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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Die Germanen.

Die Grifflänge entspricht der Grösse einer starken Hand und be-
trägt mit Knopf und Bügel im Durchschnitt 12 bis 141/2 cm. Was die
Form anlangt, so herrscht die rechtwinkelige Absetzung des Heftes
gegen die Klinge vor, ohne eigentliche Parierstange, indem der Ab-
schluss zwischen Griff und Klinge durch ein ovales Plättchen gebildet
wird, das wenig übersteht, so dass das Schwertkreuz nur wenig her-

[Abbildung] Fig. 241.
[Abbildung] Fig. 242.
vortritt. Fig. 241 und 242 1) sind typische
Formen alter deutscher Schwerter, das erste
befindet sich im Museum zu Regensburg und
hat einen Griff von Knochen, das zweite ist
im Museum zu Mainz mit Bügelbeschlägen von
Bronze.

Oft waren die Namen derjenigen, für welche
das Schwert gefertigt war, auf dem verzierten
Hefte angebracht. So heisst es im Beowulflied:

"Auch war auf der Leiste von lichtem Golde
Mit Runstaben recht verzeichnet
Gesetzt und gesaget, wem der sachs war gewirkt."

Ebenso waren die Schwerter der britanni-
schen Häuptlinge, welche Graf Wido an König
Karl als Zeichen ihrer Unterwerfung über-
brachte, mit ihren Namen bezeichnet 2). Reich
geschmückt mit Gold und Edelsteinen war oft
der Griff, "die Hilze". So war der Griff von
Karls des Grossen Schwert, das er gewöhnlich
trug, von Silber und Gold, bei Festlichkeiten
aber trug er eine reich mit Edelsteinen besetzte
Waffe 3). Die Scheide war meist von Holz
und Leder. Die beste Beschreibung hiervon
giebt der Chronist von St. Gallen. "Das
Schwert", sagt er 4), "wurde erstlich durch die
Scheide (Holz), dann durch Leder, drittens
durch sehr weisses, mit hellem Wachs gestärk-
tes Leinen so umgeben, dass es mit seinem, in
der Mitte glänzenden Kreuzchen (als Dekora-
tion der Scheide) zum Verderben der Heiden dauerhaft erhalten
wurde."


1) Lindenschmit a. a. O., Fig. 126 u. 127.
2) Einhard, Ann. 799.
3) Ein-
hard, vita Caroli 23.
4) Monach. St. Gall. I, 34.
Die Germanen.

Die Grifflänge entspricht der Gröſse einer starken Hand und be-
trägt mit Knopf und Bügel im Durchschnitt 12 bis 14½ cm. Was die
Form anlangt, so herrscht die rechtwinkelige Absetzung des Heftes
gegen die Klinge vor, ohne eigentliche Parierstange, indem der Ab-
schluſs zwischen Griff und Klinge durch ein ovales Plättchen gebildet
wird, das wenig übersteht, so daſs das Schwertkreuz nur wenig her-

[Abbildung] Fig. 241.
[Abbildung] Fig. 242.
vortritt. Fig. 241 und 242 1) sind typische
Formen alter deutscher Schwerter, das erste
befindet sich im Museum zu Regensburg und
hat einen Griff von Knochen, das zweite ist
im Museum zu Mainz mit Bügelbeschlägen von
Bronze.

Oft waren die Namen derjenigen, für welche
das Schwert gefertigt war, auf dem verzierten
Hefte angebracht. So heiſst es im Beowulflied:

„Auch war auf der Leiste von lichtem Golde
Mit Runstaben recht verzeichnet
Gesetzt und gesaget, wem der sachs war gewirkt.“

Ebenso waren die Schwerter der britanni-
schen Häuptlinge, welche Graf Wido an König
Karl als Zeichen ihrer Unterwerfung über-
brachte, mit ihren Namen bezeichnet 2). Reich
geschmückt mit Gold und Edelsteinen war oft
der Griff, „die Hilze“. So war der Griff von
Karls des Groſsen Schwert, das er gewöhnlich
trug, von Silber und Gold, bei Festlichkeiten
aber trug er eine reich mit Edelsteinen besetzte
Waffe 3). Die Scheide war meist von Holz
und Leder. Die beste Beschreibung hiervon
giebt der Chronist von St. Gallen. „Das
Schwert“, sagt er 4), „wurde erstlich durch die
Scheide (Holz), dann durch Leder, drittens
durch sehr weiſses, mit hellem Wachs gestärk-
tes Leinen so umgeben, daſs es mit seinem, in
der Mitte glänzenden Kreuzchen (als Dekora-
tion der Scheide) zum Verderben der Heiden dauerhaft erhalten
wurde.“


1) Lindenschmit a. a. O., Fig. 126 u. 127.
2) Einhard, Ann. 799.
3) Ein-
hard, vita Caroli 23.
4) Monach. St. Gall. I, 34.
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[720/0742] Die Germanen. Die Grifflänge entspricht der Gröſse einer starken Hand und be- trägt mit Knopf und Bügel im Durchschnitt 12 bis 14½ cm. Was die Form anlangt, so herrscht die rechtwinkelige Absetzung des Heftes gegen die Klinge vor, ohne eigentliche Parierstange, indem der Ab- schluſs zwischen Griff und Klinge durch ein ovales Plättchen gebildet wird, das wenig übersteht, so daſs das Schwertkreuz nur wenig her- [Abbildung Fig. 241.] [Abbildung Fig. 242.] vortritt. Fig. 241 und 242 1) sind typische Formen alter deutscher Schwerter, das erste befindet sich im Museum zu Regensburg und hat einen Griff von Knochen, das zweite ist im Museum zu Mainz mit Bügelbeschlägen von Bronze. Oft waren die Namen derjenigen, für welche das Schwert gefertigt war, auf dem verzierten Hefte angebracht. So heiſst es im Beowulflied: „Auch war auf der Leiste von lichtem Golde Mit Runstaben recht verzeichnet Gesetzt und gesaget, wem der sachs war gewirkt.“ Ebenso waren die Schwerter der britanni- schen Häuptlinge, welche Graf Wido an König Karl als Zeichen ihrer Unterwerfung über- brachte, mit ihren Namen bezeichnet 2). Reich geschmückt mit Gold und Edelsteinen war oft der Griff, „die Hilze“. So war der Griff von Karls des Groſsen Schwert, das er gewöhnlich trug, von Silber und Gold, bei Festlichkeiten aber trug er eine reich mit Edelsteinen besetzte Waffe 3). Die Scheide war meist von Holz und Leder. Die beste Beschreibung hiervon giebt der Chronist von St. Gallen. „Das Schwert“, sagt er 4), „wurde erstlich durch die Scheide (Holz), dann durch Leder, drittens durch sehr weiſses, mit hellem Wachs gestärk- tes Leinen so umgeben, daſs es mit seinem, in der Mitte glänzenden Kreuzchen (als Dekora- tion der Scheide) zum Verderben der Heiden dauerhaft erhalten wurde.“ 1) Lindenschmit a. a. O., Fig. 126 u. 127. 2) Einhard, Ann. 799. 3) Ein- hard, vita Caroli 23. 4) Monach. St. Gall. I, 34.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 720. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/742>, abgerufen am 22.11.2024.