu haben.
In der Nähe von Bibrakte fanden sich auch die Spuren alter Eisenerzgewinnung. Zur Zeit der Römerherrschaft wurden sogar an dieser Stelle, in die Nähe der Erzgruben, die Öfen angelegt. Diese römischen Schmelzöfen, von denen sich noch viele Spuren -- einer ziem- lich vollständig erhalten -- gefunden haben, waren vollkommener als die Öfen der alten Gallier. Der besterhaltene Ofen dieser Art fand sich an einem Abhange im Boden eingegraben, fast senkrecht unter einem Marmorbruch am Ende des Thales.
Die Breite des Ofens betrug 1 m, die Länge etwas mehr, er hatte abgerundete Ecken im Inneren halbkugelförmig (demi-spherique) nach unten verengt, wie bei den Katalanschmieden. Der Herd von 30 cm Dicke war mit feuerfestem Thon überzogen, darüber fand sich eine Schlackendecke, wie sie nach dem Abstich der Rohschlacke verbleibt. Die Seitenwände zeigten eine doppelte Auskleidung, erst eine von feuerfesten Ziegeln von gelblicher Farbe, den Seitenwänden angepasst, darüber eine Auskleidung ähnlich wie die der Sohle, aus verschlackten Quarzstückchen bestehend, die wahrscheinlich aufgestampft gewesen waren. 25 cm unter der Sohle war eine viereckige Öffnung von 30 cm in dem Stein. Am bemerkenswertesten aber waren die Reste eines Kamins von 60 cm Höhe, ähnlich einem Trichter, dessen untere Öffnung 10 cm nicht überstieg, während er oben 30 cm weit war. Die anderen Öfen in der Nachbarschaft waren ähnlich von ziemlich gleicher Grösse und Konstruktion.
In den alten Eisengruben fanden sich neben einem Bronzeschlüssel allerhand Werkzeuge der Bergleute, die sich jetzt in dem Museum St. Germain befinden.
Die Ausgrabungen von Bibrakte beweisen, dass um den Anfang unserer Zeitrechnung in Gallien bereits eine ausgedehnte Eisenindustrie existierte. Wie weit dieselbe durch fremden Einfluss bedingt war, wie weit die Phönizier, die Phokäer, die Massilioten, die Etrusker, die Römer darauf Einfluss gehabt hatten, lässt sich nicht mehr bestimmen. Anerkannt muss aber werden, dass die gallischen und die iberischen Bewohner des heutigen Frankreichs mit der Verarbeitung der Metalle bekannt waren und Bedeutendes darin leisteten. Alte Druidensagen
Gallien.
In den ausgegrabenen Gebäuden, die meist entweder Schmiede- oder Erzschmelzhütten gewesen zu sein scheinen, finden sich zahlreiche Bruchstücke von Schmelztiegeln, die vermutlich zum Schmelzen der Bronze gedient hatten. Wie hier, so scheint auch sonst in Gallien die Industrie ihre Sitze an den befestigten, geschützten Plätzen ge- habt zu haben.
In der Nähe von Bibrakte fanden sich auch die Spuren alter Eisenerzgewinnung. Zur Zeit der Römerherrschaft wurden sogar an dieser Stelle, in die Nähe der Erzgruben, die Öfen angelegt. Diese römischen Schmelzöfen, von denen sich noch viele Spuren — einer ziem- lich vollständig erhalten — gefunden haben, waren vollkommener als die Öfen der alten Gallier. Der besterhaltene Ofen dieser Art fand sich an einem Abhange im Boden eingegraben, fast senkrecht unter einem Marmorbruch am Ende des Thales.
Die Breite des Ofens betrug 1 m, die Länge etwas mehr, er hatte abgerundete Ecken im Inneren halbkugelförmig (demi-sphérique) nach unten verengt, wie bei den Katalanschmieden. Der Herd von 30 cm Dicke war mit feuerfestem Thon überzogen, darüber fand sich eine Schlackendecke, wie sie nach dem Abstich der Rohschlacke verbleibt. Die Seitenwände zeigten eine doppelte Auskleidung, erst eine von feuerfesten Ziegeln von gelblicher Farbe, den Seitenwänden angepaſst, darüber eine Auskleidung ähnlich wie die der Sohle, aus verschlackten Quarzstückchen bestehend, die wahrscheinlich aufgestampft gewesen waren. 25 cm unter der Sohle war eine viereckige Öffnung von 30 cm in dem Stein. Am bemerkenswertesten aber waren die Reste eines Kamins von 60 cm Höhe, ähnlich einem Trichter, dessen untere Öffnung 10 cm nicht überstieg, während er oben 30 cm weit war. Die anderen Öfen in der Nachbarschaft waren ähnlich von ziemlich gleicher Gröſse und Konstruktion.
In den alten Eisengruben fanden sich neben einem Bronzeschlüssel allerhand Werkzeuge der Bergleute, die sich jetzt in dem Museum St. Germain befinden.
Die Ausgrabungen von Bibrakte beweisen, daſs um den Anfang unserer Zeitrechnung in Gallien bereits eine ausgedehnte Eisenindustrie existierte. Wie weit dieselbe durch fremden Einfluſs bedingt war, wie weit die Phönizier, die Phokäer, die Massilioten, die Etrusker, die Römer darauf Einfluſs gehabt hatten, läſst sich nicht mehr bestimmen. Anerkannt muſs aber werden, daſs die gallischen und die iberischen Bewohner des heutigen Frankreichs mit der Verarbeitung der Metalle bekannt waren und Bedeutendes darin leisteten. Alte Druidensagen
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Gallien.
In den ausgegrabenen Gebäuden, die meist entweder Schmiede-
oder Erzschmelzhütten gewesen zu sein scheinen, finden sich zahlreiche
Bruchstücke von Schmelztiegeln, die vermutlich zum Schmelzen der
Bronze gedient hatten. Wie hier, so scheint auch sonst in Gallien
die Industrie ihre Sitze an den befestigten, geschützten Plätzen ge-
habt zu haben.
In der Nähe von Bibrakte fanden sich auch die Spuren alter
Eisenerzgewinnung. Zur Zeit der Römerherrschaft wurden sogar an
dieser Stelle, in die Nähe der Erzgruben, die Öfen angelegt. Diese
römischen Schmelzöfen, von denen sich noch viele Spuren — einer ziem-
lich vollständig erhalten — gefunden haben, waren vollkommener als die
Öfen der alten Gallier. Der besterhaltene Ofen dieser Art fand sich
an einem Abhange im Boden eingegraben, fast senkrecht unter einem
Marmorbruch am Ende des Thales.
Die Breite des Ofens betrug 1 m, die Länge etwas mehr, er hatte
abgerundete Ecken im Inneren halbkugelförmig (demi-sphérique) nach
unten verengt, wie bei den Katalanschmieden. Der Herd von 30 cm
Dicke war mit feuerfestem Thon überzogen, darüber fand sich eine
Schlackendecke, wie sie nach dem Abstich der Rohschlacke verbleibt.
Die Seitenwände zeigten eine doppelte Auskleidung, erst eine von
feuerfesten Ziegeln von gelblicher Farbe, den Seitenwänden angepaſst,
darüber eine Auskleidung ähnlich wie die der Sohle, aus verschlackten
Quarzstückchen bestehend, die wahrscheinlich aufgestampft gewesen
waren. 25 cm unter der Sohle war eine viereckige Öffnung von 30 cm
in dem Stein. Am bemerkenswertesten aber waren die Reste eines
Kamins von 60 cm Höhe, ähnlich einem Trichter, dessen untere Öffnung
10 cm nicht überstieg, während er oben 30 cm weit war. Die anderen
Öfen in der Nachbarschaft waren ähnlich von ziemlich gleicher Gröſse
und Konstruktion.
In den alten Eisengruben fanden sich neben einem Bronzeschlüssel
allerhand Werkzeuge der Bergleute, die sich jetzt in dem Museum
St. Germain befinden.
Die Ausgrabungen von Bibrakte beweisen, daſs um den Anfang
unserer Zeitrechnung in Gallien bereits eine ausgedehnte Eisenindustrie
existierte. Wie weit dieselbe durch fremden Einfluſs bedingt war, wie
weit die Phönizier, die Phokäer, die Massilioten, die Etrusker, die
Römer darauf Einfluſs gehabt hatten, läſst sich nicht mehr bestimmen.
Anerkannt muſs aber werden, daſs die gallischen und die iberischen
Bewohner des heutigen Frankreichs mit der Verarbeitung der Metalle
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 667. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/689>, abgerufen am 22.11.2024.
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