meringberg zu betreiben, ohne dass ein Zins dabei erwähnt wird. Münnichsdorfer hält die Angabe, dass der Mons gamanana in der Ur- kunde König Arnulphs der Gammeringberg im Ennsthale sei, allerdings für irrig und behauptet, dass darunter die Gegend bei St. Leonhard im Lavantthal gemeint sei 1). Die deutschen Kaiser betrachteten sich in Noricum als Rechtsnachfolger der römischen Imperatoren und erhoben dieselben Zehnten (in Dominicum). Obersteier war zum grössten Teil kaiserliches Fiskalgut. Daher die vielen Schenkungen an Klöster vom 9. Jahrhundert an. Gaugraf Alberich (Abberich) trat 931 an die Erz- kirche des Klosters Admont eine Hube am Gammeringberg mit Eisen- minen ab, so dass jeder Dienstmann des Erzstiftes ohne Zins und Frohn dort Erz gewinnen und schmelzen konnte (flatum ferri fodere sinc censu). Die ersten urkundlichen Verleihungen kommen erst im Anfang des 11. Jahrhunderts in jenen Gegenden vor. In dieser Zeit wird bereits der Eisenbergbau zwischen Afflenz und Mariazell genannt und ebenso alt ist der Grubenbetrieb in Admont und Johnsbachthal, den Heinrich II. dem Grafen Wilhelm und seiner Mutter als Regale verlieh.
Für uralt hält man den Bergbau in Tirol, der sich mit Sicherheit bis ins 9. Jahrhundert zurückführen lässt. Im Stadtgerichtsbezirk von Trient liegt ein Dorf Fornass (Fornace), das schon 845 aufgeführt wird, indem in einer Urkunde aus diesem Jahre ein Ontari de For- naces als Zeuge erwähnt ist. Sicherlich hat der Ort seinen Namen von Eisenöfen, die dort standen.
Wie in den Norischen Alpen die Eisengewinnung sich aus der Römerzeit her ohne wesentliche Unterbrechungen erhalten hat, so war dies ebenso in Böhmen und Mähren der Fall, wo Markomannen, Gothinen und Quaden das Eisen des Landes verwendet hatten. Über den böh- mischen Bergbau liegen sogar alte, historische Notizen vor. Die Chronik des Wenzel Hazek berichtet: "Im Jahre 677 entdeckte Botack, ein Mann aus den Kroken des anderen böhmischen Herzogs Geschlecht, Eisenstein, sammelte den Stein und verschmolz ihn auf Eisen."
Derselbe berichtet auch, dass die Goldwäschen in Böhmen im Jahre 685 im Gang gewesen sind und dass im Jahre 685 die armen Leute Gold aus den Wasserflüssen gewaschen hätten. Im 8. Jahrhundert war auch bereits regelmässiger Bergbau auf Golderze dort im Schwung, z. B. zu Kascha 716, und zu Kolan waren Bergwerke von 734 an 14 Jahre in Ausbeute. Über den böhmischen Eisensteinbergbau berichtet weiter- hin die Chronik: "Im Jahre 777 wurde einem Mann Namens Hessen ein
1) Münnichsdorfer a. a. O. S. 19.
Die Germanen.
meringberg zu betreiben, ohne daſs ein Zins dabei erwähnt wird. Münnichsdorfer hält die Angabe, daſs der Mons gamanana in der Ur- kunde König Arnulphs der Gammeringberg im Ennsthale sei, allerdings für irrig und behauptet, daſs darunter die Gegend bei St. Leonhard im Lavantthal gemeint sei 1). Die deutschen Kaiser betrachteten sich in Noricum als Rechtsnachfolger der römischen Imperatoren und erhoben dieselben Zehnten (in Dominicum). Obersteier war zum gröſsten Teil kaiserliches Fiskalgut. Daher die vielen Schenkungen an Klöster vom 9. Jahrhundert an. Gaugraf Alberich (Abberich) trat 931 an die Erz- kirche des Klosters Admont eine Hube am Gammeringberg mit Eisen- minen ab, so daſs jeder Dienstmann des Erzstiftes ohne Zins und Frohn dort Erz gewinnen und schmelzen konnte (flatum ferri fodere sinc censu). Die ersten urkundlichen Verleihungen kommen erst im Anfang des 11. Jahrhunderts in jenen Gegenden vor. In dieser Zeit wird bereits der Eisenbergbau zwischen Afflenz und Mariazell genannt und ebenso alt ist der Grubenbetrieb in Admont und Johnsbachthal, den Heinrich II. dem Grafen Wilhelm und seiner Mutter als Regale verlieh.
Für uralt hält man den Bergbau in Tirol, der sich mit Sicherheit bis ins 9. Jahrhundert zurückführen läſst. Im Stadtgerichtsbezirk von Trient liegt ein Dorf Fornaſs (Fornace), das schon 845 aufgeführt wird, indem in einer Urkunde aus diesem Jahre ein Ontari de For- naces als Zeuge erwähnt ist. Sicherlich hat der Ort seinen Namen von Eisenöfen, die dort standen.
Wie in den Norischen Alpen die Eisengewinnung sich aus der Römerzeit her ohne wesentliche Unterbrechungen erhalten hat, so war dies ebenso in Böhmen und Mähren der Fall, wo Markomannen, Gothinen und Quaden das Eisen des Landes verwendet hatten. Über den böh- mischen Bergbau liegen sogar alte, historische Notizen vor. Die Chronik des Wenzel Hazek berichtet: „Im Jahre 677 entdeckte Botack, ein Mann aus den Kroken des anderen böhmischen Herzogs Geschlecht, Eisenstein, sammelte den Stein und verschmolz ihn auf Eisen.“
Derselbe berichtet auch, daſs die Goldwäschen in Böhmen im Jahre 685 im Gang gewesen sind und daſs im Jahre 685 die armen Leute Gold aus den Wasserflüssen gewaschen hätten. Im 8. Jahrhundert war auch bereits regelmäſsiger Bergbau auf Golderze dort im Schwung, z. B. zu Kascha 716, und zu Kolan waren Bergwerke von 734 an 14 Jahre in Ausbeute. Über den böhmischen Eisensteinbergbau berichtet weiter- hin die Chronik: „Im Jahre 777 wurde einem Mann Namens Hessen ein
1) Münnichsdorfer a. a. O. S. 19.
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meringberg zu betreiben, ohne daſs ein Zins dabei erwähnt wird.
Münnichsdorfer hält die Angabe, daſs der Mons gamanana in der Ur-
kunde König Arnulphs der Gammeringberg im Ennsthale sei, allerdings
für irrig und behauptet, daſs darunter die Gegend bei St. Leonhard im
Lavantthal gemeint sei 1). Die deutschen Kaiser betrachteten sich in
Noricum als Rechtsnachfolger der römischen Imperatoren und erhoben
dieselben Zehnten (in Dominicum). Obersteier war zum gröſsten Teil
kaiserliches Fiskalgut. Daher die vielen Schenkungen an Klöster vom
9. Jahrhundert an. Gaugraf Alberich (Abberich) trat 931 an die Erz-
kirche des Klosters Admont eine Hube am Gammeringberg mit Eisen-
minen ab, so daſs jeder Dienstmann des Erzstiftes ohne Zins und Frohn
dort Erz gewinnen und schmelzen konnte (flatum ferri fodere sinc censu).
Die ersten urkundlichen Verleihungen kommen erst im Anfang des
11. Jahrhunderts in jenen Gegenden vor. In dieser Zeit wird bereits
der Eisenbergbau zwischen Afflenz und Mariazell genannt und ebenso
alt ist der Grubenbetrieb in Admont und Johnsbachthal, den Heinrich II.
dem Grafen Wilhelm und seiner Mutter als Regale verlieh.
Für uralt hält man den Bergbau in Tirol, der sich mit Sicherheit
bis ins 9. Jahrhundert zurückführen läſst. Im Stadtgerichtsbezirk von
Trient liegt ein Dorf Fornaſs (Fornace), das schon 845 aufgeführt
wird, indem in einer Urkunde aus diesem Jahre ein Ontari de For-
naces als Zeuge erwähnt ist. Sicherlich hat der Ort seinen Namen
von Eisenöfen, die dort standen.
Wie in den Norischen Alpen die Eisengewinnung sich aus der
Römerzeit her ohne wesentliche Unterbrechungen erhalten hat, so war
dies ebenso in Böhmen und Mähren der Fall, wo Markomannen, Gothinen
und Quaden das Eisen des Landes verwendet hatten. Über den böh-
mischen Bergbau liegen sogar alte, historische Notizen vor. Die
Chronik des Wenzel Hazek berichtet: „Im Jahre 677 entdeckte Botack,
ein Mann aus den Kroken des anderen böhmischen Herzogs Geschlecht,
Eisenstein, sammelte den Stein und verschmolz ihn auf Eisen.“
Derselbe berichtet auch, daſs die Goldwäschen in Böhmen im Jahre
685 im Gang gewesen sind und daſs im Jahre 685 die armen Leute
Gold aus den Wasserflüssen gewaschen hätten. Im 8. Jahrhundert war
auch bereits regelmäſsiger Bergbau auf Golderze dort im Schwung,
z. B. zu Kascha 716, und zu Kolan waren Bergwerke von 734 an 14 Jahre
in Ausbeute. Über den böhmischen Eisensteinbergbau berichtet weiter-
hin die Chronik: „Im Jahre 777 wurde einem Mann Namens Hessen ein
1) Münnichsdorfer a. a. O. S. 19.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 732. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/754>, abgerufen am 22.11.2024.
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