führen die Geschichte der Gallier (Kelten) in uralte Zeit zurück. Danach sollen sie um 1500 v. Chr. aus Phrygien nach Gallien ein- gewandert sein. Aus dieser Zeit sollen angeblich schon die Gräber von St. Jean de Belville in Savoyen stammen 1).
Die Sensen der Gallier waren von Eisen. Diese waren zur Zeit des Plinius ein Exportartikel, denn er schreibt 2): Von Sensen giebt es zwei Arten: die italische, die kurz und leicht und selbst im Gebüsch verwendbar ist, und die gallische, mit denen man die Arbeit in den grossen Steppen dieses Landes schafft, denn man schneidet dort nur auf den halben Halm und lässt das Übrige stehen.
Das verzinnte Geschirr (incoctilia) nennt Plinius eine Erfindung
[Abbildung]
Fig. 203.
der Gallier und Cäsar berich- tet, dass eiserne Ringe als Geld verwendet wurden 3).
Die hochentwickelte Eisen- technik der Gallier wird auch bezeugt durch die bei Alise ausgegrabenen schön gearbei- teten Eisenwaffen4). Die mannigfach gestalteten Lan- zenspitzen beweisen eine hochentwickelte Schmiede- kunst. Ebenso bemerkens- wert sind die Schwerter. Reffye bemerkt hierzu:
"Diese erinnern an die langen Klingen mit scharfer Schneide, welche die Gallier schon seit der Zeit des Camillus trugen. Man bemerkt deutlich, dass die Schneide und die Klinge nicht aus dem gleichen Material bestehen. Der Arbeiter schweisste, nachdem er den Körper der Klinge aus sehnigem Eisen hergestellt hatte, ein stahlartiges Eisen auf beiden Seiten an, um die Schneiden herzustellen. Diese Schneiden wurden dann kalt abgehämmert. Der Soldat konnte dann leicht nach dem Gefecht seine Klinge wieder aufdängeln, ähnlich, wie dies jetzt noch mit den Sicheln geschieht."
Das gallische Schwert war, wie erwähnt, die Spatha, wie dies auch
1) Liger, la ferronerie I, S. 99 etc.
2) Plin. hist. nat. XVIII, cap. 28.
3) Caes. de bell. gal. V, 4 utuntur aut aere aut annulis ferreis ad certum pon- dus examinatis pro nummo.
4) Les armes d'Alise par M. de Reffye Paris 1864.
Das frühe Mittelalter.
führen die Geschichte der Gallier (Kelten) in uralte Zeit zurück. Danach sollen sie um 1500 v. Chr. aus Phrygien nach Gallien ein- gewandert sein. Aus dieser Zeit sollen angeblich schon die Gräber von St. Jean de Belville in Savoyen stammen 1).
Die Sensen der Gallier waren von Eisen. Diese waren zur Zeit des Plinius ein Exportartikel, denn er schreibt 2): Von Sensen giebt es zwei Arten: die italische, die kurz und leicht und selbst im Gebüsch verwendbar ist, und die gallische, mit denen man die Arbeit in den groſsen Steppen dieses Landes schafft, denn man schneidet dort nur auf den halben Halm und läſst das Übrige stehen.
Das verzinnte Geschirr (incoctilia) nennt Plinius eine Erfindung
[Abbildung]
Fig. 203.
der Gallier und Cäsar berich- tet, daſs eiserne Ringe als Geld verwendet wurden 3).
Die hochentwickelte Eisen- technik der Gallier wird auch bezeugt durch die bei Alise ausgegrabenen schön gearbei- teten Eisenwaffen4). Die mannigfach gestalteten Lan- zenspitzen beweisen eine hochentwickelte Schmiede- kunst. Ebenso bemerkens- wert sind die Schwerter. Reffye bemerkt hierzu:
„Diese erinnern an die langen Klingen mit scharfer Schneide, welche die Gallier schon seit der Zeit des Camillus trugen. Man bemerkt deutlich, daſs die Schneide und die Klinge nicht aus dem gleichen Material bestehen. Der Arbeiter schweiſste, nachdem er den Körper der Klinge aus sehnigem Eisen hergestellt hatte, ein stahlartiges Eisen auf beiden Seiten an, um die Schneiden herzustellen. Diese Schneiden wurden dann kalt abgehämmert. Der Soldat konnte dann leicht nach dem Gefecht seine Klinge wieder aufdängeln, ähnlich, wie dies jetzt noch mit den Sicheln geschieht.“
Das gallische Schwert war, wie erwähnt, die Spatha, wie dies auch
1) Liger, la ferronerie I, S. 99 etc.
2) Plin. hist. nat. XVIII, cap. 28.
3) Caes. de bell. gal. V, 4 utuntur aut aere aut annulis ferreis ad certum pon- dus examinatis pro nummo.
4) Les armes d’Alise par M. de Reffye Paris 1864.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0690"n="668"/><fwplace="top"type="header">Das frühe Mittelalter.</fw><lb/>
führen die Geschichte der Gallier (Kelten) in uralte Zeit zurück.<lb/>
Danach sollen sie um 1500 v. Chr. aus Phrygien nach Gallien ein-<lb/>
gewandert sein. Aus dieser Zeit sollen angeblich schon die Gräber von<lb/>
St. Jean de Belville in Savoyen stammen <noteplace="foot"n="1)">Liger, la ferronerie I, S. 99 etc.</note>.</p><lb/><p>Die Sensen der Gallier waren von Eisen. Diese waren zur Zeit<lb/>
des Plinius ein Exportartikel, denn er schreibt <noteplace="foot"n="2)">Plin. hist. nat. XVIII, cap. 28.</note>: Von Sensen giebt es<lb/>
zwei Arten: die italische, die kurz und leicht und selbst im Gebüsch<lb/>
verwendbar ist, und die gallische, mit denen man die Arbeit in den<lb/>
groſsen Steppen dieses Landes schafft, denn man schneidet dort nur auf<lb/>
den halben Halm und läſst das Übrige stehen.</p><lb/><p>Das verzinnte Geschirr (incoctilia) nennt Plinius eine Erfindung<lb/><figure><head>Fig. 203.</head></figure><lb/>
der Gallier und Cäsar berich-<lb/>
tet, daſs eiserne Ringe als<lb/>
Geld verwendet wurden <noteplace="foot"n="3)">Caes. de bell. gal. V, 4 utuntur aut aere aut annulis ferreis ad certum pon-<lb/>
dus examinatis pro nummo.</note>.</p><lb/><p>Die hochentwickelte Eisen-<lb/>
technik der Gallier wird auch<lb/>
bezeugt durch die bei Alise<lb/>
ausgegrabenen schön gearbei-<lb/>
teten <hirendition="#g">Eisenwaffen</hi><noteplace="foot"n="4)">Les armes d’Alise par M. de Reffye Paris 1864.</note>. Die<lb/>
mannigfach gestalteten Lan-<lb/>
zenspitzen beweisen eine<lb/>
hochentwickelte Schmiede-<lb/>
kunst. Ebenso bemerkens-<lb/>
wert sind die Schwerter.<lb/>
Reffye bemerkt hierzu:</p><lb/><p>„Diese erinnern an die<lb/>
langen Klingen mit scharfer<lb/>
Schneide, welche die Gallier<lb/>
schon seit der Zeit des Camillus trugen. Man bemerkt deutlich, daſs<lb/>
die Schneide und die Klinge nicht aus dem gleichen Material bestehen.<lb/>
Der Arbeiter schweiſste, nachdem er den Körper der Klinge aus<lb/>
sehnigem Eisen hergestellt hatte, ein stahlartiges Eisen auf beiden<lb/>
Seiten an, um die Schneiden herzustellen. Diese Schneiden wurden<lb/>
dann kalt abgehämmert. Der Soldat konnte dann leicht nach dem<lb/>
Gefecht seine Klinge wieder aufdängeln, ähnlich, wie dies jetzt noch<lb/>
mit den Sicheln geschieht.“</p><lb/><p>Das gallische Schwert war, wie erwähnt, die Spatha, wie dies auch<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[668/0690]
Das frühe Mittelalter.
führen die Geschichte der Gallier (Kelten) in uralte Zeit zurück.
Danach sollen sie um 1500 v. Chr. aus Phrygien nach Gallien ein-
gewandert sein. Aus dieser Zeit sollen angeblich schon die Gräber von
St. Jean de Belville in Savoyen stammen 1).
Die Sensen der Gallier waren von Eisen. Diese waren zur Zeit
des Plinius ein Exportartikel, denn er schreibt 2): Von Sensen giebt es
zwei Arten: die italische, die kurz und leicht und selbst im Gebüsch
verwendbar ist, und die gallische, mit denen man die Arbeit in den
groſsen Steppen dieses Landes schafft, denn man schneidet dort nur auf
den halben Halm und läſst das Übrige stehen.
Das verzinnte Geschirr (incoctilia) nennt Plinius eine Erfindung
[Abbildung Fig. 203.]
der Gallier und Cäsar berich-
tet, daſs eiserne Ringe als
Geld verwendet wurden 3).
Die hochentwickelte Eisen-
technik der Gallier wird auch
bezeugt durch die bei Alise
ausgegrabenen schön gearbei-
teten Eisenwaffen 4). Die
mannigfach gestalteten Lan-
zenspitzen beweisen eine
hochentwickelte Schmiede-
kunst. Ebenso bemerkens-
wert sind die Schwerter.
Reffye bemerkt hierzu:
„Diese erinnern an die
langen Klingen mit scharfer
Schneide, welche die Gallier
schon seit der Zeit des Camillus trugen. Man bemerkt deutlich, daſs
die Schneide und die Klinge nicht aus dem gleichen Material bestehen.
Der Arbeiter schweiſste, nachdem er den Körper der Klinge aus
sehnigem Eisen hergestellt hatte, ein stahlartiges Eisen auf beiden
Seiten an, um die Schneiden herzustellen. Diese Schneiden wurden
dann kalt abgehämmert. Der Soldat konnte dann leicht nach dem
Gefecht seine Klinge wieder aufdängeln, ähnlich, wie dies jetzt noch
mit den Sicheln geschieht.“
Das gallische Schwert war, wie erwähnt, die Spatha, wie dies auch
1) Liger, la ferronerie I, S. 99 etc.
2) Plin. hist. nat. XVIII, cap. 28.
3) Caes. de bell. gal. V, 4 utuntur aut aere aut annulis ferreis ad certum pon-
dus examinatis pro nummo.
4) Les armes d’Alise par M. de Reffye Paris 1864.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 668. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/690>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.