trefflicher, reicher Eisenstein gebracht. Er liess ihn graben, über einen Haufen legen und brennen; es konnte aber niemand etwas dar- aus machen. Der Eisenstein war gar reich befunden und diese Arbeit war dermassen gemein, dass man konnte auf einem Eisen das andere schmieden. Die Berauner suchten daher den Eisenstein mit Fleiss, wie denn dessen im selben Jahr viel funden worden."
Der uralten Eisengruben in den Sudeten haben wir erwähnt. Ebenso soll die Eisengewinnung bei Horzowitz sehr alt sein.
Wie im südöstlichen Deutschland, so erhielt sich römische Eisen- gewinnung kontinuierlich von den Römerzeiten her in Westdeutschland, insbesondere am Rhein. Die Kontinuität der Eisengewinnung im Berner Jura von vorrömischer, römischer und mittelalterlicher Zeit ist durch die früher angeführten Ausgrabungen von Quiquerez nachgewiesen. Ein ähnliches Verhältnis zeigte sich im Eisthal in der Nähe von Eisenberg in der bayerischen Rheinpfalz. Dort findet sich ein ausgedehntes Hügel- gräberfeld. Zwischen den westlichen und älteren Grabhügeln 1), -- von denen die ersteren Bronzen mit Leichenbeisetzung, die letzteren Bronze, Eisen und Leichenbrand zeigen -- liegen mächtige Hügelhaufen von stark eisenhaltigen Schlacken. Sie haben einen Umfang von 70 bis 80 m und eine Höhe von 3 bis 4 m und sind die Reste alter Eisen- schmelzen, wahrscheinlich gleichzeitig mit dem östlichen Grabfeld, in dem sich bereits Eisen findet. Diese Schlackenhügel entsprechen denen der Schweiz und des Jura. Ein in der Nähe an der Strasse von Ramsen nach Alsenborn oberhalb des Kleehofes befindlicher Erdaufwurf, 6 bis 7 m hoch und von 30 m Durchmesser erinnert an den oben beschrie- benen Kalosenkippel bei den Eisenschmelzen der Salburg. Eisenberg selbst, wo sich heute die Eisenwerke der Herren von Gienanth befinden, ist überreich an Erinnerungen an die Römerzeit, davon zeugen In- schriften und Votivaltäre, vor allem aber die Massen von Bronzen, Gefässen und Münzen, die dort gefunden werden. Die Münzen bilden eine ununterbrochene Reihe von den ersten Kaisern und vorher bis zu den sogenannten Arkadienmünzen. Am stärksten ist das 6. Jahr- hundert vertreten. Als Schluss ergiebt sich für die Gegend vom Ur- sprung der Eis bis nach Eisenberg eine ununterbrochene starke Ansiedelung einer industrieellen mit Töpferei und Eisenfabrikation beschäftigten Bevölkerung.
1) Mehlis, Prähistor. Funde der Pfalz in den Mitteilungen des histor. Vereins der Pfalz.
Eisensteinbergbau.
trefflicher, reicher Eisenstein gebracht. Er lieſs ihn graben, über einen Haufen legen und brennen; es konnte aber niemand etwas dar- aus machen. Der Eisenstein war gar reich befunden und diese Arbeit war dermaſsen gemein, daſs man konnte auf einem Eisen das andere schmieden. Die Berauner suchten daher den Eisenstein mit Fleiſs, wie denn dessen im selben Jahr viel funden worden.“
Der uralten Eisengruben in den Sudeten haben wir erwähnt. Ebenso soll die Eisengewinnung bei Horzowitz sehr alt sein.
Wie im südöstlichen Deutschland, so erhielt sich römische Eisen- gewinnung kontinuierlich von den Römerzeiten her in Westdeutschland, insbesondere am Rhein. Die Kontinuität der Eisengewinnung im Berner Jura von vorrömischer, römischer und mittelalterlicher Zeit ist durch die früher angeführten Ausgrabungen von Quiquerez nachgewiesen. Ein ähnliches Verhältnis zeigte sich im Eisthal in der Nähe von Eisenberg in der bayerischen Rheinpfalz. Dort findet sich ein ausgedehntes Hügel- gräberfeld. Zwischen den westlichen und älteren Grabhügeln 1), — von denen die ersteren Bronzen mit Leichenbeisetzung, die letzteren Bronze, Eisen und Leichenbrand zeigen — liegen mächtige Hügelhaufen von stark eisenhaltigen Schlacken. Sie haben einen Umfang von 70 bis 80 m und eine Höhe von 3 bis 4 m und sind die Reste alter Eisen- schmelzen, wahrscheinlich gleichzeitig mit dem östlichen Grabfeld, in dem sich bereits Eisen findet. Diese Schlackenhügel entsprechen denen der Schweiz und des Jura. Ein in der Nähe an der Straſse von Ramsen nach Alsenborn oberhalb des Kleehofes befindlicher Erdaufwurf, 6 bis 7 m hoch und von 30 m Durchmesser erinnert an den oben beschrie- benen Kalosenkippel bei den Eisenschmelzen der Salburg. Eisenberg selbst, wo sich heute die Eisenwerke der Herren von Gienanth befinden, ist überreich an Erinnerungen an die Römerzeit, davon zeugen In- schriften und Votivaltäre, vor allem aber die Massen von Bronzen, Gefäſsen und Münzen, die dort gefunden werden. Die Münzen bilden eine ununterbrochene Reihe von den ersten Kaisern und vorher bis zu den sogenannten Arkadienmünzen. Am stärksten ist das 6. Jahr- hundert vertreten. Als Schluſs ergiebt sich für die Gegend vom Ur- sprung der Eis bis nach Eisenberg eine ununterbrochene starke Ansiedelung einer industrieellen mit Töpferei und Eisenfabrikation beschäftigten Bevölkerung.
1) Mehlis, Prähistor. Funde der Pfalz in den Mitteilungen des histor. Vereins der Pfalz.
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[733/0755]
Eisensteinbergbau.
trefflicher, reicher Eisenstein gebracht. Er lieſs ihn graben, über
einen Haufen legen und brennen; es konnte aber niemand etwas dar-
aus machen. Der Eisenstein war gar reich befunden und diese Arbeit
war dermaſsen gemein, daſs man konnte auf einem Eisen das andere
schmieden. Die Berauner suchten daher den Eisenstein mit Fleiſs,
wie denn dessen im selben Jahr viel funden worden.“
Der uralten Eisengruben in den Sudeten haben wir erwähnt.
Ebenso soll die Eisengewinnung bei Horzowitz sehr alt sein.
Wie im südöstlichen Deutschland, so erhielt sich römische Eisen-
gewinnung kontinuierlich von den Römerzeiten her in Westdeutschland,
insbesondere am Rhein. Die Kontinuität der Eisengewinnung im Berner
Jura von vorrömischer, römischer und mittelalterlicher Zeit ist durch
die früher angeführten Ausgrabungen von Quiquerez nachgewiesen. Ein
ähnliches Verhältnis zeigte sich im Eisthal in der Nähe von Eisenberg in
der bayerischen Rheinpfalz. Dort findet sich ein ausgedehntes Hügel-
gräberfeld. Zwischen den westlichen und älteren Grabhügeln 1), —
von denen die ersteren Bronzen mit Leichenbeisetzung, die letzteren
Bronze, Eisen und Leichenbrand zeigen — liegen mächtige Hügelhaufen
von stark eisenhaltigen Schlacken. Sie haben einen Umfang von 70
bis 80 m und eine Höhe von 3 bis 4 m und sind die Reste alter Eisen-
schmelzen, wahrscheinlich gleichzeitig mit dem östlichen Grabfeld, in
dem sich bereits Eisen findet. Diese Schlackenhügel entsprechen denen
der Schweiz und des Jura. Ein in der Nähe an der Straſse von Ramsen
nach Alsenborn oberhalb des Kleehofes befindlicher Erdaufwurf, 6 bis
7 m hoch und von 30 m Durchmesser erinnert an den oben beschrie-
benen Kalosenkippel bei den Eisenschmelzen der Salburg. Eisenberg
selbst, wo sich heute die Eisenwerke der Herren von Gienanth befinden,
ist überreich an Erinnerungen an die Römerzeit, davon zeugen In-
schriften und Votivaltäre, vor allem aber die Massen von Bronzen,
Gefäſsen und Münzen, die dort gefunden werden. Die Münzen bilden
eine ununterbrochene Reihe von den ersten Kaisern und vorher bis zu
den sogenannten Arkadienmünzen. Am stärksten ist das 6. Jahr-
hundert vertreten. Als Schluſs ergiebt sich für die Gegend vom Ur-
sprung der Eis bis nach Eisenberg eine ununterbrochene starke
Ansiedelung einer industrieellen mit Töpferei und Eisenfabrikation
beschäftigten Bevölkerung.
1) Mehlis, Prähistor. Funde der Pfalz in den Mitteilungen des histor. Vereins
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 733. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/755>, abgerufen am 22.11.2024.
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